Geschlechtsbestimmung bei Kaninchen: Kennerblick gibt Aufschluss
06.11.2023 - Lesedauer: 4 Minuten
Bei den meisten Tieren ist es nicht allzu schwer, herauszufinden, ob man es mit einem männlichen oder weiblichen Exemplar zu tun hat. In ganz einfachen Fällen unterscheiden sich Farbe und Körperbau beider Geschlechter, in Zweifelsfällen sind primäre Geschlechtsmerkmale zu erkennen. Bei Kaninchen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern durch reine Betrachtung schon etwas schwieriger auszumachen: Die Statur von Männchen und Weibchen gibt wenig Aufschluss, zumal dann, wenn kein gegengeschlechtliches Tier zum Vergleich in der Nähe sitzt. Da hilft nur eines: nachgucken. Wie das geht, erfährst du hier.
Warum ist die Geschlechtsbestimmung von Kaninchen so schwierig?
Beim sitzenden Kaninchen sind die Geschlechtsmerkmale verdeckt und darüber hinaus gut im Fell verborgen. Aufgrund der facettenreichen Zuchtgeschichte eignet sich die Körpergröße nicht unbedingt als sicheres Kriterium zur Unterscheidung: Bei Tieren einer Rasse kann es zierlich gebaute Männchen ebenso geben wie eher wuchtige Weibchen. Auch das Verhalten der Tiere ist nicht zwangsweise aussagekräftig: Springt ein Tier auf das andere auf, ist das nicht unbedingt ein versuchter Deckakt, sondern kann schlicht Dominanzgehabe sein.
Gerade in gleichgeschlechtlichen Gruppen ist es nicht ungewöhnlich, wenn einzelne Tiere Verhaltensweisen des anderen Geschlechts annehmen. Es ist somit in den meisten Fällen nicht möglich, allein am Äußeren des Tieres zu bestimmen, ob es sich um Rammler oder Häsin handelt. Häufige tragische Folge: Arglose Kaninchenhalter, die aufgrund von Irrtum oder Falschinformation davon ausgehen, ein gleichgeschlechtliches Pärchen angeschafft zu haben, werden unvermittelt mit einem Wurf niedlicher Kaninchenbabys konfrontiert. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, sich absolute Sicherheit über das Geschlecht eines Kaninchens zu verschaffen, das in den Haushalt einziehen soll.
Ungeplante Trächtigkeit ist ein großes Problem in der Heimtierhaltung von Kaninchen. Die wenigsten Halter sind darauf eingerichtet, wenn aus dem Pärchen über Nacht eine Großfamilie wird oder gar Geschwistertiere sich fortpflanzen. Eine rechtzeitige Kastration schafft Abhilfe – vorausgesetzt, du weißt, ob dein Kaninchen ein Männchen ist.
Wie bestimme ich das Geschlecht von Kaninchen?
Bei einem ausgewachsenen Tier ist es relativ einfach: Die primären Geschlechtsmerkmale lassen sich ertasten, wenn du weißt, wie es gemacht wird.
So funktioniert's:
- Bitte eine zweite Person, dir zu assistieren.
- Setz dich im Schneidersitz auf den Boden und nimm das Kaninchen auf den Schoß.
- Fass das Tier mit einer Hand unter die Brust, mit der anderen unters Hinterteil und dreh es auf den Rücken, sodass sein Rücken gegen deine Brust gestützt wird.
- Der Unterleib des Kaninchens befindet sich nun in exponierter Stellung. Dein Helfer sollte beim Blick zwischen die Hinterbeine nun deutlich erkennen können, welches Geschlecht das Tier hat:
- Bei einem Weibchen müsste eine schlitzförmige Geschlechtsöffnung zwischen Bauch und Anus zu sehen sein. Ein Rammler hat an der gleichen Stelle eine längliche, fleischige Vorstülpung mit einer runden Öffnung.
- Bei geschlechtsreifen männlichen Kaninchen sind außerdem oft die Hodensäcke deutlich zu erkennen, aber Vorsicht: Sind keine Hoden zu sehen, kann es sich trotzdem um einen Rammler handeln. Kaninchen können bei Aufregung die Hoden in die Bauchhöhle einziehen.
- Bei Kaninchen mit längerem Fell kann es zur Betrachtung der Geschlechtsteile nötig sein, das Fell beziehungsweise die Haut am Unterleib sanft zur Seite zu streifen. Sei dabei äußerst vorsichtig: Auch bei Kaninchen ist diese intime Region sehr empfindlich.
Bestehen auch nur leiseste Zweifel bei der Geschlechtsbestimmung, zieh eine sachkundige Person zu Rate, am besten einen Tierarzt. Bei manchen Kaninchen kommt es zu Missbildungen der Geschlechtsorgane. So kann ein Rammler mit einem sogenannten „Spaltpenis“ von Laien schnell mit einem Weibchen verwechselt werden.
Wie bestimme ich das Geschlecht von Kaninchenbabys?
Bei Kaninchenbabys ist die Geschlechterbestimmung noch problematischer: Die Geschlechtsmerkmale sind noch nicht so stark ausgeprägt, dass man sie als Laie zweifelsfrei erkennen kann – ganz abgesehen davon, dass beim Jungtier alles noch viel kleinere Dimensionen hat. Einige Experten sind zwar in der Lage, gleich bei der Geburt zwischen Rammlern und Häsinnen zu unterscheiden; trotzdem ist es bei Jungtieren eine sinnvolle Maßnahme, die erste Geschlechtsbestimmung nach einigen Wochen zu wiederholen und den ersten Eindruck zu bestätigen oder zu revidieren.
Um beim Kaninchenbaby das Geschlecht zu bestimmen, bring das Tier vorsichtig in Rückenlage. Drück mit dem Zeigefinger vorsichtig über dem Geschlechtsteil, während du mit der anderen Hand zugleich ganz sanft unterhalb dessen die Haut in Richtung Blume (Schwanz) schiebst: Das Geschlechtsteil sollte sich infolgedessen ein wenig vorstülpen. Sei dabei äußerst vorsichtig, es handelt sich auch beim Babykaninchen um eine sensible Körperpartie.
Welche Geschlechterkonstellationen eignen sich für die Gruppenhaltung?
Die Geschlechtsreife tritt bei Kaninchen bereits nach wenigen Wochen ein: Bei Zwergkaninchen und kleineren Rassen sind die Rammler bereits mit drei bis vier Monaten fruchtbar. Größere Rassen benötigen etwas länger bis zur Geschlechtsreife. Weibchen sind mit etwa 14 bis 16 Wochen geschlechtsreif. Vor Erreichen dieses Alters solltest du unbedingt noch einmal das Geschlecht der Tiere kontrollieren; die Ausprägung der Geschlechtsteile sollte nun deutlicher sein. Kaninchen sind mit gutem Grund für ihre enorme Fruchtbarkeit bekannt. Um in einer gemischtgeschlechtlichen Haltung ungewollten Nachwuchs zu vermeiden, sollten Rammler mit zwölf Wochen kastriert sein.
Die Kastration ist selbst in „Männertrupps“ angeraten: Auch ohne Anwesenheit eines Weibchens können unkastrierte Männchen ernsthafte Revierkonflikte ausfechten, bei denen es nicht selten zu Verletzungen kommt. Die Vergesellschaftung von kastrierten Rammlern und Weibchen hat sich bewährt. Bitte lass auch das Kaninchenweibchen in entsprechendem Alter kastrieren, damit es in der Brünstigkeit nicht beginnt, das Männchen zu bedrängen. Bei gemischten Gruppen sollte das Verhältnis zwischen Weibchen und Rammlern ausgeglichen sein.