Sommerekzem beim Pferd: Diagnose, Behandlung & Vorbeugung
09.12.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
Beim Sommerekzem handelt es sich um eine allergische Hautreaktion bei Pferden. Das Immunsystem reagiert zu sensibel auf Stiche von verschiedenen Mückenarten. Daraus resultiert ein starker Juckreiz, der zu übermäßigem Scheuern und dadurch zu offenen Wunden führen kann. Daher ist es wichtig, Sommerekzeme möglichst frühzeitig zu erkennen, zu behandeln und für kommende Sommer vorzubeugen.
Sommerekzem – was ist das?
Unter einem Sommerekzem beim Pferd versteht man eine Hauterkrankung, die auf eine allergische Reaktion auf den Speichel von stechenden Insekten zurückgeht. Stechmücken, Gnitzen oder Kriebelmücken sind beispielsweise häufige Auslöser. Am häufigsten tritt das Ekzem an Körperstellen mit senkrechter Behaarung auf. Schweifrübe, Mähnenkamm sowie Bauchnaht sind demnach oft betroffen. Auch rund um die Augenpartie, an der Stirn und am Kinn kommen Sommerekzeme vermehrt vor.
Grundsätzlich kann jedes Pferd Sommerekzeme bilden. Es gibt jedoch einige Rassen, die eher dazu neigen:
- Islandpferde
- Haflinger
- Norweger
- Friesen
- Shetland Ponys
Gerade bei Pferden, die importiert werden, wie die Islandponys, besteht erhöhte Gefahr. In Island existieren diese Insekten nicht, daher waren die Tiere vor ihrem Import keinen Stichen ausgesetzt. Im neuen Land reagiert das Immunsystem dann auf einen Insektenbiss übersensibel. Isländer entwickeln meist circa ein Jahr nach dem Import ihr erstes Sommerekzem.
Sommerekzem beim Pferd erkennen – die Symptome
Wie der Name verrät, treten die Sommerekzeme in den warmen Monaten des Jahres auf, sobald die Insektenzeit beginnt. Vor allem in der Dämmerung, wenn die Mücken am aktivsten sind, ist auch die Gefahr am größten. Viele Pferde beginnen im Alter von zwei bis drei Jahren, erstmals Symptome zu zeigen. Um zu erkennen, ob dein Pferd möglicherweise ein Sommerekzem hat, gibt es eine Reihe an Anzeichen, auf die du achten musst.
Am Anfang ist ein Ekzem nicht immer gleich eindeutig als solches zu identifizieren. Zunächst zeigen sich kleine, gerötete Pusteln um den Stich herum. Die im Speichel enthaltenen Allergene lösen zudem einen starken Juckreiz aus. So scheuern sich die Pferde etwa an Bäumen oder Zäunen. Dadurch entstehen Schäden am Fell: Die Haare brechen ab oder fallen ganz aus. In schweren Fällen kommt es zu offenen Wunden, die nässen oder eitern können. Das wiederum lockt noch mehr Insekten an.
Am besten kommt es gar nicht erst zu diesem Kreislauf. Fällt dir ein unruhiges Verhalten auf und bemerkst du, dass dein Pferd einen verstärkten Drang zum Kratzen oder Scheuern hat, solltest du es im Hinblick auf die allergische Hautreaktion vom Tierarzt untersuchen lassen.
Hier findest du noch einmal die Symptome im Überblick:
- Hautausschlag in Form von Pusteln
- starker Juckreiz
- Scheuern
- Unruhe
- haarlose Scheuerstellen
- Verkrustungen, Hautverdickungen und Schuppenbildung
- offene, blutige, nässende oder eiternde Stellen beziehungsweise Wunden
Achte außerdem auf mögliche Sekundärinfektionen, die entstehen können, wenn weitere Bakterien oder Pilze in die offenen Wunden eintreten. Je eher du auf den Juckreiz reagierst, desto leichter verhinderst du schwerere Verläufe.
Da einige der Anzeichen auch Folgen anderer Erkrankungen wie beispielsweise eines Milbenbefalls sein können, ist es unabdingbar, einen Tierarzt zurate zu ziehen. Der stellt eine zuverlässige Diagnose durch Betrachtung der Symptomatik sowie eine ausführliche Anamnese.
Ursachen, Verbreitung und Ansteckung
Eine Allergie entsteht nach dem Kontakt mit den Mücken durch die Bildung von Antikörpern, die wiederum die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe zur Folge haben. Einmal für die Insekten sensibilisiert, tritt die Allergie jeden Sommer erneut auf. Was genau die Sensibilisierung auslöst, ist nicht klar. Tierärzte und Experten nehmen an, dass es sich um eine Reihe an Faktoren handelt, die zusammenspielen und eine Allergie begünstigen. Dazu zählen:
- ein geschwächtes Immunsystem
- Bewegungsmangel
- falsche, insbesondere zu reichliche Fütterung oder aber Mangelernährung
- erhöhtes Stresslevel
- erbliche beziehungsweise genetische Veranlagung
Auch die Offenstallhaltung kann ein Grund für vermehrt auftretende Sommerekzeme sein. Wenn die Pferde den gesamten Tag sowie die Nacht über draußen stehen, sind sie verstärkt dem Kontakt mit den Stechmücken ausgesetzt.
Behandlung von Sommerekzemen: Was hilft wirklich?
Ist ein Sommerekzem aufgetreten, geht es darum, die wunde Pferdehaut bei der Regeneration zu unterstützen. Die Ursache, also die Allergie selbst, lässt sich nicht so einfach therapieren, deshalb zielt die Behandlung auf eine Linderung der Symptome ab. Dazu versorgst du die betroffenen Stellen mit juckreizstillenden Salben. In schweren Fällen kann der Tierarzt zusätzlich eine Kortisonsalbe verschreiben. Daneben ist die Hygiene wichtig. Pflege und reinige die Hautstellen. Nimm am besten entweder ein mildes Shampoo oder frage deinen Tierarzt nach der optimalen Vorgehensweise. Sollte eine Sekundärinfektion vorliegen, behandelt der Tierarzt auch diese.
Bei der Fütterung von Pferden mit Sommerekzem solltest du auf genügend Mineralstoffe achten. Zink, Biotin, Kupfer und Selen zählen zu den wichtigsten Nährstoffen für die Haut. B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Haut ebenfalls. Am besten sprichst du mit deinem Tierarzt und passt die Fütterung entsprechend an.
Sommerekzeme beim Pferd mit Hausmitteln behandeln
Die Abheilung von Sommerekzemen kannst du, wenn du möchtest, mit Hausmitteln begleiten. Beachte aber, dass diese den Tierarzt nicht ersetzen! Geeignete Hausmittel sind vor allem Kräuter, die sich positiv auf das Immunsystem, das Hautbild und die Entgiftungsorgane auswirken. Zum Beispiel fallen darunter:
- Brennnessel
- Kamillenblüten
- Birkenblätter
- Löwenzahn
- Salbei
- Knoblauch
- Zinnkraut
Mit deinem Tierarzt besprichst du bei Bedarf die richtige Kräutermischung für dein Pferd. Es schadet auch nicht, die Mischung das ganze Jahr über zu verabreichen.
Maßnahmen gegen das Pferde-Sommerekzem aus der Homöopathie eignen sich ebenfalls als Unterstützung. Besonders beliebt sind hier Mittel wie:
- Apis mellifica (Bienengift): verhindert das Fortschreiten der Entzündung
- Sulfur: stärkt das Immunsystem, entlastet den Stoffwechsel
- Reißblei (Graphites): wirkt Verhärtungen von Narben und Drüsen auf Scheuerstellen entgegen
- Herzsamen: vertreibt Insekten
- Sumpfporst: kommt bei Insektenstichen mit starkem Juckreiz zum Einsatz, insbesondere bei sich entzündenden Wunden
- Rote Waldameise: wirkt heilend
- Kokosöl: lindert Juckreiz, schreckt Kriebelmücken ab
Sommerekzemen vorbeugen
Wenn dein Pferd die Allergie einmal entwickelt hat, dann bleibt ihm diese. Das bedeutet, dass jeden Sommer wieder die Gefahr eines Sommerekzems besteht. Es gibt aber Maßnahmen, die einem neuen Sommerekzem beim Pferd vorbeugen. Im ersten Schritt meidest du den Kontakt mit den Insekten. Verlege den Weidegang auf Zeiten, bei denen die Mücken weniger aktiv sind, etwa tagsüber bei trockener Hitze oder starkem Wind. Gut ist es, wenn du dein Pferd nächtlich aufstallst. Halte es außerdem von Mücken-Hotspots wie Gewässern, Misthaufen und Waldrändern fern. Auch den Pferdemist im eigenen Stall solltest du schnellstmöglich entfernen, da die Pferdeäpfel Insekten anziehen. Eine sogenannte Ekzemerdecke deckt das Pferd komplett ein und verhindert Mückenstiche. Ein weiteres Mittel sind Repellentien. Die Fliegensprays schrecken die Mücken ab. Sprühe dein Pferd vor Weidengängen oder Ausritten damit ein.
Eine Impfung gegen das Sommerekzem bei Pferden befindet sich in Entwicklung. Klinische Studien laufen und der Impfstoff wird in den kommenden Jahren erwartet.