Japanese Bobtail: die Samtpfote mit âSchwanzproblematikâ
05.11.2025 - Lesedauer: 8 Minuten

Die "gesprĂ€chige" Japanese Bobtail hat ihren Menschen gerne immer um sich - alleine bleiben ist nichts fĂŒr sie.
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âKazoku-nekoâ â so lautet der japanische Name der Japanese Bobtail. Ăbersetzt bedeutete er âFamilienkatzeâ und beschreibt damit gleich das herausragende Charaktermerkmal der Rassekatze: Sie ist freundlich, intelligent und gern in Gesellschaft ihrer Menschen. In ihrem Herkunftsland wird sie zudem als GlĂŒcksbringer geschĂ€tzt. Dem geselligen Tier fehlt nur eines: der typische lange Katzenschwanz. Aus diesem Grund zĂ€hlt diese Rasse zu den sogenannten Qualzuchten, da ein arttypisches Verhalten in wesentlichen Bereichen nicht mehr uneingeschrĂ€nkt möglich ist. Erfahre hier Wissenswertes ĂŒber die liebenswerte Asiatin!
Japanese Bobtail: Charakter
Als âBobtailâ bezeichnet man ein Tier mit einem âbobbed tailâ, also einem verkĂŒrzten Schwanz. Als Hund ist der Bobtail allgemein bekannt â aber es gibt auch Samtpfoten mit dieser gezĂŒchteten AuffĂ€lligkeit. Die Japanese Bobtail ist eine friedfertige, umgĂ€ngliche, kurz gesagt: nette Katze. Sie integriert sich harmonisch in einen Haushalt und nimmt so aktiv am Familienleben teil, solange sie ausgelastet und Umgang mit Menschen gewohnt ist. Dank ihrer Ausgeglichenheit bringt sie nichts so schnell aus der Fassung. Neuen Personen und Dingen begegnet sie interessiert und neugierig.
Die Japanese Bobtail hat einen nach KatzenmaĂstĂ€ben gering ausgeprĂ€gten Bewegungstrieb und eignet sich in der Regel auch fĂŒr die Wohnungshaltung. Voraussetzung ist jedoch eine katzengerechte Auslastung, die beispielsweise durch sogenanntes Activity-Feeding gefördert werden kann. Wie alle Katzen sollte auch die Japanese Bobtail nicht als Einzelkatze gehalten werden, als Partnerkatze gibst du ihr idealerweise einen Artgenossen mit Ă€hnlichem Charakter zur Gesellschaft. Hunde werden von ihr in der Regel ignoriert.
Auch wenn sie nicht zum explosiven Umhertoben neigt, benötigt deine Japanese Bobtail ausreichend Kletter- und Versteckmöglichkeiten sowie Anregungen beim gemeinsamen Spiel. Aufgrund des extrem kurzen Schwanzes sollten Klettermöglichkeiten idealerweise mit BrĂŒcken und Rampen ausgestattet werden. Da der Schwanz normalerweise dem Gleichgewicht dient, kann dieses bei der Japanese Bobtail beeintrĂ€chtigt sein. Besonders mögen die schlauen Fellnasen AktivitĂ€ten, bei denen Köpfchen gefordert ist, zum Beispiel anspruchsvolle Fummelspielzeuge. Sogar kleine Tricks und Apportieren erlernt die Japanese Bobtail schnell.
Die Japanese Bobtail gelten als ausgesprochen gesprĂ€chige Katzenrasse und âplaudernâ daher gerne mal.
Besitzt du eine Japanese Bobtail, solltest du darauf achten, deine Katze aufgrund ihres Menschenbezugs trotz anwesender Zweitkatze nicht lange allein zu lassen â sie Ă€uĂert anderenfalls lautstark ihren Unmut. In einem Singlehaushalt mit einem regelmĂ€Ăig abwesenden Besitzer wĂ€re die Japanese Bobtail fehl am Platz. Viel besser passt sie in eine Familie, bei der sich stets ein Mitglied zu Hause befindet. Auch erweist sie sich als ideale Mitbewohnerin fĂŒr aktive Senioren, die genug Zeit haben, mit ihr zu spielen.
SteckbriefJapanese Bobtail
Rasse: | Japanese Bobtail (alternativ: Stummelschwanz-Katze, Crysanthemenkatze) |
Herkunft: | Japan |
GröĂe: | mittelgroĂ (zwischen 30 und 35 Zentimeter Widerristhöhe) |
Gewicht: | zwischen 2 und 4 Kilogramm (Katze) beziehungsweise 3 und 5 Kilogramm (Kater) |
Körperbau: | schlank, muskulös, ausgewogen |
Kopfform: | krĂ€ftiger Unterkiefer, groĂe Ohren, geschwungenes Profil |
Augen: | mandelförmige Augen in allen Farben, auch unterschiedlich gefÀrbt |
Fell und Farbe: | dicht ohne Unterwolle, alle Farben auĂer Point, Lila, Zimt und Schokoladenbraun |
Fellpflege: | regelmĂ€Ăiges BĂŒrsten, bei langhaarigen Exemplaren mehrmals wöchentlich |
Besonderheiten: | kurzer geknickter oder gebogener Stummelschwanz |
Haltung: | Wohnungshaltung mit gesichertem Balkon oder Garten |
Haltung und Pflege der Japanese Bobtail
Ihre Pflege erweist sich als unkompliziert: Je nachdem, ob du ein lang- oder kurzhaariges Exemplar besitzt, ist gegebenenfalls hĂ€ufigeres BĂŒrsten nötig.
Auch am Napf erweist sich die japanische Katze als anspruchslos: Setze auf geeignetes Futter mit hohem Proteinanteil und passendem AminosĂ€uremuster. Gib jedoch Acht darauf, dass deine Japanese Bobtail nicht dick wird â da sie insgesamt weniger aktiv ist als andere Rassen, ist ihr Energiebedarf geringer.
Wie bereits erwĂ€hnt, solltest du die Haltung an die Schwanzlosigkeit deiner Katze anpassen. Das Fehlen des Schwanzes betrifft nicht nur die körperliche Balance, sondern auch die Kommunikation. Gerade im Freigang ist die VerstĂ€ndigung zwischen Katzen von groĂer Bedeutung; Abweichungen vom arttypischen Verhalten können dabei zu schweren Auseinandersetzungen fĂŒhren. Ăberlege dir daher gut, ob du deine Japanese Bobtail als FreigĂ€nger halten möchtest, oder ob du ihr besser einen gesicherten Gartenbereich oder Balkon zur VerfĂŒgung stellst. Auch in Mehrkatzenhaushalten kann es aufgrund der eingeschrĂ€nkten Kommunikationsmöglichkeiten zu Problemen kommen.
Die Lebenserwartung der Rassekatze liegt zwischen zwölf und 16 Jahren, die Anschaffungskosten bewegen sich im höheren dreistelligen bis niedrigen vierstelligen Bereich.

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Farben der Japanese Bobtail
Die Japanese Bobtail prĂ€sentiert sich als bunte Rasse: Alle Fellfarben kommen vor, laut Rassestandards ist alles auĂer Lilac, schokoladen- oder zimtfarben sowie Colourpoint erlaubt. Die Grundfarbe der Japanese Bobtail ist mehrheitlich WeiĂ mit andersfarbigen, meist roten oder schwarzen Partien.
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dreifarbige Exemplare: In der Optik als âDrei-Fell-Katzeâ (japanisch: Mike-neko) gelten sie als âGlĂŒckskatzeâ. TatsĂ€chlich ist die mechanische winkende Katze, die man zum Beispiel am Eingang von asiatischen Restaurants und GeschĂ€ften sieht, nach dem Vorbild einer Japanese Bobtail entworfen.
Die Japanese-Bobtail gibt es sowohl in einer lang- als auch in einer kurzhaarigen Variante. In beiden HaarlĂ€ngen neigt die Japanische Stummelschwanzkatze nicht zum ĂŒbermĂ€Ăigen Haaren.
Die Geschichte der Japanese Bobtail
Einst, so erzĂ€hlt es eine japanische Legende, schlief eine Katze zu nahe am Feuer, woraufhin ihr Schwanz zu brennen begann. In Panik rannte das Tier umher und legte dabei die ganze Umgebung in Schutt und Asche. Der Tenno â der japanische Kaiser â reagierte verstĂ€ndlicherweise ungehalten und befahl zur Strafe, allen Katzen die SchwĂ€nze zu kupieren.
So weit entfernt von der RealitĂ€t ist diese Geschichte allerdings nicht: Katzen erfĂŒllten in frĂŒherer Zeit in China und Japan die wichtige Aufgabe, jene GewĂ€chshĂ€user, in denen Seidenraupen gezĂŒchtet wurden, von Nagetieren und Vögeln freizuhalten. Oft richteten die Katzen dabei mit ihren SchwĂ€nzen Sachschaden an, die ramponierten Raupengespinste waren dann fĂŒr die Seidenproduktion nicht mehr zu gebrauchen. Die damals pragmatische, aber alles andere als tierfreundliche Lösung bestand im Kupieren der KatzenschwĂ€nze.
Allerdings kommen kurzschwĂ€nzige oder schwanzlose Katzen durch natĂŒrliche Genmutationen immer wieder vor. Solche Exemplare mit natĂŒrlichem kurzem Schwanz waren wertvoll und somit exklusive und begehrte diplomatische Geschenke in herrschaftlichen Kreisen. Auf KunstgegenstĂ€nden sind sie seit dem 6. Jahrhundert im asiatischen Raum dokumentiert.
In Japan erkannte man, dass die Vermehrung von kurzschwĂ€nzigen Katzen zĂŒchterisch möglich war. Da das fĂŒr die StummelschwĂ€nze verantwortliche Gen rezessiv vererbt wird, mĂŒssen dafĂŒr beide Elterntiere kurzschwĂ€nzig sein. Nachdem im Jahr 1602 die japanischen Behörden verfĂŒgt hatten, alle bis dahin dem Adel vorbehaltenen Samtpfoten freizulassen, wurde die KurzschwĂ€nzige zur âStraĂenkatzeâ und vermehrte sich wild weiter.
ErwĂ€hnung fand die Japanese Bobtail in einem Reisebericht des Forschers Engelbert KĂ€mpfer aus der Zeit um 1700: Der Deutsche merkte schon damals verwundert an, dass die markante Katze sich lieber herumtragen und streicheln lieĂ, als auf MĂ€usejagd zu gehen â aus seiner Perspektive ein echtes Kuriosum.
In den Sechzigerjahren wurden in Japan stationierte amerikanische Soldaten auf die Bobtail-Katzen aufmerksam. Gegen Ende des Jahrzehnts konnte die ZĂŒchterin Elizabeth Freret die drei ersten Exemplare in die USA importieren. Seit 1965 ist die Japanese Bobtail von der amerikanischen Cat Fanciers’ Association (CFA) anerkannt, seit 1990 von der FIFe (FĂ©dĂ©ration Internationale FĂ©line).
Bei der Japanese Bobtail sind ĂŒbrigens andere Gene fĂŒr die âSchwanzausprĂ€gungâ verantwortlich als beispielsweise bei der Manx. WĂ€hrend bei dieser Katze im Wesentlichen ein begrenzter Genpool die Etablierung der Mutation begĂŒnstigte, stand in Japan systematische Zucht im Vordergrund, bei dem das Erscheinungsmerkmal âverkĂŒrzter Schwanzâ herausgearbeitet wurde.
In Deutschland ist die Japanische Stummelschwanzkatze bisher vergleichsweise unbekannt.
Gesundheit der Japanese Bobtail
Im Gegensatz zur genetisch schwanzlosen Manx hat die Japanese Bobtail einen Schwanz, der gebogen oder geknickt sein kann. Die genaue Form des Schwanzes ist bei jedem einzelnen Tier individuell ausgeprĂ€gt. Die âausgerollteâ SchwanzlĂ€nge liegt bei zehn bis 13 Zentimetern, in der tatsĂ€chlichen Ausdehnung sind es fĂŒnf bis acht Zentimeter. Manche vergleichen diesen Schwanz mit einer BlĂŒte â daher die Alternativbezeichnung âCrysanthemenkatzeâ.
Der kurze Schwanz ist die Folge eines Gendefekts und geht hĂ€ufig nicht nur mit der Deformation des Schwanzes selbst einher, sondern auch mit weiteren gesundheitlichen Problemen. Betroffene Tiere neigen zu schweren Erkrankungen im Bereich der WirbelsĂ€ule und des RĂŒckenmarks. Zudem beeintrĂ€chtigt der verkĂŒrzte Schwanz die arttypische Kommunikation unter Katzen, was in Mehrkatzenhaushalten zu Auseinandersetzungen fĂŒhren kann.
Bei der Japanese Bobtail liegt der zugrunde liegende Gendefekt im HES7-Gen, das fĂŒr die Entwicklung der WirbelsĂ€ule verantwortlich ist. Dies kann dazu fĂŒhren, dass thorakale und lumbale Wirbel fehlen oder Rippen fehlplatziert sind. Diese Problematiken wiederum treten bei homozygoten Tieren nicht auf.
Wenn du dennoch einer Katze dieser Rasse ein Zuhause geben möchtest, solltest du dich vorzugsweise in Tierheimen oder bei rassespezifischen Organisationen erkundigen, ob gerade eine Katze zur Vermittlung steht.
GrundsĂ€tzlich musst du dir bewusst sein, dass diese Tiere zu unterschiedlichen Erkrankungen neigen können, die im Zweifel eine intensive tierĂ€rztliche Betreuung erfordern â was mit entsprechend höheren Tierarztkosten verbunden ist.
Besonderheiten der Japanese Bobtail
Da der gebogene, oder geknickte Schwanz der Japanese Bobtail nicht wie ein normal langer Schwanz eingesetzt werden kann, hat die sie einen prĂ€gnanten, hoppelnden Gang. Katzenuntypisch ist auch ihre Faszination fĂŒr Wasser.
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte âQualzuchtgutachtenâ empfiehlt ein Zuchtverbot fĂŒr haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme AusprĂ€gungen im Körperbau (sehr langer RĂŒcken, stark verkrĂŒmmte Beine, WirbelsĂ€ulenverĂ€nderungen, ĂŒbermĂ€Ăiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natĂŒrlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeintrĂ€chtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung fĂŒr eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berĂŒcksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv fĂŒr das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten auĂerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, SchuldgefĂŒhle zu wecken, sondern durch informative BeitrĂ€ge darĂŒber aufzuklĂ€ren und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glĂŒckliches Leben zu ermöglichen.





