Inkontinenz beim Hund – Wenn der Vierbeiner Urin verliert
15.07.2025 - Lesedauer: 7 Minuten

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Inkontinenz bei Hunden ist auf das Alter oder auf ein gesundheitliches Problem zurückzuführen. Oft ereignet sich die Leerung der Blase im Schlaf, in vielen Fällen passiert es aber auch tagsüber an jedem beliebigen Ort. Meist bemerkst du die Harnschwäche deines Vierbeiners durch nasse Flecken auf dem Boden oder auf Möbeln. Oder es riecht in der Wohnung wahrnehmbar nach Hundeurin. Was du jetzt tun solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Das Wichtigste in Kürze:
- Inkontinenz beim Hund wird oft durch ein gesundheitliches Problem ausgelöst, dennoch kann sie bei einem älteren Hund auch einfach altersbedingt sein.
- Wenn du feststellst, dass dein Vierbeiner öfter unwillkürlich seinen Urin verliert, solltest du mit deinem Hund eine Tierarztpraxis aufsuchen.
- Medikamente und Therapien helfen in den meisten Fällen bei der Lösung des Problems oder unterstützen bei der weiteren Behandlung.
- Wichtig für deinen Hund ist es, dass du nicht schimpfst oder sonstige Bestrafungen vornimmst, denn das verschlimmert das Problem meist noch.
Ursachen für Inkontinenz beim Hund
Ob im Schlaf oder im Wachzustand, einigen Hunden passiert es, dass sie Harn verlieren. Ob auf dem Boden, im Körbchen oder auf dem Sofa: Wenn du wiederholt kleinere oder größere Urinlachen vorfindest, deutet das darauf hin, dass dein Hund eine Blasenschwäche hat. Diese ist per se nicht gefährlich für deinen Vierbeiner.
Grundsätzlich muss unterschieden werden, ob dein Hund den Urin nicht halten kann oder nicht halten will. Wenn er ungewollt Urin verliert, können gesundheitliche Probleme wie Nierenerkrankungen, Diabetes oder eine Blasenentzündung vorliegen. In jedem Fall solltest du deinen Hund in einer Tierarztpraxis untersuchen lassen, um dem auf den Grund zu gehen. Es gibt sehr viele verschiedene Ursachen für eine Blasenschwäche, die abgeklärt werden müssen.
Tierärztlichen Rat einholen
In den meisten Fällen ist eine Blasenschwäche beim Hund zwar unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Dennoch gibt es ernstere Ursachen, die eine schnelle tierärztliche Diagnose erfordern. Neurologische Erkrankungen, Tumore in der Blase oder Wirbelsäulenprobleme können ebenfalls zu Harnverlust führen. Besonders wenn die Inkontinenz plötzlich auftritt, mit Blut im Urin oder Schmerzen verbunden ist, sollte der Hund dringend untersucht werden.
Inkontinenz nach Kastration
Einige Hunde entwickeln erst nach der Kastration eine Blasenschwäche, die durch einen Mangel an Sexualhormonen ausgelöst wird. Besonders bei Hündinnen fehlt nach der Entfernung der Eierstöcke das Hormon Östrogen, welches eine wichtige Rolle für die Spannung des Schließmuskels einnimmt.
Doch auch Rüden können betroffen sein, wenn der Testosteronspiegel sinkt. In solchen Fällen helfen oft hormonelle Medikamente oder spezielle Wirkstoffe. In deiner Tierarztpraxis steht man dir bei der Auswahl und Behandlung zur Seite.
Was tun, wenn der Hund inkontinent ist?
Wenn du feststellst, dass dein Hund den Urin nicht halten kann, solltest du keine Zeit verlieren und rasch einen Termin bei deiner Tierarztpraxis machen. Denn nur Fachpersonal kann diagnostizieren, wo die Ursache der Inkontinenz liegt und welche Behandlung vorgenommen werden sollte.
Was du selbst tun kannst: Gib deinem Hund häufiger die Möglichkeit zum Pinkeln und zeige ihm deine bedingungslose Liebe. Denn natürlich versteht das Tier nicht, was passiert ist; Strenge oder Bestrafung sind definitiv nicht die richtigen Reaktionen. Bedenke immer: deinem Hund ist das Missgeschick meist auch unangenehm.
Inkontinenz beim Hund: welches Alter ist besonders betroffen?
Inkontinenz hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter des Hundes zu tun. Dieses Problem kann, sofern es durch eine Erkrankung oder ein anatomisches Problem mit dem Harnleiter auftritt, Hunde in jedem Alter treffen. Allerdings gibt es – wie bei Menschen – auch altersbedingte Inkontinenz bei unseren Vierbeinern. Ein bestimmtes Lebensalter kann dabei nicht pauschal angegeben werden. Der Alterungsprozess führt jedoch bei manchen Hunden dazu, dass die Muskelkraft nachlässt und damit auch die Spannung des Schließmuskels oder der Blase selbst. Ab einem gewissen Alter kann es auch passieren, dass die Blase ihre Fähigkeit verliert, größere Urinvolumen zu speichern. Das führt dazu, dass Hunde inkontinent werden.
Welches Mittel hilft bei Inkontinenz beim Hund?
Therapien und Medikamente müssen tierärztlich verschrieben werden, so viel ist klar. Eine pauschale Empfehlung von medizinischen Mitteln gibt es daher nicht, da Medikamente stets gezielt zur Behandlung der individuellen Ursache ausgewählt werden müssen.
Um deinem Hund und dir die – hoffentlich vorübergehende – Zeit der Inkontinenz zu erleichtern, kannst du allerdings wasserfeste Unterlagen oder Decken für zuhause oder fürs Auto besorgen, die dir bei weiteren Missgeschicken viel Reinigungsarbeit ersparen. Für den Schlafplatz des Hundes gibt es Schutzmatten, die den Bereich sauber und trocken halten. Und schließlich helfen bei Inkontinenz beim Hund wiederverwendbare Windeln, die umweltfreundlich sowie kostengünstig sind.
Neben den hygienischen Maßnahmen darfst du auch die emotionale Komponente nicht vernachlässigen. Fühlt dein Hund sich unwohl, ist es schwierig, das Problem in den Griff zu bekommen. Also musst du geduldig bleiben, den Hund positiv bestärken und ihm viel Zuneigung geben. Bestrafungen für urinbedingte „Unfälle“ sind mit Sicherheit der falsche Weg und erzeugen eine negative Atmosphäre, die das Unwohlsein des Hundes verstärkt und Stress sowie Angst auslöst.
Was sollte ich meinem Hund bei Inkontinenz füttern?
Eine Hundeinkontinenz bedeutet in der Regel nicht den Weltuntergang, sondern kann oft mit Schulmedizin und Zuwendung gelindert oder beseitigt werden.
Je nachdem, was die Ursache für die Inkontinenz deines Hundes ist, kann eine Futterumstellung sinnvoll sein. Es gibt z.B. spezielles Nieren– oder Blasenfutter, wenn hier die Problematik liegt. Besprich diese Optionen am besten mit deinem Tierarzt oder deiner Tierärztin, da nicht immer eine Umstellung notwendig oder sinnvoll ist.
Auch einige Kräuter und bestimmte Nahrungsergänzungen können helfen, die Blasenfunktion zu unterstützen. Gerade bei älteren Hunden kann es hilfreich sein, auf natürliche Ergänzung zu setzen, um die Harnwegsgesundheit zu fördern. Jedoch sollte dies nicht die alleinige Lösung sein.
Die richtige Ernährung für deinen Vierbeiner finden
Wenn du dir unsicher bei der Futterzusammenstellung bist und nicht weißt, ob dein Hund alle Nährstoffe erhält, die er benötigt, ist es immer sinnvoll, tierärztlichen Rat einzuholen. So kannst du bei einer tierärztlichen Ernährungsberatung im Detail abklären, wie du deinen Liebling bestmöglich unterstützen kannst. Unser Team von Dr. Fressnapf hilft dir, die optimale Ernährungsform für deinen Hund zu finden, auch bei speziellen Bedürfnissen wie Inkontinenz.
Wie reinigt man einen inkontinenten Hund?
Wenn du der Inkontinenz beim Hund mit Windeln begegnen kannst, ist das natürlich prima, jedoch ist das dauerhafte Tragen einer Windel ungeeignet. Unter der Windel (und dem Fell) haben viele Hunde eine sehr empfindliche Haut, die bei Inkontinenz ständig feucht ist. Zudem reibt die Windel noch auf der Haut, was zu entzündeten Stellen führen kann. Tägliches Säubern ist in dem Fall also Pflicht, nicht zuletzt aus Gründen des Geruchs. Verwende ruhig Babypuder für die betroffenen Stellen, das lindert die Entzündung. Nach Möglichkeit sollte zumindest nachts Luft an diesen Bereich gelangen. Solltest du Pflegeprodukte verwenden, dann stelle sicher, dass diese pH-neutral und für Hunde geeignet sind.
Die Pflege der Haut oder des Intimbereichs ist etwas einfacher, wenn du deinen Hund dort scherst. Zumindest das Waschen und Trocknen der entsprechenden Stellen beschleunigst du dadurch erheblich. Zudem verklebt das Fell nicht so stark, wenn Urin austritt. Jedoch solltest du hier auch auf die Fellstruktur deines Hundes achten. Denn Hunden mit Trimm-Fell tust du keinen Gefallen, wenn du zur Schermaschine greifst. Informiere dich vorher also immer genau, was für deinen Vierbeiner infrage kommt.
Was stärkt die Blase beim Hund?
Neben einer ausgewogenen Ernährung kannst du die Blasengesundheit deines Hundes gezielt unterstützen. Auch Bewegung spielt eine wichtige Rolle: Regelmäßige Aktivität über das normale Gassigehen hinaus kann die Blasenmuskulatur stärken und die Durchblutung fördern, was sich positiv auf die Blasenfunktion auswirken kann.
Gezieltes Training zur Stärkung der Blasenmuskulatur
Regelmäßige Bewegung ist wichtig, aber es gibt auch spezielle Übungen, die gezielt Beckenboden- und Blasenmuskulatur stärken:
- Balance-Training: Übungen auf instabilen Untergründen (Balance-Kissen oder Wackelbretter) trainieren die Tiefenmuskulatur.
- Bergauf-Spaziergänge: Das Laufen auf leicht ansteigendem Gelände aktiviert die Muskulatur im hinteren Körperbereich.
- Gezielte Übungen und Massagen: Tierphysiotherapie kann mit gezielten Übungen helfen, die Muskulatur um die Blase zu kräftigen.
Diese Maßnahmen können besonders bei altersbedingter Inkontinenz eine sinnvolle Ergänzung zur tierärztlichen Behandlung sein.
Fazit: Mit Inkontinenz beim Hund entspannt umgehen
Auch wenn es mitunter ärgerlich ist: Dein Hund kann nichts dafür, dass ihm hin und wieder ein inkontinenzbedingtes Malheur passiert. Auf keinen Fall solltest du ihn bestrafen, wenn du Urin auf dem Fußboden, im Bett oder auf dem Sofa entdeckst. Damit verlagert sich die Inkontinenz beim Hund auf die psychische Ebene, und dein Vierbeiner wird dadurch noch gestresster oder ängstlicher. Und auch dich selbst solltest du nicht dafür verantwortlich machen, denn Inkontinenz wird beim Hund nicht durch eine mangelnde oder falsche Erziehung ausgelöst. Mit gezielten Therapien und Medikamenten kann eine Blasenschwäche oder Inkontinenz durchaus behandelt werden.