Erste Hilfe für Katzen: Für den Notfall gewappnet
10.06.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
Vergiftung, Hitzschlag, Sturz vom Balkon - nicht immer können Notfallmaßnahmen warten, bis du mit deiner verletzten Katze die Tierarztpraxis oder Tierklinik erreicht hast. Mit schnellem, zielgerichtetem Handeln kannst du deine Samtpfote für den Transport stabilisieren und Leben retten.
Gut vorbereitet
Die oberste Regel bei allen Erste-Hilfe-Maßnahmen lautet: Ruhe bewahren. Je besser du weißt was im Notfall zu tun ist, umso besonnener und effektiver kannst du agieren. Am besten vorbereitet bist du, wenn du einen Erste-Hilfe-Kurs für Katzen absolvierst. Solche Kurse werden von Tierärzt:innen angeboten aber auch von Organisationen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund, den Johannitern oder dem Deutschen Roten Kreuz. Dabei lernst du zum Beispiel wie du einen Pfotenverband anlegst, wie du eine verletzte Katze richtig trägst oder wie du dich verhältst, wenn sie bewusstlos ist. Auch ein Erste-Hilfe-Set solltest du immer griffbereit haben. Notfallnummern wie die des tierärztlichen Notdienstes, des Giftnotrufs oder der nächstgelegenen Tierklinik speicherst du am besten in dein Handy ein.
Im Notfall beherzt handeln
Kommt es zu einem Notfall, bringst du deine Katze und dich aus der Gefahrenzone und beurteilst ihre Verletzungen. Dabei darfst du auch deine eigene Sicherheit nicht außer Acht lassen, denn ein Tier, dass unter Stress und Schmerzen leidet kann unter Umständen auch beißen oder Katzen. Frage dich zunächst, ob sie transportfähig ist? Dann organisierst du dir am besten einen Helfer, der dich zur nächstgelegenen Tierklinik fahren kann. So kannst du dich unterwegs um deine Katze kümmern und die Tierklinik anrufen und über die wichtigsten Fakten und euren ungefähren Ankunftszeitpunkt informieren. Hast du eine Transportbox aus Hartplastik kannst du den oberen Teil abnehmen, die Box mit einer weichen Unterlage auspolstern und deine Katze hineinlegen. So kannst du während des Transports beruhigend auf sie einwirken und kommst schnell an sie heran, falls sich ihre Lage verschlechtert. Alternativ funktioniert jede feste Box wie zum Beispiel ein Wäschekorb. Möchte deine Katze sich aufgrund von Atemproblemen oder ähnlichem während der Fahrt aufrichten, lasse sie gewähren aber achte auf ihre Sicherheit im Auto. Bei Wirbelsäulenverletzungen, zum Beispiel nach einem Fall, ist eine feste, brettartige Unterlage wichtig. Bewusstlose Katzen transportierst du in stabiler Seitenlage und überwachst ihre Atmung. In vielen Großstätten gibt es mittlerweile auch Tierambulanzen und tierärztliche Notdienste, die im 24-Stunden-Dienst zu Notfällen ausrücken. Speicherst du die entsprechenden Telefonnummern in dein Handy ein, verlierst du im Notfall keine wertvolle Zeit mit Suchen.
Vitalwerte prüfen
Die Vitalwerte deiner Katze liefern dir wichtige Hinweise, wie es ihr geht. Zu den Vitalzeichen zählen Atmung, Köpertemperatur, Puls- und Herzfrequenz. Den Puls, der von der Herzfrequenz nur minimal abweichen sollte, misst du durch Auflegen des Zeige- und Mittelfingers in der Leiste. Dazu winkelst du den Oberschenkel deiner Katze nach außen ab und suchst etwa in der Mitte des Innenschenkels nach dem Puls. Auch die kapilläre Füllungszeit (KFZ) gibt Aufschluss über den Kreislauf: Hierfür ziehst du eine Lefze nach oben, drückst einige Sekunden auf das Zahnfleisch und lässt los. Es entsteht ein heller Fleck, der nach zwei Sekunden wieder rosa sein sollte. Bleibt er länger hell, ist der Kreislauf herabgesetzt. Ist das Zahnfleisch oder die Zunge gräulich bis bläulich verfärbt, spricht das für eine schlecht Sättigung des Blutes mit Sauerstoff und dafür, dass deine Katze unter Atemnot leidet. Wirkt deine Katze apathisch oder ist bewusstlos nach einem Unfall überprüfst du ihre Vitalwerte – auch auf dem Transport zur Tierklinik und teilst sie dem Behandelnden in der Klink umgehend mit. Die wichtigsten Werte für Katzen sind:
- Atemfrequenz: 30 bis 50 Atemzüge pro Minute sind normal, sichtbar am Heben und Senken des Brustkorbes.
- Herzfrequenz: 100 bis 160 Schläge sind normal und können am inneren Oberschenkel gefühlt werden.
- Kreislauf: Die Mundschleimhäute sollten rosa sein. Drücke für 3 Sekunden auf die Schleimhaut des Zahnfleisches unter der Oberlippe. Normale Rückflusszeit: 2 Sekunden (KFZ)
- Pupillen- und Lidreflexe: Pupillenreaktion mit einer Taschenlampe testen.
- Körpertemperatur: 37,8 bis 39,2 Grad Celsius sind normal. Am besten rektal mit einem digitalen Thermometer messen.
Bei all diesen Werten handelt es sich um Durchschnittswerte – unter Stress oder Schock können sie abweichen. Außerdem sind Atem- und Herzfrequenz bei Jungtieren physiologisch erhöht.
Verhalten bei Bewusstlosigkeit
Wenn sich der Zustand deiner Katze verschlechtert, macht es Sinn, in der Tierklinik anzurufen, die Situation zu beschreiben und zu fragen, ob du sofort losfahren sollst oder ob und welche Maßnahmen du zuvor ergreifen sollst. Sollte deine Katze das Bewusstsein verlieren gibt es ein Schema, nach dem du ihr helfen kannst, bis die Profis sich um sie kümmern können. Es handelt sich um das sogenannte ABC-Prinzip wobei A für Atemwege, B für Beatmung und C für Circulation (Kreislauf) steht. Du gehst folgendermaßen vor:
- Atemwege: Du öffnest das Maul deiner Katze, ziehst ihr Zunge vorsichtig nach vorne und siehst nach ob die Atemwege frei sind. Sind sie vom Fremdkörpern, Schleim oder Erbrochenem verlegt, solltest du versuchen die Atemwege freizumachen.
- Beatmung: Sind die Atemwege frei, legst du deine Katze auf die rechte Seite (damit das linksgelagerte Herz nicht noch mehr Druck aushalten muss). Nun bereitest du die Nasenbeatmung vor. Du ziehst die Katzenzunge nach vorne und umschließt ihre Schnauze möglichst luftdicht mit der Hand. Der Hals der Katze sollte gestreckt sein. Blase nun Luft durch die Nase, bis sich der Brustkorb hebt. Dann nimmst du die Hände vom Maul, damit die Luft entweichen kann. Diese Beatmung etwa 20 bis 30 Mal pro Minute durchführen, bis die Katze selbstständig atmet. Prüfe dabei immer wieder den Puls.
- Circulation (Kreislauf): Den Puls misst du an der Oberschenkelinnenseite. Spürst du keinen Herzschlag, beginne mit der Herzmassage. Eine Hand flach auf den Brustkorb, etwa in Höhe des Ellenbogens legen. Danach in schneller Folge fünf- bis zehnmal Daumen und Zeigefinger Richtung Hals der Katze (insgesamt 100-200 Mal pro Minute) pressen. Nach etwa 15 Sekunden pausierst du und beatmest die Katze für 10 Sekunden. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis du den Puls wieder spürst und die Katze selbstständig atmet.
Sommergefahr: Hitzschlag
Einen Hitzschlag erkennst du dran, dass deine Katze apathisch wird, auf dem Bauch liegt und hechelt. Findest du sie bereits in Seitenlage auf, muss sie sofort zum Tierarzt. Sorge (auch unterwegs) für Abkühlung, aber gehe behutsam vor: Lege zum Beispiel kühle Tücher auf die Beine und Pfoten deiner Katze und trage die sie in den Schatten. Zu kaltes Wasser, oder Eiswürfel sind nicht geeignet – sie sind ein zu großer Schock für den überhitzten Körper. Die Körpertemperatur muss langsam sinken. Biete ihr viel frisches, kühles Wasser an. Trinkt sie nicht von alleine, kannst du vorsichtig ein paar Tropfen auf ihre Zunge träufeln oder mithilfe einer Spritze direkt ins Maul geben – aber nur, wenn die Katze bei Bewusstsein ist. Kühle sie du sie mit Tüchern auf Pfoten und Beinen, überwache ihre Vitalwerte und bringe sie sofort in die Tierarztpraxis. Dort bekommt sie Infusionen, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren, und ihr Kreislauf wird überwacht.
Das gehört in dein Erste-Hilfe-Set:
- Mullbinden
- Klebebinden
- Druckverband
- Sterile Wundauflagen
- Verbandswatte zur Polsterung
- Fixierpflaster
- Verbandsschere
- Einwegspritze zum Spülen von Wunden
- Mittel zur Wundspülung zum Beispiel sterile Kochsalzlösung
- Einweghandschuhe
- Rettungsdecke
- Fieberthermometer
- Pinzette
- Kleine Taschenlampe
- Telefonliste von Tierarztpraxen und Tierkliniken
Du hast Fragen rund um das Thema richtig handeln im Notfall, der Zusammenstellung des Erste-Hilfe-Sets oder generell zum Thema Katzengesundheit? Dann wende dich doch einfach an Dr. Fressnapf! Vereinbare am besten gleich online einen Termin unter: www.dr.fressnapf.de