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Wellensittich: Alter erkennen, Entwicklung und Lebenserwartung

16.05.2024 - Lesedauer: 4 Minuten

Drei Wellensittiche sitzen auf einer Stange

Wenn du dir Wellensittiche ins Haus holst, hast du lange Freude an den munteren Minis: Gute Pflege und Gesundheit vorausgesetzt, beträgt die durchschnittliche Wellensittich-Lebenserwartung etwa 14 Jahre. Es sind sogar deutlich ältere Exemplare bekannt. Während Jungvögel und Senioren auch für einen Laien relativ einfach zu erkennen sind, kann die Altersbestimmung eines erwachsenen Vogels komplizierter sein. Einfach ist es, wenn der Vogel beringt ist. Aber bei einem Tier mit unbekannter Vergangenheit, etwa einem Zuflieger oder Tierheimvogel ohne Ring, ist es schwierig, das Wellensittich-Alter zu erkennen.

Wie bestimme ich das Alter eines Wellensittichs?

Eine grobe Einschätzung des Wellensittich-Alters ohne Sichtung des Rings ist anhand einiger optischer Merkmale möglich.

Bestimmung des Alters eines Wellensittichs

  • Jungtier: Die typische Wellenzeichnung zieht sich von der Nasenwurzel aus über die Stirn und den gesamten Kopf, wirkt aber noch etwas verwaschen – vorausgesetzt, es handelt sich um einen Farbschlag mit gemustertem Kopfgefieder. Auch die Kehltupfen sind noch klein. Sehr junge Wellensittiche haben dunkle „Knopfaugen“; der Irisring hellt sich erst mit der Zeit auf. Die Wachshaut über dem Schnabel ist noch recht hell, unabhängig vom Geschlecht. Insgesamt weist ein Jungvogel im Vergleich zum Alttier ein deutlich ausgeprägtes Kindchenschema mit rundlicher Kopfform und groß wirkenden Augen auf. Auch der Schwanz ist deutlich kürzer. Etwa mit dem vierten Monat kommt der Wellensittich in die Jugendmauser.
  • Adulter Vogel: Als erwachsen gilt ein Wellensittich etwa ab dem sechsten Lebensmonat. In diesem Alter ist der Wellensittich geschlechtsreif. Der helle Irisring ist nun deutlich zu erkennen. Bei Farbschlägen mit Wellenzeichnung sind die Muster und die Kehltupfen deutlich abgegrenzt, der Stirnbereich des Vogels ist nun aber einfarbig. Die Färbung der Wachshaut wird kräftiger und bildet sich zu der dem Geschlecht entsprechenden Farbe aus – in der Regel blau bei Männchen, braun bei Weibchen; allerdings mit Abweichungen bei bestimmten Farbschlägen. Das Kindchenschema bildet sich zurück, die Tiere wirken weniger rundlich.
  • Alte Vögel: Etwa ab dem siebten Lebensjahr findet bei Wellensittichen eine Hormonumstellung statt; Zuchtvögeln sollten ab diesem Alter weitere Bruten erspart werden. Die Sittiche kommen nun langsam ins Seniorenalter, das sich vornehmlich im Verhalten des Vogels bemerkbar macht. Die Tiere wirken ruhiger und gesetzter. Die Wachshaut kann sich bei Hennen gräulich verfärben.

Amtliche Auskunft: der Fußring

Durch den Fußring lässt sich – zum Beispiel bei einem Fundvogel – der Züchter oder Halter ermitteln und oft sogar das Schlupfjahr des Vogels belegen. Es gibt zwei Arten von Ringen: geschlossene, die bereits dem Küken angelegt werden, und offene Ringe. Diese sind an einem seitlichen Spalt erkennbar und nicht ganz so verbindlich, da damit auch ältere Vögel versehen werden können.

Der Fußring

  • Offene Ringe gibt der ZZF (Zentralverband zoologischer Fachbetriebe) an Privatzüchter ohne Verbandszugehörigkeit aus. Die Ringe bestehen aus Aluminium und sind nur mit einem Bundeslandkürzel und einer fortlaufenden Nummer versehen.
  • Geschlossene Ringe erhalten in einem Verband organisierte Züchter von diesem zur Kennzeichnung der Vögel. Diese Ringe haben verschiedene Jahrgangsfarben und sind manchmal zusätzlich mit einer Jahreszahl versehen.

Über die Nummern lassen sich mit etwas Beharrlichkeit die Züchter ermitteln, die anhand ihrer Aufzeichnungen das exakte Alter ihrer Vögel nachvollziehen können.

Küken und Ästlinge: entzückende Jungvögel

Wellensittich-Küken sehen auf eine schwer zu beschreibende Art niedlich und bizarr aus. Frisch geschlüpft sind die Kleinen mit dem überproportionalen Schnabel nackt und zunächst blind. Sie sind Nesthocker, die von den Eltern versorgt werden müssen. Erst nach drei Wochen zeigen sich die Federn, nach fünf Wochen im Nistkasten ist der Jungsittich voll entwickelt. Nach Verlassen des Nestes sind die Küken nicht sofort selbstständig und werden noch einige Zeit von den Eltern gefüttert. Kaufe niemals zu junge Vögel unter acht Wochen!

Jugendmauser und Geschlechtsreife: freche Teenager

Mit etwa sechs Wochen verlassen Wellensittiche das Nest. Sie sind zwar noch einige Tage auf ihre Eltern angewiesen; es lässt sich aber beobachten, dass Jungtiere sich innerhalb des Schwarms zusammenschließen. Auch in freier Natur scheint das ein typisches Verhalten zu sein. Die Jugendmauser findet zwischen dem dritten und siebten Lebensmonat statt. Im Verlauf mehrerer Monate wechselt der Wellensittich das komplette Gefieder und sieht anschließend aus wie ein erwachsener Vogel. Gleichzeitig setzt wie beim Menschen die Pubertät ein, an deren Ende – um das erste Lebenshalbjahr herum – die Geschlechtsreife steht. Tatsächlich brüten sollten Wellensittiche allerdings erst ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.

Der adulte Wellensittich: muntere und aktive Erwachsene

Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr befinden sich Wellensittiche in Hochform und haben ihre aktivste Phase. In diesem Alter spielen die Paarbildung und das Brutgeschäft eine besonders große Rolle im Vogelleben. Neben dem normalen Verhalten im Schwarm kannst du nun bei verpaarten Sittichen das ausgeprägte, drollig wirkende Balzverhalten beobachten. Dazu gehören ein besonders trällernder Gesang und ein Aufplustern des Kopfgefieders, das dem Hahn ein plüschiges Aussehen verleiht. Wenn du nicht vorhast zu züchten, solltest du den Vögeln keinesfalls Nistkästen anbieten – das regt den Bruttrieb erst an.

Von wegen altes Eisen: Wellensittich-Senioren

Erreicht ein Wellensittich das siebte Lebensjahr, hat man es mit einem Senior zu tun. Aber auch in diesem Wellensittich-Alter können die Vögel noch fit und lebhaft sein. Allerdings verändert sich mit der Zeit das Verhalten des alten Vogels. Er fliegt nicht mehr ganz so viel und lässt die jüngeren Kollegen öfter allein herumtoben. Stattdessen macht er tagsüber auch mal ein Nickerchen, wobei er auf beiden Beinchen sitzt oder sich auf einer ebenen Fläche waagrecht auf den Bauch legt. Bei einem jungen Vogel ist ein solches Verhalten ein mögliches Anzeigen für Schwäche oder Unwohlsein, gegebenenfalls sogar ein Krankheitssymptom; beim Sittich-Oldie handelt es sich um Komfortverhalten für die alten Gelenke. Statte Voliere oder Vogelzimmer mit einigen Hilfsmitteln aus: Der betagte Vogel wird zusätzliche Leitern und Kletterhilfen zu schätzen wissen, die ihm mühevolle Flugstrecken ersparen.

Selbst bei bester Haltung kann die Wellensittich-Lebenserwartung auf unter zehn Jahre verkürzt sein. Zufällige Gendefekte, verstärkte Krankheitsanfälligkeiten wegen Inzucht oder zu viele Bruten der Elterntiere können die Konstitution der Tiere unbemerkt schädigen.