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Minischweine als Familienmitglieder

04.12.2024 - Lesedauer: 7 Minuten

Weißes Minischwein mit schwarzen Flecken auf felsigem Boden tagsüber

Es gibt wohl kaum jemanden, dem beim Anblick von Minischweinen nicht sofort ein „Wie süß!“ über die Lippen kommt. Tatsächlich sind die intelligenten Tiere mit der „Steckdosen-Nase“ besonders sympathische Vertreter ihrer Art. Dennoch sollten auch erfahrene Haustierhalter sich von der unwiderstehlichen Niedlichkeit eines Minischweins nicht zu einer Spontan-Anschaffung hinreißen lassen. Ungeachtet seines Kleinformats hat ein sogenanntes Teacup Schwein dieselben Bedürfnisse wie große Schweinerassen; hinzu kommen gesetzliche Anforderungen. Erfahre hier alles Wissenswerte zur artgerechten Haltung von Minischweinen.

Wo ist der Ursprung des Minischweins?

Der Ausdruck „Minischwein“ ist ein Sammelbegriff für diverse kleinwüchsige Schweinerassen. Das vietnamesische Hängebauchschwein ist praktisch gesehen ebenso ein Minischwein wie das Göttinger Minischwein oder das aus Ungarn stammende Pannon Minipig. Es gibt weltweit mehr als ein Dutzend Minischwein-Rassen, die – wie alle Schweinerassen – vom europäischen oder asiatischen Wildschwein abstammen. Die Zielgruppe für die Zucht kleiner Schweine waren allerdings nicht die Haustierbesitzer.

Schweine sind aufgrund physiologischer Parallelen zum Menschen wichtige Versuchstiere für die Pharmakologie. Konventionelle Schweinerassen eignen sich jedoch wegen ihrer Größe, Kraft und des hohen Gewichts nicht für Laborzwecke. Die kleinformatigen Minischweine sollten eine Alternative darstellen. Eine der ersten Schweinerassen, die gezielt auf Kleinwüchsigkeit hin gezüchtet wurde, war in den Vierzigerjahren das Minnesota-Minischwein.

Manches Ex-Versuchs-Minischwein hatte das Glück, von Tierfreunden adoptiert zu werden. Minischweine als Haustiere für Privatpersonen sind indes erst seit gut 15 Jahren in größerem Stil bekannt. Zu ihrer Popularität trugen Stars wie Paris Hilton und Victoria Beckham bei, die sich öffentlich mit Teacup Schweinen zeigten.

Wenn du dich für exotische Haustiere interessierst, schau dir doch mal das Capybara an. Aber Vorsicht – auch wenn das Capybara im deutschsprachigen Raum als Wasserschwein bezeichnet wird, gehört es zu den Nagetieren.

Wie klein bleiben Minischweine?

Minischweine wiegen ausgewachsen, abhängig von der Rasse, bis zu 150 Kilo. Damit ist das Minischwein im Gewicht wesentlich leichter als ein „normales“ Schwein (zwischen 300 und 500 Kilo), aber weit entfernt vom „Handtaschenformat“, das durch Abbildungen sehr junger Tiere suggeriert wird. Ein ausgewachsenes Minischwein ist zwischen 75 Zentimetern und einem Meter lang und erreicht bis zu 60 Zentimeter Schulterhöhe. Sobald dein Minischwein mit etwa vier bis fünf Jahren ausgewachsen ist, hast du es in der Regel mit einem kniehohen (und ziemlich schweren) vierbeinigen Gefährten zu tun.

Manche Züchter bieten sogenannte Mikroschweine an, die (angeblich) nicht schwerer werden als 20 Kilo. Dass die Tiere derart zierlich bleiben, ist zuweilen auf vorsätzlich herbeigeführte Degeneration der Jungtiere durch Mangelernährung zurückzuführen.

Ein fundamentales Problem der Minischwein-Haltung besteht somit darin, dass uninformierten Käufern häufig nicht klar ist, wie groß die niedlichen Jungtiere werden.

Info: Woher kommt der Name Teacup Schwein?

Der Begriff „Teacup Schwein“, also „Teetassen-Schwein“, hat sich aus dem amerikanischen Sprachgebrauch als Synonym für Minischwein oder Minipig etabliert. Ferkel von Minischweinen sind unmittelbar nach ihrer Geburt winzig und wiegen etwa 300 Gramm. Um diese Größe anschaulich beschreiben zu können, wurde die Teetasse als Vergleichsobjekt herangezogen. Für Laien ist das insoweit irreführend, als die Tiere nur sehr kurz im Teetassen-Format sind.

Wie ist der Charakter von Minischweinen?

Minischweine sind, artgerechte Haltung vorausgesetzt, liebenswerte und interessante Haustiere. Natürlich hat jedes Rüsseltier sein eigenes individuelles Wesen und Temperament: Introvertierte Persönlichkeiten gibt es unter ihnen ebenso wie buchstäbliche „Rampensäue“. Ihre Auffassungsgabe rangiert über der von Hunden, und auch ein Ich-Bewusstsein wurde den Schweinen nach Spiegeltests von Verhaltensforschern attestiert. Sie sind außerdem recht selbstbewusst: Ähnlich wie bei einem Hund musst du dich als „Chef“ der Rotte durchsetzen.

Minischweine benötigen somit viel Anregung, um sich nicht zu langweiligen. Sie sind äußerst verspielt und lassen sich zum Erlernen von Tricks mit Clicker-Training animieren, denn das fordert ihre Intelligenz. Einsamkeit und zu wenig Abwechslung können hingegen schnell zu Verhaltensstörungen und Aggressionen führen. Minischweine sind sehr territorial und verteidigen Haus und Hof oft sehr rabiat gegenüber Fremden.

Eignen sich Minischweine als Haustiere?

Bei passenden Rahmenbedingungen sind Minischweine Haustiere, die viel Freude machen. Du musst dir jedoch bewusst sein, dass die Minischweine in Bezug auf Haltung, Pflege und Bürokratie spezielle Anforderungen stellen. Wichtig zu wissen ist vor allem, dass auch das Teacup Schwein mit „Familienanschluss“ in Deutschland gesetzlich als Nutztier gilt. Daraus folgen Auflagen und Bestimmungen wie Bestandsdokumentation, Ohrmarkenpflicht und mehr, die du bei Transport, Registrierung, Impfungen und Seuchenschutz beachten musst. Wichtig ist, dass bei der Haltung eines Minischweins die Schweinehaltungshygieneverordnung eingehalten wird.

Was ist bei der Haltung von Minischweinen zu beachten?

Selbst wenn das Minischwein stubenrein und so gut erzogen ist, dass es auch ein geräumiges Wohnzimmer betreten kann: Die Tiere eignen sich keinesfalls für die Haltung in der Wohnung. Ein schweinegerecht eingerichteter Stall und ein Minischwein-Gehege im Außenbereich zum Wühlen und Suhlen gehören dazu. Bei den Futterkosten solltest du mit etwa 50 Euro monatlich pro Tier rechnen.

Wie viel Auslauf braucht ein Minischwein?

Über die Haltung eines Minischweins solltest du nur dann nachdenken, wenn du ein Außengelände von mindestens 100 Quadratmetern zur Verfügung hast. In einem ausreichend großen Garten baust du den Schweinestall auf: Pro Minischwein verfügt er idealerweise über vier Quadratmeter Bodenfläche. Der ausbruchsicher mit einem mindestens 160 Zentimeter hohen Zaun abgetrennte Auslauf sollte mindestens zehn Quadratmeter pro Tier groß sein und einen Schattenbereich sowie getrennte Futter, Schlaf- und Toiletten-Bereiche aufweisen.

Was frisst ein Minischwein?

Schweine gelten zwar als Allesfresser, aber für die ausgewogene Ernährung solltest du auf hochwertiges Futter achten. Als Hauptfutter kannst du fertig konfektioniertes Zwergschweinefutter in Pelletform reichen oder selbst mixen; geeignete Basiskomponenten sind Mais, Hafer, Gerste und Weizen. Das Getreide wird geschrotet und mit etwas Wasser vermengt. Eigenmischungen gibst du als Nahrungsergänzung geeignete Mineralzusätze für Schweinefutter hinzu. Das Minischwein-Futter servierst du in einem Trog oder einem großen Napf zweimal täglich.

Als Frischfutter schätzen Minischweine frisches Obst, Gemüse und Raufutter wie Heu; Letzteres sollte ständig zur Verfügung stehen. Unter keinen Umständen sind Minischweine „Müllschlucker“. Küchenabfälle haben im Trog nichts zu suchen.

Achtung: Schweine haben kein Sättigungsgefühl und sind daher unentwegt hungrig. Ein Minischwein darf aber keinesfalls zu dick werden. Eine Faustregel für die Hauptfuttermenge lautet: Ein bis zwei Prozent des Körpergewichtes sind genug. Halte dieses Maß unbedingt ein, auch wenn energisch gebettelt und vorwurfsvoll gequiekt wird.

Welche Pflege benötigt ein Minischwein?

Der Pflegeaufwand für das Borstentier selbst ist überschaubar: Die Tiere sind sehr reinlich, genießen es aber, mit einer weichen Bürste gestriegelt zu werden. Solltest du dein Minischwein aus irgendeinem Grund einmal waschen müssen, reicht warmes Wasser aus.

Klauen und Zähne müssen regelmäßig kontrolliert werden; außerdem solltest du dich rechtzeitig nach einem nutztierkundigen Tierarzt umsehen, der die vorgeschriebenen notwendigen Impfungen vornimmt. Prophylaxe gegen Parasiten und turnusmäßige Wurmkuren sind ebenfalls ein Kernaspekt der Minischwein-Pflege.

Wichtig zu wissen: Größeren Einsatz als das Schwein erfordert das tägliche Ausmisten des Stalls.

Ein gesundes und artgerecht gehaltenes Minischwein hat eine Lebenserwartung von zwölf bis 15 Jahren.

Kann man ein Minischwein alleine halten?

Schweine leben in hierarchischen Familienverbänden, sogenannten Rotten. Sie pflegen soziale Kontakte untereinander und interagieren ständig. Die Einzelhaltung von Minischweinen ist daher grundsätzlich nicht empfehlenswert. Du solltest stets mindestens zwei Tiere, besser noch eine Kleingruppe halten.

Minischweine verstehen sich meist mit Hunden und anderen Haustieren; diese können dem Rüsseltier aber niemals einen Artgenossen ersetzen, der dieselbe „Sprache spricht“.

Wo kann man ein Minischwein kaufen?

Wenn du alle Voraussetzungen zur artgerechten Haltung eines Minischweins erfüllst, kannst du dich online nach einem seriösen Züchter umsehen. Manchmal werden Minischweine in Kleinanzeigen angepriesen. Solche Angebote solltest du jedoch kritisch hinterfragen, denn hier sind viele „schwarze Schafe“ unterwegs. Minischweine aus verantwortungsvoller Zucht kosten zwischen 300 und 500 Euro.

Im Sinne der Tiere handelst du, indem du dich zunächst in Tierheimen oder bei Auffangstellen für Minischweine umschaust. Wenn du einem solchen Teacup Schwein ein liebevolles und artgerechtes neues Zuhause geben kannst, hat es buchstäblich „Schwein gehabt“.

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