Patellaluxation: Kniescheibenprobleme beim Hund
11.11.2025 - Lesedauer: 9 Minuten

Besonders kleinere Hunderassen wie der Jack Russell Terrier sind häufiger von einer Patellaluxation betroffen.
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Die Patellaluxation beschreibt bei Hunden eine schmerzhafte, temporäre oder auch dauerhafte Verlagerung der Kniescheibe, bei der diese aus ihrer normalen Position springt. Bei Hunden sind vor allem kleinere Rassen betroffen, da diese zuchtbedingt meist unter anatomischen Fehlbildungen leiden. Weitere Einflussfaktoren sind Fehlbelastungen oder -haltung im Welpenalter sowie Unfälle und ein natürlicher Verschleiß im Alter. Übergewicht wirkt sich zusätzlich negativ auf eine bestehende Patellaluxation aus. Je nach Schweregrad kann die Patellaluxation von allein oder unter Manipulation in ihre physiologische Position gebracht werden. Meist hilft Physiotherapie bei den Beschwerden und kann einer Luxation vorbeugen. In verstärkten Fällen kann eine Operation nötig sein. Erfahre hier, wie du Symptome bei deinem Hund erkennst und was du bei einer Patellaluxation tun kannst!
- Was ist eine Patellaluxation beim Hund?
- Wie erkennt man eine Patellaluxation beim Hund?
- Ursachen und Risikofaktoren
- Behandlungsmöglichkeiten bei Patellaluxation
- Wie lange dauert die Heilung einer Patellaluxation?
- Was passiert, wenn eine Patellaluxation unbehandelt bleibt?
- Wie hoch ist die Lebenserwartung eines Hundes mit Patellaluxation?
- Tipps zur Vorbeugung
- Fazit: Anzeichen für Patellaluxation ernst nehmen
Das Wichtigste in Kürze:
- Bei der Patellaluxation springt die Kniescheibe (Patella) aus der Gleitrinne, was zu Schmerzen und einem geänderten Gangbild führen kann.
- Besonders häufig betroffen sind kleine bis sehr kleine Hunderassen wie Chihuahua, Yorkshire Terrier oder Zwergpudel. Oft tritt die Erkrankung auch beidseitig auf.
- Hauptursache ist eine genetisch bedingte anatomische Fehlstellung oder ein Trauma. Faktoren wie Übergewicht können die Beschwerden zusätzlich verstärken.
- Abhängig vom Schweregrad kommen konservative Maßnahmen (Gewichtskontrolle, Physiotherapie, Schonung) oder eine Operation infrage.
- Früh genug und mit Erfolg therapiert, wirkt sich die Patellaluxation nicht auf die Lebenserwartung aus.
Was ist eine Patellaluxation beim Hund?
Die Patellaluxation bezeichnet das Herausspringen der Kniescheibe aus ihrer Führungsrinne im Oberschenkelknochen. Betroffene Hunde zeigen dadurch Schmerzen, Lahmheit oder einen auffälligen „hüpfenden“ Gang. Meist rutscht die Kniescheibe nach innen (medial), seltener nach außen (lateral). Rund die Hälfte aller betroffenen Hunde zeigt die Luxation an beiden Hinterbeinen, da die Ursache häufig in einer genetisch bedingten anatomischen Fehlbildung liegt.
Patella ist dabei der lateinische Name für die Kniescheibe, also den flachen Knochen, der im Kniescheibenband über dem Kniegelenk eingebettet ist. Eine laterale Patellaluxation ist deutlich seltener und betrifft vorwiegend große Hunderassen. Nach innen verlagerte Patellaluxationen treten dagegen bei kleinen sowie mittelgroßen Rassen auf. Während bei einer leichten Form der Patellaluxation beim Hund Übungen ausreichen können, kann bei stärkerer Erkrankung eine Operation nötig sein.
Eine Patellaluxation wird in vier Grade eingeteilt:
- Grad I: Die Kniescheibe kann aus ihrer normalen Position manipuliert werden. Während normaler Bewegung kommt es aber selten zu einer spontanen Luxation. Bei dieser Ausprägung kann die Kniescheibe je nach Bewegung von allein in die normale Position zurückspringen, wenn der Druck auf die Patella nachlässt.
- Grad II: Hier kann die Kniescheibe durch Manipulation und auch durch die Beugung des Knies aus ihrer Position gebracht werden. Sie kann spontan durch Streckung des Knies oder durch Manipulation zurück in ihre ursprüngliche Position springen. Das gelingt mitunter auch während der Untersuchung beim Tierarzt.
- Grad III: Die Patella liegt meist luxiert vor, kann aber manuell zurück in ihre physiologische Position gebracht werden. Meist luxiert die Kniescheibe erneut bei einer Spontanbewegung. Dieser Grad der Patellaluxation hat ein verändertes Gangbild zur Folge, bei dem die erkrankte Seite weniger stark belastet wird. Der Hund erlebt deutliche Einschränkungen beim Laufen. Eine OP als Behandlung ist wahrscheinlich, weil die manuelle Rücklagerung nicht anhalten wird.
- Grad IV: Beim schwersten Grad liegt die Patella dauerhaft luxiert vor und kann durch Manipulation nicht zurück in ihre Position gebracht werden. Der Hund ist umgehend behandlungsbedürftig. Die Kniescheibe kann meist nur durch eine Operation dauerhaft zurück in ihre Position gebracht werden.
Wie erkennt man eine Patellaluxation beim Hund?
Die Symptome einer Patellaluxation beim Hund sind sehr unterschiedlich und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Typisch ist der sogenannte „Hüpfgang“. Der Hund läuft einige Schritte normal, setzt dann plötzlich ein Hinterbein aus und hüpft kurzzeitig auf drei Beinen weiter. Anschließend belastet er das betroffene Bein wieder normal, als wäre nichts gewesen. Dieses zeitweise Lahmen kann für die Halterin oder den Halter irritierend sein, ist aber ein klassisches Anzeichen für eine luxierende Patella.
Viele Hunde zeigen zudem eine wechselnde Lahmheit, die mal stärker und mal schwächer ausfällt. Gerade in frühen Stadien treten die Beschwerden oft nur gelegentlich auf. Manche Tiere wirken im Alltag unauffällig, verweigern jedoch plötzlich das Treppensteigen oder zeigen Schmerzen beim Aufstehen. In schwereren Fällen sind die Hunde plötzlich dauerhaft lahm, bewegen sich steif oder setzen das betroffene Bein nur noch eingeschränkt ein. Auch ein auffälliger, unregelmäßiger Gang oder Abwehrreaktionen beim Strecken oder Beugen des Knies gehören zu den möglichen Symptomen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen einer Patellaluxation sind vielfältig, wobei genetische Faktoren die wichtigste Rolle spielen. Daneben gibt es weitere Einflüsse, die die Entstehung oder Verschlimmerung begünstigen können.
- Genetik: In den meisten Fällen liegt eine erblich bedingte Fehlstellung der Hintergliedmaßen vor. Besonders kleine Rassen wie Chihuahua, Zwergpudel und Yorkshire Terrier sowie Toy-Varianten sind betroffen. Viele dieser Rassen fallen unter die Qualzuchten, weshalb die Zucht grundsätzlich als sehr fraglich zu sehen ist.
- Übergewicht: Übergewicht führt nicht direkt zur Entstehung einer Patellaluxation, belastet aber die Gelenke zusätzlich. Dadurch können Symptome verstärkt auftreten und Begleitprobleme wie Arthrose schneller entstehen.
- Traumata: Auch Unfälle, Stürze oder falsche Bewegungen sind häufig verantwortlich für das Krankheitsbild. So kann eine Patellaluxation beim Hund zum Beispiel durch einen Treppensturz verursacht werden.
- Alter und Verschleiß: Bei älteren Hunden steigt die Wahrscheinlichkeit eines Gelenkverschleißes, der sich negativ auf bestehende Luxationen auswirken und zu stärkeren Schmerzen und einer schlechteren Beweglichkeit führen kann.
Behandlungsmöglichkeiten bei Patellaluxation
Eine Patellaluxation beim Hund kann in manchen Fällen harmlos und kaum behandlungsbedürftig sein, während in anderen eine umfangreiche Therapie notwendig wird. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt vor allem vom Schweregrad der Erkrankung und den Beschwerden des Hundes ab. Grundsätzlich sollte in jedem Fall zunächst eine tierärztliche Untersuchung erfolgen, um die richtige Vorgehensweise festzulegen.
Konservative Behandlung ohne Operation
Leichte Patellaluxationen der Grade I und teilweise auch Grad II machen nicht zwangsläufig eine Operation erforderlich. In vielen Fällen kann der Tierarzt die Kniescheibe manuell wieder in Position bringen. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Heilungschancen deutlich, jedoch führt dies zu keiner Heilung der Luxation und kann meist nur die Notwendigkeit einer Operation hinauszögern. Im Anschluss ist eine Schonung wichtig, unterstützt durch gezielte Maßnahmen wie Physiotherapie, gelenkschonende Übungen und bei Bedarf auch Schmerzmittel. Zusätzlich spielt das Körpergewicht des Hundes eine große Rolle: Bei übergewichtigen Tieren trägt eine konsequente Gewichtsreduktion erheblich dazu bei, die Gelenke zu entlasten und Beschwerden zu verringern.
Wann ist eine Operation notwendig?
Ob eine Operation erforderlich ist, entscheidet der Tierarzt nach der genauen Diagnose des Schweregrads. Besonders bei einer Patellaluxation der Grade III und IV wird in den meisten Fällen zu einem chirurgischen Eingriff geraten. Ziel der verschiedenen Operationstechniken ist es stets, die Kniescheibe dauerhaft in die richtige Position zu bringen und die Stabilität des Gelenks zu sichern. Nach der Operation benötigt der Hund ausreichend Ruhe und Schonung. Eine anschließende Physiotherapie ist entscheidend, damit die Muskulatur gestärkt und die Beweglichkeit des Knies wiederhergestellt wird. Zusätzlich sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der Tierarztpraxis erfolgen, um den Heilungsverlauf engmaschig zu überwachen.
Was kostet eine Patellaluxations-OP beim Hund?
Die Kosten einer Operation hängen von mehreren Faktoren ab: vom Schweregrad der Erkrankung, der angewandten Technik, dem individuellen Aufwand sowie dem Abrechnungssatz der Tierarztpraxis. In der Regel bewegen sich die Kosten für eine Operation im unteren vierstelligen Bereich. Zusätzlich solltest du berücksichtigen, dass auch für Diagnose, Nachsorge und Physiotherapie weitere Ausgaben entstehen können. Eine Hundekrankenversicherung kann die Kosten teilweise oder vollständig übernehmen, weshalb sich ein genauer Blick in die Vertragsbedingungen lohnt.
Wie lange dauert die Heilung einer Patellaluxation?
Die Heilung nach einer Patellaluxation erfordert Geduld, da der gesamte Prozess mehrere Wochen dauern kann. Besonders nach einer Operation sollte dein Hund so ruhig wie möglich gehalten werden. Spaziergänge sind in dieser Zeit nur kurz, an der Leine und auf ebenem Untergrund erlaubt. Springen, abruptes Drehen oder Toben sollten unbedingt vermieden werden, um das operierte Gelenk nicht zu belasten. Auch im häuslichen Umfeld ist Vorsicht geboten: Treppensteigen sollte verhindert werden, indem du den Hund trägst oder die Treppen mit Gittern absperrst oder durch Rampen das Überwinden ermöglichst. Ebenso ist es sinnvoll, den Kontakt zu stürmischen Spielgefährten zeitweise einzuschränken, da ausgelassenes Spielen die Heilung verzögern kann.

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Was passiert, wenn eine Patellaluxation unbehandelt bleibt?
Langfristig kann eine Arthrose auftreten, wenn die Symptome der Patellaluxation nicht erkannt werden und keine entsprechende Diagnose gestellt wird. Auch Folgeschäden wie ein Kreuzbandriss sind möglich. Lediglich bei Grad I der Patellaluxation sind solche Komplikationen unwahrscheinlicher. Dennoch solltest du mit deinem Hund sofort eine tierärztliche Praxis aufsuchen, wenn du bemerkst, dass er Schmerzen hat und/oder nicht richtig laufen kann. Bei einer frühen Diagnose ist die Prognose besser.
Wie hoch ist die Lebenserwartung eines Hundes mit Patellaluxation?
Erhält dein Hund eine angepasste Therapie, kann er ein langes und gesundes Leben führen. Wichtig ist die Heilungsphase von mindestens mehreren Wochen mit den entsprechenden Übungen für die Patellaluxation und ausreichender Schonung, insbesondere nach einer Operation. Die Prognose der heutigen Behandlungsformen ist gut, sowohl bei jüngeren als auch bei erwachsenen Tieren. Folglich hat die Patellaluxation auf die Lebenserwartung nur sehr selten einen negativen Einfluss.
Tipps zur Vorbeugung
Eine Patellaluxation lässt sich nicht in jedem Fall verhindern, da genetische Faktoren eine große Rolle spielen. Dennoch kannst du mit einigen Maßnahmen aktiv dazu beitragen, das Risiko zu senken und die Gelenkgesundheit deines Hundes langfristig zu unterstützen.
- Gesundes Körpergewicht: Halte deinen Hund schlank. Jedes zusätzliche Kilo bedeutet eine Mehrbelastung für die Gelenke und kann Beschwerden deutlich verstärken.
- Kontrollierte Bewegung: Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung fördert den Muskelaufbau und stabilisiert das Kniegelenk. Spaziergänge auf weichem Untergrund sind besonders geeignet.
- Vermeidung von Überlastung: Achte darauf, dass dein Hund keine übermäßigen Sprünge oder abrupte Bewegungen ausführt, die die Kniescheibe zusätzlich belasten könnten.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung im Welpenalter unterstützt die korrekte Entwicklung von Knochen und Gelenken. Ergänzungen sollten nur nach tierärztlicher Rücksprache erfolgen.
- Frühe Vorsorge: Lass gefährdete Rassen regelmäßig tierärztlich untersuchen. So können erste Anzeichen einer Patellaluxation rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
- Verantwortungsvolle Zucht: Hunde mit diagnostizierter Patellaluxation sollten von der Zucht ausgeschlossen werden, um die Vererbung der Erkrankung zu vermeiden.
Fazit: Anzeichen für Patellaluxation ernst nehmen
Bemerkst du bei deinem Hund ein verändertes Gangbild, das auf eine Patellaluxation schließen lässt, solltest du nicht zögern und deinen Vierbeiner in einer Tierarztpraxis untersuchen lassen. Wird eine Patellaluxation diagnostiziert, reicht je nach Schweregrad entweder die vorübergehende Schonung aus oder Physiotherapie oder eine Operation sind erforderlich. Achte auf mögliche Risikofaktoren wie Übergewicht oder eine genetische Veranlagung, um von Anfang an einer Patellaluxation vorzubeugen.





