Lykoi: Die problematische Werwolfkatze im Social-Media-Hype

03.09.2025 - Lesedauer: 7 Minuten

Portrait einer Lykoikatze

Sie mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, aber die Lykoi ist eine freundliche, verspielte Katze.

So mancher kommt beim ersten Anblick der Lykoi ins GrĂŒbeln: Schleicht dort etwa eine Wer-Katze? UnabhĂ€ngig vom Schein des Vollmonds handelt es sich bei der struppigen Samtpfote allerdings um eine echte Rassekatze, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Die Lykoi verbindet außergewöhnliche Optik mit einem liebenswerten Naturell. Durch die partielle Haarlosigkeit, die auf einen Gendefekt zurĂŒckzufĂŒhren ist, fĂ€llt die Lykoi unter die Qualzuchten. Das wenige Fell bringt weitere Probleme mit sich, die den Katzen das Leben erschweren. Erfahre hier mehr ĂŒber die „Werwolfkatze“ und ihren Aufstieg zum Social-Media-Star.

Lykoi: Charakter

So grimmig sie aussehen: Lykoi sind freundliche, aufgeschlossene Wesen. Sie erkunden neugierig ihre Umgebung, nehmen aktiv am Leben ihrer „Dosenöffner“ teil und fordern Streicheleinheiten ein. Fremden Personen und Situationen begegnen Lykoi zunĂ€chst vorsichtig und abwartend, tauen aber schnell auf, sobald sich die Lage als ungefĂ€hrlich erweist.

Die Lykoi ist eine intelligente und einfallsreiche Katze, die sich aktiv und verspielt zeigt, aber auch ihre Ruhephasen genießt. Fummelspielzeuge kommen ihrer Intelligenz entgegen, denn Langeweile darf sich nicht einstellen. Alles Unbekannte wird unter Zuhilfenahme der Nase untersucht. FĂŒr eine Weile beschĂ€ftigen sie sich problemlos eigenstĂ€ndig mit Spielzeug.

Ein prominenter Charakterzug der Lykoi ist ihre Geselligkeit: Mindestens ein Artgenosse sowie Menschen, die sich Zeit fĂŒr die Samtpfote nehmen, sollten anwesend sein. Dabei stehen Spiel, Erkundung und Action höher im Kurs als gemĂŒtliches Chillen.

SteckbriefLykoi

Rasse:
Lykoi
Herkunft:
USA
GrĂ¶ĂŸe:
klein bis mittelgroß
Gewicht:
2 bis 3 Kilogramm
Körperbau:
geschmeidiger, lÀnglicher Körper
Kopfform:
keilförmig mit runden Konturen, Ohren groß und spitz zulaufend
Augen:
goldgelb, oval geformt
Fell und Farbe:
dĂŒnnes, verĂ€ndertes Fell mit kahlen Stellen, ausschließlich in Schwarz gestichelt
Fellpflege:
sehr vorsichtiges BĂŒrsten mit weicher BĂŒrste
Charakter:
neugierig, anhÀnglich, freundlich
Besonderheiten:
FarbÀnderungen nach dem Fellwechsel
Haltung:
ausschließlich als Wohnungskatze (evtl. mit gesichertem Balkon)
Gesundheit:
Haarfollikeldysplasie, vermehrte Talgproduktion, Herzerkrankungen, Augenerkrankungen und Muskelerkrankungen

Haltung und Pflege der Lykoi

Als Besitzer einer Lykoi musst du einkalkulieren, dass der spezielle Look der Katze besondere Verantwortung mit sich bringt. Das nur rudimentĂ€r vorhandene Fell kann seine eigentliche Aufgabe – den Schutz vor Witterung und anderen Ă€ußeren EinflĂŒssen – kaum erfĂŒllen. Eine Lykoi muss stĂ€ndig in der Wohnung gehalten und beaufsichtigt werden: Sollte sie ins Freie entwischen, wĂ€re sie dort nicht lange ĂŒberlebensfĂ€hig. Die Tiere neigen zu einer Haarfollikeldysplasie, wodurch keine oder nur schnell abbrechende Haare gebildet werden. Damit einhergehend entsteht auf der Haut ein geeignetes Milieu fĂŒr Infektionen mit Bakterien und Pilzen, die zu schweren EntzĂŒndungen fĂŒhren können. ZusĂ€tzlich kommt es zu einer gesteigerten Talg- und Fettproduktion. Daher mĂŒssen Katzen dieser Rasse regelmĂ€ĂŸig gebadet und ihre Hautbarriere unterstĂŒtzt werden.

Die Pflege des Fells ist mit herkömmlichen BĂŒrsten und KĂ€mmen schwierig, denn es besteht Verletzungsgefahr durch Borsten und Zinken. Du benötigst daher extra weiche Accessoires.

Abgesehen davon haben Lykoi dieselben BedĂŒrfnisse wie andere Katzen, spezielle Anforderungen an die ErnĂ€hrung etwa scheinen nicht zu bestehen. Achte auf geeignetes Katzenfutter mit entsprechendem Proteingehalt und dem passenden AminosĂ€uremuster.

Farben der Lykoi

Lykoi besitzen eine ganz eigene Fellfarbe: Ihr Haarkleid besteht aus schwarzem und „amelanistischem“ Haar (mit verminderten Farbpigmenten) ohne Unterwolle. Je nach Gewichtung kann die Gesamtfarbe dann von fast schwarz bis annĂ€hernd weiß changieren. Der Fachbegriff dafĂŒr ist „stichelhaarig“ – unter Katzen exklusiv bei Lykoi zu sehen. Dass die insgesamt grĂ€uliche Farbe bei der Rasse dominiert, ist dem Zufall geschuldet, da eine der StammmĂŒtter schwarz war und gezielt mit schwarzen Katzen weitergezĂŒchtet wurde.

Das fehlende Fell rund um Augen, Nase und Schnauze erinnert an eine Maske und weckt Assoziationen zu einem Wolfsgesicht (das griechische Wort „lykoi“ bedeutet ĂŒbersetzt „Wölfe“.) Die Behaarung einer Lykoi kann unterschiedlich ausgeprĂ€gt sein: Es gibt Exemplare mit stĂ€rkerem Haarwuchs und solche, die praktisch nackt erscheinen. Das Fell ist entgegen seinem drahtigen Look sehr weich.

Portrait einer schwarzen Lykoikatze

Die Geschichte der Lykoi

Die Lykoi verdankt ihr Aussehen einer genetischen Mutation, die unter Kurzhaarkatzen vorkommt und fĂŒr partielle oder komplette Haarlosigkeit oder gewelltes Fell sorgt. Bei der Lykoi ist ein solches Gen dafĂŒr verantwortlich, dass die Tiere zum einen FellbĂŒschel an Kopf und Körper und andererseits unbehaarte Körperpartien entwickeln. Dadurch erhĂ€lt ihr insgesamt dĂŒnner Pelz ein struppiges Aussehen, das im krassen Kontrast zu dem gewohnten glatten oder flauschigen Fell anderer Rassen steht. Weil an den Pfoten die Behaarung ebenfalls fehlt oder dĂŒrftig ausfĂ€llt, wirken die Zehen wie lange Finger mit Klauen.

Wichtig zum VerstĂ€ndnis der zĂŒchterischen HintergrĂŒnde ist, dass es sich bei der fraglichen Genmutation ausdrĂŒcklich nicht um dieselbe Erbanlage handelt, die beispielsweise eine Sphynx haarlos oder das Fell einer Devon Rex lockig macht.

Lykoi-Rassekatzen gibt es erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt. So hatten im Jahr 2011 der Tierarzt Johnny Gobble aus Tennessee und im Jahr zuvor die Sphynx-ZĂŒchterin Patti Thomas aus Virginia unabhĂ€ngig voneinander Kurzhaarkatzen entdeckt, die das Lykoi-Gen trugen und entsprechend aussahen. Thomas, Gobble und dessen Frau Brittney verpaarten die definitiv nicht miteinander verwandten Katzen: die erste gezielte Zucht von Lykoi. Die Intention war eingangs weniger die Schöpfung einer neuen Rasse als ein wissenschaftlicher Nachweis: Die ZĂŒchter wollten zeigen, dass das Aussehen der Katzen nicht durch eine Krankheit bedingt war, sondern genetisch verursacht wurde. TatsĂ€chlich wird das Lykoi-Gen rezessiv vererbt, das heißt, es muss bei beiden Eltern vorhanden sein.

Weshalb genau die Lykoi nun dieses spezifische gestörte Fellwachstum haben, ist noch nicht geklÀrt. Untersuchungen haben gezeigt, dass den Haarfollikeln betroffener Katzen teils die Anlagen zur Produktion von Haaren fehlen oder aber deren Komponenten nicht im richtigen VerhÀltnis zueinander stehen. Die Lykoi geben der Wissenschaft also noch RÀtsel auf.

Von Brittney Gobble wirkungsvoll inszenierte Fotos von Lykoi, die in den sozialen Medien auftauchten, verbreiteten sich viral: Das so sehr von der Norm abweichende, „schaurige“ Aussehen der Rasse faszinierte und berĂŒhrte nicht nur Katzenfreunde. Lykoi wurden echte „Trend-Tiere“.

Bereits 2012 wurde die Lykoi durch die TICA (The International Cat Association) registriert. Die Rasse Lykoi ist daher noch sehr jung und befindet sich in der Entwicklung, es gibt außerhalb der USA noch nicht allzu viele ZĂŒchter. Dementsprechend selten sind die Katzen und die Wartelisten fĂŒr Interessenten lang. Wer sich fĂŒr eine reinrassige Lykoi interessiert, muss sich darĂŒber im Klaren sein, dass mit dem Gendefekt gesundheitliche Probleme einhergehen und daher erhöhte Tierarztkosten anfallen können. Die Tiere benötigen eine gute Pflege und eine regelmĂ€ĂŸige tierĂ€rztliche Betreuung.

Besonderheiten der Lykoi

Erstaunlicherweise haaren Lykoi-Katzen ebenso stark wie andere Kurzhaar-Rassen. Mehr noch: Nach dem – durch das gestörte Haarwachstum mehrfach jĂ€hrlich erfolgenden – Fellwechsel kann es durchaus vorkommen, dass die Tiere anschließend eine leicht abweichende neue Fellfarbe tragen. Obwohl eine solche Annahme angesichts des dĂŒnnen Pelzes naheliegt, erweisen sich Lykoi also nicht als prĂ€destinierte Haustiere fĂŒr Tierhaar-Allergiker.

Lykoi sind anfĂ€llig fĂŒr Hautkrankheiten: Das spĂ€rliche Fell bietet nur einen unzureichenden Schutz. Selbst wenn die Rasse noch nicht lang genug etabliert ist, um von einer rassetypischen Krankheitsdisposition zu reden, sind die Probleme augenfĂ€llig. Gegen niedrige Temperaturen, nasses Wetter oder gegen die UV-Strahlung der Sonne sind die Tiere ebenfalls schlechter gewappnet als Artgenossen mit normalem Fell.

Abgesehen von diesen mit dem Haarkleid verbundenen EinschrĂ€nkungen zeigen sich bislang auch noch Tendenzen zu gehĂ€uften Augen-, Herz- und Muskelerkrankungen. Zu der Frage, wie sich die Konstitution der Tiere im Alter verhĂ€lt, gibt es noch nicht genug verlĂ€ssliche Beobachtungen: Die durchschnittliche Lebenserwartung von Hauskatzen liegt zwischen 13 und 15 Jahren – die ersten Lykoi-Zuchttiere kommen also gerade erst ins Seniorenalter.

Qualzucht-Hinweis

Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.

Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot fĂŒr haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme AusprĂ€gungen im Körperbau (sehr langer RĂŒcken, stark verkrĂŒmmte Beine, WirbelsĂ€ulenverĂ€nderungen, ĂŒbermĂ€ĂŸiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.

Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natĂŒrlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeintrĂ€chtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung fĂŒr eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berĂŒcksichtigen.

Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv fĂŒr das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.

Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, SchuldgefĂŒhle zu wecken, sondern durch informative BeitrĂ€ge darĂŒber aufzuklĂ€ren und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glĂŒckliches Leben zu ermöglichen.

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