Shar-Pei: ein buchstäblich viel-fältiger, problematischer Hund
20.10.2025 - Lesedauer: 5 Minuten

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Es könnten Sorgenfalten sein, die heute charakteristisch für den Shar-Pei sind. Noch in den Siebzigern galt seine Art als die seltenste Hunderasse der Welt; im 19. Jahrhundert wurden die Tiere auch bei Hundekämpfen eingesetzt. Inzwischen haben Hundefreunde den liebevollen, ruhigen Charakter des Hundes mit dem grimmigen Aussehen entdeckt. Übrigens: Traditionelle Shar-Peis waren längst nicht so faltig wie der moderne Typ. Die übertriebenen Hautfalten schränken die Hunde extremst ein, weshalb sie unter die Qualzuchten fallen. Zusätzlich sind sie das ideale Milieu für Infektionen mit Bakterien und Pilzen und sorgen dafür häufig für Juckreiz.
SteckbriefShar-Pei
Rasse | Shar-Pei |
Herkunft | China |
Klassifikation | Jagd- und Wachhund |
Größe | 44 bis 51 Zentimeter |
Gewicht | 20,4 bis 27,2 Kilogramm |
Körperbau | mittelgroß, quadratisch-kompakter Körperbau, kurze Lendenpartie, flacher Schädel, dicke, hoch angesetzte Rute, Hautfalten an Schulter und Schädel, „nilpferdartiger“ Fang |
Augen | dunkel, mandelförmig |
Ohren | klein, dick und dreieckig, leicht gerundete Spitze |
Fell und Farbe | kurz, borstig, am Körper abstehend, an Läufen und Kopf anliegend; alle konsistenten Farben außer Weiß erlaubt |
Besonderheiten | wasserscheu, viele Falten am gesamten Körper (Qualzuchtmerkmal) |
Charakter | ruhig, liebevoll, loyal, ernsthaft |
Pflege | wenig Aufwand; regelmäßiges Bürsten |
Gesundheit | Disposition für verschiedene genetisch und durch Hautfalten begünstigte Infektionserkrankungen und Entzündungen |
Die Herkunft des Shar-Pei
Die Existenz des Shar-Pei lässt sich durch archäologische Funde und Abbildungen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert nachweisen. Die Wiege der Rasse ist die Küstenregion Südchinas. Einfache Leute hielten Shar-Pei als Gebrauchshund für die Jagd, als Hütehund und Hauswächter. Dass der Shar-Pei nach all dieser Zeit im vergangenen Jahrhundert fast gänzlich verschwand, lag an exorbitanten Steuern, die Hundehalter unter dem kommunistischen Regime zu zahlen hatten. Das führte dazu, dass sich in den Siebzigern ein Shar-Pei. Züchter aus Hongkong hilfesuchend an amerikanische Kollegen wandte, damit im Ausland die Rasse erhalten werde. Das gelang, und Ende des Jahrzehnts kamen die ersten Zuchttiere auch nach Deutschland.
Charakter des Shar-Pei
Der Shar-Pei ist ein charakterstarker Hund, der sich nicht schnell aus der Fassung bringen lässt. Seinen Menschen gegenüber ist er anhänglich, ergeben und muss sich ständig von deren Zuneigung überzeugen. Seinen „Will to please“, den Drang, seinem Menschen zu gefallen, zeigt er durch Gehorsam und freundliches Verhalten. Wichtig ist eine liebevolle und vor allem konsequente Erziehung, da der Shar-Pei eine klare Führung benötigt. Der Hund ist intelligent und wachsam: Auf das Revier seines Rudels gibt er gut acht. Sein Gehabe kann majestätisch wirken, Fremden gegenüber verhält er sich reserviert.
Erziehung und Haltung des Shar-Pei
Der sensible Shar-Pei benötigt Zuwendung und Ansprache. Doch zunächst heißt es: Konsequenz und Beharrlichkeit des Halters gegen Willensstärke des Hundes. Wenn der Shar-Pei dich als Rudelführer akzeptiert hat, steht einer innigen Mensch-Hund-Partnerschaft nichts im Wege. Um dies zu erreichen, solltest du solide Erfahrung in der Hundehaltung mitbringen oder dir diese aneignen. Im besten Fall besuchst du mit deinem Hund eine geeignete Hundeschule, die dir mit Rat und Tat zur Seite steht. Der Hund möchte ständig bei seinen Menschen sein und sollte nicht über längere Zeit allein bleiben. Das Alleinebleiben für einen kürzeren Zeitraum solltest du von Anfang an üben. Denn nicht immer lässt es sich im Alltag vermeiden, den Hund für eine kurze Dauer zu Hause zu lassen.
Die ideale Haltung für den Shar-Pei ist eine Umgebung mit freiem Zugang zu einem Garten, den er als sein Revier bewachen kann. Du solltest dir vor der Anschaffung bewusst sein, dass Shar-Peis insbesondere mit Gartenzugang bellen können, um ihren Standpunkt deutlich zu machen. Zum täglichen Programm sollten weiterhin lange Spaziergänge oder Wanderungen gehören, denn der Shar-Pei ist ein ausdauernder Hund, der seine Kraft ausleben will. Charakteristisch für den Shar-Pei ist, dass er auf „ernsthafte“ Aufgaben aus ist. Spielereien im Stil von Agility sind seine Sache eher nicht.
Pflege des Shar-Pei
Die Pflege des Shar-Pei ist aufwendig. Dank seines kurzen Fells genügt ein regelmäßiges Bürsten, um lose Haare zu entfernen. Die Haut muss allerdings sorgfältig auf Veränderungen kontrolliert und gepflegt werden. Vor allem, wenn sich Ekzeme in den Hautfalten gebildet haben, ist die gesundheitliche Versorgung sehr aufwendig. Die Hautfalten bieten ein ideales Milieu für Bakterien und Pilze, weshalb eine tägliche Kontrolle besonders wichtig ist. Schon eine kleine Entzündung kann starken Juckreiz verursachen und das Wohlbefinden deines Hundes beeinträchtigen.
Im besten Fall reinigst du die Falten alle zwei Tage mit lauwarmem Wasser oder geeigneten Hautpflegetüchern und hältst sie nach der Reinigung trocken. Bei stark gereizter Haut solltest du den Tierarzt aufsuchen, um einer Entzündung oder Infektion rechtzeitig vorzubeugen.
Ergänzend zur Pflege ist es sinnvoll, sich mit der Thematik Hautbarriere zu beschäftigen. Dazu kannst du dich in deiner tierärztlichen Praxis beraten lassen oder bequem einen Online-Termin mit unserem Team von Dr. Fressnapf vereinbaren.
Besonderheiten des Shar-Pei
Der Shar-Pei neigt zu einer Reihe von Krankheitsdispositionen, die im Zusammenhang mit den auffälligen Hautfalten und dem immer noch begrenzten Genpool stehen.
Besonders problematisch sind Augen-, Atmungs- und Kreislaufbeschwerden, die durch die überschüssige Haut im Kopfbereich entstehen. Hinzu kommen verschiedene dermatologische Leiden und eine erblich bedingte Disposition für Amyloidose, eine Autoimmunkrankheit des Proteinstoffwechsels. Eine weitere typische Krankheit: das Shar-Pei-Fieber mit Entzündungen der Sprunggelenke. Bei der Haltung dieser Rasse solltest du dir bewusst sein, dass im Zweifelsfall Erkrankungen auftreten, die eine intensive tierärztliche Betreuung erfordern und entsprechend mit hohen Kosten verbunden sind.
Entscheidest du dich dennoch für einen Shar-Pei, informiere dich im besten Fall zunächst bei Tierheimen in deiner Umgebung oder bei rassespezifischen Tierschutzorganisationen.
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme Ausprägungen im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berücksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, Schuldgefühle zu wecken, sondern durch informative Beiträge darüber aufzuklären und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.
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Lern auch diese Jagd- und Begleithunde kennen:
- Großer Münsterländer: Große Münsterländer sind vielseitige und intelligente Jagdhunde mit großem Arbeitswillen und einer Vorliebe für das Wasser. Ausgelastet und gefordert bereichern sie auch Familien mit ihrem geduldigen, aufgeschlossenen Wesen.
- Kleiner Münsterländer: Treue braune Augen, lange Schlappohren und ganz viel Temperament – in den Kleinen Münsterländer verguckt man sich sofort. Er ist anhänglich, kinderlieb und fröhlich. Aber eben nicht nur, denn er ist auch ein leidenschaftlicher Jagdhund.
- Thai Ridgeback: In Thailand ist er ein Jagdhund mit Tradition: der Thai Ridgeback. Auch in Europa hat der Vierbeiner mit der markanten Fellstruktur bereits viele Fans gefunden. In seinem Verhalten zeigt sich der Thai Ridgeback ursprünglicher und wesentlich vorsichtiger, als man es von anderen Hunderassen kennt.
- Dalmatiner: Mit seinem getupften Fell ist der Dalmatiner eine auffällige Erscheinung. Doch punktet diese Hunderasse nicht nur mit exklusivem Aussehen: Als ebenso eleganter wie intelligenter Laufhund ist der Dalmatiner ein hervorragender Sportkumpan.
- Rhodesian Ridgeback: Früher verteidigte er die Häuser seiner Besitzer und machte Jagd auf Großwild, heute ist der Rhodesian Ridgeback ein beliebter Rassehund, der mit athletischer Statur und hervorragendem Charakter aufwartet.
- Pudelpointer: Der Pudelpointer war das weltweit erste „Doodle“-Projekt. Die gezielte Verpaarung von Pudel und English Pointer hat eine neue Jagdhunderasse hervorgebracht, die seit einigen Jahren offiziell anerkannt ist und einem festgelegten Rassestandard folgt.





