Wiederverwendung und Recycling im Aquarium
18.11.2024 - Lesedauer: 6 Minuten

Ein Aquarium ist ein echter Blickfang und bringt ein Stück Unterwasserwelt in dein Wohnzimmer. Aber die Aquaristik ist ein aufwendiges Hobby. Das Aquarium will intensiv gepflegt werden und du brauchst eine Menge Material, Zubehör und Technik. Grund genug, uns zu fragen, was man davon wiederverwerten kann.
Comeback für den Kies
Es spart Kosten und Ressourcen: Getrockneten Aquarienkies kannst du in einem neuen Becken wiederverwerten. Allerdings musst du ihn zuvor von allen organischen Rückständen befreien. Dazu weichst du ihn am besten zunächst ein und spülst ihn dann mehrfach, bis nur noch klares Wasser nachläuft. Sonst besteht die Gefahr, dass darin noch Rückstände wie Pflanzenreste, Wurzeln, Kleinstlebewesen und sogar deren Leichen verblieben sind, die dein Wasser nicht nur trüben, sondern auch die Wasserqualität negativ beeinflussen könnten. Im schlechtesten Fall können sie zu einem Anstieg der Ammoniak- und Nitritwerte führen, was für deine Aquarienbewohner schnell gefährlich werden kann. Auch können im Kies zurückgebliebene Schnecken durch den Zersetzungsprozess zu einem unangenehmen Geruch und zum Anstieg von unerwünschten Bakterien im Aquarium führen. Deswegen lautet die Devise: Erst vollständig trocknen, dann sehr gründlich spülen, dann wiederverwerten! Wichtig: Sollte ein Aquarium auf Grund von Krankheit oder Fischsterben aufgegeben werden, solltest du den Kies nicht wiederverwerten!
Blühende Aussichten für Pflanzenrückschnitt
Deine Aquarienpflanzen wachsen und gedeihen so gut, dass du regelmäßige Trimmarbeiten durchführen musst? Landet der Pflanzenrückschnitt bei dir bisher in der Tonne? Das muss nicht sein: Je nach Pflanze, kannst du daraus Setzlinge machen, die du in anderen Aquarien verwenden oder an befreundete Aquaristik-Fans verschenken kannst. Stecklinge kannst du von allen Stängelpflanzen, Moosen und Bodendeckern nehmen. Bei den Bodendeckern, wie zum Beispiel Speerblättern (Anubias), Javafarn (Microsorum pteropus) oder Wasserkelchen (Cryptocoryne) musst du auch ein intaktes Stück des Rhizoms entnehmen, denn ohne einen Teil eines Wurzelstocks kann der Pflanzenteil nicht weiterwachsen. Bei den meisten Stängelpflanzen nimmst du einen Kopfsteckling. Das heißt du „köpfst“ einfach den Pflanzentrieb, den du zurückschneidest, etwa in der Mitte. So hast du nicht nur deine Pflanze zurückgeschnitten und einen Kopfsteckling produziert, sondern du sorgst auch noch für einen besonders buschigen und vollen Wuchs, denn an der Schnittstelle entstehen zwei neue Seitentriebe. Ganz einfach ist die Vermehrung bei Moosen: Ein winziges Bruchstück genügt, um daraus wieder eine Pflanze wachsen zu lassen. Hast du schon einmal von einem Wabi Kusa gehört? Der Pflanzentrend schwappt im wahrsten Sinne des Wortes aus Japan zu uns: Dabei werden Wasser- und Sumpfpflanzen in mit Wasser und Soil gefüllte Glasschalen gepflanzt, die dann dein Wohnzimmer verschönern. Eine besonders hübsche Idee für deinen Pflanzenrückschnitt!
Zu schade für den Ausguss
Gießt du das Wasser, das bei deinem routinemäßigen Teilwasserwechsel anfällt, bisher in den Ausguss? Eigentlich ist es dafür zu schade, denn es eignet sich hervorragend, um damit Zimmer- oder Gartenpflanzen zu gießen. Und zwar nicht nur weil Wasser generell wertvoll ist, sondern auch wegen der im Aquarienwasser enthaltenen Stoffe. Im Aquarienwasser reichern sich Stickstoff, Phosphor, Kalium und Ammoniak sowie nützlichen Mikroorganismen an, die diese Stoffe verarbeiten. Kommt dir die Liste bekannt vor? Dann vielleicht, weil du sie schon auf Pflanzendüngern gelesen hast. Falls du dir Sorgen wegen Überdüngung machst: Wenn du das Wasser regelmäßig wechselst, kannst du davon ausgehen, dass es ausreichend verdünnt ist. Doch zwei Einschränkungen gibt es: Erstens, gießen solltest du nur mit Wasser aus Süßwasseraquarien, da zu viel Salz insbesondere Pflanzen in Töpfen schnell schädigen kann. Zweitens, hast du Wasseraufbereiter verwendet oder deine Fische mit Medikamenten behandelt, solltest du das Wasser zumindest nicht zum Gießen von Pflanzen verwenden, die für den Verzehr gezogen werden. Vielleicht hast du schon einmal von Aquaponik gehört? Sie macht sich denselben Kreislauf zunutze. Dabei werden Aquakultur, also die Aufzucht von Wassertieren mit Hydroponik, der Kultivierung von Nutzpflanzen im Wasser, gekoppelt. Die Exkremente und andere Ausscheidungsprodukte aus der Fischzucht werden als Nährstoffe für Pflanzen verwendet. Die „Entsorgung“ der überflüssigen Nährstoffe – die sonst bei intensiver Fischzucht oft ein großes Problem ist – übernehmen die Pflanzen.
Regenwasser im Aquarium?
Für viele Fische, Garnelen und Aquarienpflanzen ist unser Leitungswasser zu hart. Besonders Arten aus Biotopen mit sehr weichem Wasser wie Bienen-, Hummel-, oder Tigergarnelen, haben damit Probleme. Aber auch südamerikanische Salmler oder Buntbarsche sowie asiatische Bärblinge ziehen weiches Wasser vor.
Regenwasser ist sehr weich und leicht sauer und kann eine gute Alternative für Garnelenaquarien oder Aquarien mit Weichwasserfischen sein – allerdings musst du dabei einiges beachten: Auf ihrem Weg von den Wolken zur Erde können Regentropfen Schadstoffe aufnehmen. Lebst du in einer Gegend mit hoher Luftverschmutzung solltest du kein unbehandeltes Regenwasser für dein Aquarium nutzen. Auch Regenwasser, das über die Regenrinne in die Regentonne fließt, kann mit allerhand Schadstoffen belastet sein – von Vogelmist, über Schermetalle aus der Regenrinne, Stoffe aus der Teerpappe, Pflanzenreste bis hin zu Insektenlarven und vielem mehr. Möchtest du Wasser fürs Aquarium sammeln, verwendest du am besten ein Regenfass aus lebensmittelechtem Kunststoff – wie zum Beispiel Mostfässer. Darin kannst du das Regenwasser auch eine ganze Weile aufbewahren, ohne dass sich Weichmacher im Wasser lösen. Außerdem gibt es saisonale Luftbelastungen, wie zum Beispiel den Pollenflug im Frühling oder die Reste des Silvesterfeuerwerks im neuen Jahr. In dieser Zeit bleibt die Regentonne einfach zu. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, bereitet das Regenwasser auf. Das geht zum Beispiel über einen Aktivkohlefilter oder einen Vollentsalzer. Das gereinigte Regenwasser wird dann mit Mineralsalzen fürs Aquarium aufbereitet: Für Weichwassertiere nimmst du ein Aufhärtesalz, das lediglich die Gesamthärte erhöht. Für alle anderen Aquarientiere ein Mineralsalz, das sowohl die Karbonathärte als auch die Gesamthärte anhebt.
Neue Bewohner im alten Aquarium?
In Foren wird immer wieder gefragt, ob man ein Aquarium nicht gut in ein Terrarium umfunktionieren könnte. Auf den ersten Blick macht das vielleicht Sinn, aber ein Aquarium hat die Öffnung oben, und ein Terrarium wird in der Regel von vorne geöffnet. Die meisten Reptilien würden in eine Art Schockstarre verfallen, wenn du einfach von oben auf sie zugreifst. In freier Wildbahn kommen ihre Fressfeinde, wie beispielsweise Greifvögel von oben – die Angst ist also verständlich. Außerdem braucht ein Terrarium eine gute Belüftung, was ein Aquarium nicht bieten kann, es sei denn du baust es aufwändig um. Wir würden daher eher davon abraten, aber wir haben eine tolle Upcycling-Idee für dich: Wie wäre es mit einem Pflanzen-Terrarium zum Beispiel mit
Orchideen, Bromelien, Farnen, Philodendren und Anthurien? Mit indirekter Beleuchtung wir es ganz sicher zum Eyecatcher in deiner Wohnung!