Erfahre mehr über die unterschiedlichen Pferderassen
Jede Pferderasse wird durch ihre individuellen Charaktereigenschaften und äußerlichen Merkmale ausgezeichnet. Daher benötigen die verschiedenen Rassen auch unterschiedliche Haltung und Pflege. Hier findest du Tierportraits für die beliebtesten Pferderassen und die wichtigsten Fakten und Tipps.
Pferderassen von A bis Z
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Warum gibt es so viele Pferderassen?
Wissenschaftler:innen sind sich nicht einig, wann genau Menschen begannen, Pferde zu züchten. Je nach Quelle liegen die Anfänge die Pferdezucht zwischen 5000 und 3000 vor Christus. Es gibt Belege dafür, dass Menschen bereits in der Steinzeit Pferde hielten, allerdings dienten sie den frühen Menschen hauptsächlich als Nahrungsquelle. Etwa 5000 Jahre vor Christus veränderte sich die Sichtweise auf die beeindrucken Tiere: Sie wurden zunehmend als Last- und Arbeitstier genutzt. Der älteste Beweis für das Reiten ist eine Zeichnung aus dem Orient, die auf das Jahr 2800 vor Christus datiert wird. Etwa 2000 Jahre später bildeten sich die ersten kampfbereiten Reitertruppen. Diese frühen Reitervölker waren anderen Kämpfern so überlegen, dass ab diesem Zeitpunkt die Bedeutung der Pferde kontinuierlich zunahm.
Mit den verschiedenen Einsatzgebieten der Pferde – in der Landwirtschaft, als Lastentier, Streitwagenpferd, Zugpferd, Militärpferd etc. – veränderten sich auch die Ansprüche und Erwartungen an die Tiere und die ersten Zuchtversuche wurden gestartet. Ziel war es, besonders starke, schnelle oder stressresistente Tiere zu züchten. Diese Entwicklung setzte sich fort – vom Kutschenpferd im 15. Jahrhundert, über das Grubenpony in der Industrialisierung bis zum heutigen Rennpferd. Über die Jahrtausende entstanden die verschiedenen Pferderassen.
Wie viele Pferderassen gibt es?
Heute zählen wir weit über 200 verschiedene Rassen, die in vier Pferdegruppen eingeteilt werden: Kaltblut, Warmblut, Vollblut und Pony. Mit der Köpertemperatur der Tiere hat die Einteilung nichts zu tun. Alle Pferde haben eine Köpertemperatur, die um die 38 Grad Celsius liegt. Es geht bei der Einteilung vielmehr um das Temperament und den Körperbau der Tiere.
Das Kaltblut – das gutmütige Arbeitstier
Groß, schwer, muskulös und mit einem ruhigen Temperament ausgestattet, sind Kaltblüter die klassischen Arbeitspferde. Die sanften Riesen wurden früher in der Land- und Holzwirtschaft eingesetzt, und arbeiteten als Zugpferde. Die größten Vertreter der Kaltblüter wurden in England gezüchtet, um die schweren Bierkutschen zu ziehen. Mit einem Stockmaß von bis zu zwei Metern gehört das englische Shire Horse zu den größten Pferderassen der Welt. Mit einer Widerristhöhe von 2,10 Metern hält allerdings eine andere Kaltblutrasse den aktuellen im Guinnessbuch der Rekorde verzeichneten Weltrekord für das größte Pferd der Welt: ein elfjähriger Brabanter mit dem passenden Namen „Big Jake“.
Doch es gibt auch mittelgroße Kaltblüter. Allen Kaltblütern gemeinsam ist, dass ihr Fell, ihre Mähne und ihr Schweif sehr dick sind, und dass sie an den Fesseln häufig einen üppigen Behang tragen. So warm eingepackt kommen sie auch mit ungemütlichem und kalten Wetter bestens zurecht. Lange hing den Kaltblütern der Ruf nach, dickköpfig oder gar dumm zu sein, was vermutlich an ihrem etwas plumpen Aussehen liegt. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Kaltblüter sind sehr intelligent und umgänglich. Durch ihre ruhige Art und die Tatsache, dass sie so gut wie vor nichts scheuen, sind sie zuverlässige Tiere.
Als Sport- oder Dressurpferd sind die robusten Tiere zwar nicht geeignet, doch gibt es unter den Kaltblütern durchaus Rassen, die sich sehr gut als Reitpferd eigenen. Das süddeutsche Kaltblut oder der aus der Alpenregion stammende Noriker zum Beispiel sind durchaus beliebte, sanftmütige und freundliche Freizeitpferde. Auch Turniere, bei denen es um das Ziehen von schweren Wagen geht, gibt es für Kaltblüter. Da die Tiere heute für die Landwirtschaft keine Relevanz mehr haben, stehen viele Kaltblutrassen auf der Liste der gefährdeten Nutztierrassen.
Zu den beliebten Kaltblutrassen zählen unter anderem: Ardenner, Belgier, Brabanter, Bretonen, Clydesdales, Jütländer, Noriker, Shire Horses und Süddeutsche Kaltblüter.
Das Warmblut – die aufgeweckte Sportskanone
Keine Pferderasse ist beliebter als die Warmblüter: Sie sind weltweit die am häufigsten vorkommenden Freizeitpferde. Ein Warmblut erkennst du an seinem markanten Kopf, seinem langen Rücken, der leicht geneigten Kruppe, dem muskulösen Körperbau und seinem schwung- und kraftvollen Gang. Ihre große Beliebtheit kommt sicher daher, dass sie das Komplettpaket mitbringen: Sie sind sportlich, ausdauernd, wendig und kraftvoll, sie lernen schnell, sind fleißig und kooperativ und sehen bei alldem auch noch anmutig und imposant aus. Egal ob beim Dressur oder Springreiten, es sind immer die Warmblüter, die alle Medaillen abräumen. Das Deutsche Warmblut ist übrigens weltweit die erfolgreichste Pferderasse im Dressur- und Springsport.
Warmblüter liegen vom Wesen und Körperbau her zwischen den kräftigen, robusten Kaltblütern und den zierlichen, temperamentvollen Vollblütern. Das Warmblut ist etwas größer, schwerer und gelassener als ein Vollblut. Es ist aber auch schneller und wendiger als ein Kaltblut und bleibt dabei trotzdem gutmütig. Diese Mischung macht viele sportliche Reiter glücklich. Stellst du dir die Pferderassen als Sportler:innen vor, könnte ein Kaltblut am Ironman-Wettbewerb teilnehmen, ein Warmblut wäre als Fußballer:in oder in jedem Ausdauer- und Geschicklichkeitssport erfolgreich, wohingegen ein Vollblut als Sprinter:in für Furore sorgen würde.
Die Warmblüter bilden die größte Pferdgruppe. Von den insgesamt über 200 Rassen, werden mehr als die Hälfte der Gruppe der Warmblüter zugeordnet. Zu den beliebtesten gehören unter anderem: Achal Tekkiner, American Quarter Horses, Andalusier, Appaloosa, Camargue Pferde, Hannoveraner, Holsteiner, Lippizaner, Oldenburger, Ungarische Sportpferde und Westfalen.
Das Vollblut – das pfeilschnelle Temperamentsbündel
Die einen beschreiben sie als hitzig und nervös, die anderen als leidenschaftlich. Auf jeden Fall sind die schlanken Rennpferde die schnellsten und teuersten Pferde der Welt. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern fegen sie über die Rennbahn. Diese Pferde der Superlative gehören auf keine Fall in Anfängerhände. Ein Vollblutpferd braucht eine:n erfahrene:n Profireiter:in und -halter:in. Sie haben spezielle Futterbedürfnisse und ihre empfindlichen Beine müssen fachgerecht gepflegt werden. Die hochsensiblen Tiere können schnell nervös werden und neigen unter Stress dazu, sich selbst zu überfordern und zu verletzten.
Ein Vollblutpferd erkennst du an seinem edlen Kopf mit den ausdrucksstarken Augen, an seinem kurzem Rücken mit dem hochangesetzten Schweif, seinem zierlichen Körperbau und seinem feinen, glänzendem Fell. Die Zuchtgeschichte der Vollblutpferde geht auf arabische Pferde zurück. Bis heute ist das Arabische Vollblut, ein ausdauerndes Wüstenpferd, das auf Langstrecken das schnellste unter allen Pferderassen der Welt ist. In England und Europa waren die Kurz- und Mittelstrecken bei den Rennsportfreund:innen beliebter, daher ist das Englische Vollblut auf diesen Distanzen ungeschlagen. Neben dem Arabischen und dem Englischen Vollblut gibt es noch Vollblutähnliche Rassen und Halbblüter, bei denen ein Elternteil ein Vollblüter ist. Die Vollblutrassen haben erheblichen Einfluss auf die Pferdezucht weltweit. Sie werden zur Veredelung eingesetzt, um andere Rassen leistungsstärker, feiner und sportlicher zu machen. Zu den teuersten Pferden zählen meist Englische Vollblüter, die im Rennsport im zweistelligen Millionenbereich gehandelt werden.
Das Pony – der liebenswerte Dickkopf
Ein kleines Pferd mit großem Herz: Ponys sind freundlich, intelligent und wissen in der Regel genau, was sie wollen – oder eben auch, was sie nicht wollen. Das macht sie aber nur umso liebenswerter. Alle Pferde mit einem Stockmaß von 1,48 Meter und darunter gelten in Deutschland als Pony. Häufig sind Ponyrassen lokal verwurzelt: So kommen aus Island die töltenden Islandpferde, die Tinker aus dem irischen Connemara und aus dem österreichischen Gebirge die Haflinger. Das Land mit den meisten Ponyrassen ist übrigens Großbritannien. Dort sind neben den Shetlandponys – der beliebtesten Ponyrasse der Welt – auch die verschiedenen Welsh-Rassen, die Dartmoorponys, die New-Forrest-Ponys, die Fellponys und noch viele andere zu Hause.
Obwohl Ponys durch ihre Größe für Kinder ideal geeignet sind, können die größeren Vertreter dieser Pferdegruppe durchaus von zierlichen Erwachsenen geritten werden, wie zum Beispiel die Haflinger oder Isländer. Ponys haben meist eine deutlich dickere Mähne und einen dickeren Schweif als Pferde. Ihre Beine sind kürzer, der Hals kräftiger und der Kopf breiter. Sie sind robust, langlebig und genügsam. Im Gegensatz zu Warmblütern brauchen sie beispielsweise deutlich weniger Kraftfutter. In den letzten Jahren sind zwei Miniponyrassen sehr beliebt geworden: das Falabella und das Amerikanische Miniaturpferd. Ihre Widerristhöhe liegt unter 80 Zentimeter. Beide können nicht geritten werden, doch in den USA wurden einige Falabella aufgrund ihrer hohen Intelligenz und Kooperationsfreude bereist erfolgreich zu Blindenbegleitpferden ausgebildet.
Zu den Top-10-Ponyrassen zählen unter anderem das Connemara Pony, das Dartmoor Pony, das Deutsche Classic Pony, der Edelbluthaflinger, der Haflinger, das Fjordpferd, das Shetland und das Welsh Pony.
Welches Pferd passt zu dir?
Welches Pferd zu dir passt, hängt von einigen konkreten Faktoren ab, die sich leicht benennen lassen, wie zum Beispiel deiner Körpergröße und deinem Gewicht, wenn es um ein Pony geht. Aber auch deine Erfahrung mit Pferden und deinen Können als Reiter:in sind wichtig. Überlege dir, wie dein Alltag mit Pferd aussehen soll, ob du einen bestimmten Pferdesport ausüben möchtest und welchen Reitstil du bevorzugst. Außerdem ist natürlich auch entscheidend, wie du das Pferd unterbringen kannst, wie viel Auslastung du zu bieten hast, wie viel Zeit du aufbringen kannst und nicht zuletzt auch welchen finanziellen Aufwand du stämmen kannst.
Vielleicht kannst du dich jetzt schon auf eine der Pferdegruppen festlegen oder hast schon einige konkrete Pferderassen im Kopf, über die du dich ausführlich informieren willst. Neben der Rasse sind auch Alter, Stockmaß, Geschlecht und Ausbildung des Pferdes wichtige Kriterien, über die du nachdenken solltest. Doch neben der so wichtigen Vernunft, geht es bei der Auswahl eines Pferdes auch um ein gutes Bauchgefühl: Du musst mit deinem Pferd auch charakterlich harmonieren. Pferde sind ursprünglich Fluchttiere – ihr Vertrauen zu gewinnen ist das A und O, wenn ihr ein gutes Team werden möchtet.