Peterbald – Moderasse mit einigen Leiden
03.09.2025 - Lesedauer: 5 Minuten

So außergewöhnlich wie liebenswürdig - die Peterbald besticht durch ihre Freundlichkeit und ihre Gutmütigkeit.
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Sie ist elegant, schmusig, extravagant – und vorwiegend haarlos: Die Peterbald aus Russland gehört zu den Sphinx-Rassen und ist unter diesen derzeit die jüngste. Die Tiere vereinen problematische Haarlosigkeit mit einem liebenswerten und unproblematischen Charakter. Allerdings sind einige Besonderheiten bei der Haltung der un- oder wenig behaarten Rassetiere zu beachten. Mit dem Gendefekt gehen einige gesundheitliche Probleme einher.
Peterbald: Charakter
Wer eine Peterbald-Katze als Mitbewohnerin hat, ist nie wieder allein. Diese besonderen Samtpfoten gelten wie die anderen Sphynx-Katzen als überaus anhänglich, menschenbezogen, gutmütig und freundlich, zugleich clever und extrovertiert. Um ihre Neugier zu stillen, folgen sie ihrem Menschen auf Schritt und Tritt.
In gewissem Maß versucht eine Peterbald sogar, ihrem Besitzer gefallen, indem sie ihm unaufgefordert gelernte Tricks präsentiert. Wenn das nicht ausreicht, um die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu erhalten, erhebt sie ihre kraftvolle Stimme. Ganz klar: Die Peterbald steht gern im Mittelpunkt. Mit anderen Katzen und Haustieren lebt sie meist friedlich zusammen; auch für Familien mit Kindern ist sie eine exzellente Hausgenossin.
SteckbriefPeterbald
Rasse | Peterbald |
Herkunft | Russland |
Größe | mittelgroß, bis 25 Zentimeter Schulterhöhe |
Gewicht | 3 bis 4 Kilogramm (Kater), 2 bis 3 Kilogramm (Katze) |
Kopfform | dreieckig, mit faltiger Haut und flachen Wangenknochen und großen „Fledermausohren“ |
Augen | mandelförmig, leicht schräg stehend; grün, blau oder aquamarin |
Fell und Farbe | Nacktkatze oder wenig behaart, alle Farbtöne und Zeichnungen |
Fellpflege | mehrmals täglich mit weichem Tuch abreiben (nackt), gelegentlich mit Fellpflegehandschuh bürsten (behaart) |
Charakter | extrovertiert, intelligent, anschmiegsam |
Besonderheiten | kann mit den Pfoten Dinge „greifen“ |
Haltung | Wohnungshaltung mit katzensicherem Balkon oder Auslauf |
Gesundheit | Fehlende Tasthaare (Vibrissen), Mukopolysaccharidose Typ VI, Gangliosidose (GM1), Progressive Retinaatrophie |
Haltung und Pflege der Peterbald
Aufgrund des fehlenden beziehungsweise dünnen Fells ist die Peterbald anfälliger für die Witterung und Sonnenbrand. Aus diesem Grund sollte sie als Wohnungskatze leben – idealerweise mit Zugang zu einem gesicherten Balkon. Da die Tiere keinen Hauttalg produzieren, solltest du unbehaarte Exemplare täglich mit einem weichen Tuch abstreifen. Durch die veränderte Haarstruktur sind keine Vibrissen vorhanden oder sie brechen leicht ab. Dadurch können die Tiere orientierungslos und unsicher wirken. Außerdem ist die Kommunikation untereinander eingeschränkt. (Nebenbei: Die Haptik einer solchen Katze gleicht der einer Pferdenase.) Bei Peterbalds mit Fell genügt die gelegentliche Pflege mit einem Massagehandschuh oder einer weichen Bürste.
Der Energie- und Flüssigkeitsbedarf einer Peterbald ist höher als der einer Katze mit Haarkleid. Sie benötigt kein besonderes Futter, aber eine individuell angepasste Menge. Informiere dich beim Züchter oder Tierarzt über die angemessenen Portionen.
Auch als Wohnungskatzen haben Peterbalds einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Wenn du dich für eine solche Samtpfote entscheidest, solltest du ausreichend Platz und viele Klettermöglichkeiten zur Verfügung haben. Die cleveren Katzen schätzen Intelligenz- und Fummelspielzeuge.
Farben der Peterbald
Die Peterbald ist eine sogenannte Nacktkatze. Kitten werden manchmal mit lichtem Fell geboren, das indes nicht unbedingt erhalten bleibt. Bei behaarten Tieren unterscheidet man die Stufen Flaum (ganz kurz und dünn), Velours (samtig) und Brush (dicht, manchmal gekraust). Gelegentlich erscheinen auch Tiere mit einem normalen Kurzhaarfell. Eine Peterbald ist somit nicht generell haarlos.
Die Farbe der Peterbald zeigt sich auch direkt auf der Haut – und dort ist fast alles dabei, was das Farbspektrum von Katzenfell zu bieten hat. Alle Färbungen und Zeichnungen sind möglich und auch erlaubt.
Die Geschichte der Peterbald
Die Geschichte dieser Rassekatzen begann Mitte der Neunzigerjahre in St. Petersburg. Dort kreuzte eine Wissenschaftlerin eine Orientalische Kurzhaarkatze mit einer Don Sphynx. Der Name „Peterbald“ setzt sich aus den Worten „Peter“ (für Petersburg, dem Ursprungsort) und „bald“ (englisch für „kahl“) zusammen. Schon wenige Jahre später erfolgte die Anerkennung der neu kreierten Rasse durch russische und amerikanische Verbände, die internationale Dachorganisation Fédération Internationale Féline (FiFe) hat 2007 eine provisorische Bestätigung erteilt. Die Zucht arbeitet darauf hin, das orientalische Erscheinungsbild der Peterbald zu verstärken. Dazu werden Balinesen, Javanesen und Siamkatzen in die Zuchtlinien eingekreuzt.
Gesundheit der Peterbald
Neben der problematischen partiellen Haarlosigkeit neigen Peterbald-Katzen zu verschiedenen weiteren Erkrankungen. Dazu zählt die Mucopolysaccharidose Typ VI, eine Speicherkrankheit, bei der aufgrund eines Gendefekts ein bestimmtes Enzym fehlt. Diese Erkrankung tritt in drei verschiedenen Verlaufsformen auf und kann in der schweren Variante zu Veränderungen im Knochenbau sowie zu Störungen des Nervensystems führen.
Darüber hinaus ist die Rasse für die Gangliosidose (GM1) prädisponiert, eine schwere degenerative Erkrankung, die sich durch neurologische Auffälligkeiten und motorische Einschränkungen bemerkbar macht.
Auch die progressive Retinaatrophie (PRA) tritt bei Peterbald-Katzen auf. Dabei handelt es sich um eine degenerative Augenerkrankung, die im Verlauf des Lebens zur vollständigen Erblindung führt.
Besonderheiten der Peterbald
Auffällig sind die langen Zehen der Peterbald, mit denen sie erstaunliche Dinge vollbringt. Die Katze nutzt ihre Pfoten wie Finger, kann kleine Objekte aus Spalten angeln, Türklinken und dergleichen bedienen und sich Futter zum Maul führen.
Wichtiger Hinweis zur Zuchtform
Haarlose Katzen besitzen keine funktionsfähigen Vibrissen am Kopf oder am Körper. Da Tasthaare ein wesentliches Sinnesorgan für die Katze sind, ist ihr Fehlen oder ihre zur Funktionslosigkeit führende Umgestaltung als Qualzuchtmerkmal zu werten.
Den Tasthaaren kommt vor allem im Dunkeln zur Orientierung Bedeutung bei, aber auch beim Fangen und Abtasten der Beute, beim Untersuchen von Gegenständen und bei der Aufnahme sozialer Kontakte. Bei Katzen ohne Tasthaare empfiehlt das Gutachten der BMELV ein Zuchtverbot.
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme Ausprägungen im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berücksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, Schuldgefühle zu wecken, sondern durch informative Beiträge darüber aufzuklären und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.