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Dülmener Wildpferde – Natur pur nördlich des Ruhrgebiets

02.05.2024 - Lesedauer: 4 Minuten

Duelmener Wildpferde

Die ursprünglich aussehenden Dülmener Wildpferde leben in der letzten Wildpferdebahn Europas. Echte Wildlinge sind die Ponys aus Nordrhein-Westfalen nicht mehr, trotzdem lebt die Herde auf sich allein gestellt und ohne viel menschliche Hilfe, nur in besonders harten Wintern gibt es etwas Raufutter dazu.

Dülmener Wildpferde: eine Geschichte voller Leidenschaft für das Tier

Bis vor rund 200 Jahren streiften viele wilde Pferde durch Deutschland und Europa. Die Herden lebten frei und sich selbst überlassen in sogenannten Wildpferdebahnen, deren Flächen nicht landwirtschaftlich genutzt wurden. Die Vorfahren der Dülmener Wildpferde lebten nachweislich bereits im Jahr 1316 im Merfelder Bruch bei Dülmen. Eine Urkunde aus diesem Jahr zeigt, dass sich der Herr von Merfeld damals die Rechte an der Jagd, der Fischerei sowie an den wilden Pferden sicherte.

Dank des Engagements der Herzöge von Croy haben die Dülmener Wildpferde die Neuverteilung der Ländereien und das Wachstum der Siedlungen bis heute überlebt. Alfred von Croy ließ 20 wilde Pferde einfangen und sicherte mit der Errichtung der damals 33 Hektar großen Wildpferdebahn ihren Bestand. Dazu kamen rund 200 wilde Emscherbrücher Pferde, die mit der Auflösung der Bahn zwischen Waltrop und Bottrop ihre Heimat verloren. Durch das Anwachsen der Herde wurde die Wildpferdebahn im Merfelder Bruch auf 350 Hektar erweitert. Bis heute gehören das Land und die Dülmener Wildpferde dem Herzog von Croy und seiner Familie, die für den Fortbestand und das Wohlergehen der Herde sorgen.

Tipp: Wusstest du schon, dass der Begriff Dülmener Wildpferde für die Vierbeiner steht, die frei im Merfelder Bruch geboren wurden? Dülmener Pferde bezeichnet Tiere, die außerhalb der Wildpferdebahn gezüchtet werden.

Dülmener Pferde reiten und halten

Dülmener Pferde sind biologisch keine echten Wildpferde mehr. Da die Herde keine Gene mit anderen Populationen tauschen kann, muss der Mensch eingreifen. Beim jährlichen Dülmener Wildpferdefang werden die einjährigen Hengste aus der Herde gefangen und anschließend verkauft. Das verhindert Nachkommen von Mutter und Sohn oder Bruder und Schwester. Außerdem lebt immer nur ein Deckhengst in der Herde, der regelmäßig ausgetauscht wird. Zum Einsatz kommen möglichst robuste und naturbelassene Ponyrassen (Huzule, Exmoor, Konik). Während die gekippte Mähne die Anteile domestizierter Pferderassen zeigt, verfügen Dülmener Wildpferde auch über viele „Wildzeichen“. Dazu gehören:

  • ein durchgehender Aalstrich entlang des Rückens
  • das Schulterkreuz (senkrechte Streifen vom Widerrist über die Schulter
  • „Zebrastreifen“ an den Beinen

Auch wenn Dülmener Wildpferde keine echten Wildlinge mehr sind, leben sie doch weitgehend naturbelassen. Die Herde erhält lediglich in besonders harten Wintern ein wenig Raufutter, ansonsten sind die Tiere auf sich allein gestellt. Die natürliche Selektion macht den Dülmener zu einem robusten, genügsamen und leichtfuttrigen Pferd, das sich für die Haltung im Offenstall eignet. Die Ponys gelten als gute Kinder- und Familienpferde. Artgerecht gehalten und ausgebildet sind sie zuverlässige Partner für das Reiten, Distanzreiten und Fahren. Liebhaber der seltenen Pferderasse bilden ihre Ponys erfolgreich in den verschiedensten Sparten aus. So finden sich zum Beispiel Dülmener Wildpferde in Dressur und Springen, mit zirzensischen Lektionen in der Bodenarbeit oder als Therapiepferde für kranke, behinderte oder sogar sterbende Personen im Hospiz. Wenn du dich für ein Dülmener Wildpferd entscheidest, hast du große Chancen auf eine sehr lange Partnerschaft. Sofern die Tiere die ersten drei Jahre in der Wildnis überleben, haben Dülmener Wildpferde eine Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren. In menschlicher Obhut mit artgerechter Haltung und medizinischer Versorgung können Dülmener ein noch höheres Alter erreichen.

Pferd mit Fohlen auf einer Weide

Möchtest du die Dülmener Wildpferde besuchen?

Bereits seit Jahrzehnten nutzen die Herzöge von Croy das Interesse an den Dülmener Wildpferden, um den Unterhalt der Herde zu finanzieren. An jedem letzten Sonntag im Mai findet an der Wildpferdebahn, die etwa zwölf Kilometer westlich der Stadt Dülmen liegt, ein Spektakel statt, das Zuschauer weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens anzieht. Dann wird die gesamte Herde in eine Arena getrieben und die einjährigen Hengste ausgesondert, um Inzucht und Rangkämpfe zu vermeiden. Dabei fangen junge Männer aus der Region die männlichen Nachkommen per Hand und streifen ihnen ein Halfter über. Das erfordert Ausdauer, Mut und Geschicklichkeit und ist für die Zuschauer ein einmaliges Erlebnis. Die Spannung auf den Rängen steigt bereits, wenn die donnernden Hufe und das Beben des Bodens die Ankunft der Herde ankündigen. Denk daran, dass die Karten für die Veranstaltung in der Regel Monate im Voraus ausverkauft sind. Im Anschluss an den Dülmener Wildpferdefang werden die Junghengste mit einem Chip gekennzeichnet und sofort versteigert. Wenn du einem echten Dülmener Wildpferd ein Zuhause geben möchtest, hast du dann die Chance, deinen neuen vierbeinigen Partner zu finden.

Möchtest du dagegen die Herde in ihrer natürlichen Schönheit bewundern und das ursprüngliche Verhalten der Tiere studieren, bietet sich ein Besuch der Wildpferdebahn an. Von März oder April bis zum November ist es möglich, die Dülmener Wildpferde im Merfelder Bruch zu besuchen. Hunde an der Leine dürfen mit. Informiere dich vor der Anreise über die Öffnungszeiten und die Eintrittspreise. Nach Vereinbarung sind auch Gruppenführungen buchbar.

SteckbriefDülmener Wildpferde

Rasse:
Dülmener Wildpferd
Typ:
Pony
Herkunftsland:
Deutschland
Stockmaß:
125 bis 135 Zentimeter
Gewicht:
240 bis 300 Kilogramm
Farben & Fellzeichnungen:
meist Falben in allen Schattierungen, Abzeichen unerwünscht
Aussehen:
Wildfarben mit Aalstrich; mittelgroßer Kopf mit breiter Stirn, wenig ausgeprägter Widerrist und quadratisches Gebäude mit starken Röhrenknochen und kleinen Hufen
Charakter:
ausgeglichen, neugierig, lernwillig
geeignet für:
Reiten, Distanz und Fahren

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