Die Gottesanbeterin: Faszinierende Fangschrecke mit Schutzstatus

17.10.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Mit ihren langen Fangarmen vor der Brust sieht es so aus, als würde sie beten – doch der Name täuscht: Die Gottesanbeterin wartet mit ausgebreiteten Vorderbeinen nahezu regungslos, aber stets in Angriffsstellung auf ihre Beute.

Mit ihren langen Fangarmen vor der Brust sieht es so aus, als würde sie beten – doch der Name täuscht: Die Gottesanbeterin wartet mit ausgebreiteten Vorderbeinen nahezu regungslos, aber stets in Angriffsstellung auf ihre Beute.

Ihr Name klingt heilig, ihr Aussehen ist speziell, ihre Fähigkeiten sind besonders – alles nur Tarnung? Mit aufrechtem Körper und vor der Brust gefalteten Händen wartet sie aufmerksam auf ihre Beute: Die Gottesanbeterin, ein in allen Belangen außergewöhnliches Insekt, das immer beliebter für die private Haltung im Terrarium wird.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Name Gottesanbeterin ist auf die langen geknickten Vorderbeine zurückzuführen, die in Angriffsstellung aussehen, als würde sie beten.
  • Viele Arten sind für die Haltung im Terrarium geeignet, allerdings sollten die Tiere aufgrund ihres Kannibalismus nicht in der Gruppe gehalten werden.
  • Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) steht in Deutschland auf der Roten Liste und unterliegt einem besonderen Schutz, weshalb sie nicht im Terrarium gehalten werden darf.
  • Andere, weniger gefährdete Arten, fühlen sich in einem geeigneten Terrarium mit passender Grundausstattung und dem richtigen Futter äußerst wohl.

Gottesanbeterin: außergewöhnliches Insekt für die Haltung im Terrarium

Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) stammt ursprünglich aus dem afrikanischen Raum, doch mittlerweile ist sie auf der ganzen Welt verbreitet. Der Lebensraum der Gottesanbeterin erstreckt sich vor allem über Europa, Asien, Afrika und Nordamerika – dort bewohnt sie Wälder und Wiesen.

Mit seinem auffälligen Aussehen und den besonderen Fähigkeiten gehören einige Unterarten des exotischen Insekts zu den beliebten Terrarientieren. Doch bei der Haltung gibt es einiges zu beachten: Als Kannibale frisst die Gottesanbeterin auch mal ihre Artgenossen, zudem ist nicht jede Art für die Haltung im Terrarium geeignet.

Beliebte Arten der Gottesanbeterin, die du als Haustier halten kannst, sind unter anderem:

  • Ghana-Gottesanbeterin (Sphodromantis lineola)
  • Indische Riesenmantis (Hierodula membranacea)
  • Geistermantis (Phyllocrania paradoxa)

Info: Gottesanbeterin in Deutschland

Gottesanbeterinnen bevorzugen wärmere Regionen, sodass die Fangschrecke vor allem im Mittelmeerraum verbreitet ist. Aber auch in Deutschland findet man die Tiere in jedem Bundesland – der höchste Bestand der Insekten wurde bislang in Baden-Württemberg und Südbaden verzeichnet. Aber auch in Ostdeutschland ist sie zu finden.

SteckbriefGottesanbeterin

Name:
Gottesanbeterin oder Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa)
Zugehörigkeit:
Insekt, Fangschrecken
Herkunftsland:
afrikanischer Raum
Verbreitung:
Europa, Asien, Afrika, Nordamerika
Lebensraum:
Wälder und Wiesenlandschaften
Größe:
bis zu acht Zentimeter (Weibchen), bis zu sechs Zentimeter (Männchen)
Gewicht:
zwischen ein bis drei Gramm
Alter:
zwischen sieben Monate bis maximal ein Jahr
Ernährung:
Lebendfutter (Fliegen, Spinnen, Heuschrecken und andere Insekten), frisst auch ihre Artgenossen (speziell Männchen)
Feinde:
Wespen, Ameisen und Vögel
Wesen:
Einzelgänger, schlau
Besonderheiten:
lange Vorderbeine als Fangarme, nur ein Ohr, das unter dem Bauch liegt, in fast alle Richtungen drehbarer Kopf, nahezu unsichtbar durch Tarnung
Sonstiges:
in Deutschland lebende Art steht auf der Roten Liste

Warum heißt die Gottesanbeterin so?

Gottesanbeterinnen sind alles andere als heilig. Nahezu unsichtbar tarnen sie sich in ihrer Gebetshaltung, bevor sie ihre Beute blitzartig mit den Fangbeinen packen. Die Fangschrecke verdankt ihren Namen nämlich ihren langen Vorderbeinen, die sie in Angriffsstellung zusammengefaltet vor der Brust hält – als würde sie beten. Wenn der Feind nicht damit rechnet, schnappt sie gnadenlos zu.

Auch vor ihren Artgenossen macht sie nicht Halt: Die Gottesanbeterin ist Kannibale und hat auch ihresgleichen auf dem Speiseplan stehen. Vor allem die männlichen Fangschrecken müssen immer auf der Hut sein, denn nach der Paarung verspeist die Gottesanbeterin schon mal die kleineren Männchen. Die Weibchen fressen oftmals noch während des Paarungsaktes das Männchen vom Kopf an. Auch gegen konkurrierende Weibchen zeigen sie sich durchaus aggressiv.

Weltweit gibt es mehr als 2.000 verschiedene Arten der Gottesanbeterin. Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist die bekannteste Fangschrecke, jedoch nicht für die Terrarien-Haltung geeignet! Sie steht auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten in Deutschland und unterliegt einem besonderen Schutz. Andere Arten, wie beispielsweise die Ghana-Gottesanbeterin (Sphodromantis lineola), dürfen hingegen im Terrarium gehalten werden. Dabei bleibt es natürlich wichtig, dass du bei der Haltung einiges beachtest.

Trotz der Artengefährdung vermehren sich Gottesanbeterinnen schnell, sodass die Tiere durchaus zur Plage werden können: Die Weibchen legen nach der Paarung sogenannte Ootheken (Eierpakete) mit rund 100 bis 200 Eiern in einer Schutzhülle aus Schleim ab. In der Natur überwintern die Gelege die kalte Jahreszeit bis im Mai die Jungtiere, die sogenannten Nymphen, schlüpfen. Bereits zwei Wochen nach der Geburt ist der Nachwuchs geschlechtsreif.

Eine Gottesanbeterin im hohen Gras.

Aussehen: Woran erkenne ich eine Gottesanbeterin?

Zugegeben: Der dreieckige Kopf, die riesigen Augen und die langen Fangarme der Gottesanbeterin erinnern ein wenig an einen Außerirdischen. Schaut man sich beispielsweise die Ghana-Gottesanbeterin (Sphodromantis lineola) an, ist ihre Körpergröße mit sechs bis acht Zentimetern beachtlich.

Der schlanke Körper der Ghana-Gottesanbeterin ist grün oder braun, zudem hat sie auffällige und dünne Flügel. Die langen Fangarme, die eigentlich Beine sind, gehören zu den weiteren typischen Merkmalen der Gottesanbeterin. Während ein Paar der Beine schmal und gerade geformt ist, sind die Vorderbeine lang und geknickt.

Als eines von wenigen Insekten kann die Gottesanbeterin ihren Kopf in alle fast alle Richtungen drehen, wodurch sie ihre Beute, aber auch Feinde und Gefahren immer im Blick hat. Mit ihren Augen kann sie bis zu 20 Meter weit sehen, der Mund ist von Fangwerkzeugen geprägt.

Außergewöhnlich: Die Gottesanbeterin hat nur ein Ohr – und das befindet sich nicht etwa am Kopf, sondern zwischen ihren Beinen, unter ihrem Bauch. Geräusche kann sie somit nur aus einer Richtung wahrnehmen, aber dafür hört sie Ultraschalltöne wie auch Fledermäuse.

Tarnung als Schutz

Eine besondere Fähigkeit der Gottesanbeterin ist ihre Tarnung. Sie kann die Farben ihrer Umgebung annehmen und sieht dann aus wie ein Grashalm. So schützt sie sich vor Feinden und versteckt sich vor ihrer Beute. Ist die Tarnung aufgeflogen, streckt die Gottesanbeterin ihre langen Vorderbeine, sodass der Feind in die schwarz umrandeten Flecken auf der Innenseite der Beine und am Bauch blickt. Sie wirken wie riesige Augen und dienen der Abschreckung.

Gottesanbeterin sitzt auf einer Dahlie.

Darf ich eine Gottesanbeterin im Terrarium halten?

Grundsätzlich ist die Haltung einiger Arten der Gottesanbeterin im Terrarium erlaubt. Wie schon erwähnt darf die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) aufgrund der Artengefährdung in Deutschland nicht gehalten werden.

Denkst du über die Haltung einer der erlaubten Arten als Haustier nach, informiere dich vor dem Kauf des Insektes ausführlich über die geltenden Vorgaben und Gesetze. Auch die richtige Wahl des Terrariums spielt eine wichtige Rolle, damit eine sichere Haltung der Gottesanbeterin gewährleistet ist und das exotische Insekt sich bei dir wohlfühlt.

Beliebte Arten von Gottesanbeterinnen, die im Terrarium gehalten werden dürfen:

  • Ghana-Gottesanbeterin (Sphodromantis lineola)
  • Afrikanische Riesengottesanbeterin (Sphodromantis viridis)
  • Indische Riesengottesanbeterin (Hierodula membranacea)
  • Geistermantis (Phyllocrania paradoxa)

Welche Probleme können bei der Haltung der Gottesanbeterin auftreten?

Halter von exotischen Tieren wissen, wie zeitaufwendig die Pflege eines Terrariums ist. Sei dir vor der Anschaffung einer Gottesanbeterin als Haustier daher bewusst, dass du das Terrarium nicht nur sauber halten musst.

Häufige Probleme bei der Haltung einer Gottesanbeterin sind:

  • mangelnde Hygiene (die Ansammlung von Kot und Abfällen begünstigt Bakterien und Parasiten)
  • falsche Temperatur und Luftfeuchtigkeit (negativer Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Gottesanbeterin)
  • unpassende Vergesellschaftung (als Kannibalen fressen Gottesanbeterinnen ihre Artgenossen)
  • ungeeignetes Futter (falsches Futter kann Mangelernährung oder Magen- und Darmprobleme auslösen)
  • zu kleines Terrarium (hohe Verletzungsgefahr durch zu wenig Platz im Terrarium, kaum aufrechtzuerhaltende Klimaverhältnisse)

Egal für welche Art du dich entscheidest, das Terrarium sollte immer den Bedürfnissen der Gottesanbeterin gerecht werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, das exotische Insekt aus der Zoohandlung oder vom Züchter zu kaufen, da du dort die wichtigsten Informationen zur Haltung, Ernährung und Pflege erhältst. Im Zoofachhandel bekommst du meist auch das passende Terrarium inklusive Ausstattung sowie das richtige Futter für die Gottesanbeterin.

Welches Terrarium ist für die Gottesanbeterin geeignet?

Ein zu kleines Terrarium für die Gottesanbeterin könnte dazu führen, dass sie sich verletzt, unwohl fühlt oder aggressiv wird. Da das weibliche Tier zudem dazu neigt, die Männchen nach der Paarung aufzufressen, ist die Gottesanbeterin nicht für die Haltung in der Gruppe geeignet.

Als Orientierungshilfe für die Größe des Terrariums gilt: mindestens 20 Zentimeter Länge x 20 Zentimeter Breite x 30 Zentimeter Höhe pro Tier. Die Grundausstattung eines Terrariums besteht in der Regel aus Thermometer, Hygrometer, Wärmelampe oder Heizmatte, Bodengrund, Grünpflanzen, Ästen sowie Futter.

Wichtige Kriterien, auf die du beim Kauf eines Terrariums für die Gottesanbeterin achten solltest, sind unter anderem:

  • Die Größe des Terrariums sollte der Art und Größe der Gottesanbeterin sowie dem individuellen Bewegungsdrang des Tieres angepasst sein.
  • Gottesanbeterinnen fühlen sich – je nach Art – bei einer Temperatur zwischen 25 und 30 Grad sowie einer Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 80 Prozent wohl. Geeignete Thermometer und Hygrometer für Terrarien findest du im Handel.
  • Eine zu der Art passende Lichtquelle hilft der Gottesanbeterin, ihren Tag- und Nacht-Rhythmus zu finden. Dabei ist UVA-Strahlung sinnvoll und UVB nicht nötig.
  • Heuschrecken, Fliegen, Schaben und andere lebende Insekten sind geeignete Beute für Gottesanbeterinnen. Passendes Terrarien-Futter gibt es im Zoofachhandel.
  • Eine regelmäßige und gründliche Reinigung des Terrariums ist wichtig, um die Ausbreitung von Bakterien und Parasiten zu vermeiden und die Gesundheit der Gottesanbeterin zu schützen.

Was fressen Gottesanbeterinnen?

Gottesanbeterinnen sind Fleischfresser. Als Futter im Terrarium eignen sich andere Insekten wie Käfer, Schaben, Heuschrecken oder Fliegen. Je nach Art und Größe stehen in der Natur auch schon mal kleine Vögel, Frösche oder Eidechsen auf dem Speiseplan.

Fazit: Die Gottesanbeterin ist ein geeignetes Haustier bei richtiger Terrarienhaltung

Gottesanbeterinnen sind faszinierende Insekten mit einem außergewöhnlichen Aussehen und besonderen Fähigkeiten. Die gefährdete Art der Europäischen Gottesanbeterin darf in Deutschland nicht gehalten werden. Andere Arten gehören aber mittlerweile zu den beliebten Terrarientieren, sollten aufgrund ihres Kannibalismus aber nicht in der Gruppe gehalten werden. Wenn du dir eine Gottesanbeterin als Haustier zulegen willst, solltest du dich im Zoofachhandel oder bei einem Züchter über die individuellen Anforderungen und Bedürfnisse des exotischen Insekts informieren. So benötigst du ein Terrarium für die Gottesanbeterin, welches ihrer Art und Größe gerecht wird. Zudem erfordert die Pflege eines Terrariums einigen Aufwand. Aber diese Zeit solltest du dir bei Anschaffung eines Haustieres – egal welcher Art – immer nehmen.

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