Klimafreundliche Hundehaltung
01.04.2024 - Lesedauer: 6 Minuten
Für eine bessere Ökobilanz: Mit einfachen Mitteln zur klimafreundlichen Hundehaltung
Über zehn Millionen Hunde leben in Deutschland – Tendenz steigend. Forschende haben in den letzten Jahren Berechnungen zur Ökobilanz von Haustieren erstellt, die zeigen, dass unsere tierischen Lieblinge einen größeren ökologischen Pfotenabdruck hinterlassen als vermutet. Doch eine nachhaltige, klimafreundliche Hundehaltung ist möglich. Wie ihr sie Schritt für Schritt umsetzen könnt, beschreiben wir in diesem Ratgeber.
Was belastet die Hunde-Ökobilanz?
Eine Studie aus dem Jahr 2020 von Prof. Dr. Matthias Finkbeiner von der Technischen Universität Berlin ergab, dass ein 15 Kilogramm schwerer Durchschnittshund im Verlauf von 13 Lebensjahren ungefähr 8,2 Tonnen CO2 verursacht. Zum Vergleich: Das entspricht etwa 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona. Hinzu kommt im Verlauf der 13 Jahre etwa eine Tonne Kot und 2000 Liter Urin – beides belastet Böden und Gewässer. Bei der Studie handelt es sich um die erste Ökobilanz, die für den kompletten Lebensweg eines Hundes erstellt wurde – vom Hundefutter bis hin zum Häufchen. Selbst die Forschenden waren überrascht, wie groß der CO2-Pfotenabdruck ausfiel.
Doch die gute Nachricht ist, dass du mit einfachen Mitteln etwas dafür tun kannst, ihn zu verkleinern. Vielleicht setzt du vieles davon mit deinem Vierbeiner längst um, doch im Folgenden haben wir einige Tipps und Vorschläge für dich, wie du die Hundehaltung klimafreundlicher und nachhaltiger gestalten kannst. Übrigens, aus Klimasicht ist die Größe deines Hundes entscheidend. Ein Dackel ist im Durchschnitt klimafreundlicher als eine Dogge, obwohl seine Lebenserwartung höher ist. Grund dafür ist, dass besonders Futtermenge und Ausscheidungen klimatechnisch zu Buche schlagen.
Adoptieren statt kaufen
Es gibt keine offiziellen Zahlen, doch Schätzungen zufolge landen jedes Jahr 80 000 Hunde in deutschen Tierheimen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Trennungen, finanzielle Engpässe, Jobwechsel, eine unüberlegte Anschaffung. Verhaltensauffälligkeiten sind in den seltensten Fällen der Auslöser für die Abgabe im Tierheim. Nimmst du einen Hund aus dem Tierheim bei dir auf, gibst du nicht nur einem überglücklichen Vierbeiner ein neues Zuhause, sondern du wirkst auch einer Überpopulation, dem damit verbundenen CO2-Ausstoß, aber vor allen Dingen auch großem Tierleid entgegen.
Gesund und umweltbewusst – klimafreundliches Hundefutter
Mit klimafreundlichem Hundefutter kannst du in Sachen umweltverträgliche Hundehaltung einen großen Schalter umlegen. Doch bei aller Liebe zur Umwelt: In erster Linie muss das Hundefutter natürlich den Nährstoffbedarf deines Hundes decken und gut verträglich sein. Dabei musst du auch das Alter, den Gesundheitszustand, das Fitnesslevel und besondere Bedürfnisse deines Hundes – wie Allergien oder Erkrankungen – berücksichtigen.
Erfreulicherweise hat es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom bei den klimafreundlichen Hundefuttervarianten gegeben, sodass für jedes Leckermaul das richtige Futter dabei ist. Die Palette reicht von Hundefutter aus Biofleisch über Hundefutter auf Basis von Insektenprotein bis hin zu vegetarischem und veganem Hundefutter. Auch muss es nicht immer die Komplettumstellung sein – selbst wenn du auf vegetarische Leckerli zurückgreifst oder Gemüse zwischendurch als Snack verfütterst, leistest du bereits einen Beitrag. So kannst du zum Beispiel aus wenigen Zutaten ein leckeres vegetarisches Hundeeis zubereiten, das deinen Liebling an heißen Sommertagen ganz ohne Klimaanlage abkühlt.
Auch bei der Verpackung der Futtermittel lohnt sich ein kritischer Blick: Besonders umweltfreundlich schneiden die verschiedenen Trockenfuttervarianten ab. Vom Trockenfutter bekommt dein Hund eine kleinere Portion als vom Nassfutter. So hält ein großer Sack Trockenfutter lange vor und kann mit wenig Verpackungsmüll punkten. Darüber hinaus solltest du auf die Inhaltsstoffe achten. Hierbei gilt: Je geringer der Fleischanteil, umso klimafreundlicher. Beim Fleisch kannst du dich an Bio-Siegeln orientieren: Es gibt etliche Bio-Siegel, die unterschiedlich strenge Anforderungen erfüllen. Allerdings muss jedes Siegel bestimmte Mindeststandards einhalten. Grundsätzlich werden damit Produkte gekennzeichnet, die aus ökologischem Landbau stammen. Verwendet der Futterhersteller regionale Zutaten, wie Kartoffeln und Erbsen, kannst du gleich den nächsten Haken setzen, denn bei diesen wird weniger CO2 im Transport und im Anbau ausgestoßen.
Bist du dir nicht sicher, wie du eine Ernährungsumstellung angehen sollst oder ob der Gesundheitszustand deines Hundes eine bestimmte Futtervariante zulässt, kannst du dich bequem per Videochat an unser Team von Dr. Fressnapf wenden. Bei der Ernährungsberatung stellen unsere Tierärtz:innen ein individuelles Ernährungskonzept für deinen Vierbeiner zusammen.
Klimafreundliche Pflegeprodukte für Hunde
Auf Naturprodukte in der Pflege zu setzen, tut nicht nur der Umwelt gut, sondern auch deinem Vierbeiner. Natürliche Pflegeprodukte sind frei von toxischen Stoffen, wie zum Beispiel Mineralöl, enthalten kein Mikroplastik und sind sanfter zu Haut und Fell. Achte auch darauf, ob sie tierversuchsfrei getestet und vegan sind. Im Fachhandel findest du eine große Auswahl von Haut- oder Fellpflegeprodukten auf natürlicher Basis wie zum Beispiel festes Hundeshampoo oder Bio-Pfotenbalsam. Eine langlebige Holzbürste mit Naturborsten ist nicht nur ein Allrounder in der Fellpflege, sondern bei vielen Hunden wegen der sanften Hautmassage sehr beliebt.
Auch im Zeckenschutz kommen einige umweltfreundliche Alternativen auf Basis von natürlichen Pflanzenextrakten zum Einsatz, wie zum Beispiel Schwarzkümmelöl, Kokosöl, Fellsprays . Ob dieser Schutz ausreichend ist und funktioniert, ist jeweils im Einzelfall abzuwägen. Bei Reisen in den Mittelmeerraum beispielsweise ist ein effektiverer Schutz vor Parasiten notwendig.
Langlebiges, klimafreundliches Hundezubehör
Beim Hundezubehör kannst du eure Umweltbilanz verbessern, wenn du auf Leinen, Geschirre, Körbchen und Spielzeuge aus Naturmaterialien oder recyceltem Material setzt. Denke auch über die Haltbarkeit der Produkte nach. Ein langlebiges Produkt – auch wenn es in der Anschaffung mehr kostet – ist auf lange Sicht günstiger und umweltfreundlicher. Kommen wir von der Wegwerfmentalität weg, machen wir den Weg frei für echte Nachhaltigkeit!
Eine gute Ökobilanz haben Produkte, die weitgehend auf Plastik und Kunststoffe verzichten und stattdessen auf natürliche Rohstoffe und biologisch abbaubare Materialien setzen. Das gilt vor allen Dingen bei Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel Kotbeuteln, von denen man über die Jahre zwangsläufig eine ganze Menge – bei unserem Durchschnittshund rund 15 000 – verwendet. Biologisch abbaubare Kotbeutel gibt es in verschiedenen Varianten: Manche enthalten sogenannte EPI-Kunststoffe. Das sind Zusätze, die klassische Kunststoffe bioabbaubar machen. Andere basieren auf nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Mais, Zucker, Stärke oder Zellulose. In jedem Fall eine saubere Sache!
Umweltfreundlich und individuell: Upcycling
Bastelst du gerne? Die sozialen Medien sind voll von fantastischen und kreativen Upcycling-Ideen für Haustiere! Aus alt Neu zu machen finden auch wir super. Wir haben einige Upcycling-Ideen für Hundespielzeuge für dich zusammengestellt.
Klimafreundlich unterwegs mit Hund
Fährst du mit deinem Hund in den Urlaub, bist du wahrscheinlich schon klimafreundlicher unterwegs als Erholungssuchende ohne Hund. Die meisten Hundebesitzer:innen fliegen deutlich seltener in den Urlaub, unternehmen keine Kreuzfahrten und steigen eher selten in All-inclusive-Hotels mit Poollandschaft und Klimaanlage ab. Der Ferienhausurlaub steht ganz oben der Liste der Hundefreund:innen, die meist ihrem Vierbeiner zuliebe nicht in die Ferne schweifen, sondern eher kürze Anfahrtsstrecken im Inland oder in den direkten Nachbarländern wählen. In Sachen Urlaub kannst du also vermutlich punkten!
Wenn du jetzt deinem Hund noch beibringst, Bus und Bahn zu benutzen, damit ihr für Ausflüge nicht auf das Auto angewiesen seid, habt ihr klimamäßig die Nase weit vorn. Auch der gute alte Drahtesel sorgt für eine positive Klimabilanz. Mit etwas Training lernt dein Hund schnell, neben dem Fahrrad herzulaufen, und ihr tut gleich noch etwas für seine Auslastung und deine Gesundheit.
10 Tipps für eine klimafreundliche Hundehaltung
Neben den oben genannten Tipps gibt es einige weitere Dinge, die ihr aktiv für den Klimaschutz tun könnt, um euren CO2-Pfotenabdruck zu verkleinern.
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1. Müll sammeln beim Gassigehen: Nimm auf deine nächste Gassirunde doch einfach einmal einen Müllsack mit. An vielen beliebten Ausflugszielen gibt es zu wenig Mülleimer, sodass leider eine Menge Unrat in der Natur landet. Während dein Hund schnüffelt, sammelst du Müll, und ihr tut der Umwelt etwas Gutes!
2. Unnötige Verpackungen vermeiden: Manche Umverpackungen lassen sich natürlich nicht vermeiden, doch zum Beispiel Leckerli gibt es häufig lose zu kaufen.
3. Zweite Wahl: Kaufst du Gemüse für deinen Hund, wird er sicher keinen Wert auf die Optik des Grünzeugs legen. Unförmiges, aber genauso leckeres und gesundes Obst und Gemüse wird in vielen Läden bereits als zweite Wahl angeboten. Wir empfehlen: Zugreifen!
4. Hundekot immer aufsammeln: Der Durchschnittshund produziert in 13 Lebensjahren etwa eine Tonne Kot. Dieser Kot spielt durch den hohen Phosphor-, Stickstoff- und Schwermetallgehalt bei der Überdüngung der Böden und der Wasserverschmutzung eine große Rolle. Daher solltet ihr nie ohne Kotbeutel unterwegs sein – am besten mit einem biologisch abbaubaren.
5. Klimafreundliche Snacks: Natürlich kommt es beim Futter zunächst darauf an, was dein Liebling gut verträgt, aber vielleicht kannst du seinen Speiseplan um klimafreundliche Snacks und Futteroptionen erweitern? Auch kleine Änderungen können in der Summe eine große Wirkung haben.
6. Staycation: Für die meisten Hunde sind lange Reisen eine Strapaze. Wie wäre es einmal mit einem Urlaub zu Hause mit Ausflügen ins Naherholungsgebiet und jeder Menge Entspannung? Neben der positiven Ökobilanz vermeidest du so auch Stress für deinen Hund und die Gefahr von Reisekrankheiten.
7. Entspannt in den Öffis: Bringe deinem Hund schon als Welpe bei, die öffentlichen Nahverkehrsmittel zu benutzen. So könnt ihr bei Ausflügen auf das Auto verzichten und beide entspannen.
8. Zero Food Waste: Wirfst du viel Futter weg, weil dein Hund immer einen Rest im Napf lässt? Verkleinere die Portionen einfach und füttere bei Bedarf noch etwas nach.
9. Tausch-Börse: Dein Hund ist aus seinem Welpengeschirr herausgewachsen? In vielen Hunde-Communitys wird gern getauscht. Sein endgültiges Geschirr solltest du zwar unbedingt passgenau kaufen, aber vielleicht findet er an einem anderen Second-Hand-Artikel Freude.
10. Übergewicht ist schädlich: Manche Umverpackungen lassen sich natürlich nicht vermeiden, doch zum Beispiel Leckerli gibt es häufig lose zu kaufen.