Putziges Kerlchen: Der Blaue Antennenwels im Porträt
17.06.2024 - Lesedauer: 4 Minuten
Den Blauen Antennenwels (Ancistrus dolichopterus) muss man einfach ins Herz schließen: Er ist friedlich und freundlich, sieht urig aus und hilft dir sogar bei der Pflege deines Aquariums. Was du über den Aufwuchsfresser wissen musst, liest du in diesem Artikel.
Südamerikaner mit Geweih
Der Blaue Antennenwels gehört zur Gattung der Antennen-Harnischwelse (Ancistrus) und kommt ursprünglich aus einem Nebenfluss des südamerikanischen Amazonas, dem Rio Negro. Beim Rio Nego ist der Name Programm: Der „Schwarze Fluss“ ist ein Schwarzwasserfluss, aber auch in Klar- und Weißwasserflüssen kommt der Blaue Antennenwels vor. Um sich in deinem Aquarium wohlzufühlen, braucht er weiches, sauerstoffreiches Wasser mit einem niedrigen pH-Wert und Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad Celsius. Ausgewachsene Männchen und Weibchen kannst du gut voneinander unterscheiden: Die adulten Männchen bilden in der Nähe des Mauls ein beeindruckendes Geweih aus fleischigen Fortsätzen aus, das bis auf die Stirn wächst. Auch die Weibchen haben solche Fortsätze, allerdings wachsen sie nur direkt um das Maul herum und sind wesentlich zarter.
Ein Wels mit Spitznamen
Der Blaue Antennenwels wird häufig auch Putzerfisch, Scheibenputzer oder Scheibenknutscher genannt. Das liegt daran, dass er sich in seiner Ernährung auf sogenannten Aufwuchs spezialisiert hat. Mit seinen Zähnen raspelt er Mikroorganismen und Algenbelag von glatten Oberflächen wie Steinen, Pflanzen oder weichem Wurzelholz. Sein Saugmaul sorgt dafür, dass er dabei von der Strömung nicht weggerissen wird. Aquarieneinrichtung aus Holz – am besten Moorkienholz – darf in deinem Becken nicht fehlen, denn die Kleinstmengen an Zellulose aus dem Holz, die er beim Abraspeln der Beläge aufnimmt, sind für seine Darmflora wichtig. Hat er nicht genug weiches Holz zur Verfügung, vergreift er sich sonst schamlos an deinen Aquarienpflanzen oder versucht sich gar an den Silikonfugen deines Aquarium. Sind Steine und Wurzeln „abgegrast“, wendet er sich der nächsten glatten Oberfläche zu, den Scheiben, an denen du ihn dann so hervorragend beobachten kannst. So kam er zu seinem Spitznamen. Neben der pflanzlichen Algenkost lässt der Wels sich aber auch tierische Nahrung schmecken. Am besten fütterst du eine Mischung aus Lebend-, Frost- und Granulatfutter sowie Futtertabletten für Welse. Um den pflanzliche Anteil in der Nahrung aufzupeppen und deine Aquarienpflanzen zu schonen, fütterst du Gurke, Paprika, Salat, Spinat, Mangold, Spirulina oder Zucchini. Füttere aber sehr sparsam und entferne Reste sofort, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen.
Platz und Rückzugsmöglichkeiten
Der Blaue Antennenwels kann bis zu 15 Zentimeter lang werden. Ein artgerechtes Becken für einen Blauen Antennenwels fängt bei einem Fassungsvermögen von 110 Litern an. Hältst du mehrere Welse musst du natürlich entsprechend größer planen. Generell kannst du den Blauen Antennenwels allein halten, oder wenn du Fischnachwuchs möchtest, ein Männchen mit mehreren Weibchen. Allerdings musst du wissen, dass sie sich rasant vermehren und dir überlegen, wo der Nachwuchs wohnen soll. Vergesellschaften lässt sich der Antennenwels mit fast allen friedlichen Fischen. Da der Wels sich bevorzugt am Boden aufhält und auch gerne nach Fressbarem wühlt, besteht der optimale Bodengrund aus weichem Sand. Auf scharfkantigen Kies musst du ihm zuliebe verzichten. Bei den Pflanzen greifst du am besten auf robuste, großblättrige Gewächse wie zum Beispiel Javafarn (Microsorum pteropus) zurück. Die großen Blätter kann er prima abraspeln ohne Schäden zu verursachen. Auch die Gewöhnliche Wasserschraube (Valisneria Spiralis) ist eine gute Wahl. Bei der Gestaltung des Beckens solltest du mehrere Verstecke einplanen, in die dein nachtaktiver Wels sich tagsüber zurückziehen kann. Hier bieten sich Höhlen aus Wurzeln, Tonröhren, umgestülpten Kokosschalen oder Steinaufbauten an. Wels-Männchen bilden Reviere und vor allem erwachsene, fortpflanzungswillige Wels-Männchen können sich vehement bekämpfen. Planst du mehrere männliche Welse zu halten, musst du für extra Platz und viele Rückzugsmöglichkeiten in einem Aquarium mit ausreichend Fläche sorgen, damit die Tiere sich nicht stressen.
Wenn alles schläft
Tagsüber ruht dein Antennenwels sich gerne aus: Er liegt stundenlang auf dem Bauch oder saugt sich irgendwo fest und sieht so aus, als ob er schläft. Erst wenn sich die anderen Aquarienbewohner langsam zur Nachtruhe begeben, wird er aktiv. Wenn es dämmert verlässt er seine Verstecke in Bodennähe und macht sich daran, das Aquarium nach Fressbarem abzusuchen. Damit ihm das gelingt, hat er einen besonderen Trick auf Lager: Er kann seine Sicht in der Nacht optimieren. Ein speziell geformtes Augenläppchen, das er bewusst steuern kann, reguliert die Menge an einfallendem Licht. Ein eleganter Schwimmer ist er allerdings nicht: Sein Körper ist durch ineinandergreifende Knochenplatten geschützt, die sich aus Hautfalten im frühen Brutstadium entwickelt haben. Doch das beeinträchtigt ihn nicht wirklich. Bei artgerechter Haltung kann er ein Lebensalter von 15 bis 20 Jahren erreichen.