Satt im Sommer: Wildvögel richtig füttern in der heißen Jahreszeit
25.11.2024 - Lesedauer: 7 Minuten
Die meisten heimischen Wildvögel sind im Mai und Juni mit der Aufzucht ihrer Jungtiere beschäftigt. Emsig fliegen sie die Nester an und auch wenn der Nachwuchs schon flügge ist, versorgen sie die gierigen Schnäbel noch eine Weile. Eine kräftezehrende Aufgabe! Unterstützen kannst du die Vogeleltern, indem du Futter- und Wasserstellen bereitstellst. Welches Futter das richtige für die Aufzuchtzeit ist, worauf du achten solltest und worüber Wildvögel sich in der heißen Jahreszeit noch freuen, erfährst du in diesem Ratgeber.
- Warum du auch im Sommer Wildvögel füttern solltest
- Das richtige Vogelfutter für Wildvögel im Sommer
- Darauf solltest du in der Sommerfütterung verzichten
- Futter- und Wasserstellen für Vögel immer sauber halten
- Badestelle für Vögel nicht vergessen!
- So gestaltest du deinen Garten vogelfreundlich
- Ein insektenfreundlicher Garten ist ein vogelfreundlicher Garten
Warum du auch im Sommer Wildvögel füttern solltest
Wildvögel freuen sich über Futterplätze – nicht nur im Winter, sondern auch in der warmen Jahreszeit. Das liegt auch daran, dass ihr natürliches Nahrungsangebot immer knapper wird: Der Einsatz von Pestiziden, aufgeräumte Parks und Gärten, aber auch die intensive Landwirtschaft rauben immer mehr Insekten und Wildpflanzen den Lebensraum. Lange war die Sommerfütterung in Fachkreisen umstritten, doch viele Ornitholog:innen unterstützen sie heute. Vor allem hilfst du damit den Vogeleltern bei der Aufzucht ihrer Jungen. In der Brutzeit sind sie fast rund um die Uhr unterwegs, um Essbares für ihre Küken aufzutreiben. Mit der Sommerfütterung sorgst du vor allen Dingen dafür, dass die Elterntiere bei Kräften bleiben. Da aber auch die Möglichkeit besteht, dass dein bereitgestelltes Futter im Schnabel der Jungtiere landet, geht du besser auf Nummer sicher und verfütterst ausschließlich Leckerbissen, die für Groß und Klein ungefährlich sind.
Das richtige Vogelfutter für Wildvögel
Je vielfältiger das Angebot, desto bunter die Vogelschar in deinem Garten. Achte bei Futtermischungen auf die Qualität: Bei sehr preiswerten Mischungen ist häufig der Anteil an Weizenkörnern sehr hoch. Diese fressen die meisten Vögel aber nur, wenn alles andere bereits verputzt ist. Sie werfen sie aus den Futterhäuschen und so landet eine große Menge auf deinem Balkon oder in deinem Garten, die nahrungssuchende Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse anlocken kann.
Füttere deine Gartenvögel am besten zweimal täglich: morgens, um die Energiereserven aufzufüllen, und am späten Nachmittag, damit sie gut durch die bevorstehende Nacht kommen.
Gesunde Futtermischung für Vögel im Sommer
- Eine Sommermischung trifft den Geschmack vieler Vögel. Sie sollte aus kleinen, fettarmen Samen bestehen.
- Filigrane Saaten, wie Hirse, Milo, Salat- und Grassamen, liefern wichtige Vitamine und Fettsäuren.
- Auch eine Samenmischung mit Brennnesseln, Wildkräutern und Birken eignet sich hervorragend.
- Ebenso kannst du Vogelfutter, das für Kanarienvögel, Zeisige oder Stieglitze zu kaufen ist, verfüttern.
- Amseln und Rotkehlchen verzehren auch gern Rosinen und Obst.
Darauf solltest du in der Sommerfütterung verzichten
Damit kein gefährliches oder schwer verdauliches Futter im Schnabel der Jungtiere landet, solltest du insbesondere bei der Sommerfütterung auf folgende Bestandteile verzichten.
Zutaten, auf die du verzichten solltest
- Nüsse, Nussbruch und Sonnenblumenkerne, die zu fettreich und je nach Vogelart zu groß für Jungtiere sind.
- Fettfutter, wie zum Beispiel Meisenknödel, das ebenfalls zu fettreich und damit schwer verdaulich ist.
- Bietest du Obst an, musst du es sehr klein schneiden und darauf achten, dass es in der Hitze nicht verdirbt.
- Brot, das bei Jung und Alt im Magen aufquillt.
- Gewürzte Speisen und Essensreste, die zu Darmentzündungen führen können.
- Saatenmischungen, die Ambrosia enthalten, ein invasiver Neophyt aus Kanada, der stark allergieauslösend ist.
Futter- und Wasserstellen für Vögel immer sauber halten
Mindestens so wichtig wie Futter ist Wasser: Denn im Sommer sind Pfützen, Gräben und kleine Tümpel schnell ausgetrocknet.
Eine Tränke werden deine Vögel gerne annehmen – sie erspart den Vogeleltern die anstrengende Suche nach einer natürlichen Wasserquelle und Extraflüge dorthin. Am besten platzierst du sie halbschattig, leicht erhöht und gut geschützt vor Fressfeinden.
Das gilt auch für die Anbringung deiner Futterstellen. Vögel fühlen sich besonders wohl, wenn sie beim Fressen alles im Blick haben. Egal ob du ein Futterhäuschen mit Standfuß, eine hängende Futterstelle oder ein Futtersilo verwendest, achte darauf, dass Katzen, Marder und Waschbären kein leichtes Spiel haben. Für Bäume gibt es beispielsweise sogenannte Katzenschutzgürtel, die um den Baumstamm gelegt werden und die Samtpfoten vom Klettern abhalten.
Da das Futter bei hohen Temperaturen schneller verdirbt, solltest du immer nur kleine Portionen anbieten. Auch das Wasser in deinen Tränken musst du täglich erneuern. Bei jedem Futter- und Wasserwechsel reinigst du die Futter- und Wasserstellen mit sehr heißem Wasser. Auf Seife oder Reinigungsmittel musst du verzichten – sie könnten den Tieren schaden. Futtersilos und -spender bieten einen großen Hygienevorteil, da die Vögel nicht im Futter sitzen und hineinkoten. Auch Futter- und Wasserstellen reduzieren den Keimdruck und können durch abwechselndes Stilllegen für einige Tage helfen, Keimen die Möglichkeit zur Vermehrung zu nehmen.
Fallen dir kranke oder tote Vögel in der Nähe deiner Futter- oder Wasserstellen auf, helfen auch keine Hygienemaßnahmen mehr: Dann musst du die Versorgung sofort einstellen, um eine weitere Verbreitung der Erreger zu verhindern.
Badestelle für Vögel nicht vergessen!
Eine Vogelbadestelle ist schnell gebaut: Nutze dafür eine flache Schale, etwa einen Blumentopf-Untersetzer, leg einen etwas größeren Stein hinein und fülle das Gefäß mit fünf Zentimetern Wasser auf – und schon kann der Badespaß losgehen. Auch die Badestelle musst du natürlich so aufstellen, dass sie sicher vor Fressfeinden ist.
Wechsle auch das Badewasser täglich und reinige dabei die Vogelbadeanstalt gründlich mit heißem Wasser. So sorgst du dafür, dass mögliche Keime sich nicht ausbreiten können. Denn Infektionen mit Parasiten wie Trichomonaden, Bakterien wie Suttonella ornithocola (vor allem Meisen sind betroffen) oder Salmonellen durch verunreinigte Futter- und Wasserstellen können für deine Badegäste tödlich enden.
Und was kannst du noch tun?
Dazu Lars Lachmann, Ornithologe beim Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Wirksamer Vogelschutz sollte an den Ursachen ansetzen, etwa am Lebensraumverlust. Ein naturnaher und mit heimischen Pflanzen angelegter Garten ist durchaus hilfreich. Finden Vögel dort Früchte und Insekten vor, haben wir Menschen das Vergnügen, unsere gefiederten Freunde ganz aus der Nähe zu beobachten.“
So gestaltest du deinen Garten vogelfreundlich
Ein vogelfreundlicher Garten ähnelt dem natürlichen Lebensraum der Tiere und bietet ihnen Nahrung, Nistmaterial, Brutplätze und Schutz. Dafür gestaltest du deinen Garten am besten mit heimischen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen. Sehr vogelfreundliche Laubgehölze sind zum Beispiel Eberesche und Weißdorn. Rasenflächen nutzen Vögel, um Insekten und Würmer zu finden. Auch über Maulwurfshügel oder kahle Erdstellen freuen die Piepmätze sich, bieten sie doch eine ideale Gelegenheit für ein Staub- oder Sandbad.
Wildblumen und Gräser sind eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel. Lässt du sie nach der Blüte stehen, damit Samen und Früchte reifen können, ist der Tisch für deine kleinen Gartenbesucher gedeckt. Im Herbst versorgen zum Beispiel Sonnenblumen, Disteln, Nachtkerzen und Berberitzen deine Vögel mit leckerem Kraftfutter. Ein halbschattig platzierter Kompost liefert viele Lieblingssnacks für Vögel – wie Würmer und Maden.
Hecken sind ideale Nistplätze und bieten Wildvögeln Schutz vor Fressfeinden. Besonders vogelfreundlich ist es, wenn du verschiedene Heckenarten kombinierst – so gibt es länger Blüten und Früchte. Beliebt bei Vögeln sind zum Beispiel Schlehen und Holunder. In kleinen Gärten und Hinterhöfen sorgen mit Kletterpflanzen begrünte Mauern und Schuppen für Nahrung und Unterschlupf.
Wenn sich in deinem Garten trotz aller Bemühungen keine natürlichen Nistplätze ergeben, kannst du natürlich auch Nistkästen anbringen. Es gibt spezielle Nistkästen, die auf die Bedürfnisse der verschiedenen Vogelarten eingehen.
Darauf solltest du bei deinem Nistkasten achten:
- Er sollte nach Osten oder Südosten ausgerichtet sein.
- Er sollte leicht nach vorne überhängen.
- Zum Schutz des Baumes solltest du ihn mit rostfreien Alunägeln oder -schrauben befestigen.
- Er sollte im Schatten hängen.
- Bringe ihn so an, dass die Bewohner sicher vor Fressfeinden sind.
- Am besten hängst du ihn schon im Herbst auf, dann können Kleinsäuger darin überwintern.
- Reinige den Nistkasten im Februar mit heißem Wasser und einer Bürste.
Ein insektenfreundlicher Garten ist ein vogelfreundlicher Garten
Und zu guter Letzt ist natürlich ein insektenfreundlicher Garten ein vogelfreundlicher Garten. Solltest du wegen Schädlingen Bedenken haben – keine Sorge! Deine gefiederten Freunde unterstützen dich tatkräftig in der Gartenpflege und vertilgen Raupen und Blattläuse.
Insekten lieben Gärten voller Blüten, bunter Farben und Düfte. Achte bei der Auswahl der Pflanzen darauf, dass sie das ganze Jahr über genügend Nahrung für die Tiere liefern müssen. Unterschiedliche Blühzeiträume sind also wichtig. Auch eigenen sich nicht alle Blüten gleich gut für Insekten. Vor allem gefüllte Blüten machen den Zugang zur Nahrung schwer. Zu den Lieblingspflanzen von Insekten gehören zum Beispiel die Hohe Fetthenne, die Hängende Kätzchenweide, der Kerzenknöterich, die Golderdbeere, der Sommer-Phlox oder der wunderbar duftende Schmetterlingsflieder.
Auch Insekten sind auf Wasserquellen angewiesen – sie werden gern deine Vogeltränken besuchen. Einen Gefallen tust du Sechs- und Achtfüßlern, wenn du einige unaufgeräumte Ecken in deinem Garten zulässt – zum Beispiel mit Totholz, in dem sie nisten können. Natürlich kannst du sie aber auch mit einem Insektenhotel unterstützen. Dein Insektenhotel solltest du erhöht, nach Süden ausgerichtet, an einem sonnigen, vor Wind und Regen geschützten Ort aufhängen.
So machst du deinen Garten zu einem Mini-Naturschutzgebiet und viele Insekten und Vögel glücklich!