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Ca de Bou – vom „Bullenbeißer“ zum Familien-Kumpel

11.04.2024 - Lesedauer: 6 Minuten

Ca de Bou steht mit herausgestreckter Zunge auf einem Feld

Der Ca de Bou ist ein charmanter Familien- und Wachhund mit bewegter Geschichte. Erfahre hier interessante Fakten über die „Mallorca-Dogge“!

In Deutschland ist der Ca de Bou weitgehend unbekannt. Bedauerlich, denn so hatten viele Hundefans noch keine Möglichkeit, den liebenswerten Vierbeiner von den Balearen kennenzulernen. Denn der Ca de Bou erweist sich als hervorragender Familien- und zugleich aufmerksamer, charakterstarker Wach- und Schutzhund. Er steht seinen Menschen mit Loyalität und Zuneigung zur Seite. Wenn du dich dazu entscheidest, den beeindruckenden Spanier ins Haus zu holen, sollte allerdings bereits Hundeerfahrung vorhanden sein.

Der Ca de Bou – kampferprobter Spanier

Die Vorfahren des Ca de Bou waren sogenannte Molosser: Dieser bereits in der Antike bekannte Hundetyp wurde zur Jagd auf wehrhaftes Wild gebraucht; auch war er als Treibhund zum Handling von Großvieh und Akteur von Tierkämpfen im Einsatz. Solche Hunde gelangten vermutlich im 13. Jahrhundert durch spanische Seefahrer auf die Kanaren, Balearen und Azoren. Ca de Bou bedeutet im Katalanischen „Bullenhund“. Ihre Abstammung vom Molosser-Urtyp ist den Vierbeinern noch deutlich anzusehen.

Während der Besetzung der Baleareninsel Menorca durch die Briten (1708 bis 1802) waren Hundekämpfe eine beliebte Form der Unterhaltung. Die örtlichen „Bullenbeißer“ wurden hierfür mit importierten englischen Kampfhunden gekreuzt. Aufgrund ihrer Kraft waren die daraus hervorgehenden Hunde, die dem heutigen Ca de Bou entsprechen, eine besonders „erfolgreiche“ neue Rasse.

Allerdings sank die Zahl der starken Hunde dramatisch, nachdem Tierkämpfe 1883 in Spanien verboten wurden. Hundefans auf dem Festland gelang es jedoch, die fast verschwundene Rasse durch Rückkreuzungen mit Ca de Bestiar, Bulldogge und Staffordshire Terrier zu „rekonstruieren“. 1928 wurde der erste Rassestandard schriftlich festgehalten: Ziel war es, das Erscheinungsbild der Hunde etwas zu vereinheitlichen. Schon im darauffolgenden Jahr stellte man den Ca de Bou auf einer Ausstellung in Barcelona als neue spanische Rasse vor.

Der Ca de Bou ist seit 1963 eine vom Dachverband Fédération Cynologique Internationale (FCI) anerkannte Rasse, die in Spanien besonders als Wachhund auf dem Land eingesetzt wird. In Deutschland findest du dagegen bisher nur vereinzelt Züchter des Ca de Bou.

 
Wenn du den Ca de Bou interessant findest, könnten dir auch der Dogo Argentino, der Dogo Canario oder der Rottweiler gut gefallen!

Charakter des Ca de Bou

Angesichts seiner Vergangenheit als vierbeinigem „Kampfsportler“ könnte man annehmen, es handele sich beim Ca de Bou um einen grimmigen Vierbeiner mit geringer Reizschwelle. Weit gefehlt: Der Ca de Bou gilt als liebenswerter, fröhlicher Hund, der aufgrund seiner Freundlichkeit einen hervorragenden Familienhund abgibt. Dabei verfügt das Tier über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt und ist zu seinen Menschen absolut loyal. Der Ca de Bou eignet sich daher als Wach- und Schutzhund mit direktem Anschluss an sein zweibeiniges „Rudel“. Er kann verschmust sein und Körperkontakt suchen.

Darüber hinaus ist der Ca de Bou ein ausgesprochen intelligenter Hund, der sich oft als überraschend verspielt erweist. Er ist anpassungsfähig und arrangiert sich schnell mit neuen Situationen und Umgebungen, solange er in deiner Nähe sein darf. Der enge Kontakt zu dir ist elementar für den Ca de Bou, du solltest ihn daher nie lange allein lassen.

Der Ca de Bou lässt sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen – selbst von Artgenossen lässt er sich kaum provozieren. Mit Kindern ist er gut verträglich, bei Haustieren wie Katzen spielt die individuelle Sozialisierung eine wichtige Rolle. Fremden gegenüber verhält der Ca de Bou sich misstrauisch und bewährt sich als aufmerksamer Beobachter, dem nichts entgeht. „Vorsorgliche“ Aggression zeigt er zwar nicht, kann aber zu territorialem Verhalten neigen.

Ca de Bou steht auf Feld und schaut herüber

Ca de Bou: Erziehung und Haltung

Eines vorweg: Der Ca de Bou ist kein Listenhund. Um ihn halten zu dürfen, musst du also keine besonderen Auflagen erfüllen. Dennoch solltest du, wenn du dich für einen Ca de Bou entscheidest, bereits etwas Erfahrung als Hundebesitzerin oder -besitzer mitbringen. Den starken Wachinstinkt der Rasse musst du durch sorgfältige Erziehung in die richtigen Bahnen lenken. Entscheidest du dich für einen jungen Hund, ist der Besuch einer Welpengruppe und Hundeschule hilfreich für die Sozialisation mit Artgenossen.

Der Vierbeiner benötigt unbedingt eine konsequente Erziehung mit klaren Ansagen, denn kleine Schwächen weiß er für sich auszunutzen. Härte ist jedoch fehl am Platz: Die Basis für das Zusammenleben von Mensch und Hund ist ein starkes, ungetrübtes Vertrauensverhältnis, das du durch Inkonsequenz oder übertriebene Strenge erschüttern würdest. Der Ca de Bou hat einen stark ausgeprägten „Will to please“, also das Verlangen, dir zu gefallen.

Der Bewegungsdrang des Ca de Bou ist stark ausgeprägt: Plane entsprechend viel Auslauf ein. Ideal ist es, wenn der Hund ganztags Zugang zu einem gesicherten Garten oder Grundstück hat. Alternativ sind Hundesport, Apportieren und Fährtensuche gute Möglichkeiten, bei denen dein Hund Energie loswerden kann. Ebenso wenig darf beim Ca de Bou Langeweile aufkommen. Aufgrund seiner Schlauheit benötigt er ständig Anregung und erweist sich als gelehrig, wenn es beispielsweise darum geht, kleine Tricks zu lernen. Berücksichtige außerdem, dass es sich um einen sehr starken Hund handelt. Du solltest über ausreichend körperliche Kraft verfügen, um nicht mitgerissen zu werden, sobald das Tier einmal an der Leine zieht.

Pflege des Ca de Bou

Gar keine Umstände macht dir die Fellpflege des Ca de Bou. Sein kurzes, dichtes Fell hat kaum Unterwolle und muss nur ein bis zwei Mal die Woche abgestrichen werden, um lose Haare zu entfernen. Gut geeignet zu diesem Zweck ist eine Gumminoppen-Bürste. Regelmäßig kontrollieren musst du allerdings die Hautfalten an Gesicht und Ohren deines Vierbeiners, um mögliche Entzündungen frühzeitig zu erkennen.

Eine besondere Ernährung ist beim Ca de Bou nicht zu beachten. Wie bei jeder Hunderasse solltest du Wert auf gute Qualität im Napf legen, das bedeutet: ein möglichst hoher Fleischanteil und getreide- und zuckerfreie Rezepturen, ab und zu ein Hundesnack als Leckerli. Allerdings ist es ratsam, die Futtermenge genau zu kalkulieren, da der Ca de Bou dazu neigt, zu viel zu fressen und zu dick zu werden.

Die Lebenserwartung eines Ca de Bou liegt im Durchschnitt zwischen zehn und zwölf Jahren.

Besonderheiten des Ca de Bou

Typische Krankheitsdispositionen des Ca de Bou im Kontext der Rassehundezucht sind nicht bekannt, im Großen und Ganzen handelt es sich um eine Hunderasse mit sehr solider Gesundheit. Wie bei vielen größeren Hunden besteht jedoch ein gewisses Risiko zur Entwicklung von Hüftleiden.

Wenn du einen Ca de Bou als vierbeinigen Partner aufnehmen willst, kann es sich lohnen, Kontakt zu spanischen Tierschutzorganisationen aufzunehmen. Dort ist die Rasse sehr populär und es kommt häufig vor, dass heimatlose Fellnasen auf der Suche nach einem liebevollen neuen Zuhause sind. Vielleicht findest du in den Karteien der örtlichen Organisationen deinen vierbeinigen Freund fürs Leben.

SteckbriefCa de Bou

Rasse:
Ca de Bou (alternativ: Perro dogo mallorquin, Mallorca-Dogge/ Mastiff)
Herkunft:
Spanien
Klassifikation:
Molossoide; doggenartige Hunde
Größe:
mittelgroß (Rüden: 55 bis 58 Zentimeter, Hündinnen 52 bis 55 Zentimeter)
Gewicht:
35 bis 38 Kilogramm (Rüden), 30 bis 34 Kilogramm (Hündinnen)
Körperbau:
kräftig, muskulös mit breiter Brust, kräftigem Nacken und markantem Kopf
Augen:
groß, oval, dunkel
Ohren:
kleine, hoch ansetzte „Rosenohren“
Fell und Farbe:
kurzes, dichtes Fell in Goldgelb, Loh- oder Sandfarben, Beige, Schwarz; gegebenenfalls gestromt und mit weißen Flecken an Pfoten, Brust und Fang
Besonderheiten:
unter den Molossoiden eine besonders „sportliche“ Rasse
Charakter
temperamentvoll, freundlich, unbestechlich
Pflege:
unkomplizierte Fellpflege, gelegentliches Bürsten
Gesundheit:
keine rassespezifischen Krankheiten bekannt

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