Die Amsel – der dunkle Tenor auf dem Dachfirst
23.10.2023 - Lesedauer: 3 Minuten
Im Frühjahr sieht man die Silhouette der Amsel auf Baumwipfeln, Dächern und Straßenlaternen. Das Amselmännchen signalisiert mit seinem Gesang nicht nur den Damen seine Anwesenheit, sondern formuliert auch Warnungen an alle Nebenbuhler in Hörweite. Das Amselweibchen tritt deutlich dezenter auf.
Steckbrief eines Kosmopoliten
Die Amsel, auch als Schwarzdrossel und unter Ornithologen als Turdus merdula bekannt, ist ein Vogel aus der Familie der Drosseln und in unseren Breiten einer der bekanntesten Singvögel. Die Vögel sind von Schnabel- bis Schwanzspitze etwa 24–26 cm lang und haben eine Spannweite von 36 cm. Sie sind durchschnittlich ungefähr 100 Gramm schwer und zählen damit zu den größeren heimischen Singvögeln.
Männliche Tiere sind schwarz und haben einen auffällig gelb-orangen Schnabel und Augenring. Weibliche Amseln sind am Rücken bräunlich-graugrün, die Farben am Bauch variieren von grau über braunschattiert bis zu rotbraun.
Vielseitiger Lebensraum
Amseln kommen nahezu weltweit vor, in Europa mit Ausnahme der nördlichsten Gebiete flächendeckend, außerdem in Nordafrika und in Asien. Nach Australien und Neuseeland wurde die Amsel von Menschen eingebürgert, wahrscheinlich in Form entflogener Käfigvögel der Einwanderer. Ursprünglich handelte es sich bei Amseln um Waldvögel. Als Kulturfolger verlagerten sich spätestens im 19. Jahrhundert Teile der Populationen in Richtung der Stadtparks, Friedhöfe und Gärten.
Paarung und Brutpflege
Amseln werden gegen Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif und führen eine monogame Beziehung, die bei Standvögeln auch mehrere Brutperioden anhält. Als Standvögel werden die Tiere bezeichnet, die ganzjährig in unseren Breiten bleiben und nicht über den Winter in den Süden ziehen. Bereits Anfang März sind die ersten Bruten möglich, über das Jahr sind bis zu drei Bruten nicht ungewöhnlich.
Der Nestbau dauert, je nach Witterung, zwischen zwei und fünf Tagen. Das fertige Nest hat einen Durchmesser von etwa 16 cm. Ein Gelege besteht aus bis zu fünf grünen Eiern und wird etwa zwei Wochen lang vom Weibchen bebrütet, das das Nest nur zur Nahrungsaufnahme verlässt. Auch die Spanne vom Schlupf bis zum Ausflug beträgt für die Küken etwa zwei Wochen. Als sogenannte Ästlinge werden sie von den Eltern noch einen Monat lang versorgt.
Singen und Schimpfen: Die Amsel als Warnsystem
Die neben dem Gesang bekanntesten Lautäußerungen der Amseln sind das typische Tixen („tix-tix-tix“) und ein durchdringender, abfallender „ssiih“-Laut: Beides sind Warnrufe, wobei das Tixen meist Boden-, das „ssiih“ Luftfeinden gilt. Wenn du diese Warnlaute hörst und in die entsprechende Richtung schaust, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit etwa eine Katze oder einen Greifvogel entdecken.
Der Speiseplan der Amsel
Die Hauptnahrung der Amsel besteht aus einer Mischkost aus Früchten und tierischen Bestandteilen. Ihre Lieblingsspeise sind Regenwürmer, Käfer und kleine Schnecken und deren Gelege. Bevorzugtes Jagdrevier sind offene Wiesenflächen: Während und kurz nach Regenfällen kann man dort meist mehrere Amseln beobachten, die nach Regenwürmern Ausschau halten. Abhängig von der jahreszeitlichen Verfügbarkeit ergänzen Amseln ihren Speiseplan um Obst.
Der Amselschnabel ist auf den Verzehr von weichem Futter ausgelegt. Bei der Fütterung von Wildvögeln solltest du das berücksichtigen und den Tieren vor allem im Winter neben Fettfutter auch Äpfel, Beeren oder Rosinen anbieten.
Wenn du deinen Garten amselfreundlich gestalten willst, biete den Vögeln attraktive Rahmenbedingungen an. Der ideale Amselgarten enthält ein dicht belaubtes Gebüsch, eine Wasserstelle – Amseln baden gern, kurioserweise besonders dann, wenn es regnet –, einen Obstbaum oder Beerenstrauch und ein Stück offene Rasenfläche.