Hundesprache lernen: Redest du „Wuffisch“?
22.08.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
Das Wörterbuch „Mensch – Hund, Hund – Mensch“ umfasst mehr als die Kommandos, die du deinem Vierbeiner beibringst. Denn Hunde kommunizieren auf vielfältige Weise – sowohl untereinander, als auch mit ihrem Menschen. Verstehst du die Hundesprache, erleichtert dir das die Erziehung und das Zusammenleben mit deiner Fellnase.
- Hundesprache – mit dem Hund auf „Du“
- Schwanzwedeln aus Freude?
- Warum sollte ich meinen Hund nicht im Gesicht streicheln?
- Was haben bestimmte Laute zu bedeuten?
- Wie kommunizieren Hunde untereinander?
- Warum gähnt der Hund beim Streicheln?
- Lass es Liebe sein – wie Hunde mit Menschen „sprechen“
- Und warum drückt mein Hund sein Hinterteil an mich?
- Kann ich mit meinem Hund sprechen?
Hunde verfügen über ein breites Repertoire an Kommunikationsformen. Da sind Lautäußerungen wie das Bellen, Jaulen, Heulen oder auch Knurren. Dazu kommen die Mimik, Gestik und die Körpersprache. Willst du deinen Hund verstehen, solltest du seine Sprache richtig deuten. Vor allem der Körpersprache kommt dabei große Bedeutung zu, da Hunde untereinander vorrangig über diese kommunizieren. Letztendlich ist die Hundesprache komplex: Die Elemente sollten nie isoliert, sondern im Gesamtzusammenhang betrachtet werden.
Ein Klassiker der Missverständnisse beim Verstehen der Hundesprache ist das Schwanzwedeln. Denn nicht jeder Hund, der seine Rute hin und her bewegt, ist erfreut oder gar freundlich. Das Wedeln zeigt lediglich an, dass der Hund erregt und zur Interaktion mit seinem Gegenüber bereit ist. Hier kommt es also auf die Situation an und welche weiteren Signale das Tier sendet, um die Hundesprache zu interpretieren. Stehen die Nacken- und Rückenhaare beispielsweise gleichzeitig zu einem „Kamm“ hoch, deutet das auf ein drohendes Verhalten hin. Hunde können das instinktiv, der Mensch muss die Hundesprache lernen, sonst sind Missverständnisse vorprogrammiert.
Ganz einfach: Für uns Menschen ist eine zarte Berührung im Gesicht eine der schönsten Sinneserfahrungen. Für den Hund bedeutet das aber Stress, die Berührung im Kopfbereich stellt eine Bedrohung dar und löst einen Fluchtreflex aus.
Hunde „reden“ mit ihrem Menschen über Lautäußerungen – nicht nur die berühmte „Lassie“ fordert ihren Besitzer mit einem bestimmten Bellen zur Handlung auf. Du als Hundehalter erkennst die Unterschiede im Bellen deines Hundes – zum Beispiel, ob er dich zum Spielen auffordert, Gassi gehen will oder sein Geschäft verrichten muss. Ein Eindringling wird mit einem anderen Bellen kommentiert als der Besuch der Nachbarskinder. Über die Belllaute hinaus nutzen Hunde folgende Lautäußerungen:
- Heulen: Das Heulen ist dem Erbe der Wölfe zu verdanken. Damit signalisiert das Wolfsrudel seinen Zusammenhalt. Es dient zudem der Standortbestimmung, falls das Rudel getrennt wurde.
- Jaulen und Winseln: Mit dem Winseln oder Jaulen artikuliert der Hund Vorfreude, zum Beispiel beim Gassigehen oder Hundesport. Aber auch zum Ausdruck des Unbehagens wird das Jaulen eingesetzt – etwa, weil der Hund unter Trennungsangst leidet.
- Knurren: Das Knurren ist ein klares Warnsignal, es zeigt an, dass der Hund seine Individualdistanz als unterschritten ansieht. „Bis hierhin und nicht weiter“, sagt der Vierbeiner. Das gilt in der hündischen Kommunikation ebenso wie in der Hund-Mensch-Verständigung. Bestrafe deinen Hund nicht, wenn er dich anknurrt. Das könnte zur Folge haben, dass er künftig das Knurren überspringt und sofort zubeißt.
Hunde sprechen mit ihren Artgenossen über Lautäußerungen, aber auch über Gestik, Mimik und Körpersprache miteinander. Sie signalisieren Freund- und Feindseligkeit, Spielfreude, Furcht oder Aggression. Ein Hund kann einem Artgenossen allein durch seine Körperhaltung zu verstehen geben, dass ein bestimmtes Spielzeug oder Futter als die eigene Ressource betrachtet wird.
- Augen und Ohren des Hundes zeigen dem Gegenüber die Stimmung an: Ein starrer, fixierender Blick ist bedrohlich, ein abgewandter Blick deutet auf Friedfertigkeit.
- Die Gestik mit den Ohren ist nicht bei allen Hunden gleich stark ausgeprägt. Hier gilt: Ohren nach vorne stehen für Freundlichkeit und Aufmerksamkeit – flach nach hinten gelegt, zeigen sie Verunsicherung oder auch Angst an. Beim gegenseitigen Beschnüffeln zweier Hunde kannst du dieses Ohrenspiel gut beobachten.
- Ähnliches gilt für die Rutenhaltung: Eine angehobene Rute spricht für die Bereitschaft zur Distanzverringerung, eine abgesenkte oder gar eingekniffene Rute für den Wunsch, den Abstand zu vergrößern.
Ein weiterer wichtiger Baustein in der hündischen Kommunikation sind die „Calming Signals“ – „Beschwichtigungssignale“, wie die norwegische Hundetrainerin Turid Rugaas herausgefunden hat. Diese dienen dazu, einen aggressiven Hund oder nervösen Besitzer zu beruhigen. Zu den bekanntesten „Calming Signals“ gehört das Gähnen oder das Lecken der Nase. Einer der Gründe, warum der Hund beim Streicheln gähnt, ist, dass ihm die Berührung Stress verursacht und er die Situation lieber verlassen möchte. Weitere wichtige Beschwichtigungssignale sind das Bogenlaufen um andere Tiere oder Gegenstände, unvermitteltes Kratzen oder das Urinieren. Auch wenn dein Hund die Pfote auf deine Hand legt, kann dies ein Beschwichtigungssignal sein. Hier gilt es, den Gesamtkontext zu betrachten: Die Pfote auf die Hand zu legen, kann viele Bedeutungen haben – von „Ich habe Hunger!“ über „Hallo, ich bin auch noch da!“ bis zu „Ich habe dich lieb!“ reicht die Bandbreite.
Hunde nutzen weitere Kommunikationsmittel, um uns Menschen sprichwörtlich um die kleine Kralle zu wickeln. Der berühmte Dackelblick ist eines davon. Kannst du deinem Hund etwas abschlagen, wenn er dich mit schräggelegtem Kopf anschaut? Das ist schon schwierig.
Andere Gesten sind unmissverständliche Liebesbeweise, zum Beispiel das Kontaktliegen und An-dich-Kuscheln. Ein Vertrauensbeweis ist das Präsentieren des Bauches, verbunden mit der Aufforderung, diesen zu streicheln. Auch das Abschlecken von Händen oder Gesicht macht dein Hund aus Zuneigung, so wie es Hundemütter mit ihren Welpen tun. Positive Signale sendet dein Hund aus, wenn er dich zum Spielen auffordert oder dir sein Lieblingsspielzeug bringt.
Ist das etwa auch ein Liebesbeweis? Unter anderem ja. Denn ähnlich wie beim Auf-den-Rücken-Legen wendet dir der Hund seine ungeschützte Seite zu. Viele Hunde lieben zudem das Kraulen am Schwanzansatz, unter anderem wegen der Violschen Drüse auf der Oberseite des Schwanzansatzes. Diese Drüse sondert bestimmte Duftstufe ab, die zur Kommunikation genutzt werden. Manche Hunde fahren auf das Kraulen im Rutenbereich „tierisch“ ab, weil es Verspannungen löst.
Dein Hund studiert dich und deine Körpersprache sehr genau. Hier gilt: Du kannst gar nicht „nicht kommunizieren“. Deshalb ist es wichtig, dass du dich mit der Körpersprache deines Hundes auseinandersetzt – und mit deiner eigenen. So verhinderst du, dass dein Hund dich missversteht. Wenn du deinen Hund mit „komm“ rufst, dich aber gleichzeitig bedrohlich nach vorne beugst, bringst du deinen Hund in eine Zwickmühle zwischen Kommen oder lieber davonlaufen.
Viele Menschen sprechen mit ihren Hunden wie mit Babys, in hoher Tonlage und mit emotionaler Stimme. Forscher der britischen University of York fanden bereits 2018 heraus, dass Hunde Menschen, die mit „Dog Speak“ zu ihnen reden, großartig finden – besonders bis zum Alter von fünf Monaten. Erwachsene Hunde mögen diese Art der Anrede zwar auch, brauchen aber zusätzlich Signalwörter. Es schadet also nicht, wenn du Wörtern wie „Gassi“ durch die Aussprache eine besondere Bedeutung verleihst.