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Erziehungshalsband: Hund per Knopfdruck bestrafen?

23.10.2023 - Lesedauer: 7 Minuten

Hund schaut verängstigt in die Kamera

Ein Erziehungshalsband sendet Strafreize an deinen Hund, wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt. Warum das keinen Lerneffekt hat und im schlimmsten Fall Tierquälerei ist, erfährst du hier.

Egal, wie viel Geduld und Mühe du in die Erziehung deines Hundes gesteckt hast, vermutlich zeigt auch dein Vierbeiner die eine oder andere Verhaltensweise, die du ihm gern abgewöhnen würdest. Vielleicht ist es das Bellen an der Tür, der Rückruf, der in besonders aufregenden Situationen nicht immer zuverlässig klappt oder das Ziehen an der Leine. Ein Erziehungshalsband für den Hund verspricht Abhilfe bei diesen Problemen. Warum du aber auf Strafen in der Hundeerziehung verzichten solltest und deswegen einen großen Bogen um die teilweise tierschutzwidrigen Erziehungshalsbänder machen solltest, erklären wir in diesem Ratgeber.

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Wie funktioniert ein Erziehungshalsband für Hunde?

Es werden zwar verschiedene Arten von Erziehungshalsbändern angeboten, doch sie funktionieren alle auf Grundlage des gleichen Prinzips:

  1. Dein Hund zeigt eine unerwünschte Verhaltensweise.
  2. Das Halsband löst einen Strafreiz aus.
  3. Der Strafreiz soll die Aktion deines Hundes unterbrechen.

Dabei gibt es Strafreize, die du per Fernbedienung auslöst und solche, die automatisch ausgelöst werden, wenn ein Sensor das unerwünschte Verhalten wahrnimmt. Bei den sogenannten Anti-Bell-Halsbändern nimmt zum Beispiel ein Mikrofon das Bellen deines Hund auf, und löst selbsttätig den Strafreiz aus.

Welche Strafreize kommen bei einem Erziehungshalsband für Hunde zum Einsatz?

Die Strafreize, die bei einem Erziehungshalsband für Hunde zum Einsatz kommen sind:

  • Spray-Signale, die deinem Hund einen unangenehmen Duft – zum Beispiel Citronella – über das Halsband direkt unter die Nase sprühen.
  • Druckluft-Signale mit neutralem Duft, die einen Zischlaut und Hautreiz auslösen.
  • Vibrations-Signale, die direkt über das Halsband auf den Hals deines Hundes übertragen werden.
  • Ton-Signale, die in unmittelbarer Nähe zu den Ohren über das Halsband ausgelöst werden.
  • Stromimpulse, die deinem Hund einen schmerzhaften Stromschlag zufügen. Diese auch Teletakter genannten Instrumente gibt es als Halsband oder Beckengurte, die die jeweils hochempfindlichen Regionen Hals und Genitalien triggern. Eine Sonderform sind sogenannte unsichtbare Zäune: Hier erhält der Hund einen Stromschlag, wenn er die unsichtbare Grundstücksgrenze überschreitet.
  • Stachel- und Würgehalsbänder, die über den Leinenruck Schmerzen und Sauerstoffentzug bewirken.

Die Herstellenden versprechen, dass mit diesen Erziehungshalsbändern Probleme wie Anspringen von Personen, an der Leine ziehen, Fressen von Unrat, mangelhafter Rückruf, Jagdverhalten, aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen, Graben und Bellen abtrainiert werden können.

Sind Erziehungshalsbänder für Hunde erlaubt?

Das deutsche Tierschutzgesetz findet deutliche Worte. So heißt es in Paragraph 3, Nummer 11: „Es ist es verboten, Geräte zu verwenden, die einem Tier durch direkte Stromeinwirkung erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen können.“ Nach einer Klage aus den Jahr 2006 befand das Bundesverwaltungsgericht, dass die Verwendung von Elektroreizgeräten in der Hundeausbildung – wie den sogenannten Teletaktern –  erhebliche Schmerzen oder Leiden verursachen kann, und hat somit den Einsatz dieser Geräte verboten. Dieses Verbot umfasst ohne Ausnahme jegliche Elektroreizgeräte auch im Niederstrombereich unter 100 Milliampere.

In hohem Maße paradox ist jedoch, dass weder die Bewerbung noch der Verkauf noch der Erwerb dieser Geräte verboten ist. Vielen Hundebesitzer:innen ist also überhaupt nicht klar, dass sie ein tierschutzwidriges Gerät anschaffen, dessen Benutzung verboten ist!

Progressiver sind unsere Nachbarländer Österreich und die Schweiz: In beiden Ländern sind neben den Elektroreizgeräten sämtliche Erziehungshalsbänder verboten, die Duft, Druckluft oder Wasser ausstoßen sowie Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder oder Halsbänder ohne Zugstop.

Diese Erziehungshalsbänder sind in Deutschland verboten

In Deutschland verboten sind Erziehungshalsbänder und -beckengurte, die mit Strom arbeiten, unabhängig von deren Intensität. Auch unsichtbare Zäune sind in Deutschland verboten, obwohl die Produkte nach wie vor verkauft und beworben werden dürfen.

Warum liefert ein Erziehungshalsband bei Hunden keinen Lerneffekt?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst fragen, wie Hunde generell am besten lernen. Und im Speziellen: Wie sie am besten von uns Menschen lernen. Denn auch wenn ihr euch natürlich nah seid, kommunizierst du bei der Hundeerziehung mit einer anderen Spezies, die kein Konzept von deiner Sprache hat. Dein Hund muss ständig versuchen, dich und deine Anforderungen an ihn zu entschlüsseln. Dass er sich auf deine Führung einlässt, ist ein großer Vertrauensvorschuss. Je leichter du es ihm machst, dich zu verstehen, desto schneller wird er von dir lernen und sich bei dir geborgen fühlen.

Obwohl jeder Hund einen individuellen Charakter hat, gibt es einige Faktoren, die nachhaltige Lernerfolge bei Hunden begünstigen. Dazu zählt allem voran ein entspanntes, soziales Umfeld, mit klaren, verlässlichen Regeln. Hunde lernen vor allem spielerisch, kontextbezogen, in Bildern und mit vielen Verknüpfungen. Für einen Lernerfolg brauchen sie viele kleine Hilfestellungen und Wiederholungen. Baust du Trainings schrittweise auf und lobst deinen Hund, wenn er erwünschte Verhaltensweisen zeigt, stärkst du nicht nur sein Selbstvertrauen, sondern auch sein Vertrauen in dich.

Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn du ein Erziehungshalsband benutzt: Ein Erziehungshalsband verstärkt nicht etwa positive Verhaltensweisen, sondern sanktioniert negative. Zudem kommt diese Sanktion für deinen Hund aus dem Nichts. Dass er beispielsweise verknüpft, dass die Vibration an seiner Kehle, durch sein Bellen hervorgerufen wird, ist nicht unbedingt gegeben. Häufig kommen durch diese Orientierungslosigkeit auch Fehlverknüpfungen vor, die im Nachhinein sehr viel größere Verhaltensprobleme verursachen können.

Fast schlimmer ist jedoch, dass ein Erziehungshalsband deinem Hund nicht vermittelt, dass er sich falsch verhält, sondern nur dazu führt, dass er das unerwünschte Verhalten unterdrückt. Es kann also kein wirklicher Lernprozess stattfinden, weil ihm ja gar nicht verständlich ist, welches Fehlverhalten er zeigt. Darüber hinaus schwächst du euer Vertrauensverhältnis und deine Stellung als Führungs- und Bezugsperson, weil du dich und deine Erziehungsmaßnahmen aus der Gleichung nimmst.

Kann ein Erziehungshalsband meinem Hund schaden?

Ein Erziehungshalsband kann für deinen Hund großen Stress bedeuten. Verknüpft er die Sanktion des Halsbands nicht mit dem unerwünschten Verhalten, befindet er sich orientierungslos in einem Vakuum und wird je nach charakterlicher Veranlagung mit Angst oder Aggression reagieren. Auch kann er das Gefühl bekommen, keinerlei Einfluss auf den Strafreiz zu haben und erlebt eine lähmende Hilflosigkeit, die er nicht durchbrechen kann.

Ein solcher Dauerstress kann das Immunsystem nachhaltig schwächen und eine Vielzahl von Erkrankungen nach sich ziehen. Erziehungshalsbänder können deinen Vierbeiner stark verunsichern und im schlimmsten Fall zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen führen. Auch solltest du dich fragen, welches unerwünschte Verhalten überhaupt sanktionswürdig ist. Bellen beispielsweise gehört zum normalen Verhaltensrepertoire des Hundes. Einen Hund durch ein Trick zu zwingen, ein natürliches Verhalten komplett zu unterdrücken, grenzt an Tierquälerei.

Gibt es Ausnahmen, in denen ein Erziehungshalsband für Hunde nützlich sein kann?

Es finden sich etliche positive Berichte über den Einsatz von Vibrationshalsbändern bei tauben Hunden. Hier kannst du deinem Vierbeiner schrittweise beibringen, dass die Vibration bedeutet, dass du seine Aufmerksamkeit auf dich lenken möchtest. Wichtig ist aber, dass du hierbei mit positiver Verstärkung arbeitest. Lobe und belohne deinen Hund jedes Mal, wenn er dich ansieht, nachdem du den Vibrationsreiz gegeben hast. Sensible Hunde können die Vibration sonst unter Umständen als Korrektur auffassen.

Wie kann man unerwünschtes Verhalten beim Hund besser abtrainieren?

Es gibt zwar keine Patentlösung, wohl aber bewährte Erfolgsrezepte, auf die Hundeerziehungsprofis setzen. Einigkeit herrscht darüber, dass das erste Mittel der Wahl in der Hundeerziehung das Konzept der positiven Verstärkung ist. Das heißt, dass du deinen Hund lobst, wann immer er erwünschte Verhaltensweisen zeigt. Damit eine starke positive Verknüpfung entsteht, kannst du neben dem Lob auch mit Belohnungen wie Leckerli arbeiten. Unerwünschte Verhaltensweisen werden nicht mit Beachtung belohnt – du ignorierst deinen Hund also, wenn er sich nicht verhält wie gewünscht. Für das Rudeltier Hund ist es eine deutliche negative Sanktion, wenn du den Dialog mit ihm abbrichst. Er wird überlegen, wie er wieder deine Aufmerksamkeit bekommt und verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren. Belohnst du dann das erwünschte Verhalten, hat dein Vierbeiner ein Aha-Erlebnis: „Aha! So funktioniert das also!“ Eine Verknüpfung ist entstanden.

Natürlich gibt es aber Situationen, in denen die Kommunikation nicht so reibungslos verläuft. Kommt ihr bei einem gewissen Punkt nicht weiter, kann es helfen einen Profi zu Rate zu ziehen. Manche Hunde lernen gut in der Gruppe und schauen sich viel von anderen Vierbeinern ab. Hier ist die Hundeschule eine gute Idee. Ist dein Hund leicht ablenkbar oder in der Gruppe weniger entspannt, seid ihr in einem Einzeltraining besser aufgehoben. Und sollte ein:e Hundetrainer:in tatsächlich den Einsatz eines Erziehungshalsbandes empfehlen, weißt du, dass du dich nach einem neuen Profi umsehen musst.

Mit Geduld, einem schrittweisen Trainingsaufbau und vielen kleinen Hilfestellungen kannst du deinem Hund viele Verhaltensweisen beibringen oder abgewöhnen. Und manchmal ist vielleicht auch die Frage, ob denn jeder Hund unbedingt alles können muss, oder ob man sich mit gewissen charakterlichen Besonderheiten nicht auch arrangieren kann? Denn schließlich ist dein Hund genau wie du ein Individuum mit großartigen Eigenschaften und der einen oder anderen kleinen Eigenart.

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