Wann ist der Zeitpunkt gekommen, dich von deiner geliebten Samtpfote zu verabschieden?
07.08.2025 - Lesedauer: 7 Minuten

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Katzen sind Meister im Verbergen von Schmerzen. In freier Wildbahn haben sie viele Fressfeinde und wer Schwäche zeigt, wird als leichte Beute erkannt. Krankheiten – egal ob akut, chronisch oder im Alter auftretend – werden daher bei den Stubentiger oft erst so spät erkannt, dass häufig nur noch eine Behandlung der Symptome möglich ist. Auch wenn sich ihre Lebensspanne dem Ende zuneigt, zeigen Katzen keine Schwäche, sondern ziehen sich eher zurück. Das stellt dich vor schwierige Fragen: Wann ist der Leidensdruck deiner geliebten Samtpfote so groß, dass du darüber nachdenken musst, sie zu erlösen? Wie erkennst du, ob sie noch Freude an ihrem Leben hat?
Wie kann ich erkennen, dass meine Katze kurz vor ihrem Lebensende steht?
Bis zum Schluss sind Katzen echte Individualisten: Eine allgemeingültige Antwort wie Katzen sich in ihrem letzten Lebensabschnitt verhalten, gibt es daher nicht. Während einige Katzen sich auffällig oft zurückziehen, und zum Beispiel Plätze aufsuchen, die du nur schlecht erreichen kannst, sind andere besonders anhänglich und unruhig, was sie zu zum Beispiel durch beständiges Miauen zeigen. Viele Katzen bewegen sich wenig, wirken teilnahmslos und stellen das Fressen und Trinken ein.
Auch wenn bestimmte Verhaltensweisen wie Rückzug, Appetitlosigkeit oder Teilnahmslosigkeit im letzten Lebensabschnitt auftreten können, sind sie keineswegs ein sicheres Zeichen dafür, dass das Ende naht. Gerade in Krankheitsphasen oder Schwächephasen ist es entscheidend, solche Symptome ernst zu nehmen und die Katze schnellstmöglich tierärztlich untersuchen zu lassen, da diese unspezifischen Krankheitssymptome auf eine Vielzahl möglicher Ursachen oder Erkrankungen zurückgehen können, die zunächst diagnostiziert und behandelt werden müssen. Manchmal lässt sich ihr Zustand noch deutlich verbessern – oder ihr kann unnötiges Leiden erspart werden. Kein Tier sollte vorschnell aufgegeben werden.
Wahrscheinlich wünscht sich jeder Katzenhalter einen natürlichen Tod für seine Samtpfote. Dass sie einfach friedlich in ihrem Körbchen einschläft und nicht mehr aufwacht. Leider erfüllt sich dieser Wunsch nur selten. Gerade alte Katzen leiden häufig an chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel an Niereninsuffizienz. Jede dritte Katze im Alter von über zehn Jahren ist davon betroffen. Nierenerkrankungen sind somit eine der häufigsten Todesursachen bei Katzensenioren und verursachen im Endstadium große Schmerzen. Auch Altersdemenz betrifft viele Katzen: Betroffen Katzen zeigen deutlich Verhaltensänderungen wie Angst vor harmlosen, gewohnten Situation, Unruhe, Schlaflosigkeit und Aggressivität. Leidet deine Katze an einer aussichtslosen Erkrankung, die auch mit medizinischer Versorgung nicht gelindert werden kann, stehst du vor einer schwierigen Entscheidung. Wenn deine Katze ihre letzten Tage oder Stunden nicht mehr schmerzfrei erleben kann, sollte die Einschläferung ein letzter liebevoller Dienst sein, den du ihr erweisen kannst. Besonders wichtig ist, dass du sie in dieser Zeit begleitest.
Schwierig macht deine Entscheidung, dass die Zeichen oft nicht eindeutig stehen. Das liegt nicht selten auch daran, dass die Lebensqualität tagesformabhängig ist, insbesondere bei Tieren mit chronischen Erkrankungen. Außerdem ist es schwer, eine Entscheidung für ein Wesen zu treffen, das man liebt und das nicht mit Worten ausdrücken kann, was es möchte. Konsultiere daher unbedingt zeitnah den Tierarzt deines Vertrauens. Dieser kann den Zustand deiner Katze gut einschätzen und begleitet euch auf eurem Weg sowie bei der Entscheidungsfindung.

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Wie kannst du die Lebensqualität deiner Katze bewerten?
Obwohl du deine Katze am besten kennst, begleitest du sie täglich im Alterungsprozess und auch im Verlauf von chronischen Erkrankungen, sodass es für dich schwer sein kann einen objektiven Blick auf Veränderungen im Verhalten deiner Katze wahrzunehmen. Die folgenden Kriterien können dir vielleicht dabei helfen, Entwicklungen zu erkennen und zu bewerten, wie es um die Lebensqualität deiner Katze bestellt ist.
Kriterien für eine mögliche Einschränkung der Lebensqualität
- Deine Katze nimmt verändert am Familienleben teil und sucht weniger Kontakt.
- Sie verhält sich gegenüber Familienmitgliedern und anderen Tieren im Haushalt verändert (zum Beispiel verhält sie sich vermehrt aggressiv, mit Abwehr oder Angst).
- Ihr Appetit ist verändert.
- Ihr Trinkverhalten ist verändert.
- Der Urinabsatz ist vermehrt und mit Schwierigkeiten beim Absatz verbunden, sie wird zunehmend inkontinent oder sucht das Katzenklo öfter auf.
- Der Kotabsatz ist verändert, Probleme beim Absatz, weniger kontrolliert.
- Sie bewegt sich untypisch, hat vermutlich Schmerzen.
- Sie spielt weniger gerne und ist inaktiver.
- Sie hat veränderte Vorlieben und Abneigungen wie früher (zum Beispiel Tierarztbesuche, in die Box einsteigen, Spiele mit der Reizangel, etc.).
- Sie zeigt Anzeichen von Stress oder Angst.
- Sie wirkt apathisch oder verwirrt.
- Sie hat einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus.
- Sie atmet abnormal, mit Anstrengung (Notfall! Hier sollest du sofort einen Tierarzt aufsuchen).
- Sie zeigt Anzeichen von Schmerz.
- Sie zeigt Drangwandern oder ruheloses Umhergehen im gewohnten Umfeld.
- Ihr Allgemeinzustand hat sich in der letzten Zeit verändert.
Was du aus deinen Beobachtungen ableiten kannst
Wenn du bei diesen Punkten Veränderungen bemerkst, kann dies auf eine Einschränkung der Lebensqualität hinweisen. In solchen Fällen ist es ratsam, tierärztlichen Rat einzuholen – besonders bei älteren Katzen oder bei bekannten Vorerkrankungen. Frühzeitige Untersuchungen können helfen, Leiden zu lindern oder sogar zu verhindern.
Besprich diese und andere Fragen ausführlich in der Tierarztpraxis deines Vertrauens. Dein:e Veterinärmediziner:in wird dir dabei helfen, die Antworten fachlich einzuordnen und zu bewerten. In aller Ruhe und mit der nötigen Privatsphäre kannst du dies auch von zu Hause aus machen: Unsere Tierärzt:innen von Dr. Fressnapf sind online per Chat – wahlweise mit oder ohne Kamera – für dich da. Sie nehmen sich Zeit für deine persönliche Situation und geben dir fundierte Ratschläge.
Wann ist der Zeitpunkt gekommen, deine Katze einzuschläfern?
- Wenn deine Katze kontinuierlich Schmerzen hat, die mit Medikamenten und einer Therapie nicht zu lindern sind und keine Aussicht auf Heilung besteht.
- Wenn die Auswirkungen einer Erkrankung die Lebensqualität deiner Katze dauerhaft stark beeinträchtigen.
Letztlich lässt sich der richtige Moment nicht objektiv bestimmen. Das macht die Euthanasie zu einer so schwierigen Entscheidung. Du kennst dein Tier als Besitzer am besten und kannst Verhaltensänderungen, Schmerzen etc. am besten einschätzen. Daher spielt dein Bauchgefühl bei der gemeinsamen Entscheidungsfindung mit deinem Tierarzt durchaus eine Rolle. Dieser kann dich fachlich unterstützen und medizinische Grenzen erläutern. Die Angst vor einer Fehlentscheidung oder vor dem Verlust der geliebten Samtpfote trägt jedoch nicht dazu bei, die richtige Entscheidung zu treffen. Vielleicht ist es hilfreich, sich klarzumachen, dass es den optimalen, besten, richtigen oder einzigen Zeitpunkt manchmal nicht gibt.

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Wie bereitest du dich und deine Katze auf die Einschläferung vor?
Gerade in emotional aufwühlenden Situationen kann es dir helfen, einen Plan zu haben. Hole dir tierärztlichen Rat ein – was ist die Meinung des Tierarztes? Oft kann ein Tierarzt eine objektivere Einschätzung treffen, da dieser tagtäglich mit ähnlichen Fällen, Erkrankungen und Leidensgeschichten konfrontiert ist.
Wann ist für ihn der Moment gekommen, an dem deinem Tier weiteres Leiden erspart werden sollte? Denke darüber nach, ob du deine Katze zum Einschläfern in die Tierarztpraxis bringen möchtest oder lieber nach einem Hausbesuch fragst. Mit welcher Variante ersparst du deinem Liebling Stress? Und was kannst du gut leisten? In den letzten Stunden ist es wichtig, dass du der emotionale Anker deiner Katze bist. Versuche für sie so ruhig und entspannt wie möglich zu sein. Vielleicht hilft es dir, wenn dich jemand begleitet? Lass dich schon im Vorfeld über den Ablauf und die Kosten informieren, damit du im Ernstfall ganz für deinen Liebling da sein kannst. Vielleicht hast du auch einen Plan für eure letzten Stunden? Räume alle Entscheidungen aus dem Weg, damit du dich bewusst und in Ruhe von deinem Liebling verabschieden kannst.
Überlege schon im Vorfeld, was nach der Einschläferung mit deiner Katze passieren soll. Kannst du sie vielleicht in deinem Garten begraben? Oder nimmst du lieber das Angebot eines Tierbestattungsunternehmens wahr? Möchtest du sie in einem Garten begraben, dann solltest du dich vorab über die Bedingungen in deiner Gemeinde informieren. In Wasserschutzgebieten ist dies beispielsweise nicht erlaubt. Neben klassischen Tierfriedhöfen und Naturfriedhöfen, die Einzel- und Sammelgräber anbieten, gibt es auch Bestattungsunternehmen, die sich auf die Kremierung von Haustieren spezialisiert haben. Alternativ kann das verstorbene Tier auch einer Tierkörperbeseitigungsanlage übergeben werden. Mehr zum Thema und woran du nach dem Ableben deiner Katze denken solltest, findest du hier.
Der Verlust der geliebten Samtpfote hinterlässt eine große Leere und Traurigkeit. Lass diese Gefühle zu: Du hast einen wichtigen Freund verloren, der sich nicht einfach ersetzen lässt. Es kann dir bei der Bewältigung deiner Trauer helfen, dich mit anderen Tierhaltern auszutauschen, die bereits einen ähnlichen Verlust erlitten haben. Auch wenn du wahrscheinlich immer traurig sein wirst, dass deine Samtpfote nicht mehr an deiner Seite sein kann, so werden mit der Zeit die schönen Erinnerungen überwiegen und die Dankbarkeit, für all die guten Jahre mit deinem vierbeinigen Freund. Und vielleicht wird es dir nach einiger Zeit sogar ein gutes Gefühl geben, dass du sie nicht hast leiden lassen, sondern auf ihrem schwierigen letzten Weg begleitet hast.