Gut gewetzt ist halb gewonnen
01.10.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
Die Krallen deiner Katze sind ein echtes Multi-Tool: Sie schlägt damit Beute, markiert ihr Revier, klettert wie ein Weltmeister und verteidigt sich damit. Manche Katzen kümmern sich selbst vorbildlich um ihre Krallen: Sie wetzen sie ausgiebig und halten sie so scharf und kurz. Andere aber brauchen deine Unterstützung – wir erklären, wie du erkennst, ob deine Katze Hilfe bei der Krallenpflege braucht und was zu tun ist.
Wann sollte ich Katzenkrallen schneiden?
Katzenkrallen wachsen kontinuierlich. Normalerweise nutzt deine Katze sie ab, wenn sie klettert oder kratzt – oder in anderen Worten, wenn ihre Krallen häufig zum Einsatz kommen. So werden die äußeren Hornwände der Katzenkralle abgetragen und die Kralle bleibt kurz. Hast du eine Wohnungskatze, die weder Kratzbaum noch Kratzspielzeug regelmäßig nutzt, kann es passieren, dass ihre Krallen zu lang werden. Das liegt auch an der bemerkenswerten Anatomie der Katzenpfote: Katzen können ihre Krallen einziehen – so entsteht kein natürlicher Krallenabrieb beim Laufen, wie es bei vielen anderen Tieren mit Krallen der Fall ist. Wenn deine Katze lange Krallen hat, können aber auch andere Ursachen dafür verantwortlich sein. Katzen, die an Erkrankungen des Bewegungsapparates leiden wetzen ihre Krallen häufig nicht mehr, wenn ihnen das Wetzen Schmerzen bereitet. Auch eine bei älteren Katzen häufig vorkommende Schilddrüsenüberfunktion kann zu einem vermehrten Krallenwachstum führen, das deine Katze eventuell nicht alleine im Zaum halten kann. Wenn du hörst, dass die Krallen deiner Katze auf harten Böden klickern, oder wenn sie anfängt an Möbeln oder Teppichen hängen zu bleiben, musst du ihre Krallen kürzen.
Warum sollte ich Katzenkrallen schneiden?
Zu lange Krallen können zu Verletzungen führen: Eine zu lange Katzenkralle kann unglücklich brechen oder sich spalten und geschädigt nachwachsen. Im schlimmsten Fall können sie bis zu den Nerven oder Blutgefäßen einreißen, was höchst schmerzhaft ist und auch ein großes Infektionsrisiko darstellt. Außerdem können sich Katzen zu langen Krallen auch selbst verletzen. Wunden entstehen, in die wiederum Bakterien eindringen können, die eine Entzündung verursachen können. Und letztlich können Krallen auch bis in die Pfotenballen einwachsen, was sowohl schmerzhaft als auch gefährlich ist, denn auch die eingewachsenen Krallen können sich entzünden. Also warte lieber nicht zu lange: Pflegt deine Katze ihre Krallen nicht selbst ausreichend, musst du sie unterstützen.
Welches Zubehör benötige ich für die Krallenpflege?
Für die Krallenpflege brauchst du drei Dinge, die du im Fachhandel findest:
- Eine Krallenschere: Krallenscheren funktionieren wie normale Scheren, sind aber extra für Katzenkrallen entwickelt und berücksichtigen den runden Querschnitt der Katzenkralle. Achte darauf, dass deine Krallenschere immer gut geschärft und sauber ist.
- Einen Krallenknipser: Dieser Knipser aus wie ein Nagelknipser für Menschen, aber hat in der Schneide eine Vertiefung, in die eine Katzenkralle passt. Bitte benutze keinen Nagelknipser für Menschen: Der runde Querschnitt der Kralle erfordert eine andere Schnittführung als bei einem flachen Fingernagel.
- Ein Hämostyptikum: Ein blutstillendes Puder oder ein blutstillender Stift stoppt schnell Blutungen, falls du versehentlich in das Leben, den durchbluteten Teil der Kralle, schneidest. Ein solches blutstillendes Mittel bekommst du in deiner Tierarztpraxis. Sollte die Blutung trotz des Mittels nicht aufhören, oder ist die Blutung sehr stark ist ein Gang in die Tierarztpraxis unerlässlich. Bei einer leichten Blutung kannst du auch versuchen, die Blutung mit einem neuen Stück Kernseife zu stillen.
Bis wohin kann ich kürzen?
Beim Schneiden der Krallen ist Vorsicht geboten, um Verletzungen zu vermeiden. Die Kralle besteht aus einem äußeren, nicht durchbluteten Teil und einem inneren, durchbluteten und innervierten Teil, dem sogenannten „Leben“. Das Leben ist rosa-bräunlich und durch helle Krallen sichtbar. Durch die vielen Blut- und Nervengefäße ist das Leben, das auch Krallenmark genannt wird, sehr schmerzempfindlich und kann stark bluten, wenn du es beim Schneiden aus Versehen verletzt. Daher ist es wichtig, dass du für eine ruhige Atmosphäre sorgst, dir dein Zubehör bereitlegst und das ganze Prozedere mit deiner Katze am besten schon von klein auf übst. Auch wenn du gar nicht schneidest ist es ein großer Vorteil, wenn dein Kitten schon lernt, dir die Pfote zu geben und stillzuhalten. Liegt alles parat, nimmst du die Katzenpfote in deine Hand und übst mit den Fingern sanften Druck auf die Ballen und die Oberseite der Pfote aus. So fährt deine Katze ihre Krallen aus. Hat sie helle Krallen kannst du das Leben gut erkennen. Noch besser siehst du es, wenn du die Krallen mit einer Taschenlampe anleuchtest. Nun schneidest du die Spitze der Kralle mit der Krallenschere oder dem Krallenknipser ab. Halte dabei einen ausreichenden Abstand zum Leben. Bei Katzen mit dunklen Krallen oder Katzen, die nicht stillhalten oder auch wenn du dir das Schneiden nicht zutraust, empfehlen wir dir das Kürzen der Krallen beim Tierarzt oder im Katzenfriseursalon vornehmen zu lassen.
Was tun, wenn es blutet?
Falls du versehentlich in das Leben schneidest und es zu bluten beginnt, bleibe ruhig. Verwende das blutstillende Puder oder deinen blutstillenden Stift, den du in deiner Tierarztpraxis besorgt hast, um die Blutung zu stoppen. Drücke das Hämostyptikum vorsichtig auf die blutende Stelle. Alternativ kannst du ein Stück Mull oder ein sauberes, fusselfreies Tuch verwenden, um Druck auf die Wunde auszuüben und die Blutung zu stillen. Die Blutung sollte innerhalb weniger Minuten aufhören. Wenn die Blutung nicht stoppt oder die Wunde stark blutet, ist der Gang in die Tierarztpraxis unerlässlich. Halte die betroffene Pfote sauber und vermeide, dass deine Katze in den ersten Stunden nach dem Vorfall in Schmutz oder Katzenstreu tritt, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Achte auch in den nächsten Tagen noch auf Anzeichen einer Infektion, wie Rötungen, Schwellungen oder Eiterbildung. Sollten sich Anzeichen einer Infektion zeigen, musst du tierärztlichen Rat einholen.
Gibt es einen Trick?
Im Internet findest du einige Tricks zum Krallenschneiden, von denen wir dir aber ausdrücklich abraten. Du solltest deine Katze auf keinen Fall fixieren oder überrumpeln – das macht das Krallenschneiden für sie zu einer schrecklichen Erfahrung! Viel besser ist es, wenn du mit deiner Katze schon im Kittenalter übst, dass sie dich ihre Pfoten und Krallen berühren lässt. Zeige ihr die Utensilien, tue so, als ob du ihr die Krallen schneidest und lobe sie, wenn sie sich die Berührungen gefallen lässt. Einen Trick gibt es allerdings, den du ausprobieren kannst, wenn deine Katze generell kooperativ aber vielleicht nicht superentspannt ist: Du kannst versuchen, sie mit einem besonderen Leckerli abzulenken. Gut geeignet ist zum Beispiel eine zähe Malzpaste, die du dünn auf einem Tellerchen verstreichst, die deine Katze dann ablecken muss. Den Effekt verstärkt noch eine Schleckmatte. Egal ob trockene Leckerli oder streichfähige Pasten wie Katzenleberwurst – die Schleckmatte kann deine Katze prima ablenken, während du vorsichtig und in Ruhe ihre Krallen schneidest. Vielleicht hilft es auch, wenn eine zweite Person deine Katze durch Leckerli ablenkt – aber nur, wenn es deine Katze nicht zusätzlich stresst.
Was kostet Krallenschneiden in der Tierarztpraxis?
Für das Krallenschneiden in der Tierarztpraxis fallen keine großen Kosten an: In der Regel solltest du mit etwa 10 bis 20 Euro rechnen. Wird aber noch eine allgemeine Untersuchung durchgeführt – was ja durchaus sinnvoll sein kann, wenn du sowieso gerade in der Praxis bist – musst du die Kosten dafür noch dazurechnen. Das Krallenschneiden in der Tierarztpraxis oder beim Tierfriseur kann eine gute Option sein, wenn du unsicher bist oder deine Katze sehr unruhig ist.
Wie kann ich übermäßigen Krallenwachstum vorbeugen?
Um übermäßiges Krallenwachstum zu verhindern, ist es wichtig, dass deine Katze ausreichend Kratzmöglichkeiten hat. So nutzt sie ihre Krallen auf natürliche Weise ab. Biete ihr unterschiedliche Materialien und Strukturen an, wie Sisalseil, Sisalteppich, Karton oder Wellpappe. Sorge für Abwechslung: Kratzpappen, Kratzmatten, Kratzbretter, Kratzstämme, Kratzbeutel, Kratzhöhlen, Kratztonnen, Kratzbetten – die Auswahl ist groß! Bei diesen vielen Möglichkeiten ist sicher etwas dabei, dass deine Katzen zum Krallenwetzen animiert. Wusstest du, dass manche Katzen lieber auf horizontalen Flächen kratzen und andere lieber auf senkrechten? Ein Kratzbrett zum Beispiel kannst du ganz nach den persönlichen Kratzvorlieben deiner Katze anbringen. Eine gute Idee sind auch Kratzspielzeuge. Du kannst sie immer wieder einmal wegnehmen oder gegen ein anderes austauschen – so bleiben die Spielzeuge lange spannend. Und natürlich freut deine Katze sich auch über selbstgebasteltes Kratzspielzeug. So wird aus einem Karton mit etwas zerknülltem Papier schnell eine aufregende Schnüffelkiste, in der du Leckerlis verstecken kannst. Nach dem Spiel darf der Karton dann geschreddert werden. Bleibe aber am besten dabei, nicht dass deine Katze auf die Idee kommt, neben den Leckerlis auch Papier und Karton zu fressen. So ist es ein herrlicher, sicherer Katzenspaß und: Er hält die Krallen schön kurz!