Affenpinscher: ein seltener Kleinhund mit Zuchtproblemen
20.10.2025 - Lesedauer: 6 Minuten

L'affenpinscher, ce petit chien allemand à l'allure si particulière, est une réelle boule d'énergie !
Yvonne Van der Horst/Moment via Getty Images
Bei der Bezeichnung „Affenpinscher“ könnte man annehmen, es handele sich um eine Rasse aus einer subtropischen Region. Falsch gedacht: Der lebhafte kleine Hund hat seinen Ursprung in Deutschland. Anfänglich ein weitverbreiteter Gebrauchshund, der das Haus von Nagetieren frei hielt, ist der Affenpinscher heute ein reiner Familienhund mit anziehendem Wesen. Einen kuscheligen Schoßhund gibt er allerdings nicht ab. Dafür ist das Energiebündel viel zu aktiv und auf „Action“ aus. Durch die Züchtung hin zu einem immer platteren, affenähnlicheren Gesicht leidet diese Rasse mittlerweile unter Kurzköpfigkeit, der sogenannten Brachyzephalie, und zählt daher zu den Qualzuchten.
SteckbriefAffenpinscher
Rasse | Affenpinscher |
Herkunft | Deutschland |
Klassifikation | Haus- und Begleithund |
Größe | 25 bis 30 Zentimeter |
Gewicht | 4 bis 6 Kilogramm
|
Körperbau | klein und kompakt, quadratisches Gebäude |
Augen | rund, dunkel, von Haarkranz umrandet |
Ohren | V-förmige, hoch angesetzte Stehohren |
Fell und Farbe | hart und üppig, am Kopf abstehend; seit 2000 nur noch einfarbig schwarz |
Besonderheiten | „affenartiges“ Gesicht mit Haarkranz |
Charakter | anschmiegsam, anhänglich, temperamentvoll, liebenswert-frech, wachsam |
Pflege | mittlerer Aufwand; regelmäßiges Bürsten für die Alltagspflege, Körperfell sollte zweimal jährlich getrimmt werden |
Gesundheit | Brachyzephalie, wodurch es häufig zu Augenproblemen kommt; zudem besteht eine Disposition für neurologische Anomalien und Patellaluxationen |
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme Ausprägungen im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berücksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, Schuldgefühle zu wecken, sondern durch informative Beiträge darüber aufzuklären und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.
Alles für kleine Hunde
Hochwertiges Futter, stylische Leinen, oder cooles Spielzeug und bequeme Hundebetten – hier gibt es alles, was das kleine Hundeherz begehrt.
Rassegeschichte des Affenpinschers
Die Ahnen des kleinen Hundes waren bereits im Spätmittelalter im süddeutschen Raum verbreitet. Sie wurden sogar von Albrecht Dürer porträtiert und gehören damit zu den ältesten, unveränderten deutschen Hunderassen. Es waren ursprünglich rauhaarige, für die Jagd auf Ratten eingesetzte Pinscher, bei denen sich als Varietät Hunde mit dem markanten Haarkranz etablierten. Affenpinscher gibt es „offiziell“ seit 1896. Es handelt sich um die langhaarige Variante des Zwergpinschers; zugleich mit der Kurzhaarvariante wurde die vorangegangene, übergreifende Kategorisierung in zwei separate Hunderassen aufgeteilt.
Charakter des Affenpinschers
Trotz seines kleinen Formats ist der Affenpinscher ein mutiger und wachsamer Hund, der sein Heim und seine Menschen verteidigt. Dir gegenüber ist er anhänglich und zärtlich, gleichzeitig zeigt er ein quirliges Wesen mit einer guten Portion Frechheit, bleibt dabei aber immer liebenswert. Obwohl er überaus anpassungsfähig ist, entwickelt der Affenpinscher eine starke, unverwechselbare Persönlichkeit mit individuellen Eigenheiten. So fokussiert er sich primär auf eine Bezugsperson im Rudel, die er sich selbst aussucht. Sein Temperament ähnelt einem Terrier.
Rassetypische Eigenschaften
Natürlich sind alle Hunde sehr individuell und die Ausprägung der rassetypischen Eigenschaften kann sicherlich abhängig von Charakter, Alter, Erziehung, Vorerfahrungen und auch Zuchtlinie variieren.
Wichtig ist es zu wissen, dass alle Rassen aus einem bestimmten Grund entstanden sind und gewisse Charaktereigenschaften gezielt herausgezüchtet wurden und man sich bei der Auswahl auch bewusst für diese Eigenschaften entscheidet.
Erziehung und Haltung des Affenpinschers
Das Wichtigste bei der Haltung eines Affenpinschers: Widme dem Hund viel Aufmerksamkeit. Er braucht ausgiebige Streicheleinheiten und Anregung. Wenn er mit seinem Menschen spielen oder sich bei Aufgaben wie Tricktraining ausleben kann, ist die Fellnase ausgeglichen. Durch die Brachyzephalie leiden diese Hunde unter einem krankhaft veränderten Atemwegstrakt, weshalb extreme körperliche Belastung oder Hitze schnell zu Atemnot führen, die im Zweifel lebensbedrohlich werden kann. Achte daher stets auf deinen Vierbeiner und mute ihm nicht zu viel zu. Bei der Erziehung benötigst du Einfühlungsvermögen und Konsequenz: Affenpinscher verstehen es, ihr Menschenrudel um die Pfote zu wickeln. Sie haben ein gutes Gedächtnis, weshalb du ihm auch nicht „ausnahmsweise“ etwas durchgehen lassen solltest.
Da er so klein ist, eignet sich der Affenpinscher vorbehaltlos für die Haltung in der Wohnung, sofern ausreichend Auslauf und Möglichkeiten vorhanden sind, sich auszutoben. Ein Stubenhocker ist der Kleine nicht – ideal wäre freier Zugang zu einem gesicherten Garten. Gut erzogen ist er selbst beim Restaurantbesuch oder auf Reisen ein pflegeleichter Begleiter. Die Erziehung des cleveren, freundlichen Affenpinschers ist durch seinen ausgeprägten Charakter anspruchsvoller . Wichtig sind konsequente, klare Ansagen, an denen das Tier sich orientieren kann. Ratsam ist dennoch der Besuch von Welpen- oder Hundeschule. Dort hat der Vierbeiner die Möglichkeit, sich im Kontakt mit Artgenossen zu üben, und du kannst dir sicher den einen oder anderen Tipp vom Experten abschauen. Da die Fellpflege des Tieres etwas aufwendiger ist, sollte er außerdem schon im Welpenalter spielerisch an die Behandlung mit Kamm und Bürste gewöhnt werden.
Besonderheiten des Affenpinschers
Der Affenpinscher unterscheidet sich von den übrigen Pinscherarten zum einen durch sein raues Fell, zum anderen durch den verkürzten Fang mit Vorbiss und die platte Nase. Diese markante Kopfform, zusammen mit der Gesichtsbehaarung, verleiht ihm eine gewisse optische Ähnlichkeit mit einem kleinen Affen. Die Kopfform verursacht spezifische gesundheitliche Einschränkungen, da ihr eine Mutation zugrunde liegt. Deshalb sollte beim Genpool besonders auf die Vermeidung von Inzucht geachtet werden.
Gesundheit des Affenpinschers
Der Affenpinscher leidet, wie bereits erwähnt, unter Kurzköpfigkeit, die verschiedene gesundheitliche Probleme nach sich zieht. Die Atemwege sind krankhaft verändert, sodass diese Tiere nicht frei atmen können. Schon übermäßige körperliche Betätigung oder Hitze können zu Atemnot führen. Zudem ist die Thermoregulation beeinträchtigt, was bei höheren Außentemperaturen zu einer lebensbedrohlichen Überhitzung, einem sogenannten Hitzschlag, führen kann. Neben den Atemproblemen treten bei dieser Rasse auch häufiger Augenerkrankungen auf, die sich in Entzündungen oder ständig tränenden Augen äußern können.
Die Rasse zeigt außerdem Dispositionen für angeborene neurologische Anomalien wie die Chiari-ähnliche Malformation und die Syringomyelie. Bei der Chiari-ähnlichen Malformation liegt eine Überfüllung der hinteren Schädelgrube vor, wodurch Druck auf das Kleinhirn und den Hirnstamm ausgeübt wird. Dadurch wird der Fluss der Hirnflüssigkeit gestört, sodass sich diese in den Hohlräumen des Gehirns sowie im Rückenmark staut. Die Folgen können ein Wasserkopf (Hydrozephalus) und eine Syringomyelie sein. Letztere bezeichnet zystische Hohlräume im Rückenmark, die keine Verbindung zum Zentralkanal haben und infolge einer Schädigung des Rückenmarks entstehen.
Anschaffung von Qualzuchten
Informiere dich bitte ausführlich vor der Anschaffung über die Qualzuchtmerkmale und deren Folgen, um deinem Tier ein artgerechtes Leben zu ermöglichen und es vor weiterem Leid zu schützen. Aufgrund der Anomalien können höhere tierärztliche Kosten entstehen, da diese Tiere meist eine intensivere medizinische Betreuung benötigen. Wenn du den Tieren helfen und ihr Leiden beenden möchtest, solltest du keine der betroffenen Rassen anschaffen. Denn solange diese Rassen gekauft werden und das Geschäft mit ihrem Leid profitabel ist, werden sie weiter gezüchtet.
Weitere Beispiele für kleine Hunderassen:
- Bolonka Zwetna: Sehr kleiner, in viele Farben vertretener Hund mit einem freundlichen, aufmerksamen Wesen. Für Familien mit sehr kleinen oder wilden Kindern allerdings nur bedingt zu empfehlen.
- Tibet-Terrier: Kleine mit mittelgroße Hütehunderasse, die bei konsequenter Erziehung zu einem robusten, verspielten und freundlichem Begleiter heranwächst.
- Bichon Frisé: Kleiner, weißer Hund, der mit seiner hohen Intelligenz, Aufmerksamkeit und Spielbereitschaft zu einem wunderbaren Familienhund werden kann.
- Border Terrier: Wendiger, kompakter und aktiver Terrier, der sich mit großer Intelligenz und Spielfreude als perfekter Begleiter erweist.






