Als Haustiere gehaltene Katzen zeigen zwar großes Interesse an verarbeiteten Produkten wie Käse, aber nur wenige Katzen kämen auf die Idee, sich über eine Scheibe trockenes Vollkornbrot herzumachen. Sämereien, also auch Getreide, gehören einfach nicht zum Nahrungsspektrum einer Katze. Den meisten Stubentiger macht ein gewisser Getreideanteil nichts aus, andere reagieren mit Beschwerden, etwa auf das Gluten.
Den Begriff Gluten haben Sie sicher schon oft gehört. Glutenfreie Lebensmittel nehmen seit einigen Jahren mehr und mehr Platz in den Supermarktregalen ein. Dabei kann der Eindruck entstehen, als sei das Gluten als solches etwas Schädliches. Dem ist nicht so: Unter Gluten versteht man eine Kombination verschiedener Proteine, die natürlicherweise in vielen Getreidearten vorkommen. Sie spielen unter anderem bei Lebensmitteln wie Brot eine wichtige Rolle für dessen Verarbeitung. Gluten kann allerdings nicht von jedem Organismus problemlos verstoffwechselt werden. Manchmal wirkt es als Allergen und kann bei Menschen und Tieren Allergien (als Autoimmunerkrankung) oder Entzündungen der Dünndarmschleimhaut (als Lebensmittelunverträglichkeit) auslösen. Aus der Schädigung der Schleimhäute resultieren weitere Verdauungsprobleme. Der medizinische Fachausdruck hierfür lautet Zöliakie.
Würde eine Katze ausschließlich von Muskelfleisch ernährt, könnte das auf Dauer ihre Nierenfunktionen schädigen. Dem Dosenfutter muss daher eine gewisse Menge an vegetarischen Bestandteilen zugegeben werden, etwa in Form von Ballaststoffen. Auch beim BARFen von Katzen ist daher ein Anteil an pflanzlichen Komponenten unbedingt zu berücksichtigen. In manchen Katzenfuttersorten wird als Ballaststoff und Sättigungszulage Getreide eingesetzt – in der Natur würden Knochen und Fell der Beute die unverdaulichen Bestandteile diese Funktion einnehmen. Bei der industriellen Futtermittelproduktion kommen Getreidezusätze sowohl in Trocken- als auch in Nassfuttervarianten und Katzensnacks vor. Meist wird Weizen verwendet, ferner Gerste, Hafer oder Roggen. Für die Ernährung der Katze ist Getreide als Ballaststoff allerdings verzichtbar.
Getreide im Katzenfutter ist nicht pauschal schädlich, denn nicht jede Sorte enthält Gluten. Reis oder Mais zum Beispiel sind sehr sättigende Getreidesorten, die keine Allergene enthalten, dafür aber für die Katze wertvolle Quellen für Kalium, Magnesium, Eisen und eine Reihe anderer wichtiger Spurenelemente darstellen. In zu großen Mengen kann der Konsum aufgrund des Energiegehaltes dennoch problematisch werden. Es kommt also immer auf Menge und Sorte des Getreides an. Zudem spielt die Methode, mit der das Getreide vorbehandelt wurde, eine wichtige Rolle.
In geeigneter Verarbeitung kann eine Katze Getreide ohne größere Probleme verdauen. Das hat mit dem lebensmitteltechnischen Aufschluss der enthaltenen Stärken zu tun. Ein gängiges Verfahren bei der Herstellung von Trockenfutter für Katzen ist das sogenannte Extrudieren, bei dem die Zutaten kurzzeitig auf 100 °C erhitzt und mit Wasserdampf versetzt werden. Dadurch wird die Stärke im Getreide aufgeschlossen und für die Katze besser verdaulich. Die Alternative stellt die Kaltpressung in einem Trommelverfahren ohne Einsatz von Hitze dar. Hierbei bleibt die Stärke in Getreidebestandteilen unaufgeschlossen.
Schon das Gebiss der Katze weist darauf hin, dass es sich bei der Samtpfote nicht um einen Getreidefresser handelt: Es fehlen kräftige, flache Mahlzähne. Der Verdauungstrakt der Katze ist auf den Konsum kohlenhydratarmer, aber proteinreicher Kost ausgebildet. Bei Gluten handelt es sich zwar um Proteine pflanzlichen Ursprungs. Doch genau wie Menschen mit Zöliakie entwickeln auch Katzen gelegentlich Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegen Getreide.