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Zughundesport – Tipps & Kommandos für rasante Fahrten

05.08.2024 - Lesedauer: 7 Minuten

Hunde laufen vor einem Fahrrad an der Leine.

Denkst auch du bei Zughunden an Huskys, die einen Schlitten in schneebedeckter, vor Kälte klirrender Landschaft ziehen? Doch auch in Europa kannte man den Zughund, der weit bis in die 1960er Jahre „das Pferd des armen Mannes“ war. Kräftige Gebrauchshunde transportierten Karren mit Gütern und Gerätschaften des Menschen beladene Wagen und zogen einen Verkaufskarren von Tür zu Tür.

In schneereichen Regionen wurde aus dem Karren auf Rädern der Schlitten auf Kufen. Der Zughundesport, wie er heute betrieben wird, hat jedoch seinen Ursprung in den rasanten Schlittenfahrten, die die Musher (die professionellen Zugführer im hohen Norden) schon früh als Wettrennen veranstalteten.

Gibt es ideale Hunderassen für den Zughundesport?

Für viele sind die nordischen Rassen, allen voran Siberian Huskys und Malamute, die idealen Zughunde. Seit Jahrhunderten darauf gezüchtet, Schlitten zu ziehen, bringen sie alle Voraussetzungen mit, die beim professionellen Schlitten- oder Wagenziehen notwendig sind: Wendigkeit, Leichtigkeit, Ausdauer, Anspruchslosigkeit, belastbare harte Pfoten, Menschenliebe und vor allem grenzenlose Lauf- und Ziehfreudigkeit.

Doch die modernen Zughundesportarten, die nicht auf Schnee ausgeführt werden, können grundsätzlich alle gesunden, körperlich fitten und lauffreudigen Hunde betreiben. Rassen wie RhodesianRidgeback, Dobermann, Labrador Retriever, Beagle und alle etwas größeren Mischlinge geben hervorragende Zughunde ab.

Die wichtigsten Voraussetzungen für den Zughundesport

Gesundheit und die Lust deines Hundes am Laufen sind die wichtigsten Voraussetzungen für diese Hundesportart. Eine tierärztliche Untersuchung des zukünftigen Zughundes ist das A und O, bevor es richtig losgehen darf. Dabei prüft der Tierarzt insbesondere das Herz-Kreislauf-System und den allgemeinen Organzustand deines Hundes. Erst wenn die Ergebnisse einen gesunden, belastbaren Hund bestätigt sind, darf das Training beginnen.

Voraussetzungen für Zughundesport

  • Doch auch Hunde mit einem Handicap und Hunde, die an einer Hüftgelenkdysplasie leiden, können unter bestimmten Voraussetzungen und mit fachmännischer Begleitung bestimmte Zughundesportarten betreiben.
  • Grundsätzlich dürfen nur ausgewachsene Hunde, deren Gelenke und das Knochengerüst bereits stabil und belastbar sind, beim Zughundesport mitmachen.

Wissenswertes über den Zughund und das Ziehen des Gefährts

Hunde, die das Zeug zum Zughund haben, bringen vor allem eines mit: Sie ziehen und laufen für ihr Leben gern. In der Fachsprache bedeutet das „desire to go“, was so viel heißt wie „Verlangen zum Ziehen/Laufen“. Experten gehen davon aus, dass jeder ausgewachsene, gesunde Hund ca. das Vierfache seines Körpergewichts ziehen kann. Doch das sagt noch nichts darüber aus, wie lange und wie gerne ein Hund dieses Zusatzgewicht ziehen kann.

Wissenswertes

  • Beim Zughundesport ist es daher von großer Bedeutung, dass du das Gesamtgewicht des Gefährts, die Anspannart und dein eigenes Gewicht richtig berechnen. Auch die Variante des Zughundesports sowie die Beschaffenheit des befahrenen Geländes spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, den eigenen Hund richtig einzusetzen.
  • Zwar stellen glatte, harte Böden für das Ziehen die einfachsten Bodenbeläge dar, sie sind jedoch nicht gut für die Gelenke und Pfoten deines Hundes. Waldwege und Wiesen sind da schon um einiges schonender, erschweren aber durch die höheren Reibungskräfte das Ziehen des Gefährts. Entsprechende Pfotenpflege und gegebenenfalls spezielle Booties sind daher unumgänglich.
  • Behalte auch das Wetter im Auge. Training an Tagen mit Temperaturen über 15 °C ist zum Wohle des Hundes abzulehnen. Das Gleiche gilt auch für Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit. Hunde können an solchen Tagen sehr schnell überhitzen, was zu einem möglicherweise tödlichen Kreislaufzusammenbruch führen kann.
  • Grundsätzlich ist es wichtig, dass dein Hund ausreichend trinkt und anschließend auch Zeit hat, sich zu lösen.

Was du über die Anspannarten wissen solltest

Es gibt im Wesentlichen nur zwei Anspannarten, die du beim Zughundesport kennen solltest: die Seilanspannung und die Pulkaanspannung, die einige Modifikationen vorweisen kann. Welche Anspannung gewählt wird, hängt davon ab, welche Art des Hundezugsports du mit deinem Hund oder Hunden betreiben möchtest.

Die einfache Seilanspannung wird vor allem verwendet bei:

  • Dog-Scooting (Hund zieht einen speziellen Tretroller)
  • Cani-Cross (Jogging mit einem ziehenden Hund)
  • Bike-Jöring (Hund zieht ein Fahrrad)

Bei allen drei Varianten ist der Hund direkt mit dem Sportgefährt bzw. Jogger durch ein Zugseil mit Ruckdämpfer verbunden. Eine spezielle Führungsstange (Antenne), die an das Fahrrad/Scooter anmontiert ist, verhindert das Verheddern des Zugseils.

Bei der Pulkaanspannung wird der Hund in einem Spezialgeschirr an eine mittlere oder an zwei äußere feste Führungsstangen, sogenannte Einspännerschere, befestigt. Die mittlere Zweispännerdeichsel findet Verwendung bei Leiterwagen, den mehrere Hunde ziehen können. Eine Pulkaanspannung mit einem Zugbügel über dem Hund ist bei Sacco-Cart oder Trike-Gespann üblich.

Die wichtigsten Zughundesport-Kommandos

Kommandos sind das A und O beim Zughundesport. Die Kenntnis und bedingungslose Befolgung der Kommandos, die der Zugführer von hinten an Hund oder Hunde ausgibt, schützt ihn, seine Hunde als auch mögliche Passanten vor gefährlichen Unfällen. Während du einen Hund notfalls noch selbst abbremsen kannst, ist dieses Manöver bereits bei zwei kräftigen Zughunden kaum mehr zu bewältigen.

In Fachkreisen werden gerne englische Bezeichnungen verwendet, die von den Mushern, den Zugführern der Schlittenhunde, übernommen wurden. Es hindert dich jedoch nichts daran, mit deinen Hunden deutsche Kommandos einzuüben. Die einzige Voraussetzung dabei ist, dass die verwendeten Kommandos kurz und prägnant sind.

Zu den wichtigsten Kommandos gehören:

  • Gee: Rechts
  • Haw: Links
  • Over haw: Links vorbei (Hindernis links umfahren)
  • Over gee: Rechts vorbei (Hindernis rechts umfahren)
  • Come Gee: Wenden rechts (180-Grad-Wendung des Gespanns)
  • Come Haw: Wenden links (180-Grad-Wendung des Gespanns)
  • Stop oder Whoa: Stopp/Halt!
  • Go oder Hike oder Mush: Los/Vorwärts!
  • Straight ahead: Geradeaus

Interview mit einer Expertin

Wer kennt es nicht, das Bild von den Huskys, die eifrig einen Schlitten ziehen. Aber nicht nur nordische Hunde können Zughundesport betreiben, sondern jeder etwas größere, gesunde Hund. Annick Busl von „Der Hundling – Zughundezentrum Oberland“ erzählt im Interview, wie die Sportart funktioniert.

Was versteht man unter Zughundesport?

Unter dem Oberbegriff Zughundesport versteht man heute sämtliche Zughundesportarten, die ihren Ursprung im Wagenziehen oder im Schlittenhundesport haben. Weder die Anzahl der Hunde noch die Hunderasse spielen dabei eine Rolle. Nur der Lauf- und Arbeitswille des Hundes zählt. Es gibt unterschiedlichen Zugvarianten: Zum einen Canicross, bei dem der Hund den Mensch beim Joggen zieht. Beim Bikejöring zieht der Hund den Menschen mit dem Fahrrad. Dann gibt es Dogscootering, bei dem der Hund vor dem Roller läuft. Beim Dogtrekking/Doghiking zieht der Hund den Menschen beim Weitwandern. In der Disziplin Hundewagen/Bollerwagen wird der Hund vor einen Wagen oder Bollerwagen gespannt. Und dann, speziell für den Winter: Beim Skijöring zieht der Hund den Menschen auf Langlauf-Skiern und beim klassischen Schlittenhundesport wird der Hund vor einen Schlitten gespannt.

Was hat sich der Zughundesport bis heute entwickelt?

Es bieten sich heutzutage vielseitige Möglichkeiten und Varianten der aktiven Freizeitgestaltung mit dem Hund bei der Zugarbeit an. Eine neue große Auswahl an modernen Gefährten wie der Dogscooter, die teilweise extra für den Zughundesport weiterentwickelt wurden, machen diesen Hundesport beliebt und attraktiv. Auch Canicross und Bikejöring finden mehr und mehr Anhänger Vom Freizeitsportler bis hin zum ambitionierten Wettkampfsportler ist alles dabei. Welcher Zughundesport für welches Team das Beste ist, muss individuell entschieden werden, denn es hängt von vielen Faktoren ab. Der Zughundesport ist auch keine neue Erfindung, der Hund ist das älteste Zug- und Lastentier des Menschen überhaupt.

Wie lernt der Hund diese Sportart?

Die Ausbildung zum Zughund ist so vielseitig, wie Hunde und Menschen es sind. Fast jeder Hund eignet sich dafür und kann es erlernen. Der Mensch muss seinem Hund dabei Vertrauen sowie Einfühlungsvermögen entgegenbringen und zur Teamarbeit bereit sein. Egal für welche Hunderasse, Größe und Temperament, es lässt sich für jeden die passende Ausrüstung und Anspannung finden. Egal welchen Zughundesport man aber nun ausüben will, das Wichtigste ist ein Einführungstraining bei einem erfahrenen Zughundetrainer in einer der vielen Zughundeschulen oder Zughundevereine. Es geht dabei um die Gesundheit des Hundes und diese steht an oberster Stelle. Des Weiteren muss man sehen, für welche Zughundesportart sich das Team eignet, dabei spielt auch das Gewicht und die Zugkraft des Hundes eine wichtige Rolle.

Wie sieht Zughundesport im Winter aus?

Im Winter zieht der Hund seinen Besitzer zum Beispiel auf einem Schlitten. Dafür braucht man etwas Übung, denn vor allem das Bremsen und Lenken muss sitzen. Eine andere Zugvariante im Winter wäre das Skijöring. Dabei können hohe Geschwindigkeiten erreicht werden und man sollte sicher auf den Brettern stehen. Das Problem ist aber oftmals den richtigen Trainingsort zu finden, denn man darf nicht überall fahren. Heute gibt es aber bereits spezielle Loipen, in denen Hunde erlaubt sind.

Worauf muss man achten, wenn man den Sport im Winter ausübt?

Achte auf die Bodenverhältnisse. Bei Schnee und Eis können die Pfoten der Hunde sehr beansprucht werden. Des Weiteren sind die kalten Temperaturen nicht zu unterschätzen. Das Schneetraining ist um einiges anstrengender und die Hunde sollten schon eine gute Zugkondition haben, wenn man in das Wintertraining übergeht.

Welche positiven Effekte hat der Zughundesport für den Hund?

Der Zughundesport lastet vor allem die vielen lauffreudigen und jagdlich ambitionierten Hunde sehr gut aus. Er fördert immens die Bindung zwischen Mensch und Hund, man arbeitet im Team und ist gemeinsam in der Natur. Aber auch große Rassen kann man durch den Zughundesport – wie Hundewagen- oder Bollerwagenziehen – sehr gut fördern. Die Hunde sind ausgeglichener und zufriedener, bekommen mehr Selbstbewusstsein und damit auch mehr Selbstsicherheit. Zughundesport ist eine ideale Auslastung für Körper und Geist des Hundes.

Vielen Dank für das Interview, Frau Annick Busl.

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