Lagotto Romagnolo – der König der Trüffel

Lagotti erwiesen sich bereits im 16. Jahrhundert in den Lagunen von Comacchio und den Sumpfgebieten in der Niederebene der Emilia-Romagna als äußerst nützlich – und zwar bei der Jagd auf Blässhühner. Infolge der Trockenlegung der Sümpfe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die eifrigen Jagdhunde „arbeitslos“. Doch die alte Hunderasse bewährte sich schon bald auf einem neuen Terrain: der Trüffelsuche. Die unterirdisch wachsenden Edelpilze sind ausschließlich über den Geruchssinn zu finden, der beim Lagotto Romagnolo besonders stark ausgeprägt ist. So eignen sich die Hunde besser als jedes Trüffelschwein, das der Versuchung erliegt, den teuren Pilz einfach selbst zu fressen.

Hierzulande ist der Lagotto Romagnolo noch immer recht unbekannt – trotz seines familienfreundlichen Wesens und seiner guten Nase. Erst 1995 wurde die Rasse vom größten internationalen Dachverband, der „Fédération Cynologique Internationale“ (FCI), provisorisch anerkannt. Die offizielle Aufnahme in die Rassennomenklatur erfolgte im Jahr 2005.

Das wohl auffälligste Merkmal des Lagotto ist sein kurzes, gewelltes Haar. Das recht harte, dichte Fell ist leicht ölig und schützt – zusammen mit der ausgeprägten Unterwolle – vor großer Hitze und kaltem Wasser. Durch Züchtung sind sechs verschiedene Farbschläge entstanden: Bianco (Weiß), Marrone (Braun), Bianco Marrone (Weiß mit braunen Flecken), Roano Marrone (Braunschimmel), Arancio (Orange) und Bianco Arancio (Weiß mit orangefarbenen Flecken).

Von der Seite betrachtet verfügt der kleine bis mittelgroße Hund über eine beinahe quadratische Statur, die ihm ein kräftiges und rustikales Aussehen verleiht. Die Widerristhöhe bei Rüden liegt zwischen 43 und 48 Zentimetern, bei Hündinnen zwischen 41 und 46 Zentimetern. Die großen, runden Augen des Lagotto sind ockergelb bis dunkelbraun – sein Blick ist neugierig. Erregt etwas seine Aufmerksamkeit, hebt der Lagotto seine dreieckigen, herabhängenden Ohren mit runder Spitze leicht an.

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Wer zum ersten Mal einen Lagotto Romagnolo sieht, vermutet, es mit einem Pudel oder Pudelmischling zu tun zu haben. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr: Beide Rassen wurden ursprünglich bei der Wasserjagd eingesetzt. Es gibt jedoch einige Unterschiede zwischen den beiden Hunden: Während der Pudel für seine eleganten Locken bekannt ist, hat der Lagotto ein dichtes, anliegendes Fell, das regelmäßig getrimmt werden muss. Außerdem ist der Lagotto Romagnolo etwas kleiner und kompakter als der Standardpudel.

Der Lagotto Romagnolo ist ein gehorsamer und intelligenter Hund, der sich als überaus aufmerksam und lernfreudig erweist. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem idealen Begleiter für verschiedene Aufgaben. Der Jagdinstinkt entwickelte sich durch die Umerziehung zum Trüffelhund immer weiter zurück. Heute zeichnet sich der Lagotto vor allem durch seine ausgeglichene und freundliche Art aus.

Der Lagotto Romagnolo ist im Allgemeinen kein übermäßiger Kläffer. Sein ruhiges Wesen macht ihn bei Familien und älteren Menschen äußerst beliebt. Natürlich kann das Bellen von Hund zu Hund variieren und hängt auch von der Erziehung und den Umständen ab. Insgesamt gilt der Lagotto jedoch als eher ruhig und bellt nur, wenn es einen guten Grund dafür gibt, wie zum Beispiel bei Gefahr oder zur Kommunikation mit seinem Besitzer.

Lagotti sind normalerweise gutmütig und zeigen selten aggressives Verhalten, insbesondere gegenüber Menschen. Wie bei allen Hunden kann das Verhalten eines Lagottos jedoch von verschiedenen Faktoren abhängen, unter anderem davon, wie er aufgezogen und erzogen wurde, sowie von seiner Umgebung und seinen Erfahrungen. Eine angemessene Sozialisierung und Erziehung sind entscheidend, um sicherzustellen, dass ein Lagotto Romagnolo gutmütig und ausgeglichen bleibt.

Die Rasse ist bekannt für ihre liebevolle, geduldige und freundliche Art, insbesondere im Umgang mit Kindern. Als Familienhund liebt der typische Lagotto deshalb lange Spaziergänge ebenso wie ausgiebige Schmusestunden. Mit anderen Haustieren vertragen sie die Hunde in der Regel gut, insbesondere wenn sie von klein auf daran gewöhnt werden. Ihr mittleres Energielevel macht sie zu flexiblen Begleitern, solange sie ausreichend Bewegung und geistige Herausforderungen erhalten.

Der Lagotto Romagnolo gilt als leichtführig und gut erziehbar, was ihn zu einem idealen Anfängerhund macht. Er ist sehr anhänglich und sucht stets die Anerkennung seines Halters. Damit aus dem intelligenten und energiegeladenen Vierbeiner ein ausgeglichenes und friedfertiges Familienmitglied wird, sollte bei der Erziehung einiges beachtet werden: Ein liebevoller und respektvoller Umgang sowie positive Erfahrungen mit anderen Hunden sorgen für eine erfolgreiche Sozialisierung. Positive Verstärkung und Konsequenz helfen darüber hinaus, erwünschtes Verhalten zu fördern.

Damit der Lagotto sein Potential als fröhlicher und friedlicher Begleiter voll entfalten kann, braucht er ausreichend menschlichen Kontakt und eine liebevolle Umgebung. Ein junger Hund sollte daher nicht länger als zwei bis drei Stunden allein gelassen und unbedingt schrittweise an die Abwesenheit seines Besitzers gewöhnt werden. Ein ausgewachsener Lagotto Romagnolo kann in Ausnahmefällen auch länger allein gelassen werden – ein Zeitraum von vier bis sechs Stunden sollte jedoch nicht allzu oft überschritten werden.

Lagotti sind arbeitsfreudig. Daher brauchen sie ausreichend Gelegenheit zum Spielen, Toben und Lernen. Ein Haus mit Garten ist dem energiegeladenen Hund lieber als eine Etagenwohnung. Intelligentes Spielzeug, Nasenarbeit und Gehorsamkeitsübungen sind gute Möglichkeiten, seinen Geist zu beschäftigen. Sein Spürsinn kommt dem Lagotto bei Hundesportarten wie Mantrailing (Personensuche) oder der Suche nach Gegenständen – es müssen nicht immer Trüffel sein – zugute. Agility-Training stärkt die körperliche Fitness und die Bindung zum Menschen. Viele Lagotti lieben zudem das Wasser und sind ausgezeichnete Schwimmer. Wasserarbeit, wie beispielsweise das Apportieren von Gegenständen oder die Teilnahme an Wasserrettungskursen, können eine gute Möglichkeit sein, diese natürliche Fähigkeit zu nutzen. Viele Lagotti Romagnoli eignen sich außerdem hervorragend als Begleit- oder Katastrophenhunde.

Der Lagotto Romagnolo gilt als pflegeleichter Hund, der wenig bis gar nicht haart. Da das Fell zu Verfilzungen neigt, solltest du es zweimal jährlich scheren. Ohren, Zähne und Krallen bedürfen besonderer Pflege: Entferne einmal im Monat die Haare, die ins Innenohr wachsen, und reinige die Ohren, um Entzündungen vorzubeugen. Die Krallen sollten regelmäßig gekürzt werden, um Verletzungen und Schmerzen zu vermeiden. Das regelmäßige Bürsten der Zähne beugt zudem der Bildung von Zahnstein vor. Eine liebevolle Pflege sorgt nicht nur für ein gepflegtes Äußeres, sondern kann auch die Bindung zwischen Tier und Mensch stärken.

Lagotti haben oft eine robuste Gesundheit, können aber anfällig für bestimmte Erbkrankheiten sein. Die Lysosomale Speicherkrankheit (LSD), eine Stoffwechselerkrankung, wurde erst vor Kurzem beim Lagotto entdeckt. Außerdem treten Benigne familiäre juvenile Epilepsie (JE), Hüftgelenks-Dysplasie (HD) und eine erbliche Form der Patellaluxation (Herausrutschen der Kniescheibe) auf. Achte deshalb auf einen verantwortungsvollen Züchter beim Welpenkauf.

Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und die richtige Pflege können Krankheiten vorbeugen.

Der Kauf eines Lagotto Romagnolo sollte gut überlegt sein. Nicht nur die Anschaffung des Hundes verursacht Kosten, sondern auch Futter, Spielzeug und Tierarztbesuche. Ein Welpe von einem seriösen Züchter kann zwischen 1500 und 3000 Euro kosten. Einen seriösen Züchter erkennst du beispielsweise daran, dass er Mitglied anerkannter Zuchtverbände ist und hohe Zuchtstandards einhält. Eine persönliche Kontaktaufnahme und ein Besuch vor Ort können bei der Einschätzung helfen.

Vor dem Kauf solltest du unbedingt nach Gesundheitstests fragen. Dies dient der Identifizierung und Vermeidung bestimmter genetisch bedingter Erkrankungen. Zu den typischen Gesundheitstests für Lagotti gehören Untersuchungen der Hüfte, des Ellenbogens und der Augen. Ein seriöser Züchter wird in der Lage sein, alle relevanten Gesundheitsinformationen zur Verfügung zu stellen.

Achte außerdem darauf, dass der Züchter die Welpen innerhalb einer angemessenen Frist nach der Geburt registriert, normalerweise bei einer anerkannten Organisation wie dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) oder einem anderen nationalen Zuchtverband. Eine ordnungsgemäße Registrierung dokumentiert die Herkunft, Rassestandards und Gesundheit deines Vierbeiners.

Die wohl größte Besonderheit dieser Hunderasse ist ihre extrem feine Nase, die sie nicht nur für die Trüffelsuche prädestiniert, sondern auch für alle Arten der Nasenarbeit. Sein freundliches und aufgewecktes Wesen macht den Lagotto Romagnolo zu einem treuen Gefährten für Kinder und Erwachsene und zu einem idealen Hund für Anfänger. Da der Lagotto nur wenig Haare verliert, kann er unter Umständen sogar für Allergiker geeignet sein. Ein individueller Allergietest sollte jedoch unbedingt vor der Anschaffung erfolgen.