Warum streiten meine Katzen?
23.10.2023 - Lesedauer: 3 Minuten
Und plötzlich ist alles anders. „Meine Katzen haben sich immer gut verstanden, jetzt herrscht Krieg“ – diese und ähnliche Aussagen erreichen Katzenverhaltensexpertin Petra Ott immer wieder. In diesem Beitrag klärt sie auf, worin die Disharmonie begründet liegen könnte.
Autorin: Petra Ott
Ganzheitlich orientierte Tiercoachin, staatlich geprüfte Tierpflegerin und KatzenverhaltensexpertinWas tun, wenn die Katzen zanken?
Unerwartete Streitereien, Gefauche, Prankenhiebe und auch Bisswunden können in den besten Katzenhaushalten vorkommen. Manchmal gibt es Angriffe gegenüber Artgenossen, manchmal gegenüber Bezugspersonen. Katzenhalter:innen sind dann oft ratlos und verzweifelt.
Auslöser für die Streitereien können viele Faktoren sein, aber ein solches Verhalten hat fast immer mit Stress zu tun. Die Katze erschrickt beispielsweise plötzlich, und in diesem Moment sieht sie ihren Artgenossen und verbindet das negative Erlebnis mit ihm. Das ist ungefähr so, als würden wir mit dem Auto fahren und einen schweren Unfall haben. Unser Misstrauen gegenüber dem Fahrzeug, der Straße oder anderen Verkehrsteilnehmer:innen wäre angeknackst. So ungefähr geht es auch der Katze.
Ein weiterer Grund für die Disharmonie könnte eine Krankheit sein, ein Schmerz, den wir als Mensch nicht erkennen. Katzen sind meisterhaft darin, ihren physischen Zustand zu verschleiern. Wenn eine Katze Schmerzen hat, weiß sie, dass sie sich nicht mehr so durchsetzen kann wie in gesundem Zustand. Manchmal droht die Rangfolge zu kippen, weil die andere Katze die Schwäche ausnutzt. Natürlich gibt es dann Krach.
Ich möchte von zwei Katern erzählen: Sammy und Vince. Die beiden waren ein Herz und eine Seele – bis zu dem Zeitpunkt, als sie gemütlich auf ihrer katzensicheren Terrasse lagen und einer der beiden den Rauchfangkehrer auf dem Dach gegenüber sichtete, einen riesigen Schreck bekam und flüchtete.
Sammy knallte mit seinem Schädel gegen die Katzenklappe, dicht gefolgt von Vince. In der Wohnung überrollten sich die beiden Kater, wobei Sammy vor Angst urinierte und Kot verlor. Seine Panik vor Vince war so groß, dass er sich in einen Schlitz hinter den Küchenschrank zwängte und zwei Tage nicht mehr herauskam. Als er dann wieder so weit war, gab es immer, wenn sich die beiden Kater sahen, regelrechte Fights. Knurren, Spucken und Hiebe.
Acht Wochen lang haben sich die Katzenhalter das Elend angesehen, dann haben sie mich kontaktiert. Zum Glück. Als Katzenmama und -papa ist man häufig zu stark involviert und weiß nicht mehr weiter. Man vermenschlicht die Situation, und dann wird alles nur noch schlimmer.
So haben wir das Problem gelöst
Meine Diagnose:
Unfall mit traumatischen Folgen, gefolgt durch Übersprungshandlungen. Gegenseitiges Grundvertrauen der Katzen gebrochen. Falsche Konditionierung durch die Katzenhalter in der Folgephase.
Maßnahmen und Trainingsplan:
Zunächst einmal ist wichtig, eigene Reviere zu schaffen, in denen sich die Katzen entspannen können. Sie brauchen immerhin 16 bis 18 Stunden Schlaf am Tag. Wer ständig auf der Hut ist und Gefahr wittert, kommt nicht zur Ruhe. Nach einer gewissen Zeit sollte dann das Freundschaftstraining beginnen – grundsätzlich relativ rasch, aber das kommt auf die Katzen und den Fortschritt an. Das Freundschaftstraining ist immer mit Belohnungen verbunden und darf unter keinen Umständen zu lange dauern. Ein wichtiger Punkt dabei: Als Menschen sollten wir die Körpersprache und Kommunikation der Katze erlernen. Dabei helfen erfahrene Verhaltensexpert:innen.
Erfolg:
Nach vier Wochen haben sich Sammy und Vince wieder angefreundet. Sie liegen seitdem wieder nebeneinander und putzen sich liebevoll.
Erkenntnis:
Je früher wir uns Hilfe holen und mit dem Training beginnen, desto schneller wird alles wieder gut!