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Friesenpferd: schwarze Schönheit von der Nordseeküste

30.04.2024 - Lesedauer: 6 Minuten

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Friesenpferde gelten vielen Kennern und Laien als Inbegriff von Pferdeschönheit. Lies hier mehr über die „schwarzen Perlen“ aus den Niederlanden!

Ursprung: vom urtümlichen Küstenpferd zum Repräsentanten

Die eindrucksvollen Rappen sind international beliebt. Etwa 60.000 Tiere in über 50 Ländern rund um den Globus sind erfasst. Aber woher kommen Friesen?

Der Ursprung der Rasse liegt in der heutigen niederländischen Küsten-Provinz Friesland. Tatsächlich lebten dort schon zur Römerzeit Pferde, die nach Deutung historischer Quellen dem Friesentyp zugeordnet werden können. Der allerdings zeigte damals noch deutliche Züge des robusten Kaltblutpferdes, das sich sowohl als Arbeitstier eignete, als auch berittene Krieger trug.

Die Geschichte des „modernen“ Friesen begann im 16. und 17. Jahrhundert: Die Niederlande waren damals von Spanien besetzt und man kreuzte temperamentvolle iberische Pferderassen ein. Der ursprüngliche kaltblutartige Friese gewann durch die neuen Gene deutlich an Eleganz. Diese Betonung der Ästhetik wurde im 18. Jahrhundert nochmals verstärkt, als repräsentative Kutschen in Mode kamen. Diese sollten von eindrucksvollen Pferden gezogen werden. So begann die Blütezeit der Pferderasse Friese und ihre Karriere als Zugpferd.

Friesen werden heute in Reinzucht, also ohne Einkreuzung von Fremdrassen gezüchtet. Aber seit wann gibt es Friesenpferde „offiziell“? Das Stammbuch wird erst seit 1879 geführt. Trotzdem gab es eine Zeit, in der der Bestand ernsthaft in Gefahr war: Im 19. Jahrhundert schwand das Interesse an der Rasse und die Zucht wurde vernachlässigt. 1913 waren nur noch drei Zuchthengste vorhanden. In dem Bestreben, nicht nur eine Rasse, sondern auch ein Stück niederländischer Geschichte zu bewahren, engagierten sich Züchter für den Erhalt der Friesen. Allerdings war das angesichts des kleinen verbliebenen Genpools nicht ohne Inzucht möglich. Der unvermeidliche „Inzuchtfaktor“ wird bei jedem ins Zuchtbuch eingetragenen Pferd berechnet, um Degenerationen bei Verpaarungen vorzubeugen. Die Kriterien und Auflagen, nach denen Friesenhengste zur Zucht zugelassen werden, gehören zu den strengsten weltweit.

Das Zuchtziel sieht ausschließlich Rappen vor; die nur noch selten auftretenden Füchse sind nicht zur Zucht zugelassen. Ein weiteres Ausschlusskriterium sind weiße Abzeichen, wobei ein kleiner Stern an der Stirn bei Stuten zwar akzeptiert wird, aber eigentlich unerwünscht ist.

In den vergangenen Jahrzehnten ging die Tendenz dahin, besonders große Friesen zu züchten. Ein modernes Friesenpferd hat ein Gewicht von 520 bis 770 Kilogramm bei einem Stockmaß von 155 bis 175 Zentimetern. Ein vierjähriger, zur Körung zugelassener Hengst muss mindestens 160 Zentimeter hoch sein.

Dem Zuchtaufwand entsprechend bewegt sich für ein Friesenpferd der Preis in höheren Kategorien.
Ein Friesenpferd kostet zwischen 5.000 und 15.000 Euro, zuweilen, je nach Optik und Ausbildungsstand, noch weit mehr. Stuten und Wallache sind preisgünstiger als Hengste.

Wesen: sanftmütig und schlau

Freundlich und dem Menschen zugewandt zeigt das Friesenpferd einen Charakter, der es zum idealen Freizeit- und kooperativen Sportpferd macht. Speziell in der Dressur überzeugen Friesen als Turnierpferd, denn diese Disziplin erfordert Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen zwischen Mensch und Reittier. Ein festes Vertrauensverhältnis schweißt Ross und Reiter zum harmonischen Team zusammen.

Ausgeprägt sind die Nervenstärke und Sanftmut der Friesen. Die freundlichen Tiere eignen sich sogar als Reitpferd für Anfänger, sofern diese über eine solide Grundausbildung verfügen. Pferde wie Friesen sind außerdem sehr lernwillig und intelligent. Das sind gute Voraussetzungen für die erfolgreiche Erziehung.

Pura Raza Espanola Pferd Schwarz

Bewegung und Eignung: Allroundpferd mit Schwerpunkt Dressur

Friesen verfügen über schwungvolle Grundgangarten und eine hohe Knieaktion (damit ist das betonte Anheben der Vorderbeine gemeint). Das macht die Tiere besonders für Dressurreiter attraktiv. Spektakulär ist ihre elegante Galoppade. Aufgrund der dynamischen Motorik kann der Ritt auf einem Friesen für Anfänger eine Herausforderung darstellen.

Friesen punkten durch ihre Kombination von Grazie und Talent für die „Hohe Schule“ ebenfalls als Showpferd. Natürlich sind die vielseitig einsetzbaren Pferde ebenso im Springparcours anzutreffen. Nicht nur unter dem Sattel, sondern auch als Fahrpferd zeigen die Friesen ihr Talent.

Haltung: unkompliziert im Stall und beim Futter

Dank seines dichten Fells ist der Friese eine Pferderasse, die im Offenstall untergebracht werden kann, aber auch Stallhaltung mit Weide- oder Paddock eignet sich. Wichtig: Friesen brauchen unbedingt einen frei zugänglichen Schattenplatz, denn das dunkle Fell heizt bei Sonnenschein stark auf.

Voraussetzung ist zudem, dass dein Friese Kontakt zu Artgenossen hat, idealerweise in einem Herdenverband. Einzelhaltung kommt nicht infrage. Außerdem benötigen Friesenpferde aufgrund ihres ausgeprägten Bewegungsdranges sehr viel Platz: Zu lange in der Box zu stehen, wird dem kraftvollen Temperament der Tiere nicht gerecht.

Friesen sind leichtfuttrig, also gute Futterverwerter. Du solltest beim täglichen Speiseplan auf eine ausgewogene Mischung aus Rau- und Saftfutter und Ergänzungsfutter achten und übermäßig eiweißhaltige Kost vermeiden. Kraftfutter ist in der Regel nicht erforderlich.

Bei der Fellpflege musst du dem Langhaar und den Behängen besondere Aufmerksamkeit widmen, um das Verfilzen zu vermeiden. Dabei ist ein Verlesen mit der Hand schonender als Kämmen oder Bürsten.

Wissenswertes und Besonderheiten: die Vielfalt der Schwärze

Wie oben erwähnt, gehen die heutigen Bestände reinrassiger Friesenpferde auf einen beschränkten Genpool zurück. In den Siebzigerjahren schufen Züchter durch Einkreuzung von Araber-Rapphengsten daher eine Weiterentwicklung der Rasse: den sogenannten Arabofriesen. Der ist phänotypisch, also anhand seines Erscheinungsbildes kaum von den Original-Friesen zu unterscheiden, wird aber als separate Rasse geführt.

Neben dem charakteristischen „barocken“ Erscheinungsbild haben Friesen (für Warmblut-Verhältnisse) auffällig üppiges Langhaar und ausgeprägte Fesselbehänge. Die in der Bewegung wehenden Haare unterstreichen zusätzlich die Eleganz der Pferderasse.

Friesen werden außerdem nicht pechschwarz geboren: Das Fell der Fohlen ist braun und dunkelt im Laufe der Zeit nach. Unterschieden werden beim ausgefärbten Fell drei verschiedene Schwarztöne: Glanzrappen mit ganzjährig lackschwarzem, glänzendem Fell, Winterrappen, die im Sommer etwas aufhellen, und mattschwarze Tiere.

Gesundheit und Anfälligkeiten: Problemzone Gelenke

Entgegen sich hartnäckig haltenden Gerüchten sind Friesen nicht in besonderem Maße anfällig für typische Pferdekrankheiten. Aufgrund des üppigen Kötenbehanges solltest du darauf achten, dass sich nicht zu lange Feuchtigkeit am Bein hält – das kann Mauke begünstigen. Auch Sommerekzem ist ein bei Friesen verbreitetes, aber nicht rassetypisches Problem.

Tatsächlich zeigen Friesen jedoch eine etwas erhöhte Disposition für Gelenkerkrankungen, was zum Teil mit der ausgeprägten Knieaktion zusammenhängt. Zu erwähnen sind speziell Kniescheibenluxationen. Du solltest daher beim regelmäßigen Check-up durch den Tierarzt die Gelenke kontrollieren lassen.

Leider ist bei Friesen ebenfalls ein durch einen Gendefekt bedingter „Wasserkopf“ (Hydrocephalus) häufiger als bei anderen Rassen; allerdings resultiert dies gewöhnlich in Totgeburten. Auch Zwergwuchs kommt gelegentlich vor und führt meist zum frühen Tod betroffener Tiere.

Wie alt werden Friesenpferde unter diesen Umständen? Wie bei den meisten größeren Pferderassen ist die durchschnittliche Lebenserwartung beim Friesen etwas geringer als zum Beispiel bei einem Pony: Er wird zwischen 20 und 25 Jahre alt.

SteckbriefFriesenpferd

Rasse:
Friese
Typ/Art:
Warmblut mit Kaltbluteinschlag
Herkunftsland:
Niederlande
Stockmaß:
155 bis 175 Zentimeter
Gewicht:
520 bis 770 Kilogramm
Farben & Fellzeichnungen:
ausschließlich Rappen, Abzeichen nicht erwünscht
Aussehen:
imposant, hoch angesetzter Hals, gut bemuskelte Hinterhand, „gespaltene“ Kruppe, ausgeprägte Rippenwölbung, „quadratischer“ Rahmen
Charakter:
treu, freundlich, menschenbezogen
geeignet für:
Fahrpferd, Freizeit-, Dressur- und Springpferd, Showpferd

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