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Glückskatzen: feline Talismane auf vier Pfoten

11.06.2024 - Lesedauer: 6 Minuten

Glückskatze liegt entspannt

Sogenannte Glückskatzen gibt es bei vielen Katzenrassen - ausschlaggebend für die Bezeichnung sind die Farben des Fells

Glückskatzen bezaubern und faszinieren durch ihre spektakuläre Optik – unabhängig davon, welcher Rasse sie angehören. Tatsächlich handelt es sich entgegen verbreiteter Annahme bei Glückskatzen nicht um eine eigenständige Katzenrasse, sondern um einen speziellen Farbschlag. Eine natürlich vorkommende, jedoch seltene Kombination genetischer Informationen führt zu einem außergewöhnlich gefärbten Haarkleid. Dieses ist darüber hinaus bei jedem Tier einzigartig wie ein Fingerabdruck. Erfahre hier, was es mit den Glückskatzen auf sich hat.

Was ist das Besondere an Glückskatzen?

Glückskatzen sind die vierblättrigen Kleeblätter unter den Samtpfoten: Sie kommen sehr selten vor. Prägend für ihren Ruf als Talisman dürfte die mystische Interpretation der drei Farben in ihrem Fell sein, die in vielen Religionen mit bestimmten Dingen assoziiert werden: Schwarz für den Tod, Rot für das Leben und Weiß für die Wiedergeburt: der Kreislauf des Seins.

Seltenes und zugleich Symbolisches haben Menschen seit jeher als Glück bringend angesehen – und zwar kulturübergreifend. Beispielsweise waren vor allem dreifarbige Schiffskatzen unter Seefahrern begehrt, begünstigte ihre Anwesenheit an Bord doch eine sichere Fahrt, so der feste Glauben. Vermutlich fanden Glückskatzen, möglicherweise ausgehend vom asiatischen Raum, dadurch Verbreitung rund um die Welt.

Im legendären Sachbuch „Brehms Tierleben“ schilderte der Autor 1893 die Glückskatze als „Feuerkatze“. Der Volksglaube besage, dass sie Menschen nicht nur Glück beschere, sondern auch vor Fieber und Feuer schütze, heißt es in dem Buch. Zudem, so referierte Brehm weiter, könne man dem Aberglauben nach einen bestehenden Brand löschen, indem man die Katze hineinwerfe. Vorsätzlich töten dürfe man sie allerdings nicht, denn das bewirke unweigerlich dauerhaftes Unglück.

Wie auch immer du zu der mystischen Seite der Glückskatze stehst – nachweislich handelt es sich bei ihnen um Tiere, die uns Menschen seit jeher faszinieren.

Die Farben der Glückskatze

„Glückskatze“ ist, wie oben erwähnt, der umgangssprachliche Ausdruck für eine Samtpfote, in deren Fell drei Farben vereint sind – und zwar stets die Kombination Weiß, Schwarz und Rot. Sollte deine Mieze daheim beispielsweise in Weiß, Grau und Schwarz gezeichnet sein, macht sie das nicht zur klassischen Glückskatze.

Das Prädikat „Glückskatze“ bekommt die bunte Samtpfote mit einem sogenannten „Schildpatt“-Muster zuzüglich weißer Partien. In Rassestandards wird das an einen Schildkrötenpanzer erinnernde Muster häufig als „Tortie“ ausgewiesen, abgeleitet vom englischen „Tortoise“ (Schildkröte). An anderen Stellen stößt man auf alternative Bezeichnungen wie „Tricolor“ oder „Schildpatt mit weiß“. Unerheblich für den Glückskatzen-Status ist die anteilige Gewichtung der drei Farben.

Wie auch immer man sie nennt: Dreifarbige Schildpatt-Katzen gibt es sowohl in der „ausgefärbten“ Variante als auch in den entsprechenden „verdünnten“ Farbnuancen. Ein solches Tier hat dann ein weiß-blau-cremefarbenes Fell. Die Schildpattzeichnung kann außerdem in Kombination mit einer Tabby-Musterung (getigert, gestromt, getupft oder „getickt“, das bezeichnet die Bänderung der einzelnen Haare) vorkommen. Der Experte spricht in diesen Fällen von einem „Torbie“-Muster.

Tricolor Glückskatze

Wie kommt es zur Glückskatzen-Fellzeichnung?

Natürlich ist auch bei Glückskatzen die Fellfarbe letztendlich eine Sache der Genetik. Um es stark vereinfacht zu erklären: Die „Farbinformation“ liegt bei Katzen jeweils auf dem X-Chromosom in der DNA verschlüsselt. Davon hat die Katze zwei, der Kater eines – sein Y-Chromosom übt also keinen Einfluss auf die Fellfarbe der Nachkommen aus. Bei diesen sind verschiedene Kombinationen der Chromosomen möglich, nämlich ein Zusammentreffen von jeweils einem der mütterlichen X-Chromosomen mit dem X-Chromosom des Vaters oder mit dem Y-Chromosom. In letzterem Fall ist das Kitten männlich und „erbt“ die Farbe von seiner Mutter. Trifft hingegen X auf X, sind weitere Konstellationen möglich. Das ist einer der Gründe dafür, warum in einem Wurf verschiedenfarbige Kitten vorkommen können.

Natürlich wird die Genetik der Farbvererbung von zusätzlichen, komplexeren Faktoren bestimmt, die unter anderem beeinflussen, welche Farben sich „durchsetzen“. Zur Veranschaulichung des Systems sollte jedoch dieser vereinfachte Exkurs genügen.

Zurück zur Schildpatt-Katze: Tritt etwa der Fall ein, dass eine Katze beispielsweise über ihr X-Chromosom die Farbinformation „Schwarz“ weitergibt und diese mit „Rot“ vom X-Chromosom des Katers zusammentrifft, können diese Farben sich an verschiedenen Körperpartien manifestieren, da beide dominant vererbt werden. Falls dann zusätzlich als weiterer Faktor die Erbanlage für „gescheckt“ hinzukommt, wäre das Ergebnis ein weibliches Glückskätzchen.

Eine mehr oder weniger ausgeprägte Scheckung ist übrigens keine „Farbe“ im eigentlichen Sinne. Die weißen Fellpartien entstehen vielmehr infolge des Ausfalls oder einer Einschränkung jener Zellen, die den Farbstoff Melanin produzieren. „Weiß“ bedeutet also das „Fehlen von Farbe“.

Unter welchen Katzenrassen sind Glückskatzen vertreten?

Glückskatzen können generell bei allen Rassen vorkommen, Voraussetzung ist letztlich das Vorhandensein der notwendigen „Farbinformationen“ für Rot und Schwarz sowie die Anlage zur Scheckung innerhalb des verfügbaren Genpools. Der Schildpatt-Farbschlag mit Weiß lässt sich jedoch nicht gezielt züchten.

Unwahrscheinlich ist das Auftauchen von Glückskatzen bei den sogenannten Pointkatzen (etwa Siamkatze oder Thaikatze), denn bei diesen Rassen sind noch andere Faktoren an der Farbvererbung beteiligt. Die Felllänge hat hingegen keinen Einfluss: Glückskatzen gibt es sowohl unter Kurzhaar- als auch unter Langhaarrassen.

Es gibt allerdings eine Katzenrasse, bei der die dreifarbige Schildpattzeichnung vermehrt zu finden ist: Die Japanese Bobtail oder „Crysanthemenkatze“. Bei der asiatischen Rassekatze mit dem charakteristischen Stummelschwanz – ein Ergebnis einer natürlichen Mutation, an die die Katzen sich hervorragend adaptiert haben – sind Schecken häufig und dreifarbige Tiere besonders begehrt. In der Landessprache nennt man sie „Mike-neko“, das heißt „Drei-Fell-Katze“.

Aus Asien sind zahlreiche Anekdoten über solche dreifarbigen Katzen bekannt, die in kritischen Situationen Menschen Glück gebracht oder Unheil abgewendet haben. Sicher ist dir beim Besuch in einem asiatischen Restaurant schon einmal eine mechanische winkende Katze aufgefallen. Diese Dekoration trägt einen Namen: Maneki-neko („Winkekatze)“. Traditionell wird diese Art von Statuette nach dem Vorbild der Mike-neko gefertigt und soll – was sonst – Glück bringen.

Glückskatzen: Charakter

Den Charakter einer Katze an ihrer Farbe festmachen zu wollen, ist schwer möglich. Fest steht: Die Zugehörigkeit zu einer Rasse mit oder ohne Stammbaum gibt wesentlich deutlichere Hinweise auf mögliche Ausprägungen des Wesens als das Fell. Und selbst innerhalb einer Katzenrasse gilt: Überall gibt es Exemplare, die anders ticken als der Rest der Familie.

Einem möglichen Zusammenhang von Charakterzügen und Fellfarben versuchte eine kalifornische Universität auf den Grund zu gehen. Aus einer Umfrage unter 1400 Katzenhalterinnen und -haltern kristallisierten sich tatsächlich einige Erkenntnisse heraus: Demnach seien Glückskatzen etwas eigenwilliger, temperamentvoller und legten divenhafteres Verhalten an den Tag als ihre Artgenossen. Sogar ein leicht erhöhtes Aggressionspotenzial wurde den Stubentigern bescheinigt. Unabhängige Erfahrungsberichte von Katzenfans behaupten allerdings das Gegenteil: Ihre dreifarbigen Schildpattkatzen seien aufgeschlossen, verschmust und menschenbezogen.

Fazit: „Den“ Glückskatzen-Charakter gibt es nicht – jede Samtpfote hat ihre eigene, einzigartige Persönlichkeit. Wer eine solche liebenswerte Katze besitzt, hat in jedem Fall Glück gehabt!

Schon gewusst?

  • Glückskatzen sind fast immer weiblich. Der Anteil dreifarbiger Kater liegt bei weit unter einem Prozent. Die wenigen männlichen Glückskatzen erweisen sich zudem meist als unfruchtbar. Das liegt an einem Gendefekt namens „Klinefelter-Syndrom“, durch den die betroffenen Kater über ein doppeltes X-Chromosom verfügen.
  • Eine Besonderheit in der Namensgebung gibt es bei dreifarbigen Perserkatzen: Die langhaarigen Rasse-Glücksbringer werden als „calico“ bezeichnet.
  • In den USA nennt man dreifarbige Schildpattkatzen „money cat“ („Geldkatze“).
  • Die Glückskatze „Pudge“ aus Minnesota wurde als Instagram-Star berühmt: Charakteristisch ist ihr „Schnurrbart“ aus weißem Fell unterhalb der Nase. Als offiziell berufene „Bahnhofsvorsteherin“ gelangte ihre Artgenossin „Tama“ zu nationaler Popularität in Japan.

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