Kormoran: Heimischer Fischjäger mit beachtlichem Tauchvermögen
28.11.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Fressnapf | Maxi Zoo – #AIgenerated
Kennst du schon den Kormoran? Der in Deutschland heimische und nach einer Zeit der Gefährdung wieder verbreitete Vogel lebt in der Nähe von Seen und anderen größeren Gewässern. Manche Menschen sehen ihn als Plage an, da er sich von großen Mengen Fisch ernährt und sogar deren Population gefährden kann. Außerdem kann der Kot des Kormorans Blätter von Bäumen verätzen und für kahle Gewächse sorgen. Deswegen wurde er vor allem in den 1980er Jahren dezimiert und sein Bestand nahm zunehmend ab. Glücklicherweise hat sich das durch einheitliche Vogelschutzrichtlinien in der EU wieder geändert. Denn schon allein für Vogelbeobachter ist der Kormoran ein sehr interessantes Tier.
- Der Kormoran: ein Wasservogel mit schlechtem Ruf
- Wie sieht ein Kormoran aus?
- Ist der Kormoran ein Zugvogel?
- Welche und wie viele Kormoran-Arten gibt es?
- Steckbrief Kormoran
- Wo kommt der Kormoran vor?
- Fortpflanzung und Aufzucht des Kormorans
- Können Kormorane tauchen?
- Wie jagt der Kormoran?
- Typische Nahrung eines Kormorans
- Hat der Kormoran Feinde?
- Fazit: Kormorane lassen sich wieder in Deutschland beobachten
Das Wichtigste in Kürze
- Mit 80 bis 100 Zentimetern Körpergröße und bis zu 120 bis 150 Zentimetern Flügelspannweite ist der Kormoran ein großer und eindrucksvoller Vogel.
- Der Wasservogel ist dunkel und verfügt über einen langen und kräftigen Hals.
- Per Definition sind Kormorane Zugvögel, tatsächlich fliegen aber nicht alle von ihnen gen Süden, sondern überwintern ab und an auch in Deutschland.
- Der Kormoran brütet von Februar bis Mai und legt bis zu fünf Eier.
- 300 bis 500 Gramm Fisch oder im Zweifelsfall auch einmal Krabben am Tag markieren die Nahrung des Kormorans.
- Durch den hohen Fischkonsum und die Verätzungen, die der Kot des Kormorans an Bäumen verursacht, wurde er häufig vom Menschen gejagt.
Der Kormoran: ein Wasservogel mit schlechtem Ruf
Der Kormoran ist ein einheimischer Wasservogel. Es gibt tatsächlich rund 40 Arten von Kormoranen, und sie werden aufgrund ihres tiefschwarzen Federkleides oft umgangssprachlich als „Seeraben“ bezeichnet. Tatsächlich gehören sie jedoch zur Ordnung der Ruderfüßer, zu der auch Pelikane gehören. Noch genauer lassen sie sich in die Familie der Tölpel einordnen. Beim Beobachten der Tiere fällt schnell auf, dass sie mit weit ausgebreiteten Schwingen in Sonne und Wind sitzen, um das Gefieder trocknen zu lassen, denn dieses ist nicht wasserabweisend.
Unglücklicherweise hat der Kormoran den Ruf, ein Problemvogel für die Fischerei und den Baumbestand zu sein. Das liegt einerseits an seinem hohen Fischkonsum und andererseits an seinem Kot, der eine ätzende Wirkung auf Blätter haben kann. In den 1980er Jahren gelang es beinahe, den Kormoran auszurotten. Allerdings hat es der robuste Vogel geschafft, die Versuche zu überleben. Seither gilt er in den EU-Ländern als geschützt, was er einer bestimmten Vogelschutzrichtlinie zu verdanken hat.
Wie sieht ein Kormoran aus?
Der Kormoran ist ein beeindruckender Wasservogel, der bis zu einem Meter groß werden kann. Mit einem Gewicht von durchschnittlich 2,5 Kilogramm ist er einer der schwereren Vögel. Das Aussehen des Kormorans ist geprägt von seinem schwarzen Gefieder, das grün bis bläulich schimmert und an der Oberseite über einen fast golden anmutenden Glanz verfügt. Der Kopf ist im Vergleich zum Körper deutlich heller.
Die Männchen sind noch etwas größer und schwerer als die Weibchen gebaut. Den langen und kräftigen Hals sowie den gelben Schnabel mit dem Haken, der die Fischjagd erleichtert, haben beide Geschlechter gemein. Ohnehin fehlt es an der sonst oft sehr auffälligen Unterscheidung von Vogelmännchen und Vogelweibchen.
Gut zu wissen: Kormoran war Vogel des Jahres 2010
Vermutlich auch aufgrund der Unbeliebtheit des Kormorans in Fischerkreisen wurde dieser im Jahr 2010 zum Vogel des Jahres gewählt. Die Verbände NABU und LBV wollten mit wichtigen Fakten auf den Kormoran und seine Lage aufmerksam machen, um seinen künftigen Bestand vermehrt zu schützen.
Ist der Kormoran ein Zugvogel?
Obwohl Kormorane als Teilzieher oder Zugvögel betrachtet werden, verbleiben viele von ihnen auch im Winter gerne in Deutschland. Das ist jedoch abhängig von den vorherrschenden Temperaturen und den örtlichen Bedingungen. Zu dieser Zeit kann man Kormorane beispielsweise an der Ostsee antreffen. Andere Populationen dieser Vögel überwintern hingegen je nach den jeweiligen Bestandszahlen und den Umweltgegebenheiten in südlicheren europäischen Ländern. Während dieser Wanderungen können Kormorane demnach als Zugvögel beobachtet werden.
Welche und wie viele Kormoran-Arten gibt es?
Den Kormoran in Arten zu unterteilen, ist gar nicht so leicht. Je nach Definition sind mehr als 40 Arten möglich. Dazu gehören einerseits die Kormorane selbst (Gemeine Kormorane) und andererseits Arten der Kräuselscharbe und Pinselscharbe. In Deutschland und in Nordeuropa ist vorwiegend die „Festlandunterart“ Phalacrocorax carbo sinensis anzutreffen. Der Phalacrocorax carbo carbo kommt dagegen vorrangig in Ostkanada, Grönland, Island und Norwegen vor.
SteckbriefKormoran
Tierart | Phalacrocorax carbo |
Ordnung | Wasservogel, Ruderfüßer, Standvogel, Kurzstreckenzieher |
Unterart | Phalacrocorax carbo sinensis |
Arten | bis zu 40 Arten |
Größe | 80 bis 100 Zentimeter, Flügelspannweite zwischen 120 cm und 150 Zentimetern |
Gewicht | durchschnittlich 2,5 Kilogramm, Männchen eher schwerer als Weibchen |
Körperbau | langer, kräftiger Hals, flacher Schnabel mit Haken (um Fische bei der Jagd zu halten) |
Farbe | dunkel (schwarz mit blau-grünem Schimmer), weiße Färbung an der Kehle, beinahe golden glänzende Flügeloberseiten |
Besonderheiten | kann ganzjährig bei größeren Gewässern beobachtet werden, muss mit weit abgespreizten Flügeln sein Gefieder trocknen, da es nicht wasserabweisend ist; Kot von Kormoran kann Blätter verätzen |
Ernährung | vorwiegend Fische oder kleine Krabben, im Zweifelsfall auch Küken oder Bisamratten |
Gesundheit | Lebenserwartung bis zu 20 Jahre, geschlechtsreif ab drei Jahren |
Wo kommt der Kormoran vor?
Der Kormoran ist fast auf der ganzen Welt verbreitet. Dominant ist sein Auftreten im westlichen Europa, im östlichen Nordamerika sowie in Australien und im östlichen Bereich Asiens. Der Vogel bevorzugt einen Lebensraum in der Nähe von Gewässern, sodass er seine Nahrung möglichst einfach beschaffen kann. Wer einen Kormoran in Deutschland sehen möchte, reist zum Beispiel an die Küste oder an einen der größeren Seen. Auch an Flüssen oder Fischteichen lassen sich Kormorane nieder. Sie jagen dort nach Fischen und ruhen sich anschließend auf Sandbänken oder am Ufer aus. Das geschieht üblicherweise in kleinen Kolonien.
Der Kormoran bevorzugt einen gesammelten Schlafplatz mit seinen Artgenossen. Er nistet in den umliegenden Bäumen oder zieht die Kormoran-Jungvögel in Nestern auf Steinen oder Felsen heran. Einen Vorteil hat er dadurch, dass die meisten großen Gewässer Teil von Naturschutzgebieten sind und er somit recht ungestört dort leben kann.
Wie erkennt man den Kormoran am Ruf?
Im Alleingang unterwegs, ist der Kormoran vergleichsweise schweigsam. Lediglich in einer Kolonie kannst du den Ruf des Kormorans an seinem tiefen, krächzenden Laut erkennen.
Fortpflanzung und Aufzucht des Kormorans
Die Paarungszeit des Kormorans fällt in den Zeitraum zwischen Februar und Mai. Er brütet, nachdem er mit knapp drei Jahren geschlechtsreif geworden ist, einmal jährlich und bringt dann etwa zwei bis fünf Jungvögel hervor. Diese schlüpfen nach einer Brutzeit von durchschnittlich 28 Tagen in einem Nest aus Pflanzenmaterial, das gern auch mehrmals genutzt wird. Die Tiere sind zunächst nackt und braun gefärbt, haben teilweise einen hellen Bauch und entwickeln erst im Laufe ihres Lebens das charakteristisch dunkle Gefieder.
Info: Laute Balz der Kormorane vor der Paarung
Kormorane locken zur Paarung Weibchen an, indem sie wild mit den Flügeln schlagen. Außerdem besetzen sie meist von vornherein das Nest, das im Vorjahr bereits für ihren Nachwuchs gebaut wurde. Kommt einmal ein Konkurrent in die Quere, erschallt ein lauter Ruf des Kormorans, um ein Weibchen noch mehr auf sich aufmerksam zu machen.
Ein Jungvogel des Kormorans braucht nochmal gute 48 Tage, bis er das Nest verlassen kann. Bis dahin wird er von den erwachsenen Tieren mit Fischen versorgt. Sind diese zu groß für den Nachwuchs, hat der Kormoran kein Problem damit, sie wieder aus dem Schnabel zu ziehen und selbst zu verspeisen. Auch nach der Zeit im Nest wird der Nachwuchs noch tatkräftig durch die Eltern unterstützt, die ihm Fisch bringen und ihn so zu Kräften kommen lassen. Ebenso werden die Kormoran-Jungvögel mit frischem Wasser beliefert, das die Eltern raffiniert im Kehlsack aus dem Gewässer schöpfen und dann den Jungen anreichen.

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Können Kormorane tauchen?
Natürlich muss ein Kormoran zum Fischen auch tauchen können. Denn so schnappt er sich tief schwimmende Fische, die sich für ihn als Nahrung anbieten. Kormorane tauchen viel tiefer als zum Beispiel Möwen, die ihnen manchmal die mühsam errungene Beute abspenstig machen wollen – dann kommt es gelegentlich sogar zu Kämpfen. Der Kormoran schafft es, bis zu 30 Meter abzutauchen und Tauchgänge von maximal 90 Sekunden durchzuhalten. Damit ein Kormoran leicht fischen kann, helfen ihm die kräftigen Füße, mit denen er paddelt. Der Schwanz des Kormorans fungiert beim Tauchen ebenso wie seine Flügel als eine Art Ruder.
Trotz des Lebensraums Wasser und der Fischjagd, der der Kormoran täglich nachgehen muss, um seinen hohen Energiebedarf zu decken, ist das Gefieder nicht vollständig wasserabweisend. Daher müssen die Vögel gelegentlich unter großer Anstrengung wieder aus dem Wasser kommen – meistens mit viel Schwung. Der Vogel schüttelt sein Gefieder aus und lässt es von der Sonne trocknen. Erst dann geht der Kormoran erneut tauchen.
Wie jagt der Kormoran?
Es ist spannend, dem Kormoran bei der Jagd zuzusehen. Denn er sammelt sich meist zunächst mit Artgenossen in einer Gruppe und „verabredet“ sich zum Fischen. Die intelligenten Kormorane entwickeln dabei immer neue Techniken, um die Nahrung fortwährend zu sichern. Meistens kreisen sie die Beute ein, indem sie in mehreren Reihen schwimmen und nach interessanten Fischen Ausschau halten. Das sind die maximal 20 Zentimeter großen Tiere, die sie mit ihrem Haken am Schnabel gut greifen können. Gelegentlich können sie auch größere Beute fangen, insbesondere bei Einzeljagden.
Nicht zwingend müssen jagende Kormorane immer tauchen: Manchmal ergattern sie auch ihre Beute, indem sie heftig mit ihren Flügeln auf die Wasseroberfläche schlagen und die Fische dadurch aufscheuchen. Die Kolonie schnappt dann im wahrsten Sinne des Wortes zu und genießt die frische Beute.
Typische Nahrung eines Kormorans
War für den Kormoran die Jagd erfolgreich, hat er bis zu 500 Gramm Fisch am Tag ergattert. Denn so deckt er seinen Energiebedarf. Demgegenüber braucht ein junger Kormoran weniger Fisch pro Tag, etwa 300 Gramm. Die bevorzugten Fischarten variieren je nach Standort der Tiere. So wird ein Kormoran an der Ostsee logischerweise andere Fische verzehren als ein Tier, das an einem Binnengewässer zu Hause ist. Beliebt sind Jungfische oder kleinere Fischarten.
In puncto Nahrung ist der Kormoran aber nicht nur von Fisch abhängig. Im Zweifelsfall stellt er sich auch auf Krabben oder Garnelen um oder greift auf Küken anderer, kleinerer Vögel zurück. Ebenso wurden Kormorane schon bei der Jagd nach Bisamratten gesehen.

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Hat der Kormoran Feinde?
Leider hat der Kormoran seinen Ruf als Fischgefährder nicht ganz ablegen können. Obwohl er mittlerweile unter Schutz steht, gilt er für viele Fischer nach wie vor als Ärgernis, das geduldet, aber nicht unbedingt gemocht wird. Ebenfalls ist der Kot des Kormorans ein Problem für manche Bäume, die aufgrund der weißen Verfärbung unansehnlich und durch die ätzenden Eigenschaften kahl werden können.
Neben dem Menschen hat der Kormoran natürliche Feinde wie den Seeadler, den Marder und den Uhu. Diesen kann er nicht immer etwas entgegensetzen und entscheidet sich vorwiegend für die Flucht bei Gefahr. Diese erfolgt über einen Tauchgang ins tiefe Wasser.
Fazit: Kormorane lassen sich wieder in Deutschland beobachten
Faszinieren dich wild lebende Vögel wie der Kormoran? An der Ostsee oder an großen Seen und Flüssen hast du die Chance, die beeindruckenden Tiere mit dem glänzend schwarzen Gefieder in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
Zum Glück ist es trotz der vorübergehenden Gefährdung der Tierart nicht nötig geworden, Deutschland für neue Kormoran-Sichtungen zu verlassen. Die Population des Vogels hat sich weitgehend erholt und er ist endlich auch hierzulande wieder heimisch.


