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Meerschweinchen-Haltung – so ist sie artgerecht

04.07.2024 - Lesedauer: 11 Minuten

Zwei Meerschweinchen

Damit sich deine neuen Mitbewohner so richtig wohlfühlen, solltest du schon vor ihrem Einzug einige wichtige Dinge beachten und dich ausführlich über die artgerechte Meerschweinchen-Haltung informieren. Denn auch, wenn die kleinen Nager zunächst recht anspruchslos wirken, haben sie konkrete Bedürfnisse, die du als Halter erfüllen musst.

Woher kommt das Meerschweinchen? Lebensraum kennen und verstehen

Meerschweinchen stammen ursprünglich aus Südamerika. Eine lokale Legende besagt, dass die kleinen Nager schon von den Ureinwohnern der Anden domestiziert wurden. In ihrer Heimat leben die wilden Meerschweinchen in großen Gruppen auf relativ kargem Land. Deshalb legen sie auf der Suche nach Nahrung weite Strecken zurück. Um sich zu verstecken, graben und nutzen sie Höhlen und unterirdische Gänge.

Natürlicher Lebensraum als Vorbild für artgerechte Haltung

Der natürliche Lebensraum und das Leben der wilden Meerschweinchen dienen als Vorbild für die artgerechte Haltung. Deshalb kann man daraus die beiden wichtigsten Grundsätze der artgerechten Meerschweinchen-Haltung ableiten:

  • Meerschweinchen dürfen niemals allein gehalten werden.
  • Meerschweinchen benötigen viel Auslauf.

Überdies zeigt der Blick nach Südamerika:

  • Meerschweinchen sind auf eher karges Futter eingestellt.
  • Die kleinen Nager graben gerne und gut.
  • Meerschweinchen können gut klettern.

Je mehr Artgenossen, desto besser

Am glücklichsten ist das Meerschweinchen in einem Rudel von vier bis fünf Tieren. Zur Not reichen auch zwei Tiere – nur allein darf und möchte ein Meerschweinchen niemals leben.
Sehr gut verstehen sich reine Mädels-Gruppen oder eine Familie in Haremshaltung: Dabei kannst du deine Damen mit einem Bock vergesellschaften, sofern dieser kastriert ist. Die Haltung mehrerer Böcke ist aufgrund der damit verbundenen Konkurrenzkämpfe im Revier schwieriger, aber nicht unmöglich. Ob das klappt, hängt von der Größe des Geheges, dem Alter der Tiere und ihrem Charakter ab.

Zwergkaninchen und Meerschweinchen gemeinsam halten?

Auf keinen Fall solltest du auf den gut gemeinten, aber völlig falschen Rat hören, ein Meerschweinchen mit einem Kaninchen zu vergesellschaften. Ein Zwergkaninchen ist kein Ersatz für richtige Meerschwein-Artgenossen.
Die immer noch oft zu sehende Vergesellschaftung von einem Meerschweinchen mit einem Zwergkaninchen ist nicht artgerecht. Wenn überhaupt, müssen es immer mindestens zwei Tiere einer Art sein.
Allerdings haben die beiden Tierarten in der Natur nichts miteinander zu tun und sprechen zwei verschiedene „Sprachen“. Weil Zwergkaninchen und Meerschweinchen generell ein so unterschiedliches Verhalten aufweisen, sollte eine gemeinsame Haltung nur bei sehr großzügigen, durchdachten Anlagen und mit einem Notfallplan zur Trennung angegangen werden.
Wenn sich ein einzelnes Zwergkaninchen und ein einzelnes Meerschweinchen scheinbar gut verstehen, liegt es daran, dass sie keine Alternativen haben. Genauso, wie ein einzeln gehaltenes Meerschweinchen nur deshalb besonders zutraulich wird, weil es außer seinem Menschen keine anderen Sozialkontakte hat. Mit einer artgerechten Haltung ist dieses Vorgehen aber nicht vereinbar.

Kann ich mein Meerschweinchen allein halten?

Manchmal kommt es zu einem Problem in der Meerschweinchen-Haltung, falls ein Partnertier verstirbt. Gerade wenn das verbliebene Schweinchen schon ein wenig älter ist, passt ein Jungtier nicht wirklich dazu. Du möchtest den nun verbliebenen Kameraden nicht allein lassen, aber auch kein neues Meerschweinchen kaufen? Wende dich in diesem Fall an einen Liebhaberverein in deiner Region: Viele bieten sogenannte Leihschweine an, die deinem Tier Gesellschaft leisten. Dieses Tier kannst du später zurückgeben oder mit einem neuen Partner für immer aufnehmen. Auf lange Sicht sollte auch ein älteres, aus einer Gruppe zurückbleibendes Meerschweinchen nicht allein leben müssen.

Was muss ich bei der Haltung von Meerschweinchen beachten?

Im Idealfall bietest du deinen Meerschweinchen einen Lebensraum wie in ihrer Heimat: ein großes Gehege mit vielen Verstecken und Beschäftigungsmöglichkeiten. Rechne bei fünf bis zehn Tieren mit mindestens sechs Quadratmetern. So empfiehlt es die TVT (Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.). Besser ist es noch, wenn du pro Tier einen Quadratmeter einplanst – das wären bei zehn Tieren dann zehn Quadratmeter.
Denk auch an eine ausreichende Höhe: Du siehst es ihnen nicht unbedingt an, doch Meerschweinchen sind gute Kletterer, die sich über einige starke Äste, Treppen und andere Klettergelegenheiten freuen.
Meerschweinchen sind neugierig und knabbern alles an. Entscheidest du dich für ein Gehege aus Holz, musst du regelmäßig prüfen, ob alle Seiten intakt sind. Auch beim Freilauf gibt es Gefahren durch vorwitziges Nagen. Besonders Stromkabel sind gefährdet. Häng alle Kabel so hoch wie möglich und sichere Steckdosen zum Beispiel durch ein Brett.

Meerschweinchen-Haltung: Wohnung oder Garten?

Meerschweinchen leben in den Anden bei recht unterschiedlichen Temperaturen – Frost im Winter und intensive Sonne im Sommer. Es ist deshalb problemlos möglich, die Tiere im Garten zu halten, wenn das Gehege entsprechend eingerichtet wird.
Für viele Meerschweinchen-Freunde ist eine solche Haltung aber nicht möglich. Muss man deshalb auf die Meerschweinchen-Haltung in der Wohnung verzichten? Nein – auch in einer Wohnung kann man den Tieren ein wunderbares Gehege einrichten, in dem sie artgerecht und ausgeglichen leben können.
Wichtig ist, dass den Schweinchen dauerhaft mindestens ein halber, besser ein ganzer Quadratmeter pro Tier, mindestens jedoch drei bis vier Quadratmeter insgesamt zur Verfügung stehen. Ein handelsüblicher Käfig mit den Maßen 120 × 50 × 60 cm kann Teil des Geheges sein, ist allein aber nicht ausreichend.

Meerschweinchen-Haltung in der Wohnung – so geht’s

Ob die Meerschweinchen-Haltung in der Wohnung erfolgreich wird, hängt stark davon ab, wie du deren Käfig oder Gehege einrichtest. Im besten Fall kannst du deinen Meerschweinchen die Mindestgröße des Geheges über mehrere Ebenen zur Verfügung stellen. Nicht wenige Halter bauen diese Gehege selbst. Bei einer Grundfläche von anderthalb bis zwei Quadratmetern pro Ebene kannst du so auf relativ kleiner Fläche einen tollen Meerschweinchen-Käfig selbst gestalten. Achte darauf, dass die Tiere nicht von oben nach unten fallen können, und bringe deshalb die Aufstiegsrampen zueinander versetzt an. Verteile mehrere Nagerhäuser mit mindestens zwei Eingängen sowie Tunneln und Röhren. Es müssen mindestens so viele Unterschlupfangebote wie Schweinchen vorhanden sein.
Je nach Größe des Geheges gehört zusätzlich täglicher Auslauf zu einer optimalen Meerschweinchen-Haltung. Lass die Tiere ein- bis zweimal täglich durch das gesamte Wohnzimmer sausen. Achte nur darauf, dass sie sich nicht unter Sofas und Schränken verkriechen, denn du wirst sie nur mühsam wieder hervorlocken können.

Meerschweinchen-Haltung im Freien ist ganzjährig möglich

Besitzt du einen geschützten und ausreichend großen Garten, kannst du den Meerschweinchen dort ein Gehege mit einem permanenten, großen Auslauf anlegen. Solange das Schlafhaus gut vor Wind, Regen und Frost geschützt ist, spricht nichts dagegen, die Tiere ganzjährig draußen zu lassen. Bei winterlicher Kälte kuscheln sie sich eng aneinander und spenden sich gegenseitig Wärme. Wichtig ist, dass das Häuschen gut isoliert ist. Das hält im Winter die Kälte und im Sommer die Hitze draußen, damit die Schweinchen ein optimales Raumklima vorfinden.
Vorsicht: Einige Langhaarrassen eignen sich nicht für die Haltung im Freien, da ihr langes Fell schnell verschmutzen und nass werden kann. Bedenke außerdem bei der Außenhaltung, dass deine Tiere sich verschiedenen Fressfeinden gegenübersehen. Das Gehege muss gut vor potenziellen Feinden wie Füchsen, Mardern oder Raubvögeln geschützt werden.
Lege dafür einen Untergrabe-Schutz an, indem du das Gitter des Zaunes bis in die Erde ziehst und dort leicht nach außen führst. Empfohlen werden etwa 50 Zentimeter Zaunhöhe in der Erde, um wirklich Schutz vor grabenden Räubern zu bieten. Nach oben muss der Auslauf mit einem Netz, Gitter oder Dach gesichert sein.

Das Beste aus beiden Welten: drinnen und draußen

Ein großes Außengehege ist dir zu riskant oder nimmt zu viel Platz weg? Viele Halter entscheiden sich deshalb für eine Mischhaltung zwischen drinnen und draußen. Den Winter verbringen die Tiere in ihrem großzügigen Innengehege mit zusätzlichem Auslauf im Wohn- oder einem anderen geeigneten Zimmer.
Im Sommer ziehen sie ganz oder teilweise in den Garten um. Sollen sie nur tagsüber Zeit im Freien verbringen, so richtest du ein temporäres Gehege ein. Ein Teil davon muss stets im Schatten liegen. Denk dabei an die wandernde Sonne und an ausreichend frisches Wasser, vor allem, wenn du für längere Zeit das Haus verlässt.
Sollen die Meerschweinchen den ganzen Sommer über draußen verbringen, so benötigst du einen hochwertigen und sicheren Meerschweinchen-Stall und ein passendes Freilaufgehege. 

Ausstattung eines Außengeheges für die Meerschweinchen-Haltung

Wir fassen noch einmal zusammen, was in deinem Meerschweinchen-Käfig oder Gehege auf jeden Fall vorhanden sein muss:

  • Häuschen zum Verstecken: Meerschweinchen sind Fluchttiere. Bei einer Bedrohung ziehen sie sich in ihre Höhle zurück. Sie nutzen diese außerdem, um Ruhe zu haben. Häuschen und Unterschlüpfe sind am besten aus Holz und haben mindestens zwei Eingänge. Kleine Fenster schauen lustig aus – aber Vorsicht: Sie bergen die Gefahr, dass ein unvorsichtiges Schweinchen hindurchkrabbeln möchte und stecken bleibt.
  • Treppen, Rampen und Äste: Diese können aus Holz oder Stein sein. Letzteres hilft dabei, die Krallen natürlich abzuschleifen. Achte darauf, dass gerade Steintreppen stabil und sicher gebaut sind. Meerschweinchen haben in ihrer Neugier die Fähigkeit, selbst stabile Bauwerke zum Einsturz zu bringen.
  • Tunnel, Röhren & Höhlen: Verstecken spielen – Meerschweinchen lieben es. Kein Wunder, leben sie in ihrem natürlichen Lebensraum ja in Höhlen und Gängen. Ob Korbgeflecht oder Abflussrohre aus Ton: Achte auf einen ausreichenden Durchmesser, damit kein Schweinchen stecken bleiben kann.
  • Wassernapf oder Tränke: Beides hat seine Vor- und Nachteile. Trinknäpfe aus Ton lassen sich gut reinigen und dürfen sogar in die Spülmaschine. Dafür werden sie von den Meerschweinchen leichter eingesaut als eine Nippeltränke. Diese darf nicht zu hoch hängen, damit die Schweinchen keine Rückenprobleme bekommen.

Weitere Tipps zur Meerschweinchen-Haltung

Bitte beschäftige dich ausführlich mit der artgerechten Ernährung deiner Meerschweinchen. Meerschweinchen-Trockenfutter allein reicht bei Weitem nicht. Was brauchen Meerschweinchen sonst noch? Unverzichtbar sind frisches Heu, Grünfutter und Saftfutter. Mach dir außerdem Gedanken darüber, wie du die Tiere beschäftigst, damit keine Langeweile im Gehege aufkommt. Meerschweinchen lieben es zum Beispiel, Futter in Verstecken aufzustöbern. Schon eine leere Toilettenpapierrolle wird als Spielzeug gerne akzeptiert.
Von Plastikspielzeug und Plastikzubehör raten Tierärzte ab. Die neugierigen Nager könnten diese anknabbern und dann Plastikteile verschlucken. Nicht wenige Meerschweinchen sind durch das Knabbern an der Einrichtung krank geworden. Nutze lieber Naturprodukte, etwa unbehandeltes Holz und Rinde.

Vergesellschaftung von Meerschweinchen

Meerschweinchen sind nicht gerne allein. In der Natur leben sie in Gruppen von bis zu 20 Tieren zusammen. Wer sich für die geselligen Nager als Haustiere entschieden hat, der weiß, dass ein einzelnes Meerschweinchen nicht infrage kommt. Aber was passiert, wenn man seine Meerschweinchen-Gruppe vergrößern möchte? Oder eines stirbt?
Meerschweinchen sind sehr soziale Tiere, weshalb man mit ein wenig Erfahrung und Vorsicht auch später Tiere in die Gruppe einführen kann. Nahezu unmöglich ist das jedoch bei intakten oder älteren kastrierten Männchen. Selbst bei großen Außengehegen kann es hier zu Stress und Beißereien kommen. Wesentlich einfacher ist die Vergesellschaftung von Meerschweinchen-Damen. Es empfiehlt sich, die Tiere erst einmal ein paar Tage nebeneinander leben zu lassen, und dem Neuzugang dann Zeit zu geben, das große Gehege allein zu erkunden. So lernt es, wo es sich gut verstecken kann, wenn die anderen es jagen.

Was kostet die Haltung von Meerschweinchen?

Obwohl Meerschweinchen zu den Kleintieren zählen, ist ihre Haltung recht kostenintensiv. Je nachdem, wie viel du im Hinblick auf die Gehege-Gestaltung selbst machen kannst, solltest du mit mindestens 200 Euro bei Innenhaltung und mit bis zu 500 Euro bei Außenhaltung rechnen. Je größer und besser, desto teurer ist die Anlage.
Dazu kommen die monatlichen Kosten für Futter, Heu, Gemüse, Pflegeprodukte und Tierarzt. Rechne hier mit etwa 50 Euro pro Monat und Nase, wenn du nur wenige Meerschweinchen hältst. Ab einer bestimmten Gruppengröße wird die Meerschweinchen-Haltung pro Nase etwas günstiger und liegt dann bei 30 Euro.

Sind Meerschweinchen für Kinder geeignet?

Viele Eltern geben dem Wunsch ihrer Kinder nach den so niedlich wirkenden Meerschweinchen nach. Allerdings sind Meerschweinchen für Kinder nur eingeschränkt zu empfehlen. Kleine Kinder, die oft ungestüm handeln und mit lauten Schreien zum Käfig oder Gehege laufen, bescheren den Tieren nur ständigen Stress. Zudem fehlt ihnen oft noch das motorische Feingefühl, ein Meerschweinchen sanft zu halten, ohne es zu drücken oder gar fallen zu lassen.
Ab dem Grundschulalter sind Kinder dagegen gut in der Lage, selbst auf ihre Meerschweinchen aufzupassen – entsprechende Anleitung durch dich vorausgesetzt. Bei der regelmäßigen Pflege mit Käfigreinigung und Fütterung lernen deine Kinder ganz nebenbei, schon früh Verantwortung zu übernehmen. Dazu können Meerschweinchen und Kinder tolle Spielkameraden sein, die sich stundenlang miteinander beschäftigen. Es ist Sache der Eltern, ihren Kindern einen respektvollen Umgang mit Tieren beizubringen. Bei Meerschweinchen bedeutet dies, dass sie niemals bedrängt, aus dem Schlaf gerissen, gegen ihren Willen gestreichelt oder hochgenommen werden dürfen.

Meerschweinchen – die optimalen Haustiere?

Ein letzter Hinweis zur Meerschweinchen-Haltung: Viele Menschen glauben, dass sich Meerschweinchen gerne streicheln lassen, weil sie still im Arm oder auf dem Schoß des Menschen verharren. Dies ist eine Fehlannahme. Werden die kleinen Tiere von einer menschlichen Hand auf einmal gegriffen und hochgehoben, erinnert sie dies eher an den Beutegriff eines Raubvogels und sie verfallen in Schockstarre. Meerschweinchen mögen kuschelig aussehen, doch sie kuscheln nicht gerne. Besser ist es, einem handzahmen Tier ein Stückchen Obst oder Gemüse zu geben und es kurz zu streicheln. Dies genügt ihm an menschlichem Kontakt. Meerschweinchen sind interessante Haustiere – zum Beobachten!

Ein Meerschweinchen frisst etwas Stroh.

 

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Vergesellschaftung von Meerschweinchen

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