Türkisch Angora: Die „Urmutter“ aller Langhaarkatzen
16.07.2025 - Lesedauer: 4 Minuten

Die Türkisch Angora ist eine unkomplizierte Katze, die aber auf jeden Fall Aufmerksamkeit und Gesellschaft benötigt.
Amir Mukhtar/Moment via Getty Images
Glänzt nicht nur mit ihrem schimmernden Fell: Die Türkisch Angora Katze ist eine tolle und unkomplizierte Familienkatze, die selbstbewusst und liebevoll Schwung in deinen Alltag bringt. Sie überrascht ihren Halter immer wieder mit neuen Ideen und Spielen – mit ihr wird es definitiv nicht langweilig! Jedoch bringt die schneeweiße Farbe auf den ersten Blick unsichtbare Probleme wie Blindheit und Taubheit mit sich.
Die Türkisch Angora: Charakter und Haltung
Mit der Türkisch Angora holst du dir eine verspielte und intelligente Katze ins Haus, die jedoch auch permanent gefordert werden möchte und sollte. Dementsprechend solltest du großen Wert auf das sogenannte Activity Feeding legen, da deine Katze dadurch nicht nur beschäftigt ist, sondern auch ihr arttypisches Jagdverhalten befriedigt wird. Sie liebt kreatives oder anspruchsvolles Spielzeug und Denksportaufgaben. Auch kleinere Tricks oder beispielsweise Apportieren erlernt diese schlaue Samtpfote sehr schnell. Doch auch ausgiebige Streicheleinheiten sollten nicht zu kurz kommen, da die Türkisch Angora sehr menschenbezogen und sozial ist. Aus diesen Gründen sollte sie nicht allein gehalten werden: Sie behält ihre Lebensfreude und ihre quirlige Art nur, wenn sie ausreichend Aufmerksamkeit erhält. Ein Spielkamerad ist hierbei unerlässlich! Einsamkeit ist ebenso ein Tabu für die Türkisch Angora. Ansonsten ist die gemütliche Katze ein sehr unkompliziertes Haustier und verzeiht auch Neulingen der Katzenhaltung den ein oder anderen Fehler. Ihre Pflege ist nicht sehr umfangreich: Es reicht, die Türkisch Angora einmal wöchentlich zu bürsten, um lose Haare zu entfernen, ansonsten schafft sie es auch selbst, ihr Fell sauber zu halten. Bei älteren Katzen solltest du jedoch genauer hinsehen, da sie altersbedingt häufiger Schwierigkeiten mit der Hygiene haben und hierbei Unterstützung benötigen.
SteckbriefTürkisch Angora
Rasse | Türkisch Angora |
Herkunft | Türkei |
Größe | mittelgroß, schlank |
Gewicht | 3 kg – 5 kg (Kater), 2,5 kg bis 4 kg (Katze) |
Augen | alle Farben |
Fell | halblang, glatt, dünn |
Farbe | Weiß, Schwarz, Rot |
Charakter | selbstbewusst, sozial, verspielt, intelligent |
Haltung | nicht allein halten, Freigänger und Hauskatze |
Gesundheit | neigen durch einen Gendefekt zur Blindheit und Taubheit |
Woher kommt die Türkisch Angora?
Aufzeichnungen zur Türkisch Angora finden sich schon seit dem 16. Jahrhundert, angeblich soll sogar der Prophet Muhammed eine Türkisch Angora besessen haben. Bis heute wird sie im Türkischen deshalb sogar „Ankara kedisi“ genannt, was übersetzt „Katze aus Ankara (Angora)“ bedeutet und sie ist auch das Nationaltier der Türkei. Im Winter war die Türkisch Angora durch ihre wärmende Unterwolle perfekt gegen eisige Winde des südlichen Kaukasus geschützt, im Sommer dünnt ihr Fell stark aus, was sie unempfindlich gegenüber Hitze macht. Durch ihre sanfte und elegante Art war sie schnell beliebt in der Region, doch erst in den 80er Jahren wurde ihre Ausfuhr und somit die weltweite Züchtung durch die türkische Regierung erlaubt.

emilyhopper/iStock / Getty Images Plus via Getty Images
So sieht die Türkisch Angora aus
Eine Türkisch Angora unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den allseits bekannten Halblanghaarrassen wie Maine Coon oder Sibirische Katze: Ihr Fell verfügt über wesentlich weniger Unterwolle, weshalb es weniger voluminös ist. Dafür ist das lange Deckhaar sehr glatt und weich. Auch ihr Körperbau ist für eine Halblanghaarkatze einzigartig: Der gestreckte, muskulöse und grazile Körper wird von schlanken Beinen getragen, was ihr zusätzlich eine gewisse Anmut verleiht. Der buschige Schwanz ist lang und verliert auch im Sommer nicht an Fülle. Die häufigste Farbe ist Weiß – hier tritt auch besonders oft das Odd-Eyed Farbmerkmal der Augen auf, bei dem ein Auge blau und eines gelb ist. Doch Vorsicht: In diesem Fall kann die Hörfähigkeit der Katze auf der Seite des blauen Auges beeinträchtigt sein. Züchter sollten deshalb nachweisen können, dass beide Elterntiere einen audiometrischen Hörtest problemlos bestanden haben. Ansonsten darf das schöne Fell der Türkisch Angora in jeder Farbe kommen, nur Chocolate, Lilac, Fawn und Point-Abzeichen sind nicht erwünscht. Auch bei den Augenfarben gibt es keine Beschränkungen.
Gesundheit der Türkisch Angora
Wie bereits erwähnt, können Türkisch Angora unter Blindheit und Taubheit leiden, was einem Gendefekt geschuldet ist. Um das weiße Fell und die hellen Augen zu erhalten, dürfen die sogenannten Pigmentzellen nicht auswandern, da diese für die Färbung verantwortlich sind. Diese Pigmentzellen sind jedoch auch an der Entwicklung der Hörorgane und Sehorgane beteiligt, sodass ihr Fehlen zu Fehlentwicklungen führt.
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme Ausprägungen im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berücksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, Schuldgefühle zu wecken, sondern durch informative Beiträge darüber aufzuklären und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.