Im Garten ist’s am schönsten
16.04.2024 - Lesedauer: 4 Minuten
Ein Gartengehe ist die einzige artgerechte Form Griechische Landschildkröten zu halten. So richtest du es für die urigen Panzertiere abwechslungsreich und spannend ein.
Garten oder Kühlschrank
Es ist ein häufiger Irrtum, dass Schildkröten nicht viel Bewegung brauchen. Vielleicht liegt es daran, dass Griechische Landschildkröten sich so langsam fortbewegen, aber die Tiere legen auf Futtersuche bis zu 400 Meter pro Tag zurück. Im Jahre kommen so gut 12 Kilometer zusammen – auch wenn sie in einem gemächlichen Tempo absolviert werden. Eine Griechische Landschildkröte braucht viel Platz, Freigang, Sonnenplätze, Verstecke und frische Luft. Nicht nur in den Sommermonaten. Bei entsprechender Einrichtung mit Gewächshaus oder Frühbeet können Griechische Landschildkröten ganzjährig im Freigehege im Garten leben. Von November bis März allerdings, wenn sie in die Winterstarre gehen, ziehen sie am liebsten in den Kühlschrank: In einer Box mit Laub und Erde fühlen die Reptilien sich dort unter den stabilen Temperaturbedingungen pudelwohl und träumen vom nächsten Frühling im Garten.
Ein Platz an der Sonne
Schildkröten sind poikilotherm (wechselwarm) – ihre Körpertemperatur hängt von der Außentemperatur ab. Ihr Gehege verdient deswegen den sonnigsten Abschnitt deines Gartens, der aber auch lauschige Schattenplätze zu bieten hat. Die Wärmeabstrahlung der Hauswand in Kombination mit Sonneneinstrahlung ist ideal. Außerdem wandeln auch Schildkröten die UVB-Strahlen der Sonne in Vitamin-D um. Somit schützt die Sonne deine Schildkröte vor Knochenerkrankungen wie Rachitis. Hast du schon einmal beobachtet, dass deine Schildkröte besonders morgens eine regelrechte „Sonnenmeditation“ durchführt? Gleich nach dem Aufstehen, richten Schildkröten ihren Körper im perfekten Winkel zur Sonne aus, strecken alle viere von sich und verharren für 20-30 Minuten in dieser Position, bevor sie in ihren Schildkröten-Alltag starten.
Gewächshaus oder Frühbeet zum Aufwärmen
Deine Sonnenanbeter brauchen deswegen ein Gehege mit zwei Funktionsbereichen: Ein Freigehege als Auslauf und ein UVB-durchlässiges Gewächshaus oder Frühbeet als Innengehege. Dort können die Tiere bei anhaltendem schlechten Wetter Wärme tanken. Um Schlechtwetterperioden abzufedern, stattest du das Gewächshaus oder Frühbeet bei Bedarf mit Strahlern aus, die für Wärme sorgen. Sehr empfehlenswert ist ein automatischer Frühbeetöffner, um Überhitzungen zu vermeiden. Ansonsten musst du die Temperaturen besonders im Sommer täglich kontrollieren. Der Bodengrund im Frühbeet oder Gewächshaus sollte aus Erde bestehen, damit deine Schildkröten nach Herzenslust buddeln kann. Vom Gewächshaus und Frühbeet richtest du einen dauerhaften Zugang zu deinem Freigehege ein.
Ein strukturiertes Freigehege
Für eine Griechische Landschildkröte muss dein Freigehege mindestens zehn Quadratmeter groß sein und für jede weitere Schildkröte kommen zehn Quadratmeter hinzu. Größer sein darf es natürlich immer! Besonders günstig sind quadratische oder runde Gehege. Hügel, Wurzeln, Steine und Pflanzen strukturieren das Freigehege deiner Schildkröten. Ein hoher Baumbestand bringt den Tieren nichts – er beschattet gegebenenfalls das gesamte Gehege ganztägig und kann nicht als direktes Versteck genutzt werden. Besser geeigent sind unterschiedliche Sträucher. Eine flache Wasserschale, die zum Trinken und Baden benutzt wird, gehört auch in jedes Freigehege. Dein Innengehege braucht auch eine besonders kuschelige mit Laub ausgepolsterte Ecke, in die deine Schildkröte sich jederzeit zurückziehen kann, wenn ihr kühl ist. Die Umzäunung des Freigeheges muss blickdicht, mindestens 40 Zentimeter hoch und glattwandig sein. Denn überall, wo eine Schildkröte durchschauen kann, versucht sie ständig durchzukommen, das Hindernis zu überwinden oder einfach wegzudrücken. Oder sie läuft ständig am Gehegerand hin und her auf der Suche nach einem Ausgang. Kann deine Schildkröte nicht durch die Umzäunung sehen, interessiert sie sich für ihr Gehege und fängt an, es als ihr Revier zu betrachte
Im Herbst endet die Gartensaison
Schon bevor die Gartensaison endet – etwa im August, spätestens im September – seht der Winter-Gesundheitscheck an: Eine Parasitenkontrolle und falls erforderlich eine entsprechende Behandlung und ein Check des Allgemeinzustands in einer reptilienkundigen Tierarztpraxis sorgen dafür, dass nur gesunde Schildkröten in die Winterstarre gehen. Wenn dann im Herbst die Tage kürzer werden, wird deine Schildkröten ruhiger, frisst nicht mehr so viel und schläft mehr. Das ist ein Anzeichen dafür, dass sie sich auf die Winterstarre vorbereitet. Jetzt verschließt du die Ausgänge ins Freigehege. Deine Schildkröte wird sich in ihre mit laug ausgepolsterte Ecke zurückziehen. Bevor der Bodenfrost kommt, setzt du sie in den Klimaschrank (zum Beispiel ein Weinkühlschrank) und im Frühjahr bringst du sie wieder in ihre Höhle zurück. Dann kann sie langsam mit der Natur erwachen und eine weitere Gartensaison genießen. Im Durchschnitt werden Griechische Landschildkröten 80 Jahre alt – ein Gartengehege, in dem sie sich wohlfühlen einzurichten, lohnt sich also in jedem Fall.