Nymphensittich – Mini-Kakadu aus Australien

06.07.2025 - Lesedauer: 9 Minuten

Drei Nymphensittiche sitzen auf einem Ast

Du kannst dich nicht entscheiden, ob ein quirliger Sittich oder doch ein mittelgroßer Papagei das richtige Haustier für dich ist? Dann bist du bereit für einen Vogel, der die Lebhaftigkeit eines Wellensittichs, die Anhänglichkeit eines Papageis und die Ausdrucksstärke eines Kakadus in sich vereint. Nymphensittiche sind mit gutem Grund die populärsten Großsittiche unter den Ziervögeln: Sie sind pflegeleicht und äußerst menschenbezogen. Hier erfährst du alles über eine artgerechte Haltung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nymphensittiche, umgangssprachlich einfach Nymphen, sind in den Binnenregionen Australiens heimisch. Diese Großsittiche zählen zu den Kakadus und sind gesellige Schwarmvögel. Als ein typischer Kakadu trägt jeder Nymphensittich eine zarte Haube.
  • Unter den Ziervögeln gehören die Nymphensittiche weltweit zu den beliebtesten Arten. Die australischen Großsittiche stellen keine hohen Ansprüche an die Pflege, sind insgesamt gesund und leben in menschlicher Obhut bis zu 27 Jahre lang.
  • Auch als Vogelanfänger kannst du ein Paar oder am besten sogar einen kleinen Nymphensittichschwarm halten. Du brauchst eine großzügig dimensionierte Voliere oder die Möglichkeit für täglichen Freiflug in einem Vogelzimmer, artgerechtes Futter, Vogelgrit und Spielzeug für die fröhlichen Vögel.
  • Nymphensittiche freuen sich beim Freiflug in einem extra dafür eingerichteten Vogelzimmer und werden schnell zahm.

Vom Buschbewohner zum Haustier

Der natürliche Lebensraum des Nymphensittichs sind die trockenen bis halbtrockenen Regionen Binnenaustraliens. Dort ziehen die Vögel nomadisch in riesigen Schwärmen umher, innerhalb derer sie feste monogame Partnerschaften eingehen, insgesamt aber ausgesprochen gesellig sind. Partner erkennt man am Verhalten: Nymphensittich-Paare weichen einander kaum von der Seite, sitzen stets nahe beieinander und laufen bei der Futtersuche im Bodenbereich nie weit voneinander entfernt. Nachdem die Fachwelt sich einige Zeit darüber uneins war, zählen Nymphensittiche heute offiziell zur Familie der Kakadus, sie sind die einzigen Vertreter der Gattung Nymphicus.

Die auffällige Federhaube ist die markanteste Gemeinsamkeit. Da die Schwärme ständig unterwegs sind und auf diese Weise eine Durchmischung des Genpools stattfindet, haben sich bei den Nymphensittichen evolutionsgeschichtlich keine Unterarten herausgebildet. Sie gehören zu den Tierarten, die von der Besiedelung Australiens durch Einwanderer profitierten: Getreidefelder und Viehtränken verbesserten nachhaltig ihr Nahrungsangebot.

Wildfang seit 1890 verboten

Die ersten aus Australien importierten Nymphensittiche kamen 1840 in Europa an. Die Nachzucht in Europa besteht seit 1850. Nymphensittiche waren so beliebt bei Vogelfreunden, dass der Export von Wildfängen bereits 1890 von den australischen Behörden verboten wurde.

Farbenprächtig mit Haube: die Nymphensittich-Farbschläge

Naturfarbene Nymphensittiche tragen ein graues Federkleid mit hellen Flügeldecken. Charakteristisch ist der orangefarbene Wangenfleck und eine gelbe Gesichtsmaske – allein diese Farbkombination verleiht dem Vogel mit seinem eher zierlich wirkenden Schnabel eine Art natürliches „Clownsgesicht“. Wildtypfarbene Weibchen sind generell etwas blasser gefärbt. So ist auch die Maske bei den Weibchen weniger intensiv gefärbt oder fehlt gänzlich. Hennen haben an der Schwanzunterseite eine gelbschwarze Bänderung.

Das Geschlecht naturfarbener, erwachsener Nymphensittiche lässt sich so auch von Laien recht einfach bestimmen. Durch verschiedene Zuchtformen sind über die Jahre viele weitere Farbschläge entstanden:

  • geperlte Vögel
  • gelbe Lutinos
  • Schecken
  • Zimter
  • Weißköpfe

Beachte, dass die Geschlechterunterscheidung bei manchen Farbschlägen schwieriger oder sogar nur anhand des Verhaltens geschlechtsreifer Vögel möglich ist.

SteckbriefNymphensittich

Herkunft
Australien
Größe
etwa 30 Zentimeter
Gewicht
etwa 100 Gramm
Aussehen
konischer Schwanz, auffällige Federhaube
Gefieder
naturfarben grau, Flügeldecken weiß, orangefarbener Wangenfleck; bei Hähnen gelbe Gesichtsmasken; domestiziert auch gelbe, weiße, gescheckte und zimtfarbene Vögel
Lebenserwartung
unter idealen Haustierbedingungen bis 27 Jahre
Charakter
neugierig, zutraulich, agil

Nymphensittich-Haltung: reine Schwärmerei

Nymphensittiche sind ausgesprochene Schwarmtiere. Je mehr Vogelkollegen um sie herum sind, desto besser. Deshalb sollten sie niemals alleine gehalten werden. Die Tiere sind generell friedlich und alles andere als streitsüchtig, von sittichtypischem Geplänkel abgesehen. Sie akzeptieren auch Menschen schnell als Teil des Schwarms und werden zahm.

Kann ich einen Nymphensittich alleine halten?

Die Einzelhaltung von Nymphensittichen ist tierschutzwidrig: Wie alle Papageienvögel brauchen die Tiere mindestens einen Partner. Übrigens ist die früher weitverbreitete Meinung, dass nur einzeln gehaltene Vögel handzahm werden, längst widerlegt. Bei den Nymphensittichen ist Paarhaltung Pflicht. Ein Nymphenschwarm ist sogar noch besser.

Sind Nymphensittiche laut?

Nymphensittiche haben eine laute Stimme und können zum Dauerkreischen neigen, wenn sie nicht genügend Beschäftigung haben und sich langweilen. Manche nicht artgerecht gehaltene Tiere beginnen das Federrupfen.

Im Mietshaus solltest du sicherheitshalber die Nachbarn über den Familienzuwachs informieren. Die Vögel benötigen täglich so viel Freiflug wie möglich (am besten ganztägig) in einem vogelsicher eingerichteten Zimmer.

Ist reine Volierenhaltung für Nymphensittiche artgerecht?

Eine reine Haltung in einer Zimmervoliere oder gar Käfighaltung ist für Nymphensittiche nicht artgerecht. Grundsätzlich sind Nymphen als Schwarmvögel mobil und überwinden sogar lange Strecken. Daher freuen sich die Ziervögel über jede Gelegenheit, in der Wohnung herumzufliegen. Allerdings birgt das menschliche Zuhause für Vögel zahlreiche Gefahren wie Elektrogeräte und Kabel, Zimmerpflanzen und andere Haustiere. Außerdem neigen die Sittiche wie die meisten Krummschnäbel zum Knabbern an Textilien und Möbeln. Deshalb eignet sich vor allem ein separates Zimmer für den Freiflug oder du machst dein Zuhause vorher „vogelsicher“.

Hinsichtlich der Maße einer Zimmervoliere lautet die offizielle Empfehlung eine Grundfläche von mindestens 200 x 60 Zentimeter und eine Höhe von 150 Zentimeter für bis zu drei Paare, mit einer Vergrößerung der Grundfläche um 50 Prozent für bis zu zwei weitere Paare. Im Endeffekt ersetzen aber beide Maße keinen Freiflug, sodass die Größe des Käfigs zweitrangig bleibt. Aus unserer Sicht handelt es sich hier um ein absolutes Minimum. Je größer die Voliere, desto besser. Ein extra für die Tiere eingerichtetes Vogelzimmer, gerne mit einer angeschlossenen Außenvoliere, bietet artgerechte Bedingungen für die Nymphensittich-Haltung.

Kann ich meine Nymphensittiche draußen halten?

Über frische Luft und warme Sonne freuen sich die australischen Großsittiche. Allerdings bewohnen die Nymphen im Down Under die heißen Binnenregionen, sind also wärmeliebend. Optimale Haltungstemperaturen für diese Ziervögel liegen zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Beachte außerdem, dass die Nymphensittiche unbedingt ein schattiges Plätzchen brauchen.

Welches Futter benötigen Nymphensittiche?

Die Ernährung von Nymphensittichen ist dank der im Handel erhältlichen Körnermischungen für Großsittiche einfach: Diese Futtermittel enthalten die zur ausgewogenen Ernährung benötigten Sämereien in einer Mischung, welche die artgerechte Nährstoffversorgung sicherstellt. Denke daran, nur spezielle Futtermischungen für australische Großsittiche zu kaufen! Achte dabei darauf, dass Sonnenblumenkerne keinen zu großen Anteil ausmachen, da sie sehr fettreich sind. Alternativ kann man die Sämereien einzeln kaufen und selbst im korrekten Verhältnis zusammenmischen.

Generell enthalten ausgewogene Körnermischungen hochwertige Proteine und versorgen die Nymphensittiche ausreichend. Zur Mauser, bei der Aufzucht von Jungen kann jedoch ein erhöhter Proteinbedarf vorliegen. Hierzu kannst du den Vögeln Keimfutter, Hirse und kleine Mengen Hülsenfrüchte anbieten. Tierische Proteinquellen sind für Nymphensittiche schlecht zu verdauen oder sogar schädlich. Dazu reichst du den Vögeln täglich geeignete Kräuter, Gemüse und in Maßen Obst. In der Regel freuen sich Nymphensittiche auch über frische Salatblätter und Karottengrün.

Sind Nymphensittiche für Anfänger geeignet?

Nymphensittiche sind auch für Anfänger geeignet, wenn sie die Anforderungen an die Haltung erfüllen und sich intensiv mit den Bedürfnissen der Vögel auseinandergesetzt haben. Beliebt sind diese Großsittiche unter anderem für ihre moderaten Ansprüche an die Pflege und eine gute Gesundheit. Möchtest du die Nymphen halten, beachte den Platzbedarf dieser Mini-Kakadus und statte das Vogelheim artgerecht aus. Füttere die Nymphensittiche abwechslungsreich und ihren Bedürfnissen entsprechend.

Wie viel Zeit sollte ich täglich mit meinem Nymphensittich verbringen?

Du liebst deinen kleinen Kakadu und freust dich über die Gesellschaft eines zahmen Vogels. Leider wirst du dem fröhlichen Gesellen seine Artgenossen jedoch keineswegs ersetzen können. Ein Nymphensittich-Pärchen zeigt sich in der Regel ebenfalls kontaktfreudig und beobachtet deine Aktivitäten im Raum. Dürfen die Vögel in der Wohnung frei fliegen, werden sie eventuell den Kontakt zu dir suchen und auch auf dir landen.

Leben die Vögel als Paar oder Schwarm in einer großen Voliere, sei nicht enttäuscht, wenn sie kein großes Interesse an deiner Person haben. Sie sind miteinander, mit ihrem Spielzeug und Futter tagaus-tagein voll beschäftigt. Grundsätzlich ist es aber erwiesen, dass die Menge der gehaltenen Vögel keinen Einfluss auf die Zutraulichkeit hat.

Die Körpersprache des Nymphensittichs

Das Nymphensittich-Verhalten kann unerfahrene Halter gelegentlich verwirren: Hängt der Vogel beispielsweise kopfüber an der Stange, ist das ein Anzeichen für überaus gute Spiellaune. Trippelt der Hahn mit abgewinkelten Flügeln um sein Weibchen herum und verbeugt sich dabei, ist er in Balzstimmung. Das markante Federkrönchen ist darüber hinaus ein Stimmungsbarometer, an dem du die Laune deines Krummschnabels ganz einfach ablesen kannst. Auch das erleichtert den richtigen Umgang mit dem Vogel erheblich.

Bedeutung der Körpersprache des Nymphensittichs

  • Haube senkrecht und leicht nach hinten ausgerichtet: Dem Nymphensittich geht es gut, er ist in gelassener, ausgeglichener Stimmung. Ist dabei das Backengefieder etwas geplustert, döst der Vogel oder bereitet sich auf ein Nickerchen vor; ist das Backengefieder glatt und das Krönchen steil aufrecht, ist der Vogel wach und interessiert.
  • Haube nach vorn ausgerichtet: Der Vogel ist aufgeregt. Das kann eine positive, neugierige Erregung sein, oder er hat sich erschreckt oder Angst. Dabei macht er sich wahrscheinlich zugleich ganz schlank, die Körperhaltung ist angespannt, die Augen groß. Wenn er dabei noch wippt und faucht, wird er im nächsten Moment unter Warngekreische aufflattern.
  • Haube straff nach hinten angelegt: Der Vogel ist aggressiv gestimmt. Die Augen werden schmal, der Schnabel ist aufgesperrt; durch aufgeklappte Flügel versucht er, größer zu wirken. Vorsicht: Jetzt kann er jederzeit zubeißen.

Wie transportiere ich Nymphensittiche?

Wenn Nymphensittiche etwas nicht schätzen, sind es Transporte. Jeder erzwungene Ortswechsel bedeutet Stress. Für den unvermeidlichen Weg in die Tierarztpraxis bietet sich für einen Nymphensittich ein Transportkäfig an. Der hat zudem den Vorteil, dass der Vogel notfalls einige Zeit darin verbringen kann, etwa wenn er zur Beobachtung in der Praxis bleiben muss. Auf Urlaubsreisen sollten die Vögel aber nicht mitkommen. Engagiere rechtzeitig eine Betreuung, die die Tiere in deiner Wohnung versorgt und hinterlasse detaillierte Anweisungen zur Fütterung und Pflege. Mit anderen Papageienhaltern lassen sich wechselseitige oft Urlaubsbetreuungen organisieren. Gibt es keine andere Lösung, nehmen auch Pfötchenhotels manchmal gefiederte Urlaubsgäste in Pension.

Für welche Krankheiten sind Nymphensittiche anfällig?

Die allermeisten Mini-Kakadus erfreuen sich ein Leben lang bester Gesundheit. Freilich kann es passieren, dass dein Nymphensittich erkrankt. Folgende Krankheiten sind für Papageienartige allgemein typisch:

  • Psittakose (auch Chlamydieninfektion) – ein bakterieller Befall, welcher Augenausfluss, Bindehautentzündungen, Atembeschwerden und Durchfall verursacht
  • Aspergillose – eine Pilzinfektion, die zu Atembeschwerden, Gewichts- und Federverlust führen kann
  • Federlinge oder Federläuse – Parasiten, die Hautirritationen und Federprobleme verursachen
  • Federmilben oder Luftsackmilben – Parasiten, die zum Federverlust respektive zu Atembeschwerden führen
  • Übergewicht – infolge einer falschen Fütterung, zum Beispiel mit zu viel Sonnenblumenkernen oder Obst, und des Bewegungsmangels verfetten Nymphensittiche. Dadurch wird die Leber in Mitleidenschaft gezogen und die Lebenserwartung sinkt radikal.

Achte auf das Verhalten deiner Nymphen – stundenlang aufgeplustertes Federkleid, zusammengekniffene Augen und regungsloses Verharren in der gleichen Position weisen auf gesundheitliche Probleme hin. Bleibt der Vogel länger auf dem Boden sitzen und schläft dort sogar ein, geht es dem Tier nicht gut. In diesem Fall ist tierärztlicher Rat gefragt in einer vogelkundigen Tierarztpraxis.

Wie alt werden Nymphensittiche zuhause?

In der freien Wildbahn leben die australischen Großsittiche zwischen 10 und 15 Jahren. In menschlicher Obhut drohen den Vögeln keine Raubtiere, außerdem stehen hochwertiges Futter, frisches Wasser und tiermedizinische Hilfe zur Verfügung. Daher leben die Nymphensittiche als Haustiere wesentlich länger. Im Schnitt werden diese Ziervögel circa 20 Jahre alt, aber auch eine Lebenserwartung von bis zu 27 Jahren oder mehr ist realistisch.

Was macht Nymphensittiche glücklich?

Um deine Mini-Kakadus glücklich zu machen, sorge für eine möglichst artgerechte Haltung der Nymphen:

  • Viel Bewegung in einer großräumigen Voliere plus Freiflug in einem Vogelzimmer
  • Paar- oder Schwarmhaltung, auf keinen Fall Einzelhaltung
  • Passendes Futter inklusive Sämereien, sowie Gemüse und Obst in Maßen
  • Selbstgebasteltes oder gekauftes Spielzeug
  • Frisches Wasser
  • Sitzstangen aus Naturmaterialien in verschiedenen Durchmessern bis hin zu wenigen Millimetern

Beobachte deine Nymphensittiche, um rechtzeitig zu bemerken, ob den Vögeln etwas fehlt.

Was mögen Nymphensittiche gar nicht?

Wie die meisten Vögel sind auch die Nymphen nicht allzu stressresistent. Jeder Lärm, Standortwechsel oder Einfangen bedeuten für diese Großsittiche eine Stresssituation. Auch in die Hand genommen zu werden, finden sie meist nicht besonders toll. Zahme Tiere sitzen aber gerne zwanglos auf Händen, Armen und Schultern ihrer Bezugspersonen. Kraulen lassen sich die zahmen Vögel ebenfalls gerne.

Niedrige Temperaturen oder dauerhafte Sonneneinstrahlung sowie Zugluft sind immer riskant. Von einer Vergesellschaftung mit anderen Papageien, Sittichen oder gar Kanarien und Finken ist abzuraten.

Fazit: Nymphensittiche – die unkomplizierten Anfängervögel

Die kleinen Kakadus sind gesellig, robust und friedlich. Die Nymphensittiche werden recht schnell zahm und stellen insgesamt keine allzu hohen Ansprüche an die Pflege. Es sind die richtigen Ziervögel für dich, wenn dir die Wellis oder Agaporniden zu klein und große Kakadus eine Nummer zu groß sind.

Video: "Alles über Nymphensittiche"

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