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Einschuss beim Pferd: kleine Wunde, starke Beschwerden

16.05.2024 - Lesedauer: 5 Minuten

Einschuss Closeup

Hast du das auch schon erlebt: Du bringst dein quietschfideles Pferd auf die Weide oder stellst es in die Box – und nur wenige Stunden später ist ein Bein stark geschwollen und heiß, das Pferd lahmt. Meist steckt ein sogenannter Einschuss dahinter, Fachleute sprechen von einer Phlegmone. Hier erfährst Du, wie ein Einschuss beim Pferd entsteht, welche Symptome auftreten und wie du die Entzündung behandelst.

Was ist ein Einschuss beim Pferd?

In Reiterkreisen wird von einem Einschuss gesprochen, wenn ein Pferd plötzlich und unerwartet unter einem dicken, heißen Bein leidet, das meist Schmerzen verursacht. Der Tierarzt nennt das Krankheitsbild Phlegmone. Während ein leichter Einschuss beim Pferd nur die entzündeten Gliedmaßen betrifft, kann eine schwere Phlegmone Fieber auslösen und das Allgemeinbefinden des Tieres stark beeinträchtigen. Bei einem Einschuss zeigt ein Pferd diese Symptome:

  • starke Schwellung des Bindegewebes (überwiegend am Bein)
  • Hitzeentwicklung
  • Schmerzhaftigkeit (Berührungsempfindlichkeit, Lahmheit)
  • erhöhte Körpertemperatur (mehr als 38,2 Grad Celsius)
  • geschwollene Lymphknoten über dem betroffenen Bereich
  • gestörtes Allgemeinbefinden (Fressunlust, Apathie etc.)
  • im fortgeschrittenen Stadium aus der Haut austretender Eiter

Tipp: Besonders häufig kommt der Einschuss beim Pferd an einem Bein vor. Die Hintergliedmaßen sind häufiger betroffen als die Vorderbeine. Generell kann sich das Bindegewebe an jeder Körperstelle entzünden.

Wie entsteht eine Phlegmone?

Ursache für einen Einschuss beim Pferd ist immer eine Verletzung der Haut, durch die Bakterien in das Bindegewebe eindringen und sich vermehren können. Oft ist die Wunde so klein, dass sie sich trotz genauester Inspektion des geschwollenen Bereichs nicht mehr ausmachen lässt. Ein Streifen mit dem Huf, ein Kratzer durch die Mistgabel, dorniges Gebüsch, eine harte Kante oder Stacheldraht reicht aus, um einen Einschuss beim Pferd zu verursachen. Gelingt es den Erregern, durch die kleine Wunde einzudringen, vermehren sie sich rasant schnell. Sie breiten sich entlang der Lymphgefäße aus und schädigen das umliegende Gewebe. Innerhalb von wenigen Stunden entsteht ein sichtbarer, für das betroffene Pferd stark schmerzhafter Krankheitsherd.

Tipp: Pferde mit gestörter Hautbarrierefunktion und schwachem Immunsystem, die zum Beispiel eine erhöhte Anfälligkeit für andere Erkrankungen wie Mauke haben, leiden besonders häufig unter einer Phlegmone.

Den Einschuss beim Pferd behandeln

Um die Behandlung richtig einschätzen zu können ziehe grundsätzlich Deinen Tierarzt zurate. Eine Phlegmone ist eine schwere Erkrankung, die chronisch werden und zu einer dauerhaften Schwellung des Beins führen kann. Außerdem es möglich, dass die bakterielle Infektion auf den gesamten Körper übergreift und es zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis) kommt. Der Tierarzt beginnt die Behandlung in der Regel initial mit Injektionen, die Breitband-Antibiotika, Entzündungshemmer und Schmerzmittel enthalten, und verordnet diese Medikamente für mehrere Tage weiter. Dann kannst du sie über das Futter eingeben. Ist die ursächliche Wunde erkennbar, ist es empfehlenswert, diesen Bereich zu rasieren, zu reinigen und zu desinfizieren. Zudem sollte der Impfschutz gegen Tetanus kontrolliert und bei Bedarf aufgefrischt werden.

Ein Klassiker in der Behandlung der Phlegmone bei Pferden ist der Rivanol-Angussverband. Dazu baust du einen weich mit Verbandwatte gepolsterten Verband von unten nach oben am Pferdebein auf. Dann lässt du die desinfizierende Lösung (gern körperwarm angewärmt) von oben in den Verband einfließen. Es entstehen folgende Effekte:

  • Der Verband stützt das stark beanspruchte Gewebe und verhindert die Vergrößerung der Schwellung.
  • Das Haut-Desinfektionsmittel reduziert die Keimzahl auf der Haut und in der Wunde.

Tipp: Rivanol färbt stark gelb und lässt sich kaum entfernen. Zieh alte, dunkle Kleidung und Einmalhandschuhe an, wenn du das Mittel einsetzt.

Tipp: Falls Du mit deinem Freizeitpartner an Turnieren teilnimmst, besprich mit dem Tierarzt die Saisonplanung und informiere dich über eventuelle Wartezeiten.

Sobald die Schmerzen nachlassen und das Fieber sinkt, unterstützt vorsichtige Bewegung den Heilungsprozess. Das Auf- und Abfußen setzt den Hufmechanismus in Gang und fördert die Durchblutung. So können Abbauprodukte der Entzündung schneller aus dem Gewebe transportiert werden. Daher ist es sinnvoll, dein Pferd mehrmals pro Tag zwischen zehn Minuten und einer halben Stunde lang im Schritt zu führen. Wie viel Bewegung empfehlenswert ist, richtet sich nach dem Allgemeinzustand und der Gehfreude deines Vierbeiners.

Einschuss beim Pferd: Hausmittel fördern die Heilung

Grundsätzlich solltest Du die ergänzende Behandlung (z.B.Ringelblumentee, usw.) mit Deinem behandelnden Tierarzt besprechen.

Nach Rücksprache mit dem Tierarzt ist es möglich, das Immunsystem des Pferdes mit Meerrettich zu unterstützen. 35 bis 50 Gramm der Wurzel pro 100 Kilogramm Körpergewicht werden empfohlen. Dabei gilt: Je frischer der Rettich, desto geringer fällt die Dosis aus. Entwässernde Kräuter wie Birkenblätter oder Brennnessel können zusätzlich die Schwellung mildern.

Mit der richtigen Behandlung erholen sich viele Pferde innerhalb weniger Tage vollständig, und schonendem Reiten steht nichts im Wege. Spätestens nach zwei Wochen sollte die Phlegmone komplett ausgeheilt sein. Halte Rücksprache mit deinem Tierarzt, um festzulegen, wann und wie du deinen Sportpartner wieder unter dem Sattel und an der Longe bewegen darfst.

Kann ich einem Einschuss beim Pferd vorbeugen?

Die Bakterien, die häufig einen Einschuss beim Pferd verursachen, gehören zur normalen Hautflora der Vierbeiner. Daher ist es wichtig, Verletzungen zu vermeiden. Halte die Box sauber und trocken und entferne Pferdeäpfel und nasse Einstreu mindestens einmal, besser zweimal täglich. Auch die Weide sollte regelmäßig abgeäppelt und die Zäune kontrolliert werden. Sorge dafür, dass die Beine deines Pferdes oder Ponys sauber und trocken sind. Matschige Stellen an Weide-Eingängen, auf dem Paddock oder vor dem Unterstand sollten saniert und „trockengelegt“ werden. Bei der Arbeit helfen Bandagen und Gamaschen, Verletzungen durch Streifen mit den Hufen sowie Dornen und derbes Unterholz zu verhindern.

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