Hund zittert – was tun?
30.09.2024 - Lesedauer: 9 Minuten
Oftmals ist das Zittern aber kein Grund zur Sorge, sondern gehört zum artgerechten Verhalten. Wann du gelassen bleiben kannst, wenn dein Hund zittert, und in welchen Situationen du hingegen wachsam sein und den Hund zum Tierarzt bringen solltest, erfährst du hier.
Warum zittert mein Hund?
Die meisten Hundehalter haben es schon beobachtet: Der Hund zittert: entweder am ganzen Körper oder nur an einzelnen Körperteilen, etwa den Beinen.
Zittern gehört zum normalen Verhaltensrepertoire von Hunden und ist erst einmal kein Grund zur Besorgnis. Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass ein Hund zittert. Viele davon sind harmlos. Das Muskelzittern kann aber auch ein Symptom für eine Erkrankung sein. Deshalb solltest du genau beobachten, in welchen Situationen, wie oft und wie lang dein Hund zittert. Außerdem ist es wichtig, den allgemeinen Gesundheitszustand des Hundes sowie seine Körpersprache im Blick zu haben.
Wie entsteht das Zittern?
Beim Zittern – medizinisch Tremor – ziehen sich die Muskeln kurz zusammen und entspannen sich dann wieder. Dieses geschieht in einer rhythmischen Frequenz und kann in unterschiedlicher Geschwindigkeit passieren. Das Zittern kann sowohl im Ruhezustand als auch während oder nach einer Aktivität einsetzen.
Harmlose Ursachen, wenn der Hund zittert
Es gibt jede Menge unterschiedlicher Gründe für das Muskelzucken. Beobachtest du deinen Vierbeiner sorgfältig, wirst du schnell wissen, warum er in bestimmten Situationen zittert.
Der Hund friert
Ein sehr banaler Grund für das Zittern ist Kälte: Die Muskelgruppen versuchen, durch das rhythmische Zusammenziehen Wärme zu erzeugen und diese an den Körper abzugeben. Wenn dein Hund stark zittert und ihr im Winter draußen unterwegs seid, kann das also daran liegen, dass er friert.
Besonders Hunderassen mit wenig Unterfell wie der Rodesian Ridgeback, Magyar Vizsla sowie kleine Hunde wie Dackel und Chihuahuas frieren schnell. Du solltest sie mit einem warmen Hundemantel ausreichend vor Kälte schützen.
Der Hund zittert im Schlaf
Hunde träumen: Sie verarbeiten ihre Erlebnisse, und oftmals sind ihre Träume so aufregend, dass ihr Körper sich dabei bewegt. Typisch ist das Muskelzittern bzw. Muskelzucken. Häufig bewegen die Vierbeiner auch ihre Pfoten bzw. Beine und ahmen dadurch Laufbewegungen nach. Nicht selten winseln oder bellen die Tiere sogar im Schlaf. Wenn dein Hund im Ruhezustand zittert und dabei schläft, ist das also ganz normal.
Der Hund zittert nach körperlicher Aktivität
Wenn dein Hund zittert und hechelt und ihr gerade von einem ausgedehnten Spaziergang nach Hause kommt, ist das ebenfalls kein Grund zur Sorge. Nach ausdauernder Bewegung beim Spielen oder Laufen entspannen sich die Muskeln beim Zittern. Dadurch wird Stress abgebaut. Dieses Zittern sollte aber – wie das schnelle Hecheln – nach ein paar Minuten aufhören.
Der Hund zittert vor Aufregung
Angst, Freude, Stress – wenn deine Spürnase aufgeregt ist, kann es zum Zittern kommen. Wie Menschen reagieren viele Tiere mit Zittern auf starke Emotionen. Zittert dein Hund beim Einatmen, stecken meist unkontrollierte Empfindungen dahinter.
- Hunde, die aus Angst zittern, zeigen meist weitere körperliche Anzeichen: Sie ziehen den Schwanz ein, legen die Ohren an und/oder nehmen eine geduckte Körperhaltung ein.
- Wenn dein Hund beim Autofahren hechelt und zittert, steckt wahrscheinlich Stress dahinter. Viele Spürnasen zittern, wenn sie beim Tierarzt sind.
- Wedelt dein Vierbeiner hingegen mit dem Schwanz und zittert dabei, freut er sich oder ist aus einem anderen Grund erregt, zum Beispiel wenn er auf Artgenossen trifft.
Generell gilt: Durch das Zittern baut ein Hund überschüssige Energie ab.
Altersbedingtes Zittern
Schwächere Muskeln zittern schneller. Da die Muskeln im Alter an Spannkraft verlieren, zittern Hundesenioren schneller und mehr als Welpen und Junghunde. Ältere Hunde zittern besonders an den Beinen. Das gehört zu den normalen Alterserscheinungen. Allerdings kann sich dahinter eine Arthrose verbergen. Du solltest das Zittern daher bei deinen regelmäßigen Tierarzt-Besuchen ansprechen.
Zittert dein alter Hund am ganzen Körper oder im Liegen, kann das ein Symptom für eine ernsthafte Erkrankung sein. Beruhigen sich die Muskeln nicht innerhalb kurzer Zeit, musst du mit deinem Vierbeiner sofort zum Tierarzt gehen.
Der Hund zittert nach einer Impfung
In der Liste möglicher Impfreaktionen taucht das Muskelzittern auf, übrigens ebenso wie Fieber, Appetitlosigkeit und Müdigkeit. Besonders bei Welpen oder jungen Hunden scheint das Zittern nach einer Impfung häufiger vorzukommen. Ist dein Vierbeiner also geimpft worden und zittert danach für kurze Zeit, musst du dir erst einmal keine Sorgen machen.
Der Hund zittert nach einer Operation
Deine Fellnase hat eine OP gut überstanden, zittert aber am ganzen Körper, als du sie in der Tierklinik im Empfang nimmst? Dieses Zittern ist ganz normal und kann unterschiedliche Gründe haben:
- Aufregung: Dein Hund ist durch die ungewohnte Umgebung und Situation extrem gestresst, hat Angst und zittert daher.
- Narkose: Zu den Nebenwirkungen einer Narkose zählt das Muskelzucken. Eine Anästhesie verursacht bei den Vierbeinern manchmal albtraumartige Zustände, bei denen die Hunde plötzlich zittern.
- Schmerzen: Auf starke Schmerzen kann ein Hund mit Zittern reagieren.
In jedem Fall solltest du die Muskelkontraktionen nach einer Operation genau beobachten und deinen vierbeinigen Kumpel nie allein lassen. Gegen das Angstzittern helfen deine Nähe und beruhigendes Streicheln; gegen Schmerzen ein Schmerzmittel. Hört das Zittern nicht auf, solltest du den behandelnden Tierarzt um Rat fragen.
Ernst zu nehmende Ursachen, wenn der Hund zittert
Das Zittern kann beim Hund Ausdruck von Unwohlsein und Schmerzen sein. Zittert dein Hund bei folgenden Situationen, solltest du nicht lange zögern, sondern sofort handeln.
Hitzschlag
Genau wie ein Hund bei Kälte zittert, beginnt er auch mit dem Muskelzucken, wenn sein Körper überhitzt ist. Weitere Anzeichen für einen sogenannten Hitzschlag beim Hund sind:
- Schnelles und starkes Hecheln
- Verkrampfung der Muskeln
- Übermäßiger Speichelfluss
- Tiefrote Schleimhäute
- Herzrasen
- Erbrechen und/oder Durchfall
- Apathie
- Taumeln beim Gehen oder im Stehen
Zeigt dein Hund Anzeichen für einen Hitzschlag, ist das für ihn lebensgefährlich. Du musst ihn so schnell wie möglich an einen kühlen, schattigen Ort bringen. Versuche, seine Körpertemperatur mit nassen Handtüchern zu senken. Auch eine langsame Kühlung mit dem Gartenschlauch kann helfen: Beginne von den Beinen und arbeite dich allmählich nach oben vor. Allerdings solltest du nicht eiskaltes Wasser verwenden. Trinken sollte deine Spürnase jetzt unbedingt, um sich von innen abzukühlen. Hast du deinen Hund erst einmal stabilisiert, geh mit ihm zum Tierarzt, damit dieser seinen Zustand bewerten kann.
Vergiftung
Vergiftungen bei Hunden kommen recht häufig vor. Sie werden nicht nur durch heimtückische Giftköder ausgelöst, sondern vielmehr durch für Hunde giftige Lebensmittel, giftige Pflanzen und Chemikalien im Haushalt wie Reiniger, Dünger, Medikamente und Co. Auch Insekten- oder Schlangenbisse sowie das Fressen von Kot oder Aas können bei Hunden zu Vergiftungserscheinungen führen.
Bei einer Vergiftung tritt das Zittern nicht als isolierte körperliche Reaktion auf. Weitere Anzeichen für eine Vergiftung sind:
- Durchfall und Erbrechen (auch mit Blut)
- Übermäßiger Speichelfluss
- Krämpfe
- Unruhe
- Fieber oder Untertemperatur
- Schwäche und Benommenheit
- Tobsucht
Zittert der Hund am ganzen Körper und hast du den Verdacht, er könnte sich vergiftet haben, solltest du keine Zeit verlieren und deine Spürnase so schnell wie nur möglich zum Tierarzt bringen.
Anaphylaktischer Schock
Hinter dem Zittern kann eine schwere allergische Reaktion stecken. Diese wird meist durch Insektenstiche von Wespen, Bienen, Hummeln oder Hornissen ausgelöst. Der Hund muss in diesem Fall mit den entsprechenden Erste-Hilfe-Maßnahmen notversorgt und so schnell wie möglich zum Veterinär gebracht werden.
Der Hund zittert: Symptom von Krankheit
Wenn dein Hund zittert, ist das unter Umständen ein Anzeichen für eine Krankheit – vor allem, wenn dabei weitere besorgniserregende Symptome auftreten. Zittern kann ein Anzeichen für viele unterschiedliche Erkrankungen sein. Einige davon haben wir hier aufgelistet.
Epilepsie
Die Epilepsie ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems und kommt bei Hunden gar nicht so selten vor. Besonders betroffen sind Hunderassen wie Pudel, Golden Retriever, Weimaraner oder Border Collies. Zu den häufigsten Symptomen der Epilepsie bei Hunden zählen das plötzliche Umfallen, Zittern und Muskelzuckungen, Verkrampfungen sowie das Entleeren von Blase und Darm.
Chronische Schmerzen
Wenn ein Hund zittert und nicht frisst, kann es sein, dass er starke Schmerzen hat. Bei Leiden wie Arthrose, einem Bandscheibenvorfall oder einer Dysplasie hat ein Vierbeiner dauerhaft Schmerzen. Das kann dazu führen, dass seine Muskeln ständig zittern. In einem solchen Fall musst du unbedingt zum Tierarzt, damit deinem Hund geholfen wird.
Magendrehung
Eine Magendrehung kann für Hunde lebensgefährlich sein. Betroffen sind vor allem große Hunderassen. Bei diesem plötzlich auftretenden Notfall dreht sich der Magen des Hundes um die eigene Achse. Dadurch werden sowohl der Eingang zur Speiseröhre sowie der Ausgang zum Dünndarm vom Magen abgeschnitten. Außerdem werden wichtige Blutgefäße abgeschnürt. Neben dem Zittern sprechen Anzeichen wie Unruhe, ein Blähbauch, Würgereiz, Atemnot und erhöhter Speichelfluss für eine Magendrehung.
Staupe
Staupe gehört zu den für Hunde sehr gefährlichen Viruserkrankungen. Hunde, die sich mit dem Caninen Staupevirus infiziert haben, können innerhalb weniger Tage sterben. Zum Glück gibt es eine Impfung gegen diese heimtückische Erkrankung. Zu den Beschwerden von Staupe gehört das für diese Krankheit typische Zittern der Muskeln, das auch als „Staupetick“ bezeichnet wird. Es tritt aber nicht isoliert auf, sondern mit anderen Symptomen wie Fieber, Erbrechen, Durchfall, Husten, Nasenausfluss und Entzündungen der Haut sowie der Augen.
White-Dog-Shaker-Phänomen
Beim White-Dog-Shaker-Syndrom handelt es sich um eine Erbkrankheit, die vorwiegend bei weißen und kleineren Hunden auftritt. Betroffen sind Rassen wie Malteser, Bichon Frisé oder West Highland White Terrier. Die unter dieser Erkrankung leidenden Tiere zittern am ganzen Körper, sogar am Kopf. Mit einer entsprechenden Therapie kann das Zittern unterdrückt werden. Eine Heilung dieser Krankheit gibt es allerdings nicht.
Nieren-Insuffizienz
Wenn der Hund zittert, kann das auf eine Nieren-Insuffizienz hinweisen. Leider treten weitere Symptome wie Appetitlosigkeit, geringer Harndrang, Gewichtsverlust und Apathie erst auf, wenn diese Erkrankung schon sehr weit fortgeschritten ist. Kommt es zudem zu hohem Fieber, Blutungen oder Vergiftungserscheinungen, kann ein Nierenversagen vorliegen. In diesem Fall ist schnelles Handeln angesagt.
Fazit:
Zittert dein Hund, muss das nichts Schlimmes bedeuten. Allerdings solltest du genau beobachten, wann und wie lang er zittert. Meist wirst du schnell herausfinden, ob das Zittern normal ist oder Anzeichen für ein Unwohlsein darstellt.
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