Blue Merle beim Hund: Genmutation mit Risikofaktor
15.08.2025 - Lesedauer: 9 Minuten

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Hunde mit Blue-Merle-Faktor gehören aktuell zu den besonders beliebten Vierbeinern. Hervorgerufen wird das unverwechselbare Aussehen durch eine Genmutation, die auch Auswirkungen auf die Gesundheit des Hundes haben kann. Erfahre mehr darüber, was es mit dieser Veränderung der Erbsubstanz auf sich hat.
- Wie sieht ein Hund mit Blue-Merle-Faktor aus?
- Sehen alle Blue-Merle-Hunde gleich aus?
- Wie erkenne ich den Blue-Merle-Faktor beim Hund?
- Welche Hunderassen mit Blue-Merle-Gen gibt es?
- Welche Farben hat ein Blue-Merle-Australian-Shepherd?
- Was ist ein Blue-Merle-Border-Collie?
- Wie viel kostet ein Border-Collie mit Blue-Merle-Färbung?
- Was ist ein Blue-Merle-Sheltie?
- Was ist eine Französische Bulldogge mit Blue Merle Gen?
- Ist ein Hund mit Blue Merle eine Qualzucht?
- Fazit: Hunde mit Blue Merle verlangen hohes Verantwortungsbewusstsein von den Züchtern
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Blue Merle Faktor beim Hund wird durch eine Genmutation verursacht. Wenn man zwei Genträger miteinander kreuzt, können sich die Auswirkungen neben einer veränderten Fellfarbe auch in Form von Erkrankungen der Augen und Ohren zeigen.
- Hunde, die Träger des Merle-Gens sind, dürfen nicht miteinander verpaart werden. Die gesundheitlichen Effekte gelten in Deutschland als Qualzuchtmerkmale.
- Da die Farbgebung keinen eindeutigen Hinweis auf die Genmutation gibt, muss ein seriöser Züchter bei seinen Tieren einen M-Lokus Test durchführen.
Wie sieht ein Hund mit Blue-Merle-Faktor aus?
Schwarz, weiß, grau und braun. In dieser Farbkombination präsentieren sich die äußerst populären Blue-Merle-Hunde der unterschiedlichsten Rassen. Das Erscheinungsbild der Hunde ist ebenso vielgestaltig, kaum ein Tier gleicht dem anderen.
Damit es zu der charakteristischen Blue-Merle-Färbung kommt, muss eine genetische Veranlagung vorliegen. Dabei wird das Farbpigment Eumelanin aufgehellt und ein Teil der Pigmentierung an Haaren und Haut weist eine spezielle Fellzeichnung auf. Ursache für die Scheckung ist eine Genmutation.
Weitere optische Charakteristika für das Blue-Merle-Gen beim Hund:
- Augen: Die Farbe variiert zwischen Blau, Braun und Bernstein. Nicht selten hat ein Blue Merle Hund ein blaues und ein braunes Auge.
- Gesprenkeltes Fell: Durch die Aufhellung der schwarzen Fellbereiche entsteht ein Muster aus Weiß, Schwarz und Grautönen. Die rötlichen und bräunlichen Pigmentierungen bleiben in ihrem ursprünglichen Grundton erhalten.
- Nase: Auch die Nase von Hunden mit Blue Merle Effekt variiert in verschiedenen Farben. Häufig ist sie von hellen Flecken benetzt.
Sehen alle Blue-Merle-Hunde gleich aus?
Das vielgestaltige Erscheinungsbild von Blue Merle macht diese Fellzeichnung für viele Hundefans zu einem unwiderstehlichen Blickfang. Tweed-Muster mit großflächigen Farbplatten in wechselnden Schattierungen kommen ebenso vor wie eine gleichmäßige Sprenkelung und alle erdenklichen Variationen dazwischen. Ein Teil der Hunde zeigt die typische Farbgebung nur ansatzweise, bei anderen ist sie in kräftigen Tönen voll ausgeprägt. Da die Genmutation auch Augen und Schleimhäute betrifft, sind Hunde mit blauen oder verschiedenfarbigen Augen keine Seltenheit. Die Nase kann komplett aufgehellt oder fleckig gefärbt sein.
Neben dem Blue-Merle-Farbschlag gibt es auch die Red- oder Chocolate-Merle-Variante. Dabei handelt es sich um Hunde, deren Grundfarbe nicht schwarz, sondern braun ist. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen zu Hunderassen mit Tüpfel- oder Stichelfell, die zusätzlich angezüchtete, dunkle Flecken tragen.

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Wie erkenne ich den Blue-Merle-Faktor beim Hund?
Das Erkennen des Blue-Merle-Faktors beim Hund ausschließlich anhand der Fellfarbe, gestaltet sich auch für erfahrene Hundeexperten mitunter schwierig. Sicherheit kann nur ein Gentest liefern. Bei rötlich gefärbten Hunden, bei denen die Schwarz-Braun-Pigmente gänzlich fehlen, zeigen sich keine äußeren Anzeichen für die Genmutation. Aber auch braune oder schwarze Hunde weisen teils keine oder nur eine angedeutete Merle-Färbung auf. Aufschluss geben kann das Aussehen des Nasenspiegels sowie der Augenränder und Mundwinkel, da auch diese Bereiche mit Eumelanin pigmentiert und entsprechend aufgehellt sein können.
Das Merle-Gen oder fachsprachlich SILV-Gen auf M-Lokus hat aber nicht nur Auswirkungen auf das farbliche Aussehen. Fehlende Pigmentzellen können zu schweren Missbildungen an Augen und Ohren führen, die sich in Blind- und Taubheit äußern. Entscheidend dabei ist die genetische Linie. Während homozygote Tiere großen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind, ist dies bei heterozygoten Individuen nicht der Fall. Als Homozygot werden reinerbige Tiere bezeichnet, deren Eltern beide Träger des Merle-Gens sind. Hunde, bei denen nur ein Elternteil den Blue-Merle-Faktor aufweist, sind von den Defekten der Sinnesorgane nicht betroffen.
Folgende gesundheitlichen Schäden können auftreten
- Fehlbildungen der Ohren, Taubheit & Gleichgewichtsstörungen
- Fehlbildungen der Augen
- Sonnenunverträglichkeit, Hautkrebs
Weitere Folgen betreffen eine Fehlbildung des Skeletts, der Geschlechtsorgane und Organe sowie eine Deformation insbesondere des Herzens und eine geringe Lebenserwartung. Bei diesen Punkten handelt es sich jedoch um Vermutung, die weiteren wissenschaftlichen Test und Analysen unterzogen werden müssen.
Gewissheit bezüglich des Blue-Merle-Gens beim Hund gibt letzten Endes nur ein Gentest. Durchgeführt wird der Test auf dem M-Lokus-Gen. Relevant für den Gesundheitsstatus eines Tieres ist die genetische Veranlagung der Elterntiere. Sind beide Elternteile Träger des Gendefekts, dürfen diese nicht verpaart werden, denn die Gefahr missgebildeter Nachkommen ist zu groß.
Diese Genvarianten kommen bei Blue-Merle-Hunden vor:
Kryptische Merle-Hunde (Mc & Mc+) | Keine Veränderung der Fellfarbe Nur kleine, unauffällige Bereiche |
Atypische Merle-Hunde (Ma & Ma+) | Meist verdünnte Fellfarbe; Rötliche Veränderung möglich |
Klassische Merle-Hunde (M) | Große, unregelmäßig geformte, vollständig pigmentierte Bereiche; Verteilung der Flecken ist zufällig; Häufig in begrenzten Bereichen |
Harlekin Merle Hunde (Mh) | Haar zwischen verdünnten und voll pigmentierten Bereichen vollständig weiß; „Patchwork“ oder „Tweed“ (mehrere Farben mit mehreren Schattierungen) |
Kein Merle-Hund (Wildtyp-Allel m) | Keine Veränderung am SILV-Gen; Normale, ursprüngliche Fellfärbung und keine Aufhellungen |
Neben dieser generalisierten Klassifizierung gibt es noch wesentlich detailliertere Genklassifizierungen, die weiteren Aufschluss bezüglich der Gefahr von Missbildungen geben.
Anhand der Genkombinationen wird deutlich, dass ein Züchter nur dann sicher mit merlefarbenem Nachwuchs rechnen kann, wenn er zwei Hunde mit Merle-Gen miteinander verpaart und das große Risiko von Missbildungen in Kauf nimmt. Seriöse Züchter sind über die Genetik ihrer Zuchttiere im Bilde, um die Gefahr von geschädigten Welpen auszuschließen.
Seriöse Züchter kennen die Genetik ihrer Tiere
Wenn du mit der Anschaffung eines Blue-Merle-Hundes liebäugelst, solltest du dich vorab vom Züchter über die Genetik des von dir auserkorenen Welpen informieren lassen. Kann ein Züchter dies nicht leisten oder weisen die vorhandenen Dokumente Lücken auf, ist große Vorsicht geboten.
Welche Hunderassen mit Blue-Merle-Gen gibt es?
Die große Beliebtheit des Aussehens bei Hunden mit Blue Merle hat dazu geführt, dass dieser Farbschlag zahlreichen Hunderassen verschiedener Herkunftsgebiete angezüchtet wurde. Der Australian Shepherd ist eine der Rassen, die der charakteristischen Blue Merle Zeichnung zu enormer Popularität verholfen haben.
Diese Blue-Merle-Hunde sind derzeit besonders beliebt:
Welche Farben hat ein Blue-Merle-Australian-Shepherd?
Grundlegend existieren zwei Grundfarben: Schwarz und Braun. Durch verschiedene Abzeichnungen und die Merle-Zeichnung ergeben sich insgesamt 16 mögliche Farbvarianten.
Innerhalb dieser Farben können die Felltöne noch in verschiedenen Schattierungen variieren und auch die Merle-Zeichnung zeigt sich in ihrer Ausprägung vielfältig. Beim Blue Merle kann die Aufhellung der Grundfarbe verschiedene Töne von hellem Silber bis schiefergrau hervorrufen, während beim Red Merle die aufgehellte Grundfarbe von hellcreme bis ockerfarben reichen kann.
Die Merle-Flecken der Grundfarbe können in kleinen, regelmäßigen Flecken verteilt sein, in großen Platten auftreten oder nahezu den gesamten Hund bedecken. Als klassisch gelten Australian Sheepdogs mit Blue-Merle-Färbung dann, wenn ihr Fell gleichmäßig in Grau und Schwarz gesprenkelt ist.
Der Charakter eines Australian Shephards
Die liebenswerten Aussies gelten als lebhaft, beschützend und ihrem Menschen zugewandt. Ihre ausgeprägte Aufmerksamkeit macht sie zudem zu guten Hütehunden, die als überaus intelligent und lernbereit gelten. Beachte, dass ein Australian Shepherd angemessene Beschäftigungsmöglichkeiten braucht.
Was ist ein Blue-Merle-Border-Collie?
Der Blue-Merle-Border-Collie stellt keine eigenständige Rasse dar, er ist ein Border Collie mit Blue-Merle-Zeichnung. Die Grundfarbe beim Border Collie ist schwarz-weiß, braun (bis rötlich) weiß und rot. Die helleren Abzeichnungen werden durch das ASIP-Gen verursacht. Auch der Blue-Merle-Border-Collie wird nicht selten mit blauen Augen angetroffen.
Diese Merkmale zeichnen einen Blue-Merle-Border-Collie aus:
- typische Merle-Fellfärbung
- kurzes bis mittellanges Fell
- 46 bis 58 Zentimeter Schulterhöhe
- 13 bis 21 Kilogramm Gewicht
- muskulöser Körperbau
- bisweilen helle oder blaue Augen
Der Border Collie – ein Arbeitshund
Die Hunde von den Britischen Inseln sind äußerst intelligent und lernfähig und wollen von ihrem Halter dementsprechend gefordert werden. Die gutmütigen, agilen Tiere eignen sich hervorragend als Familienhunde, solange sie im Kreis der Familie ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten vorfinden.
Wie viel kostet ein Border-Collie mit Blue-Merle-Färbung?
Die Kosten für einen Blue-Merle-Border-Collie bewegen sich im Bereich von einigen hundert bis hin zu mehreren tausend Euro. Abhängig ist der Preis einerseits vom Alter. Junge, gerade entwöhnte Tiere erzielen in der Regel deutlich höhere Preise als bereits ältere Hunde. Ebenfalls preislich relevant ist die Zeichnung des Fells. Dabei kommt es, ebenso wie beim Blue-Merle-Collie, neben Musterung und Farbschlag auch auf die Intensität an, mit der sich der Merle-Faktor bei der Färbung des Fells durchsetzt.
Wenn du dir einen merlefarbenen Gefährten ins Haus holen möchtest, solltest du neben der Anschaffung auch den hohen Beschäftigungsaufwand und die laufenden Kosten in dein Kalkül mit einbeziehen. Artgerechte, hochwertige Hundenahrung ist ebenso ein Muss wie Hundespielzeug, ein bequemes Hundebett und Utensilien zur Fellpflege. Außerdem musst du die tierärztliche Versorgung deines Hundes sicherstellen.
Was ist ein Blue-Merle-Sheltie?
Blue-Merle-Shelties sind eine Varietät des Shetland Sheepdogs. Die Hunde stammen von den namensgebenden Shetlandinseln im Nordosten Schottlands. Es handelt sich bei den mittelgroßen Hunden um eine Kreuzung aus Border Collie und Grönlandhund, in die auch Merkmale des Collies eingezüchtet wurden. Die durchschnittliche Größe wird mit etwa 36 Zentimetern angegeben, wobei Abweichungen nach oben und unten möglich sind. Das üppige Haarkleid ist lang sowie in silbrigem Grau und in Weiß gehalten. Schwarze Flecken und eine schwarze Marmorierung kommen beim Sheltie mit Blue-Merle-Färbung vor. Mähne und Halskrause verleihen dem Aussehen eine unverwechselbare Note.
Nach dem FCI-Standard (2013) sind folgende Farbgebungen erlaubt:
- Dreifarbig: tiefschwarz mit weißen und braunen Abzeichnungen
- Zobel / Zobel-Weiß / dunkler Zobel: von hellem Gold bis sattem Mahagoni
- Blue Merle: klares und silbriges Blau mit schwarzer Sprenkelung und braunen Abzeichen
- Bi Blue: braune Abzeichen stärker ausgeprägt
- Schwarz-Weiß: tiefschwarz mit weißen Abzeichen (Bi-black)
- Schwarz mit Loh: tiefschwarzes Fell mit braunen/lohfarbenen Abzeichen
Shetland Sheepdog mit Blue-Merle-Faktor
Shelties werden als intelligent, wachsam, sanft, kräftig und lebhaft beschrieben. Den Hunden wird zudem ein inniges Verhältnis zu ihrem Halter und Reserviertheit gegenüber Fremden nachgesagt. Shelties eignen sich als Hüte- und Begleithunde, sie fühlen sich zudem im Hundesport wohl. Die agilen Vierbeiner von den Britischen Inseln machen auch als Rettungs- und Therapiehunde eine gute Figur. Auch Blue-Merle-Shelties sind von den genetisch bedingten Erkrankungen der Ohren und Augen nicht ausgenommen. Dementsprechend ist die Verpaarung zweier mischerbiger Individuen tabu.
Was ist eine Französische Bulldogge mit Blue Merle Gen?
Aufgrund der großen Beliebtheit wird in immer mehr Hunderassen der Blue-Merle-Farbschlag eingezüchtet. Dabei handelt es sich um offiziell nicht anerkannte Zuchtaktivitäten, die sich auf die Französische Bulldogge mit Blue-Merle-Färbung ebenso erstrecken wie auf Blue-Merle-Chihuahuas. Beide Rassen gelten ohnehin schon als Qualzuchten. Die Liebhaber Französischer Bulldoggen nehmen an der fehlenden offiziellen Anerkennung durch Zuchtverbände keinen Anstoß und sind bereit, beträchtliche Summen für ansprechend gezeichnete Tiere auszugeben. Preise weit jenseits der 1.000-Euro-Marke sind keine Seltenheit.
Ist ein Hund mit Blue Merle eine Qualzucht?
Das Deutsche Tierschutzgesetz stuft die Verpaarung zweier Hunde mit M-Gen als Qualzucht ein, da bei den Nachkommen genetische Defekte wie Taubheit, Blindheit und andere miteinhergehen, die in Deutschland unter die Qualzuchtmerkmale fallen. Erlaubt sind hingegen Züchtungen, bei denen ein Hund mit M-Gen und ein Hund ohne M-Gen miteinander Nachkommen zeugen. Nicht jeder Merle- Hund ist also eine Qualzucht.
Fazit: Hunde mit Blue Merle verlangen hohes Verantwortungsbewusstsein von den Züchtern
Hunde mit Blue-Merle-Gen haben dank ihres farbenfrohen Fellkleids viele Bewunderer und Fans. Damit es bei den auffällig gezeichneten Tieren zu keinen Gesundheitsproblemen an Augen und Ohren kommt, ist seitens der Züchter viel Verantwortungsbewusstsein gefragt. Die Paarung von Hunden mit den Merle Allele fällt in Deutschland unter Qualzuchten, wird von einigen jedoch weiterhin in Kauf genommen. Die Mischung reinerbiger, gesunder Tiere mit Genträgern bringt keine Risiken mit sich und wird von seriösen Züchtern berücksichtigt.