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Vögel füttern im Winter: Futterstellen und Futterpflanzen für Balkon und Garten

28.11.2024 - Lesedauer: 9 Minuten

Vögel an einem Baum

Besonders in der kalten Jahreszeit sind zuverlässige Futterstellen im Garten oder auf dem Balkon eine wichtige Nahrungsquelle für heimische Wildögel.

Ihr natürlicher Lebensraum wird immer kleiner und die Insekten- und Pflanzenvielfalt nimmt ab – das erschwert unseren Wildvögeln die Futtersuche. Du kannst aber etwas noch Nachhaltigeres für sie tun, nämlich deinen Garten oder Balkon vogelfreundlich bepflanzen und gestalten. Lässt du Futterpflanzen stehen, können die Tiere sich bis weit in den Herbst hinein selbst versorgen. Welche Wildvogel-Futterstellen und -Futterpflanzen für Balkon und Garten am besten geeignet sind, verraten wir dir in diesem Ratgeber.

Fütterung von Wildvögeln im Winter: Ist das sinnvoll?

Nicht ganz freiwillig zieht es immer mehr Wildvögel in den urbanen Raum: ihre Lebensräume und das Nahrungsangebot in der Natur werden knapp. In ihrem neuen Lebensraum kannst du sie am besten durch eine naturnahe und vogelfreundliche Balkon- und Gartenbepflanzung unterstützen. Doch wenn im Winter und Spätwinter die letzten Futterquellen verbraucht sind oder unter einer geschlossenen Schneedecke liegen, brauchen die sogenannten Standvögel – also alle Vögel, die den Winter in unseren Breitengraden verbringen – deine Hilfe. Mit einem energiereichen Winterfutter für Wildvögel, das du an mehreren Futterstellen anbietest, hilfst du unseren gefiederten Freunden durch die kalte Jahreszeit und darfst zur Belohnung das bunte Treiben in deinem Garten oder auf deinem Balkon beobachten.

Was fressen Vögel im Winter?

Die meisten Vogelarten, die bei uns zu Hause sind, ernähren sich im Herbst und Winter vegetarisch. Sie fressen hauptsächlich Samen von Bäumen, Blumen und Wildkräutern sowie übriggebliebene Beeren und andere Früchte. Die eingefleischten Insektenfresser suchen unter Baumrinden, in Totholz und Laubhaufen nach überwinternden Insekten. Ein gutes Winterfutter orientiert sich am natürlichen Nahrungsangebot und den Ernährungsvorlieben der verschiedenen Vogelarten.

Unsere Wildvögel lassen sich in Körnerfresser, Weichfutterfresser und Allesfresser unterteilen. Zu den Körnerfressern zählen beispielsweise die Meisen, Spatzen, Finken und zum Teil der Stieglitz. Sie fressen gerne Erdnüsse, Sonnenblumenkerne, Samen wie Lein- oder Hanfsamen oder Getreide wie Hafer und Weizen. Mit ihren kräftigen, kurzen Schnäbeln knacken sie jede Schale.

Die Amsel, der Zaunkönig und das Rotkehlchen gehören hingegen zu den Weichfutterfressern. Sie verspeisen besonders gerne Beeren von Liguster, Holunder oder Eberesche, die du im Herbst sammeln und trocknen kannst. Auch an Insektenlarven, Rosinen, Haferflocken, Obst und sogar ganzen Äpfeln und Birnen picken sie gerne. Sie haben einen spitzen, langen Schnabel, mit dem sie Insekten und Larven in der kleinsten Ritze und im schmalsten Spalt finden können.

Allesfresser ernähren sich im Frühling und Sommer bevorzugt von Insekten, steigen aber im Herbst und Winter auf vegetarische Kost um. Zu diesen Flexitariern unter den Vögeln gehört zum Beispiel der Specht und der Kleiber.

Singdrossel mit Beeren im Schnabel

Ab wann sollte man Vögel füttern?

Am schwersten haben es die Wildvögel im Spätwinter, wenn die letzten Nahrungsvorräte verbraucht sind und eine dicke Schneedecke die Futtersuche erschwert. Damit sie dann schon wissen, wo deine Futterstellen zu finden sind, solltest du ab November beginnen, täglich deine Futter- und Wasserstellen zu befüllen. Von Mitte November bis Ende Februar unterstützt du Standvögel am besten durch Zufütterung eines energiereichen Winterfutters. Möchtest du über den Februar hinaus füttern, musst du das Futter umstellen: Schon im März beginnen die ersten Vögel mit der Aufzucht ihrer Jungen. Das fetthaltige Winterfutter und die darin enthaltenen Nüsse dürfen nicht in den Schnäbeln der Jungvögel landen. Insbesondere auf Erdnussbruch solltest du in der Zeit der Jungvogel-Aufzucht verzichten, da die kleinen Vögel an den Bruchstücken ersticken können.

Übrigens, da die Brutzeit bevorsteht, machst du im Februar am besten auch gleich deine Nistkästen wieder frisch. Wie du den Großputz angehst und was du über die Anbringung und die verschiedenen Arten von Nistkästen wissen musst, haben wir in unserem Ratgeber Das kleine Nistkasten ABC für dich zusammengestellt.

Welche Futterstellen für Wildvögel eignen sich für den Garten?

Möchtest du eine bunte Vogelschar in deinen Garten locken, solltest du verschiedene Futterstellen und Futterarten anbieten. Vögel haben ganz unterschiedliche Geschmäcker und Ansprüche. So sind manche Vogelarten zum Beispiel Bodenfresser und brauchen großzügige Landeplätze, um an das Futter heranzukommen. Zu ihnen gehören unter anderem Heckenbraunelle, Goldammer, Buchfink, Rotkehlchen und Amsel. Streust du das Futter auf dem Boden aus, sind sie zum einen leichte Beute für Fressfeinde, zum anderen kannst du damit auch Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse anlocken. Deswegen gibt es für Bodenfresser spezielle Futtertische mit Schutzkäfigen oder Bodensilos, die das Futter hygienisch halten, weil die Vögel nicht im Futter herumspazieren und es mit Kot verunreinigen.

Aus demselben Grund sind Futtersilos hygienischer als Futterhäuschen. Bei einem Silo oder Spender rieselt das Futter immer sauber nach und kann weder verschmutzt noch feucht werden. Egal für welche Futterstelle du dich entscheidest, beim Kauf solltest du darauf achten, dass sie leicht zu reinigen ist. Denn reinigen solltest du die Futterstation täglich mit heißem Wasser, bevor du sie mit der Tagesration befüllst. Diese Hygienemaßnahmen sind tatsächlich wichtig, um eine Verbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden.

Deine Futterspender musst du so anbringen, dass das Futter auch bei starkem Wind, Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, da es sonst verdirbt oder vereist. Außerdem haben Vögel beim Fressen gern einen guten Überblick, um bei Gefahr schnell flüchten zu können. Bringe die Futterstation an einem höher gelegenen Standort an, der vor Fressfeinen sicher ist. Gegen kletterfreudige Katzen hilft zum Beispiel ein Katzenabwehrgürtel, den du um Baumstämme, Regenrinnen und dergleichen legen kannst.

Einen Mix aus Fett und Samen haben Meisen besonders gern. Nicht umsonst heißen die im Handel erhältlichen Fettfutterkugeln Meisenknödel. Achte beim Kauf aber darauf, Meisenknödel ohne Plastiknetz zu kaufen. Die Vögel können in den Netzen hängen bleiben und sich dabei schwer verletzen. Ohne Netz kannst du die Knödel in praktischen Meisenknödel-Spendern verfüttern. Schwingst du gerne selbst den Kochlöffel? Dann kannst du ganz einfach mit wenigen Zutaten Meisenknödel und Winterfutter für Vögel selbst machen.

Kohlmeise auf einer vertrockneten Sonnenblume

Die Nahrungsquelle Nummer eins für Vögel sind die sogenannten fruchttragenden Gehölze. Die Vogelbeere zum Beispiel trägt ihren Namen zurecht: Ganze 63 Vogelarten ernährt der hübsche Baum mit den knallroten Beeren, der häufig auch Eberesche genannt wird. Aber auch die Früchte von Weißdorn und Holunder stehen bei Vögeln hoch im Kurs. Lass alle Früchte, die im Herbst noch nicht vom Baum gefallen sind, hängen. Sie sind wichtige Nahrung für die Vögel im Winter. Auch das Laub darf liegenbleiben: Darin fühlen sich nämlich Insekten wohl, die von Amseln und Rotkehlchen nur zu gern verspeist werden.

Vogelfreundliche Bäume und Sträucher

  • Kornelkirsche
  • Holunder
  • Weißdorn
  • Vogelbeere
  • Schlehe/Schwarzdorn
  • Speierling
  • Vogelkirsche
  • Brombeere
  • Himbeere
  • Rote und Schwarze Johannisbeere
  • Sanddorn
  • Stachelbeere

Aber auch heimische Rosenhecken sind wahre Refugien für Wildvögel: Hagebutten sind ein vitaminreicher Snack, in den dichten Hecken können die Tiere hervorragend nisten und die Stacheln halten Fressfeinde fern. Pflanzt du eine Rosenhecke für die Vögel in deinen Garten wirst du belohnt mit wunderschönen, farbfrohen Blüten und einem betörenden Duft.

Vogelfreundliche Rosenhecken

  • Kriechrose
  • Hundsrose
  • Essigrose
  • Hechtrose
  • Zimtrose
  • Alpenrose
  • Bibernellrose
  • Apfelrose

Stauden ziehen vor allen Dingen Insekten an, die wiederum eine Nahrungsgrundlage für Vögel sind. Wenn du sie erst nach dem Winter zurückschneidest, freuen sich deine Gartenvögel besonders: In den Stängeln überwintern jede Menge Insekten, die den Vögeln in der Brutzeit als Nahrung dienen. Viele der Stauden sind aber auch an sich eine hervorragende Nahrungsquelle, weil sie in ihren Samenständen nahrhafte Leckerbissen für Vögel bereithalten.

Vogelfreundliche Stauden

  • Wald-Engelwurz
  • Flockenblume
  • Wegwarte
  • Disteln
  • Natternkopf
  • Mädesüß
  • Steinklee
  • Sonnenblume
  • Wilde Karde
  • Großblütige und Schwarze Königskerze

Du hast nur einen kleinen Garten? Kein Problem: In kleinen Gärten und Hinterhöfen sorgen mit Kletterpflanzen begrünte Mauern und Schuppen für Nahrung und Unterschlupf. Neben dem bekannten Efeu sind auch der sich im Herbst verfärbende wilde Wein, die bunt blühenden Waldreben oder das hübsche Gartengeißblatt echte Hingucker, die nicht nur die Vögel, sondern auch die Betrachtenden glücklich machen.

Welche Futterstellen für Wildvögel eignen sich für den Balkon?

Auf deinem Balkon kannst du genau wie im Garten Futterhäuschen, Futtersilos und Meisenknödel-Spender anbringen. Speziell für den Balkon gibt es auch Futterspender, die du mit einer langen Stehle in Balkonkübeln verankern kannst. Hast du wenig Aufhängemöglichkeiten oder vielleicht nur eine Fensterbank, auf der du Vögel füttern möchtest, gibt es verschiedene Futterspender, die du mit Saugnäpfen an der Außenseite des Fensters anbringen kannst.

Wohnst du in einem Mietshaus solltest du bei der Balkonfütterung darauf achten, dass niemand in der Nachbarschaft dadurch gestört wird. Bringe die Futterstationen so an, dass weder Spelzen noch Vogelkot auf einem fremden Balkon landen. Hochwertiges Vogelfutter enthält wenige Füllstoffe, die die Vögel aussortieren – so landet auch weniger auf deinem Balkonboden. Geschrotete Erdnüsse, geschälte Sonnenblumenkerne, grob gemahlener Mais, Haferflocken oder gelbe Hirse sind zum Beispiel komplett schalenfrei. Das erleichtert dir nicht nur das Saubermachen, sondern sorgt auch dafür, dass sich keine Kleinsäuger von den Resten angezogen fühlen.

Darf man Vögel am Balkon füttern?

Nach Auskunft des Deutschen Mieterbundes (DMB) kann dir dein Vermietender nicht grundsätzlich verbieten, auf der Außenfensterbank oder auf dem Balkon Vögel zu füttern. Bevor du jedoch auf dem Balkon zum Beispiel Nistkästen durch Bohren anbringst oder eine Fassadenbegrünung vornimmst, solltest du den Vermietenden um Erlaubnis fragen. Bekommst du diese nicht, kannst du den Nistkasten sicher auch ohne Bohren auf deinem Balkon befestigen. Die einzigen Vögel, die du übrigens nicht füttern darfst, sind Tauben: Tauben können für Menschen gefährliche Krankheitserreger übertragen. Kommst du durch die Fütterung mit deren Kot oder erregerhaltigen Stäuben in Kontakt, besteht für dich ein erhöhtes Infektionsrisiko. Deswegen ist das Füttern von Tauben verboten.

Stieglitz auf einer Diestel

Balkonpflanzen für Wildvögel: Welche Pflanzen sind vogelfreundlich?

Bepflanzt du deinen Balkon mit verschiedenen heimischen Wildstauden, schaffst du ein ganzjähriges Vogel- und Insektenparadies und erleichterst dir die Balkonpflege: Heimische Pflanzen sind winterhart und überstehen locker Temperaturen von minus 15 Grad Celsius. Du musst deine Pflanzkästen also weder abbauen noch vor der Kälte schützen. Außerdem ist diese Art der Bepflanzung nicht nur hübsch, sondern auch klimafreundlich: Geranie, Petunie und Co. werden in hochgeheizten Gewächshäusern gezogen, mit Pestiziden behandelt und landen nach kurzer Blütezeit im Müll. Mit heimischen Stauden bietest du Futter und Nistgelegenheit für Vögel und Winterquartier für Insekten.

Aber auch viele Obststräucher kannst du auf dem Balkon anpflanzen: Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren fühlen sich auch in Kübeln wohl. Sogar Spalieräpfel gedeihen auf dem Balkon. Küchen- und Wildkräuter wie Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian, Oregano, Basilikum, Johanniskraut, Mariendistel, Ringelblume und Salbei bieten Vögeln nahrhafte Samen und ziehen Insekten an – besonders, wenn du einen Teil der Kräuter blühen lässt. Darüber freuen sich auch die Wildbienen und Schmetterlinge. Eine begrünte Fassade – falls vom Vermietenden erlaubt – bietet Vögeln Unterschlupf und Nistmöglichkeiten. Kommt die Fassadenbegrünung nicht in Frage, kannst du natürlich auch einen Nistkasten aufhängen. Zur Vogel-Oase wird dein Balkon, wenn du neben einer Vogeltränke auch noch ein kleines Sandbad zur Gefiederpflege bereitstellst. Dafür musst du nur eine flache Schale oder einen Pflanzenuntersetzer etwa drei Zentimeter hoch mit Vogelsand befüllen.

Tipps für einen vogelfreundlichen Balkon

  • Für Süßschnauzen: Heimische Beeren wie Himbeeren und Johannisbeeren schmecken Mensch und Vogel.
  • Dauerhafte Snackbar: Blühende Kräuter und samentragende Stauden bieten Futter bis weit in den Herbst.
  • Lebensquell: Eine frisch befüllte Vogeltränke darf nicht fehlen.
  • Versteckmöglichkeiten: Fassadenbegrünung und Kletterpflanzen bieten Schutz und Nistmöglichkeiten.
  • Schöner Wohnen: Nistkästen verschaffen Vögeln eine sichere Bleibe.
  • Wellness: Ein Sandbad ist wichtig für die Gefiederpflege.
  • Schutz vor Vogelschlag: Mach deine Fenster sichtbar durch Gardinen oder Fensterschmuck von innen oder Beklebung von außen.
Gemeiner Star mit Beeren im Mund

Zu welcher Tageszeit sollte man Vögel füttern?

Im Winter ist die beste Tageszeit für die Vogelfütterung der frühe Morgen. Am besten legst du das Vogelfutter noch vor der Dämmerung aus, damit sich deine Vögel nach dem Aufwachen stärken können. Wichtig ist, dass du regelmäßig und zuverlässig fütterst. Fährst du also in den Urlaub, muss jemand die Fütterung deiner Wildvögel übernehmen. Im Winter ist der Keimdruck durch die kühlen Temperaturen zwar niedriger als im Sommer, aber auf der sicheren Seite bist du, wenn du immer nur eine frische Tagesration für die Vögel bereitstellst.

Darauf musst du bei der Balkon- und Gartenfütterung achten

  • Vögel haben gern den Überblick: Bringe Futterstellen so an, dass die Vögel sich sicher fühlen.
  • Achte drauf, dass die Futterstellen für Fressfeinde unzugänglich sind.
  • Halte Futter- und Wasserstellen sauber: Reinige sie täglich mit heißem Wasser und befülle sie immer nur mit einer Tagesration. So bleibt das Futter frisch!
  • Reinige auch den Boden um die Futter- und Wasserstellen oder entsprechende Auffangschalen täglich.
  • Vermeide Großfutterstellen: Mehrere Futterstellen senken den Keimdruck.
  • Bietest du verschiedene Futtermischungen an verschiedenen Futterstellen an, vermeidest du Streit um die Leckerbissen zwischen verschiedenen Vogelarten.
  • Beobachtest du kranke Vögel an deiner Futterstelle oder findest gar tote Vögel, stelle sofort die Fütterung ein und baue alle Futterstellen ab.
  • Achte bei der Balkonfütterung darauf, dass sich niemand in der Nachbarschaft durch Vogelkot oder herabfallende Spelzen gestört fühlt.
  • Verwende für die Bodenfütterung spezielle Futterspender, um keine Kleinsäuger wie Ratten und Mäuse anzulocken.
  • Verfüttere keine Speise- oder Küchenreste wie Brot, Kuchen, Gebäck, gewürzte Speisen, ranzige Nüsse oder Ähnliches.
  • Verzichte in Balkon und Garten auf Pestizide und Insektizide: Zum einen sind sie für dich und deine Gartenbesucher schädlich, zum anderen ist vor allen Dingen ein insektenfreundlicher Garten ein vogelfreundlicher Garten.
  • Lass Totholz und Laubhaufen im Garten liegen: Darin überwintern neben Igeln auch viele Insekten, die das Nahrungsangebot deiner Vögel bereichern.

Quellen