Mastino Napoletano – gelassener Zeitgenosse mit starkem Beschützerinstinkt
03.09.2025 - Lesedauer: 5 Minuten

Gutmütig, ruhig und wachsam - diese Eigenschaften zeichnen den Mastino Napoletano aus. Informier dich hier über diese seltene Hunderasse.
Okikukai/istock via Getty Images
Diesen Hund kann nichts aus der Ruhe bringen: Der Mastino Napoletano ist von geradezu stoischer Gelassenheit und scheint sich seines imposanten Auftritts durchaus bewusst. Seine Kraft und Stärke braucht eine souveräne Führung. Ist das der Fall, wird der gutmütige Vierbeiner zu einem treuen Familienmitglied. Da die Rasse zunehmend in Richtung extremer Merkmale gezüchtet wurde, zählt sie zu den Qualzuchten und leidet unter verschiedenen Erkrankungen.
SteckbriefMastino Napoletano
Rasse | Mastino Napoletano |
Herkunft | Italien |
Klassifikation | Molossoide, doggenartige Hunde |
Größe | Widerristhöhe 65 bis 75 Zentimeter (Rüde), 60 bis 68 Zentimeter (Hündin) |
Gewicht | 50 bis 70 Kilogramm
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Körperbau | massiv, stämmig, robust |
Augen | runde, meist dunkle Augen, die nicht durch Hautfalten verdeckt sein dürfen |
Ohren | klein, dreieckig, flach anliegend |
Fell und Farbe | kurzes, raues, dichtes Haarkleid, Farbvarietäten: Grau, Bleigrau, Schwarz, Braun, Hirschrot |
Besonderheiten | wird in einigen Bundesländern als gefährlich eingestuft, unbedingt an seriösen Züchter wenden |
Charakter | beschützend, wachsam, gelassen, freundlich |
Gesundheit | Neigung zu Hautentzündungen, Brachyzephalie, Ektropium, Hüftgelenks- und Ellbogendysplasie, sowie andere Gelenk- und Knochenerkrankungen |
Gemächlicher Italiener mit antiken Vorfahren
Der Mastino Napoletano gilt als Nachfahre römischer Molosserhunde, die die antiken Legionen auf ihren Feldzügen begleiteten und in den Arenen gegen wilde Tiere und Gladiatoren kämpften. In Süditalien diente er jahrhundertelang als treuer Schutz- und Wachhund auf Bauernhöfen. Noch heute ist der Mastino Napoletano in der Region um Neapel weit verbreitet.
Im Jahr 1947 begann man in Italien mit der kontrollierten Zucht; 1956 wurde die Rasse von der FCI (Fédération Cynologique Internationale) offiziell anerkannt. In Deutschland gilt dieser imposante, gutmütige Vierbeiner als seltene Hunderasse. Er wurde in einigen Bundesländern in die „Liste der gefährlichen Hunderassen“ aufgenommen.
Der Charakter des Mastino Napoletano
Der Mastino Napoletano ist trotz seiner „kämpferischen“ Vorfahren ein äußerst gelassener, ruhiger und freundlicher Vertreter. Er liebt seine Familie über alles und ist seinem Halter treu ergeben. Allerdings beschützt er sein Territorium mit Härte und Entschlossenheit.
Intelligent, wachsam und gutmütig – so zeigt sich ein konsequent erzogener Mastino Napoletano im Alltag. Heute wird er meist als Familien- und Begleithund gehalten: Kindern gegenüber ist er freundlich und geduldig. Trotzdem solltest du Kinder nie mit einem Hund dieser Größe und Kraft allein lassen. Fremde betrachtet er mit Scheu und Misstrauen. Begegnungen mit Artgenossen sind oft anstrengend, da insbesondere Rüden sehr dominant sein können.
Erziehung und Haltung des Mastino Napoletano
Hunde wie der Mastino Napoletano verfügen über eine enorme Kraft, die der Halter durch eine konsequente Erziehung kontrollieren und in die richtigen Bahnen lenken muss. Der Hund muss deinen Kommandos absoluten Gehorsam leisten, denn beim wortwörtlichen Kräftemessen an der Leine wird der Mastino immer als Sieger hervorgehen.
Bei der Erziehung dieser bisweilen etwas dickköpfigen Hunderasse solltest du dir vorher entsprechende Fachkenntnisse aneignen oder sich an einen erfahrenen Hundetrainer wenden. Geh mit deinem Mastino respektvoll und fair um, keinesfalls hart und ungerecht. Ein falscher Umgang kann, wie auch bei vielen anderen Hunderassen, zu Aggressivität führen. Eine frühe Sozialisation mit Artgenossen und Menschen ist für den Alltag mit dem Mastino von enormer Bedeutung.
Die Lieblingsbeschäftigung des Mastino Napoletano besteht darin, sein Territorium zu bewachen. Idealerweise lebt er deshalb auf einem eingezäunten Grundstück. Lange Spaziergänge und Wanderungen in gemächlichem Tempo sind genau das Richtige für den gemütlichen Hund – er ist nämlich keinesfalls ein Ausdauersportler!
Pflege des Mastino Napoletano
Die Pflege des kurzen Fells ist unkompliziert; einmal pro Woche Bürsten ist ausreichend. Mehr Aufmerksamkeit solltest du den vielen Hautfalten widmen: Diese musst du täglich auf Verschmutzungen oder erste Reizungen untersuchen. In den Hautfalten herrscht häufig Wärme und Feuchtigkeit, was ein ideales Milieu für Bakterien und Pilze darstellt. Eine konsequente tägliche Pflege ist daher das A und O.
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Besonderheiten des Mastino Napoletano
Der Mastino Napoletano darf in einigen Bundesländern nur unter bestimmten Auflagen gehalten werden. Die Verordnungen der einzelnen Bundesländer findest du hier:
- Berlin
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Brandenburg
- Hamburg
- Nordrhein-Westfalen
Beachten solltest du auch, dass sogenannte Listenhunde einem höheren Steuersatz unterliegen.
In den letzten Jahrzehnten gab es wegen unseriöser Zuchtbemühungen viele Fehlentwicklungen wie eine Überfülle an Haut und Falten, ein zu großer Kopf und herunterhängende Augenlider. Auch die Lebenserwartung sank durch eine verantwortungslose Zucht: Sie liegt heute meist zwischen sechs und neun Jahren. Früher erreichten die Hunde ein Alter von zwölf Jahren. Falls du dich dennoch für einen Mastino Napoletano entscheidest, wende dich am besten an umliegende Tierheime oder rassespezifische Tierschutzorganisationen.
Gesundheit des Mastino Napoletano
Der Mastino Napoletano neigt zu zahlreichen Erkrankungen, wobei insbesondere die ausgeprägte Faltenbildung Probleme verursacht. Durch Feuchtigkeit und Reibung kann es zu chronischen Hautentzündungen kommen, die ein ideales Milieu für Bakterien und Pilze darstellen. Diese Entzündungen sind sehr schmerzhaft, meist leiden die Tiere zuvor bereits längere Zeit unter starkem Juckreiz. Die überschüssige Haut begünstigt zudem Fehlstellungen der Lider, sodass sich diese nach innen oder außen rollen. Dies führt zu vermehrtem Tränenfluss und Reizungen der Hornhaut.
Hinzu kommt die Kurzköpfigkeit, die mit einem stark veränderten Atemtrakt einhergeht und Atemprobleme verursacht. Insbesondere bei Stress oder Hitze kann es aufgrund der eingeschränkten Thermoregulation zu einem lebensgefährlichen Hitzschlag kommen.
Im Laufe der Zeit wurde der Mastino zudem immer wuchtiger gezüchtet und ist heute eine sehr muskulöse Rasse. Das hohe Gewicht belastet Knochen und Gelenke stark, weshalb eine Prädisposition für Hüftgelenksdysplasie und Ellbogendysplasien besteht. Ein konsequentes Gewichtsmanagement ist daher von Beginn an besonders wichtig.
Qualzucht-Hinweis
Diese Rasse wird in vielen Teilen der Welt als Qualzucht eingestuft.
Das 1999 im Auftrag der Bundesregierung und unter Mitwirkung des Deutschen Tierschutzbundes erstellte „Qualzuchtgutachten“ empfiehlt ein Zuchtverbot für haarlose, extrem kurzköpfige Zuchtformen (sogenannte brachycephale Rassen) und weitere, bei denen extreme Ausprägungen im Körperbau (sehr langer Rücken, stark verkrümmte Beine, Wirbelsäulenveränderungen, übermäßiges Fellwachstum usw.) ein gesundes Leben unmöglich macht.
Ein verantwortungsvoller Tierhalter, der natürlich viel Wert auf ein gesundes, unbeeinträchtigtes Leben seines Vierbeiners legt, sollte bei der Entscheidung für eine geeignete Rasse nicht nur auf hervorragende Charaktereigenschaften achten, sondern auch diese Hinweise unbedingt berücksichtigen.
Wir von Fressnapf setzen uns als verantwortungsbewusste Tierfreunde aktiv für das Wohlergehen der Tiere ein und möchten auf die Herausforderungen hinweisen, die bestimmte Zuchtpraktiken mit sich bringen. Daher vermeiden wir es bewusst, Bilder von Qualzuchten außerhalb expliziter Rasseportraits zu zeigen, um keine ungewollte Nachfrage zu fördern.
Uns ist zudem bewusst, dass viele Tierhalter nicht wissen, dass ihr geliebtes Haustier unter den Folgen einer Qualzucht leiden könnte. Unser Ziel ist es nicht, Schuldgefühle zu wecken, sondern durch informative Beiträge darüber aufzuklären und gleichzeitig Hilfestellungen zu geben, diesen Tieren ein möglichst gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.